SlaughtertripV.I.P.
#1»I herd, heard, hearded it!«
😐
Rakugo ist eine Kunstform, die auf komischen Monologen basiert. Danke, Wikipedia!
Das Problem bei Rakugo in diesem Anime (mir fehlen die Vergleichsmöglichkeiten) ist, dass das Gesagte oft Lost in Translation ist. Dazu gibt es übrigens einen coolen Film, der zufälligerweise in Japan spielt. Besonders Wortspiele, die sich kaum bis gar nicht in andere Sprachen übersetzen lassen, gehen trotz alle Mühe, etwas Sinnvolles und gleichzeitig Witziges daraus zu machen, völlig unter. Bei den Auftritten werden mehr oder weniger bekannte japanische Geschichten erzählt, die am Ende jeder Episode näher erläutert werden. Das dient dem besseren Verständnis und dürfte besonders für an japanischer Geschichte und Kultur interessierte Zuschauer ein netter Bonus sein. Während der Auftritte jedoch ist es nicht so einfach, den schnell erzählten Geschichten, deren Inhalte oft sehr beliebig und nichtssagend wirken, zu folgen. Visuell werden die Geschichten durch minimalistisch gehaltene Animationen dargestellt. Alles sieht sehr verwaschen und blass aus, und durch das Fehlen der Gesichtsmerkmale wirken die Geschichten, die »vor langer, langer Zeit« stattgefunden haben, noch weiter entfernt und kaum greifbar. Am besten funktionieren die Geschichten, wenn sie direkten Bezug auf die Story oder die Charaktere nehmen, wie z. B. hier auf den grimmigen Rakuda. Die Auftritte sind nicht lieblos in die Geschichte integriert worden, nur um da zu sein, sondern sie alle haben ihre Daseinsberechtigung, da sie wichtige Bausteine sind, damit die Story Form annehmen kann. Rakugo kann für vieles verwendet werden, z. B. um eine holde Maid aus den Fängen von Schurken zu befreien; oder um einer blinden Shamisen-Spielerin auszuhelfen, deren Instrument kaputt gegangen ist. Am offensichtlichsten jedoch: für Ganbatte! Wer meint, dadurch würde Rakugo zweckentfremdet werden, kann beruhigt aufatmen, denn die Wettbewerbe beginnen erst im Manga, und gleichzeitig tauchen dann auch Charaktere auf, die einem Angst machen. Wenn die Feder mächtiger sein soll als das Schwert, sind Worte wohl mächtiger als Schusswaffen.
Rakugo ist jedoch nur ein Teil dieses Animes. Losgelöst von dieser Kunstform erwartet einen hier eine Schülerin/Meisterin-Beziehung, bei der ein Teil das Attribut frech, der andere das Attribut streng aufweist. Herzlich ist ihre Beziehung dennoch – etwas anderes wäre auch eine große Überraschung gewesen. Anfangs war der Anime noch als Shoujo Ai getaggt, doch erotischer als hier oder hier wird es in diesem Anime kaum noch.
Mameda ist eigentlich ein Tanuki und hat sich zum Ziel gesetzt, Menschen auszutricksen. Weil die Welt jedoch nicht mehr so ist wie früher – die Menschen sind fortschrittlicher und die Wissenschaft sowie die Technologie haben sich weiterentwickelt – gehen Mamedas Bemühungen in die Hose. Dann trifft sie auf Bunko und erlebt (!) Rakugo. Für sie ist es beinahe ein körperliches Erlebnis, glaubt sie doch, in eine andere Welt versetzt worden zu sein. So nimmt Mameda sich vor, Bunkos Schülerin zu werden und die Menschen mit den illusorischen Kräften von Rakugo auszutricksen. Mameda kommt dann etwas von ihrem Weg ab, denn von dem frechen Tanuki-Mädchen aus der ersten Episode ist dann nicht mehr viel zu sehen, und auch weitere Versuche, die Menschen reinzulegen, bleiben aus.
Trotz aller Lieblichkeit steckt viel Ernst im Kern dieser Geschichte – oder besser gesagt: in Bunkos Vergangenheit sowie ihre Entscheidung, Mameda überhaupt als Schülerin anzunehmen. Es geht um ihren Meister Bunchou und um die Vererbung des Daikokutei-Namens, der mit ihm eigentlich hätte sterben sollen.
Die besten Rakugoka, die Four Heavenly Kings, besitzen beinahe übernatürliche Kräfte. Bunkos Geschichten sind so fesselnd, dass man sich in eine andere Welt versetzt glaubt. Byakudanji bringt auch den miesesten Peter zum Lachen. Utaroku kann sich so gut in seine Rollen hineinversetzen, dass die Zuseher z. B. eine Frau vor sich sehen, wenn er eine solche spielt. Und das menschliche Uhrwerk Enshi hat ihre Stücke perfektioniert und weiß auf die Sekunde genau, wie lange sie dafür braucht. Der spannendste Arc im Anime ist wohl der, wenn Mameda versucht, Anerkennung von allen vier Rakugo-Meistern zu erhalten.
Die restlichen Nebencharaktere enttäuschen etwas, vor allem die Mitarbeiter des Theaters, in dem die Geschichten aufgeführt werden. Sakujirou und Omatsu dienen praktisch nur als Gäste-Begrüßer und Vorhang-Aufmacher. Nur Shirara wird die Liebe zuteil, die sie verdient. Bei ihrem ersten Auftritt noch mit einer Anti-Mameda-Attitüde ausgestattet, hat man im weiteren Verlauf dankenswerterweise davon abgesehen, sie allzu lange als Mamedas Rivalin hinzustellen, wo doch jeder geneigte Anime-Zuseher kommen sieht, dass die beiden Freundinnen werden. Indem man eine Episode dem Donnergott Tenjin widmet, erhält man ein etwas konkreteres Bild von der Welt, in der dieser Anime spielt. Nicht nur Gestalt verwandelnde Tanuki und Kitsune schwirren hier herum, sondern alle möglichen Wesen aus der japanischen Mythologie und dem Volksglauben. Gegen Ende wird Heibei als »der Böse, den es zu besiegen gilt«, vorgestellt, damit es zum zu erwartenden Staffel-Finaldrama kommen kann.
So richtig geht die Post aber erst im Manga ab! Nix da mit Storys erzählen und rumblödeln – lieber Monster bezwingen, was mit Geistern unternehmen, eine Rakugo-Platte aufnehmen, dem Herrn der Unterwelt entkommen und anderen krassen Shit abziehen! Die Welt, in der diese Geschichte spielt, wird erst im schwarz-weißen Manga so richtig bunt, und jener Arc, in dem Enma Daio und besagtes Monster vorkommen, ist wohl der abenteuerlichste von allen. Der Rakugo-Ganbatte-Wettbewerb geht nicht so friedlich wie erhofft über die Bühne, denn es wird nicht Halt davor gemacht, zwielichtige Figuren einzuführen. Für Freunde des Ruhigen ist insbesondere der Manga ab den neueren Chaptern wohl nicht ruhig genug. Doch das ist vielleicht genau der Ausgleich, den andere Leser brauchen, um durch die verwirrenden Rakugo-Geschichten mit all den vielen nur bedingt zündenden Pointen nicht das Interesse zu verlieren.
Auch ohne Passion für Rakugo kann man von diesem Anime gut unterhalten werden – vom Manga sogar noch mehr. Der sympathische Cast lässt auch kaum zu, sich vom Anime abzuwenden und ihn zu droppen. Am Ende stellt sich einem jedoch unweigerlich die Frage aller Fragen: Wer ist niedlicher? Klein-Bunko oder Klein-Tohru?
😐
Rakugo ist eine Kunstform, die auf komischen Monologen basiert. Danke, Wikipedia!
- Monologe ✔️
- komisch ❌
Das Problem bei Rakugo in diesem Anime (mir fehlen die Vergleichsmöglichkeiten) ist, dass das Gesagte oft Lost in Translation ist. Dazu gibt es übrigens einen coolen Film, der zufälligerweise in Japan spielt. Besonders Wortspiele, die sich kaum bis gar nicht in andere Sprachen übersetzen lassen, gehen trotz alle Mühe, etwas Sinnvolles und gleichzeitig Witziges daraus zu machen, völlig unter. Bei den Auftritten werden mehr oder weniger bekannte japanische Geschichten erzählt, die am Ende jeder Episode näher erläutert werden. Das dient dem besseren Verständnis und dürfte besonders für an japanischer Geschichte und Kultur interessierte Zuschauer ein netter Bonus sein. Während der Auftritte jedoch ist es nicht so einfach, den schnell erzählten Geschichten, deren Inhalte oft sehr beliebig und nichtssagend wirken, zu folgen. Visuell werden die Geschichten durch minimalistisch gehaltene Animationen dargestellt. Alles sieht sehr verwaschen und blass aus, und durch das Fehlen der Gesichtsmerkmale wirken die Geschichten, die »vor langer, langer Zeit« stattgefunden haben, noch weiter entfernt und kaum greifbar. Am besten funktionieren die Geschichten, wenn sie direkten Bezug auf die Story oder die Charaktere nehmen, wie z. B. hier auf den grimmigen Rakuda. Die Auftritte sind nicht lieblos in die Geschichte integriert worden, nur um da zu sein, sondern sie alle haben ihre Daseinsberechtigung, da sie wichtige Bausteine sind, damit die Story Form annehmen kann. Rakugo kann für vieles verwendet werden, z. B. um eine holde Maid aus den Fängen von Schurken zu befreien; oder um einer blinden Shamisen-Spielerin auszuhelfen, deren Instrument kaputt gegangen ist. Am offensichtlichsten jedoch: für Ganbatte! Wer meint, dadurch würde Rakugo zweckentfremdet werden, kann beruhigt aufatmen, denn die Wettbewerbe beginnen erst im Manga, und gleichzeitig tauchen dann auch Charaktere auf, die einem Angst machen. Wenn die Feder mächtiger sein soll als das Schwert, sind Worte wohl mächtiger als Schusswaffen.
Rakugo ist jedoch nur ein Teil dieses Animes. Losgelöst von dieser Kunstform erwartet einen hier eine Schülerin/Meisterin-Beziehung, bei der ein Teil das Attribut frech, der andere das Attribut streng aufweist. Herzlich ist ihre Beziehung dennoch – etwas anderes wäre auch eine große Überraschung gewesen. Anfangs war der Anime noch als Shoujo Ai getaggt, doch erotischer als hier oder hier wird es in diesem Anime kaum noch.
Mameda ist eigentlich ein Tanuki und hat sich zum Ziel gesetzt, Menschen auszutricksen. Weil die Welt jedoch nicht mehr so ist wie früher – die Menschen sind fortschrittlicher und die Wissenschaft sowie die Technologie haben sich weiterentwickelt – gehen Mamedas Bemühungen in die Hose. Dann trifft sie auf Bunko und erlebt (!) Rakugo. Für sie ist es beinahe ein körperliches Erlebnis, glaubt sie doch, in eine andere Welt versetzt worden zu sein. So nimmt Mameda sich vor, Bunkos Schülerin zu werden und die Menschen mit den illusorischen Kräften von Rakugo auszutricksen. Mameda kommt dann etwas von ihrem Weg ab, denn von dem frechen Tanuki-Mädchen aus der ersten Episode ist dann nicht mehr viel zu sehen, und auch weitere Versuche, die Menschen reinzulegen, bleiben aus.
Trotz aller Lieblichkeit steckt viel Ernst im Kern dieser Geschichte – oder besser gesagt: in Bunkos Vergangenheit sowie ihre Entscheidung, Mameda überhaupt als Schülerin anzunehmen. Es geht um ihren Meister Bunchou und um die Vererbung des Daikokutei-Namens, der mit ihm eigentlich hätte sterben sollen.
Die besten Rakugoka, die Four Heavenly Kings, besitzen beinahe übernatürliche Kräfte. Bunkos Geschichten sind so fesselnd, dass man sich in eine andere Welt versetzt glaubt. Byakudanji bringt auch den miesesten Peter zum Lachen. Utaroku kann sich so gut in seine Rollen hineinversetzen, dass die Zuseher z. B. eine Frau vor sich sehen, wenn er eine solche spielt. Und das menschliche Uhrwerk Enshi hat ihre Stücke perfektioniert und weiß auf die Sekunde genau, wie lange sie dafür braucht. Der spannendste Arc im Anime ist wohl der, wenn Mameda versucht, Anerkennung von allen vier Rakugo-Meistern zu erhalten.
Die restlichen Nebencharaktere enttäuschen etwas, vor allem die Mitarbeiter des Theaters, in dem die Geschichten aufgeführt werden. Sakujirou und Omatsu dienen praktisch nur als Gäste-Begrüßer und Vorhang-Aufmacher. Nur Shirara wird die Liebe zuteil, die sie verdient. Bei ihrem ersten Auftritt noch mit einer Anti-Mameda-Attitüde ausgestattet, hat man im weiteren Verlauf dankenswerterweise davon abgesehen, sie allzu lange als Mamedas Rivalin hinzustellen, wo doch jeder geneigte Anime-Zuseher kommen sieht, dass die beiden Freundinnen werden. Indem man eine Episode dem Donnergott Tenjin widmet, erhält man ein etwas konkreteres Bild von der Welt, in der dieser Anime spielt. Nicht nur Gestalt verwandelnde Tanuki und Kitsune schwirren hier herum, sondern alle möglichen Wesen aus der japanischen Mythologie und dem Volksglauben. Gegen Ende wird Heibei als »der Böse, den es zu besiegen gilt«, vorgestellt, damit es zum zu erwartenden Staffel-Finaldrama kommen kann.
So richtig geht die Post aber erst im Manga ab! Nix da mit Storys erzählen und rumblödeln – lieber Monster bezwingen, was mit Geistern unternehmen, eine Rakugo-Platte aufnehmen, dem Herrn der Unterwelt entkommen und anderen krassen Shit abziehen! Die Welt, in der diese Geschichte spielt, wird erst im schwarz-weißen Manga so richtig bunt, und jener Arc, in dem Enma Daio und besagtes Monster vorkommen, ist wohl der abenteuerlichste von allen. Der Rakugo-Ganbatte-Wettbewerb geht nicht so friedlich wie erhofft über die Bühne, denn es wird nicht Halt davor gemacht, zwielichtige Figuren einzuführen. Für Freunde des Ruhigen ist insbesondere der Manga ab den neueren Chaptern wohl nicht ruhig genug. Doch das ist vielleicht genau der Ausgleich, den andere Leser brauchen, um durch die verwirrenden Rakugo-Geschichten mit all den vielen nur bedingt zündenden Pointen nicht das Interesse zu verlieren.
Auch ohne Passion für Rakugo kann man von diesem Anime gut unterhalten werden – vom Manga sogar noch mehr. Der sympathische Cast lässt auch kaum zu, sich vom Anime abzuwenden und ihn zu droppen. Am Ende stellt sich einem jedoch unweigerlich die Frage aller Fragen: Wer ist niedlicher? Klein-Bunko oder Klein-Tohru?
Kommentare
Mameda ist ein gestaltwandelndes Tanuki-Mädchen, das davon träumt eines Tages ein Mensch zu werden. Eines Tages verwandelt sie sich und macht sich auf den Weg nach Osaka, sie wird aber bald entdeckt. Eine schöne Frau sagt unerbittlich zu der deprimierten Mameda: „Geh dorthin zurück, wo du hergekommen bist!“ und nennt sich Rakugo-ka (Rakugo-Geschichtenerzählerin).
Die Taisho Rakugo-Fantasie, die Sie zum Lächeln bringen wird, beginnt hier!
My Master Has No Tail - Official Trailer | AniTV