SlaughtertripV.I.P.
#1Die »Polizei in einer Schale« – wie Deepl den Namen dieses Animes primär übersetzt – ist erfrischend anders, auch wenn die Prämisse das nicht unbedingt vermuten lässt. Grund dafür ist die Inszenierung dieses Comedy-Drama-Mixes.
Das wahre Polizeileben ist wohl auch eine Mischung aus Comedy und Drama. Es gibt Tage oder zumindest Momente, die aufheiternd sind, und an anderen wiederum ist man mit Mord und Totschlag oder Beleidigungen erzürnter Leute konfrontiert. Wie jeder andere Job kann auch dieser einem ganz schön an die Substanz gehen. In dieser Hinsicht ist dieser Anime so realistisch wie das Leben selbst. Im Gegensatz zu beispielsweise »Uramichi Onisan« lernt der Zuseher den schwierigen Arbeitsalltag nicht durch Schwarzen Humor kennen, sondern abwechselnd durch ganz leichten Humor, der die Grenzen guten Geschmacks nie überschreitet, sowie ernsthafte Polizeieinsätze, bei denen ebenjener Humor für ein paar Momente weichen muss. Die komödiantischen Szenen sind auf herrliche Art zwanglos und unaufdringlich, nie zu überzeichnet oder unrealistisch.
Der Aufbau ist episodisch; meistens enthält eine Folge zwei Segmente, die geringen oder keinen Zusammenhang zueinander aufweisen. Manche Segmente besitzen Elemente, die man bei einer Polizeiserie erwarten kann – beispielsweise die berühmte Anpan-Observierung; die meisten dieser kurzen Geschichten sind jedoch überraschend kreativ und zeigen Situationen in diesem Arbeitsumfeld auf, an die man im ersten Moment vermutlich gar nicht denkt. Die Fälle, die hier behandelt werden, reichen von Kavaliersdelikten und Falschmeldungen verwirrter Leute über Verfolgungsjagden nach Kleinkriminellen, häuslicher Gewalt, sexueller Belästigung und Drogenhandel bis hin zu einem ganz, ganz üblen Fall, der die gesamten letzten drei Folgen einnimmt. Am Ende heißt es meistens: »Ende gut, alles gut«. Natürlich kann man nicht jedes Verbrechen bereits vor seiner Entstehung verhindern, aber der Anime möchte dieses unrealistische Bild auch nicht vermitteln. Viele der Folgen verlässt man deshalb mit einem gemischten Gefühl – mit einem guten Gefühl, weil alles einen einigermaßen guten Ausgang genommen hat, und mit einem etwas schwermütigen Gefühl, eben weil der Ausgang nur einigermaßen gut war.
Der episodische Aufbau ist vielleicht sogar der Schwachpunkt dieses Animes. Es fehlt einfach eine übergeordnete Handlung, die hier sicherlich viel Potenzial gehabt hätte. Bei einem reinen Comedy-Anime, dessen Geschichten über die Intention, den Zuseher mittels ganz leichter Kost zu berieseln, ihn zu unterhalten und ihn zum Lachen zu bringen, nicht hinausgehen, funktioniert ein episodischer Aufbau wunderbar, doch das Drama, das hier in so ziemlich jeder Folge zu spüren ist, hätte in Form eines übergreifenden Handlungsbogens dem Anime eine Tiefe verliehen, die es so leider nur in kleinem Rahmen gibt.
Ein roter Faden in der Handlung wäre den Charakteren ebenfalls zugutegekommen, denn obwohl diese gut ausgearbeitet sind und deutliche, aber nicht zu übertriebene oder klischeehafte Persönlichkeitsmerkmale besitzen, weiß man nur sehr wenig über sie und ihre Hintergründe. Das Protagonisten-Duo besteht aus Mai Kawai und Seiko Fuji. Man kann aber nicht sagen, dass die beiden alike two peas in a pod sind, da sie viel zu unterschiedlich sind. Der ausgetretene Pfad der gängigen Verhörtaktik »guter Bulle, böser Bulle«, die zum popkulturellen Filmklischee wurde, wird hier glücklicherweise nicht betreten, da das nur dem Realismus und dem Drama geschadet hätte und die Comedy zu einer Aneinanderreihung von zu erwartenden Gags degradiert worden wäre. Dennoch ist Mai, die den süßesten Nachnamen ever hat, die introvertierte Zarte, und Seiko die extravertierte Harte.
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Mai, die ihren Job ganz und gar nicht mag. Wäre sie Shikamaru, würde man sie wohl öfter mal »mendokusai« (めんどくさい ) sagen hören, nur dass sie im Gegensatz zu Shikamaru ihre genervte Laune nicht nach außen hin transportiert und dennoch irgendwie motiviert bleiben kann und alles über sich ergehen lässt. Die Menschen haben von einem Polizisten ein bestimmtes Bild, das Mai erfüllen möchte. So wird sie lautstark angefeuert von Passanten, die zu faul, zu mutlos oder zu apathisch sind, um dem flüchtenden Kriminellen ein Haxl zu stellen, obwohl es ihr am liebsten wäre, gar nicht erst auf den Verbrecher gestoßen zu sein, weil so ein Sprint auf längere Distanz an den Kräften zehrt. Die Flucht schaffen soll er aber auch nicht – nur von einem der vielen anderen Beamten aufgehalten werden; ein Unmensch ist sie ja nicht. Ihre Berufswahl basiert nicht auf gut durchdachten Überlegungen, sondern auf dem Wunsch ihres Vaters. Und gerade dann, als sie den Job an den Nagel hängen möchte, tritt Seiko in ihr Leben. Es bestehen nie Zweifel, dass sie auch wirklich die toughe Frau ist, die ihr Erstauftritt vermuten lässt. Wie oft kommt es wohl vor, dass man versetzt wird, weil man zu hart zu jemandem war? Seiko ist jedoch weder zu impulsiv noch zu aufbrausend. Ihr reißt auch nicht allzu schnell der Geduldsfaden und sie sieht davon ab, handgreiflich zu werden, wenn es die Situation nicht erfordert. Überraschend – denn das alles könnte man von einem Charakter wie ihr erwarten, doch in Wahrheit ist Seiko einfach nur in vielen Bereichen höchst kompetent. Ob ihre Kompetenz aus ihrer Härte resultiert oder ihre Härte aus ihrer Kompetenz, ist wie die Frage nach dem Huhn und dem Ei. In der ersten Folge gibt es übrigens eine Szene, aus der man schließen könnte, dass dieser Anime in Richtung Girls Love gehen könnte, wovon man sich jedoch nicht täuschen lassen sollte.
Die restlichen Charaktere (z. B. Seiji Minamoto, Takeshi Yamada und Miwa Makitaka) stehen etwas im Schatten der beiden Protagonistinnen. Sie haben alle ihre einprägsamen Momente, doch wenn man bereits von Mai und Seiko inhaltlich Substanzielleres sehen möchte, ist das bei den Nebencharakteren natürlich nicht anders.
Vor allem die Comedy-Szenen profitieren vom hellen und freundlichen Zeichenstil und den satten Farben, die man so auch bei einem heiteren Slice-of-Life-Anime zu sehen bekommen kann. Wechselt man zu den etwas dramatischeren Szenen, ist es schwierig, einen visuellen Übergang zu schaffen, ohne sich allzu sehr vom üblichen Zeichenstil zu entfernen und dennoch den Ernst der Lage gut einzufangen. Der Anime löst dieses Problem jedoch sehr gut, da der Zeichenstil generell nicht auf übertriebenem Slapstick oder dergleichen ausgerichtet ist.
Bevor ich zu meinem Fazit komme, möchte ich noch kurz die Leistung der Seiyuu Shion Wakayama würdigen. Sie spricht Mai mit einer etwas säuselnden, unsicheren und unreifen Stimme, wie man es so nur ganz selten zu hören bekommt. Man hört einfach heraus, dass Mai des Polizeialltags müde geworden ist. Für den einen oder anderen mag Shions Darbietung vielleicht etwas ungewohnt sein, doch dadurch hebt sie sich von den meisten ihrer Kolleginnen ab. Wenn ich mir so ansehe, wen sie noch so alles gesprochen hat, besitzt sie ohnehin ein variables Stimmorgan, ohne dass sie von Rolle zu Rolle zu befremdlich wirkt.
»Hakozume« punktet vor allem mit seinem leichten Humor im Zusammenspiel mit den schönen und unschönen Seiten des Polizeialltags sowie ernstzunehmendem Drama, was dieser Serie viel Realismus verleiht, ohne jedoch zu dröge zu sein. Der Anime ist zwar nicht besser als die Polizei erlaubt, weil gerade in einer solchen Serie das Fehlen einer übergeordneten Handlung schon fast ein kleines Verbrechen ist, doch das, was hier geboten wird, ist mehr als nur Dienst nach Vorschrift.
Das wahre Polizeileben ist wohl auch eine Mischung aus Comedy und Drama. Es gibt Tage oder zumindest Momente, die aufheiternd sind, und an anderen wiederum ist man mit Mord und Totschlag oder Beleidigungen erzürnter Leute konfrontiert. Wie jeder andere Job kann auch dieser einem ganz schön an die Substanz gehen. In dieser Hinsicht ist dieser Anime so realistisch wie das Leben selbst. Im Gegensatz zu beispielsweise »Uramichi Onisan« lernt der Zuseher den schwierigen Arbeitsalltag nicht durch Schwarzen Humor kennen, sondern abwechselnd durch ganz leichten Humor, der die Grenzen guten Geschmacks nie überschreitet, sowie ernsthafte Polizeieinsätze, bei denen ebenjener Humor für ein paar Momente weichen muss. Die komödiantischen Szenen sind auf herrliche Art zwanglos und unaufdringlich, nie zu überzeichnet oder unrealistisch.
Der Aufbau ist episodisch; meistens enthält eine Folge zwei Segmente, die geringen oder keinen Zusammenhang zueinander aufweisen. Manche Segmente besitzen Elemente, die man bei einer Polizeiserie erwarten kann – beispielsweise die berühmte Anpan-Observierung; die meisten dieser kurzen Geschichten sind jedoch überraschend kreativ und zeigen Situationen in diesem Arbeitsumfeld auf, an die man im ersten Moment vermutlich gar nicht denkt. Die Fälle, die hier behandelt werden, reichen von Kavaliersdelikten und Falschmeldungen verwirrter Leute über Verfolgungsjagden nach Kleinkriminellen, häuslicher Gewalt, sexueller Belästigung und Drogenhandel bis hin zu einem ganz, ganz üblen Fall, der die gesamten letzten drei Folgen einnimmt. Am Ende heißt es meistens: »Ende gut, alles gut«. Natürlich kann man nicht jedes Verbrechen bereits vor seiner Entstehung verhindern, aber der Anime möchte dieses unrealistische Bild auch nicht vermitteln. Viele der Folgen verlässt man deshalb mit einem gemischten Gefühl – mit einem guten Gefühl, weil alles einen einigermaßen guten Ausgang genommen hat, und mit einem etwas schwermütigen Gefühl, eben weil der Ausgang nur einigermaßen gut war.
Der episodische Aufbau ist vielleicht sogar der Schwachpunkt dieses Animes. Es fehlt einfach eine übergeordnete Handlung, die hier sicherlich viel Potenzial gehabt hätte. Bei einem reinen Comedy-Anime, dessen Geschichten über die Intention, den Zuseher mittels ganz leichter Kost zu berieseln, ihn zu unterhalten und ihn zum Lachen zu bringen, nicht hinausgehen, funktioniert ein episodischer Aufbau wunderbar, doch das Drama, das hier in so ziemlich jeder Folge zu spüren ist, hätte in Form eines übergreifenden Handlungsbogens dem Anime eine Tiefe verliehen, die es so leider nur in kleinem Rahmen gibt.
Ein roter Faden in der Handlung wäre den Charakteren ebenfalls zugutegekommen, denn obwohl diese gut ausgearbeitet sind und deutliche, aber nicht zu übertriebene oder klischeehafte Persönlichkeitsmerkmale besitzen, weiß man nur sehr wenig über sie und ihre Hintergründe. Das Protagonisten-Duo besteht aus Mai Kawai und Seiko Fuji. Man kann aber nicht sagen, dass die beiden alike two peas in a pod sind, da sie viel zu unterschiedlich sind. Der ausgetretene Pfad der gängigen Verhörtaktik »guter Bulle, böser Bulle«, die zum popkulturellen Filmklischee wurde, wird hier glücklicherweise nicht betreten, da das nur dem Realismus und dem Drama geschadet hätte und die Comedy zu einer Aneinanderreihung von zu erwartenden Gags degradiert worden wäre. Dennoch ist Mai, die den süßesten Nachnamen ever hat, die introvertierte Zarte, und Seiko die extravertierte Harte.
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Mai, die ihren Job ganz und gar nicht mag. Wäre sie Shikamaru, würde man sie wohl öfter mal »mendokusai« (めんどくさい ) sagen hören, nur dass sie im Gegensatz zu Shikamaru ihre genervte Laune nicht nach außen hin transportiert und dennoch irgendwie motiviert bleiben kann und alles über sich ergehen lässt. Die Menschen haben von einem Polizisten ein bestimmtes Bild, das Mai erfüllen möchte. So wird sie lautstark angefeuert von Passanten, die zu faul, zu mutlos oder zu apathisch sind, um dem flüchtenden Kriminellen ein Haxl zu stellen, obwohl es ihr am liebsten wäre, gar nicht erst auf den Verbrecher gestoßen zu sein, weil so ein Sprint auf längere Distanz an den Kräften zehrt. Die Flucht schaffen soll er aber auch nicht – nur von einem der vielen anderen Beamten aufgehalten werden; ein Unmensch ist sie ja nicht. Ihre Berufswahl basiert nicht auf gut durchdachten Überlegungen, sondern auf dem Wunsch ihres Vaters. Und gerade dann, als sie den Job an den Nagel hängen möchte, tritt Seiko in ihr Leben. Es bestehen nie Zweifel, dass sie auch wirklich die toughe Frau ist, die ihr Erstauftritt vermuten lässt. Wie oft kommt es wohl vor, dass man versetzt wird, weil man zu hart zu jemandem war? Seiko ist jedoch weder zu impulsiv noch zu aufbrausend. Ihr reißt auch nicht allzu schnell der Geduldsfaden und sie sieht davon ab, handgreiflich zu werden, wenn es die Situation nicht erfordert. Überraschend – denn das alles könnte man von einem Charakter wie ihr erwarten, doch in Wahrheit ist Seiko einfach nur in vielen Bereichen höchst kompetent. Ob ihre Kompetenz aus ihrer Härte resultiert oder ihre Härte aus ihrer Kompetenz, ist wie die Frage nach dem Huhn und dem Ei. In der ersten Folge gibt es übrigens eine Szene, aus der man schließen könnte, dass dieser Anime in Richtung Girls Love gehen könnte, wovon man sich jedoch nicht täuschen lassen sollte.
Die restlichen Charaktere (z. B. Seiji Minamoto, Takeshi Yamada und Miwa Makitaka) stehen etwas im Schatten der beiden Protagonistinnen. Sie haben alle ihre einprägsamen Momente, doch wenn man bereits von Mai und Seiko inhaltlich Substanzielleres sehen möchte, ist das bei den Nebencharakteren natürlich nicht anders.
Vor allem die Comedy-Szenen profitieren vom hellen und freundlichen Zeichenstil und den satten Farben, die man so auch bei einem heiteren Slice-of-Life-Anime zu sehen bekommen kann. Wechselt man zu den etwas dramatischeren Szenen, ist es schwierig, einen visuellen Übergang zu schaffen, ohne sich allzu sehr vom üblichen Zeichenstil zu entfernen und dennoch den Ernst der Lage gut einzufangen. Der Anime löst dieses Problem jedoch sehr gut, da der Zeichenstil generell nicht auf übertriebenem Slapstick oder dergleichen ausgerichtet ist.
Bevor ich zu meinem Fazit komme, möchte ich noch kurz die Leistung der Seiyuu Shion Wakayama würdigen. Sie spricht Mai mit einer etwas säuselnden, unsicheren und unreifen Stimme, wie man es so nur ganz selten zu hören bekommt. Man hört einfach heraus, dass Mai des Polizeialltags müde geworden ist. Für den einen oder anderen mag Shions Darbietung vielleicht etwas ungewohnt sein, doch dadurch hebt sie sich von den meisten ihrer Kolleginnen ab. Wenn ich mir so ansehe, wen sie noch so alles gesprochen hat, besitzt sie ohnehin ein variables Stimmorgan, ohne dass sie von Rolle zu Rolle zu befremdlich wirkt.
»Hakozume« punktet vor allem mit seinem leichten Humor im Zusammenspiel mit den schönen und unschönen Seiten des Polizeialltags sowie ernstzunehmendem Drama, was dieser Serie viel Realismus verleiht, ohne jedoch zu dröge zu sein. Der Anime ist zwar nicht besser als die Polizei erlaubt, weil gerade in einer solchen Serie das Fehlen einer übergeordneten Handlung schon fast ein kleines Verbrechen ist, doch das, was hier geboten wird, ist mehr als nur Dienst nach Vorschrift.
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