AsaneRedakteur
#1»Die Zukunft muss mit eigenen Händen erfasst werden«
Dieser "Time Machine Blues" siedelt in der gleichen Welt der Vorgänger-Serie »Tatami Galaxy« von 2010, mit den gleichen Personen und deren Seiyuu (mit Ausnahme des Sprechers von Higuchi, der leider 2020 verstorben ist und daher nicht mehr selbst tätig werden konnte) – und baut auf den gleichen Macken und Verschrobenheiten, so daß der Kenner des Vorläufers sich auch hier gleich zu Hause fühlt. Auch dieses mal ist der Soundtrack von der bewundernswerten Michiru Ooshima, hier wie dort diskret, charmant und von feiner, unterschwelliger Ironie.
Wenn man aber als Zuschauer mit der sehr eigenen Optik und dem manchmal karikaturenhaften Einschlag beim Charakterdesign nicht klarkommt, kann man von vornherein hinschmeißen. Außerdem hat man diesen unglaublichen Texttsunami im de-aru-Stil zu bewältigen, den man am ehesten vielleicht von »Bakemonogatari« kennt. Was "Tatami Galaxy" angeht, hab ich drei Anläufe verteilt über 10 Jahre gebraucht, um mich mit dem Stil von Masaaki Yuasa, dem eigenwilligen Genie hinter der Serie, anzufreunden.
Die Optik ist alles andere als einfach oder armselig, wie man auf den ersten Blick meinen könnte; einesteils sehr flächig und jegliche dritte Dimension leugnend, andernteils vom echten Leben abfotografiert und künstlerisch bearbeitet, wie man hier (Bücherflohmarkt) und hier (Wohnheim) sehen kann. Was die künstlerischen Köpfe hinter dem Werk nicht davon abhält, mit grafischen Eigenwilligkeiten zu spielen wie solchen unterlegten Mustern, die dem ganzen eine Art Bilderbuchatmosphäre verleihen.
Was sich darin ausdrückt, ist einigermaßen schwer zu fassen. Eine eigenartige Faszination geht davon aus, ein Zwischenreich von Realität und Märchenwelt, mit einem Halb-Youkai als diabolischem Freund des Protagonisten und einer wahrsagenden Wetterhexe als Vermieterin. Mittendrin der Protagonist als Ich-Erzähler (daher schlicht "Watashi" – Ich) und sein heimlicher Schwarm Akashi, die meiner Meinung nach völlig zu unrecht als "kühl" und "eiskalt" charakterisiert wird. Sie ist eine Person von stiller Souveränität. Oftmals ernst und abwägend und damit die meiste Zeit in hartem Kontrast zu ihren Kommilitonen, die ungeniert die Sau rauslassen. Gedankenvoll, bücherliebend und den Kopf voller schräger Ideen, wie sich in ihrem Filmprojekt zeigt. Wenn sie lächelt, schmilzt die Welt dahin. Mein Herz ebenfalls.
Um was es in dieser kleinen Serie geht, ist ebenfalls schwer zu fassen. Es geht um Zeitreisen, ausgelöst durch diese technisch ausgefeilte Zeitmaschine, die wohl jemand aus dem Inventar eines Kindergartens geklaut hat. Und infolge der zu erwartenden Verwirrungen und Verwicklungen kommt es zu sehr komplizierten Situationen, die es zu durchschauen und zu meistern gilt. Das führt zu teils skurrilen, teils spielerisch-philosophischen Logikknäueln, und das nimmt man als willkommenen Anlass, haufenweise Zeittreise-Tropen parodistisch einzuflechten und humoristisch-chaotisch auseinanderzunehmen.
Anstoß dazu liefert gewissermaßen ein Unfall, als infolge eines Gerangels eine offene Colaflasche auf dem Tisch umfällt und ihren Inhalt über die Fernbedienung der Klimaanlage ergießt. Diese erweist sich als irreparabel zerstört, und da eine manuelle Bedienung der Anlage nicht vorgesehen ist, sieht man sich der Situation ausgesetzt, den heißen Sommer von Kyoto mit Schwitzen zu verbringen. Als am nächsten Tag in irgendeiner verrumpelten Ecke die Zeitmaschine gefunden wird, fasst man einen waghalsigen Entschluss.
Bald aber kommt man zu der Erkenntnis, daß man die Gegenwart nicht in der Vergangenheit reparieren kann, um eine lebenswerte Zukunft zu gewinnen. Obwohl die kaputte remote control mehrere Zeitreisen und mehrere Phasen unterschiedlicher Stabilität hinter sich bringt, muss sie kaputt bleiben, damit sie in der Zukunft funktionieren kann. Oder wie Akashi es ausdrückt: »Toki o Kakeru Rimokon«.
Eine Zeitmaschine als Projektionsfläche, die mehr über das Jetzt erzählt als über das Davor und Danach.
Dieser "Time Machine Blues" siedelt in der gleichen Welt der Vorgänger-Serie »Tatami Galaxy« von 2010, mit den gleichen Personen und deren Seiyuu (mit Ausnahme des Sprechers von Higuchi, der leider 2020 verstorben ist und daher nicht mehr selbst tätig werden konnte) – und baut auf den gleichen Macken und Verschrobenheiten, so daß der Kenner des Vorläufers sich auch hier gleich zu Hause fühlt. Auch dieses mal ist der Soundtrack von der bewundernswerten Michiru Ooshima, hier wie dort diskret, charmant und von feiner, unterschwelliger Ironie.
Wenn man aber als Zuschauer mit der sehr eigenen Optik und dem manchmal karikaturenhaften Einschlag beim Charakterdesign nicht klarkommt, kann man von vornherein hinschmeißen. Außerdem hat man diesen unglaublichen Texttsunami im de-aru-Stil zu bewältigen, den man am ehesten vielleicht von »Bakemonogatari« kennt. Was "Tatami Galaxy" angeht, hab ich drei Anläufe verteilt über 10 Jahre gebraucht, um mich mit dem Stil von Masaaki Yuasa, dem eigenwilligen Genie hinter der Serie, anzufreunden.
Die Optik ist alles andere als einfach oder armselig, wie man auf den ersten Blick meinen könnte; einesteils sehr flächig und jegliche dritte Dimension leugnend, andernteils vom echten Leben abfotografiert und künstlerisch bearbeitet, wie man hier (Bücherflohmarkt) und hier (Wohnheim) sehen kann. Was die künstlerischen Köpfe hinter dem Werk nicht davon abhält, mit grafischen Eigenwilligkeiten zu spielen wie solchen unterlegten Mustern, die dem ganzen eine Art Bilderbuchatmosphäre verleihen.
Was sich darin ausdrückt, ist einigermaßen schwer zu fassen. Eine eigenartige Faszination geht davon aus, ein Zwischenreich von Realität und Märchenwelt, mit einem Halb-Youkai als diabolischem Freund des Protagonisten und einer wahrsagenden Wetterhexe als Vermieterin. Mittendrin der Protagonist als Ich-Erzähler (daher schlicht "Watashi" – Ich) und sein heimlicher Schwarm Akashi, die meiner Meinung nach völlig zu unrecht als "kühl" und "eiskalt" charakterisiert wird. Sie ist eine Person von stiller Souveränität. Oftmals ernst und abwägend und damit die meiste Zeit in hartem Kontrast zu ihren Kommilitonen, die ungeniert die Sau rauslassen. Gedankenvoll, bücherliebend und den Kopf voller schräger Ideen, wie sich in ihrem Filmprojekt zeigt. Wenn sie lächelt, schmilzt die Welt dahin. Mein Herz ebenfalls.
Um was es in dieser kleinen Serie geht, ist ebenfalls schwer zu fassen. Es geht um Zeitreisen, ausgelöst durch diese technisch ausgefeilte Zeitmaschine, die wohl jemand aus dem Inventar eines Kindergartens geklaut hat. Und infolge der zu erwartenden Verwirrungen und Verwicklungen kommt es zu sehr komplizierten Situationen, die es zu durchschauen und zu meistern gilt. Das führt zu teils skurrilen, teils spielerisch-philosophischen Logikknäueln, und das nimmt man als willkommenen Anlass, haufenweise Zeittreise-Tropen parodistisch einzuflechten und humoristisch-chaotisch auseinanderzunehmen.
Anstoß dazu liefert gewissermaßen ein Unfall, als infolge eines Gerangels eine offene Colaflasche auf dem Tisch umfällt und ihren Inhalt über die Fernbedienung der Klimaanlage ergießt. Diese erweist sich als irreparabel zerstört, und da eine manuelle Bedienung der Anlage nicht vorgesehen ist, sieht man sich der Situation ausgesetzt, den heißen Sommer von Kyoto mit Schwitzen zu verbringen. Als am nächsten Tag in irgendeiner verrumpelten Ecke die Zeitmaschine gefunden wird, fasst man einen waghalsigen Entschluss.
Bald aber kommt man zu der Erkenntnis, daß man die Gegenwart nicht in der Vergangenheit reparieren kann, um eine lebenswerte Zukunft zu gewinnen. Obwohl die kaputte remote control mehrere Zeitreisen und mehrere Phasen unterschiedlicher Stabilität hinter sich bringt, muss sie kaputt bleiben, damit sie in der Zukunft funktionieren kann. Oder wie Akashi es ausdrückt: »Toki o Kakeru Rimokon«.
Eine Zeitmaschine als Projektionsfläche, die mehr über das Jetzt erzählt als über das Davor und Danach.
Beitrag wurde zuletzt am 07.02.2023 20:12 geändert.
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