SabriSonneRedakteur
#1Review "Vanitas no Carte 1" Mir fehlt an jeder erdenklichen Ecke das „Warum?“ – bei der Handlung, bei den Figuren, überall. Und ein Plot, dem eines seiner wichtigsten Standbeine fehlt, steht damit leider auf sehr wackeligen Beinen. Mal schauen, ob Staffel 2 da eher die Nägel bereit hält oder sich doch als die finale Säge entpuppt.
Mit diesen Worten habe ich damals meine Review zur 1. Staffel von „Vanitas no Carte“ beendet. Und warum euch länger auf die Folter spannen – meine Bewertung spoilert ja eh schon, dass Jun Mochizuki doch nicht verlernt hat, wie man gute Stories schreibt!!
Zur Handlung
Wir setzen klassisch dort an, wo die erste Staffel aufhört. Kein langes Geschwätze, kein „Was ist damals passiert“, was ich sehr positiv finde, da man die beiden Staffeln so sehr schön in einem Rutsch durchschauen kann.
Und wo mir in der ersten Staffel überall das Große „Warum?“ fehlte, muss ich auch hier wieder sagen: die Kehrtwende legt die zweite Staffel leider nicht hin. Zu viele neue Figuren, die man nicht erklärt, die aber dringend eine Erklärung nötig hätten und viele übernatürliche, phantastische Elemente, denen auch die Grundlage fehlt. Viel wird einem einfach nur hingeworfen und man hat zu schlucken. Ich habe mich an einigen Stellen wirklich beim Googlen ertappt, weil ich mir selbst die Erklärung zusammensuchen wollte, habe dann aber oft genervt aufgegeben.
Doch wenn sich das Grundproblem nur bedingt gebessert hat, warum ist die zweite Staffel so viel besser als die erste?
Hauptgrund ist sicherlich, dass viele Figuren der ersten Staffel endlich in die Geschichte einsortiert werden. So bekommen Jeanne und Dominique endlich ihre Rollen und wirken nicht mehr so random wie in Staffel 1.
Zum anderen bekommen wir mit der ersten Geschichte der Staffel wahnsinnig spannendes und gutes Storytelling präsentiert. Die Handlung ist mysteriös, dramatisch, emotional und auf angenehme Weise verschachtelt. Hinter jeder Ecke wartet etwas Spannendes und Interessantes, das entdeckt werden will und Lust auf mehr macht. Die Auflösung der ersten Geschichte rund um das magische Biest erfolgt insgesamt gut. Auch die nachfolgenden Geschichten überzeugen von Idee, Storytelling und Pacing.
Was ich jedoch an „Vanitas no Carte“ besonders interessant finde ist, wie die Hauptfiguren der einzelnen Geschichten auf zwar penetrante, aber trotzdem irgendwie angenehme Weise in den Vordergrund gerückt werden. Die Handlung versteht, dass es nicht die Geschichte von Vanitas oder Noe ist, sondern die der jeweils beteiligten Personen. So werden Vanitas und Noe oft nur zu Nebencharakteren, weil es die Geschichte von Anderen ist.
Normalerweise würde man sich daran stören, aber der Anime vermittelt diesen Erzählstil mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass nicht mal ganze Folgen Vergangenheitsmaterial von eigentlich fremden Personen stören, die man nach der Geschichte vermutlich nie wieder sehen wird. Da die Geschichten aus der Sicht der jeweils agierenden Hauptfigur geschildert sind, wirken sie deutlich plastischer und gehen gerade im Vergangenheitsmaterial emotional in die Tiefe. Das hatte ich in der ersten Staffel sehr vermisst, weshalb ich umso mehr überrascht bin, dass es Staffel 2 so dermaßen gut umsetzen kann.
Auch diese Staffel endet mit einem großen charakterlichen Cliffhanger, sodass man sich wahrscheinlich auf eine Fortsetzung einstellen kann. Ich persönlich hatte diesen Charakter so gut wie gar nicht mehr auf dem Schirm, weil er lediglich ein paar kleinere Auftritte in Staffel 1 hatte, doch selbst dort war mir klar, dass dieser Charakter noch zentral werden würde. Klar fehlt bei diesem Charakter das „Warum?“, aber im Moment brauche ich das nicht beantwortet zu haben.
Zu den Charakteren
Schwieriges Thema, weil ich ja schon in Staffel 1 kein wirklicher Fan von Vanitas und seinen seltsamen exzentrischen Ausflügen war. Hat sich daran etwas geändert? NEIN!
Vanitas finde ich immer noch genauso katastrophal wie zuvor, auch wenn wir endlich etwas über seine Vergangenheit erfahren. Mir haben die Szenen zwar gefallen, doch über Vanitas’ dermaßen unsympathischen, selbstverliebten Charakter täuscht auch das nicht hinweg.
So hielt ich mich wieder an Noe, dessen Seiyuu Kaito Ishikawa ich förmlich an den Lippen geklebt bin (welch traumhafte Stimme!). Noe's Charakterstory wurde sogar noch über Dominique erweitert, womit hatte ich nicht gerechnet hatte, da man seine Charakterfolge bereits in Staffel 1 mehr als ausführlich präsentiert bekommen hatte. Über Dominique eine weitere Verknüpfung zu schaffen, bringt damit nicht nur sie als Figur voran, sondern auch Noe. Ein sehr cleverer Schachzug, der beide wieder stärker verbindet und Dominique besser in der Handlung platziert.
Auch Jeanne bekommt nach ihren komischen Auftritten in Staffel 1 endlich eine Position, dennoch bleiben immer noch einige Charakterzüge und Elemente unklar. Nach 24 Folgen als zentrale Figur leider sehr schwach in der Umsetzung.
Mit Nebencharakteren wird Gott sei Dank gespart, sind doch noch aus Staffel 1 mehr als genug Figuren übrig. Interessant war hierbei, dass einige nicht mal wirklich wichtig für Staffel 2 waren, wo ich mich öfters gefragt habe, warum die in Staffel 1 gar so gehypt wurden, wenn man sie im Endeffekt doch nur links liegen lässt.
Meine Meinung: lieber weniger Figuren, die dafür gut platziert.
Meine Meinung: lieber weniger Figuren, die dafür gut platziert.
Es bringt der Handlung nichts, wenn man 20 Figuren einführt, von denen die Handlung 15 im Endeffekt gar nicht braucht! So verschwendet man Screentime für unausgebaute Charaktere, die man sich locker hätte schenken können.
Fazit
Trotz einiger kleiner Fehler, die man nach 24 Folgen besser hätte aufgreifen können, bin ich sehr begeistert, dass die Serie doch nicht abgesoffen ist. Da hatte Staffel 2 nicht nur Nägel, sondern auch gleich Leim und Dübel mit dabei – Gott sei Dank!
Müsste ich nur die zweite Staffel bewerten, würde ich sie jedem sofort empfehlen. Nur leider muss man sich vorher erst mal durch die erste Staffel kämpfen, die ich für absolut verkorkst halte. Wer jedoch durchhält, wird mit einer deutlich besseren zweiten Hälfte belohnt!
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