Wenn einem 50 Serien präsentiert werden und man nur eine Sehen darf, welche würde man dann anfangen? Jede hätte etwas besonderes, etwas, dass sie sehenswert macht - die eine hat Humor das man sich schlapp lacht, der nächste nie dagewesene Animationen und wieder eine andere bringt dich jede Folge zum heulen. Doch "86: Eighty Six" hätte nichts, was es hier sagen könnte. Keinen Grund, ihn anzusehen.
- so wäre mein Review der ersten Staffel gewesen, die ich verdammt noch mal schrecklich fand. Würde ich beide Season separat bewerten, so hätte die erste wohl absolut subjektiv gesehen einen Stern bekommen. Dementsprechend überrascht war ich, als die 2. noch die Kurve bekommen und mich begeistert hat.
Fangen wir von vorne an, worum geht es eigentlich in "86: Eighty Six"? Vladilena Milizè ist kürzlich zum Major befördert worden. Ihr Land, die Republik Magnolia, befindet sich seit nun 9 Jahren im Krieg mit der Legion, ursprünglich die Armee eines verfeindeten Imperiums, welches aber wohl kurz nach Kriegsbeginn unterging. Mit Drohnen-ähnlichen Panzer-Spinnen schlägt die Republik zurück und verzeichnet dabei, aufgrund der unbemannten Drohnen, keine Verluste - zumindest wird das gegenüber der Bevölkerung behauptet. Denn tatsächlich werden diese von den ausgestoßenen 86 bedient, welche vor allem von dem Militär und der Regierung als weniger wert als Schweine gesehen werden. Der Major - so werde ich Vladilena ab jetzt nennen - ist da allerdings anderer Meinung, als sie dem Elitesquad Spearhead und dem Legendären Undertaker zugeteilt wird, versucht sie alles in ihrer Macht stehende, um den 86 zu helfen und ihr Leben zu vereinfachen - doch wird es ihr gelingen, den abgebrühten, diskriminierten und zum Kampf gezwungenen Kindersoldaten wirklich ins Herz zu dringen und nicht als nur ein weiterer Rassist abgestempelt zu werden?
Ich, dieser Anime oder wer auch immer hatte echt Glück, dass ich dachte "86: Eighty Six" hätte nur eine Staffel. Denn weil es ja nur 12 Folgen seien, kann ich mich ja durchquälen. Ich mag keine Mechas, ich mag keine Dystopien. Auch wenn der Krieg selber wirklich interessant war und durchaus Potenzial bot, ging mir die Inkompetenz der Republik gewaltig auf den Senkel. Meiner Meinung nach führten sie keinen Krieg, sie führten einen echt schlechtes KZ System. Das mag sich extrem anhören, aber der Vergleich passt: Eine "auserwählte" Spezies vernichtet eine angeblich unterlegende, lässt diese dabei noch den Dreck erledigen und verheimlich alles durch Propaganda. Dieses System ist schrecklich, keine Frage, nur ein Unmensch würde so etwas tun. Doch einen Krieg als Schredder zu nutzen und aufgrund Vermutungen davon auszugehen, man sei sicher, ist einfach nur strohdumm. Der Krieg ist die eine Seite der ersten Staffel, die zweite die Diskriminierung und der Kampf gegen diese. Nur das es in der ersten Staffel keinen Kampf gegen die Diskriminierung gibt, womit auch die zweite Seite für den Mist ist. Die Lage in Magnolia ist nämlich so weit und zu verzweifelt, dass es fast wie eine Parodie wirkt. Jeder Versuch ist hoffnungslos, weder der Major, noch der Undertaker versuchen etwas zu unternehmen. Und das ist verdammt nochmal öde anzusehen. Ich bin niemand, der anderen Leuten gerne beim Verzweifeln zuschaut. Für mich gab es nicht eine Sekunde, in der ersten Staffel, die ich genossen habe. Ab und zu gab es einen positiven Gedanken wie "das sieht schon schön aus" oder "die Charaktere sind doch recht gut gemacht", doch das wurde einfach nur von einem konstanten Wutanfall überdeckt, wann es jetzt endlich losgeht, wann die endlich aufhören einfach nur auf den Gleisen zu sitzen während ein Zug mit 500 Sachen auf sie zugerollt kommt! Ich habe vergeblich auf diesen Moment gewartet.
Staffel 2 hat mich dann, wenn auch unterbewusst, immer positiver gestimmt. Auf einmal wurde etwas gegen die Diskriminierung getan, auf einmal ergab die Strategie des Militärs ein bisschen Sinn. Ab und zu hab ich mir an den Kopf gefasst und mich gefragt, warum sie nicht die eine oder andere Strategie mal ausprobieren - z.B. aktiver bessere Flugzeuge nutzen. Auch hatte ich hier noch zu Meckern, der Major ist z.B. für viele Folgen komplett ignoriert worden. Doch insgesamt besserte sich meine Meinung gegenüber der Serie. Ich konnte endlich mal den Cast wirklich genießen, bewundern, wie schön die Kämpfe sind. Vorher hatte ich keinen Grund dazu, mit Undertaker mitzufühlen, warum auch, dass ist eine Zeichnung, die auf meinem Bildschirm in einem dummen Krieg gegen fiktionale Roboter kämpft. Und plötzlich ist da auch noch Magie - was zum Teufel. Aber da viele meiner Probleme zumindest halbwegs behoben wurden, konnte ich mich dem Anime endlich öffnen. Trotzdem war bis zum Schluss, bis zur aller letzten Szene in der aller letzten Folge noch eine gewisse Anspannung übrig. Insgesamt ist mir die erste Staffel also so auf den Eiern herum getreten, dass ich nur diesen einen, sehr kurzen Moment, wirklich gut fand.
Dazu beitragen tut wohl auch, dass "86: Eighty Six" so absolut nichts Außergewöhnliches oder Neues macht - genau das habe ich auch in der Einleitung gemeint. Er sticht nicht aus der Masse hinaus, auch wenn er vor allem zum Ende hin ziemlich gut bei dem ist, was er macht. Wenn man aber nicht sehr viel Geduld mitbringen möchte, so kann ich jede anderen Dystopie mit Mechas eher empfehlen, denn die versuchen jedenfalls etwas. Diese Serie liefert keinen Aufhänger, nicht das eine Etwas, was sie sehenswert macht. Ich sage immer, dass ein Anime noch so generisch sein kann, wenn er neue Würze mit hinein bringt - das sage ich vor allem gerne bei Isekai-Anime, von denen ich wohl schon ein paar zu viele gesehen habe. "86: Eighty Six" versucht die Balance auf einem schmalen Draht zu halten, der ihn von einem generischen Sumpf abhält. Die erste Staffel mit ihren sehr großen Problemen ist der beste Beweis, dass das keine gute Idee ist.
Ich will nicht zu fies zu der Serie sein, immerhin behandelt sie ein sehr kompliziertes Thema und da muss halt ein bisschen was eingeleitet werden. Nichtsdestotrotz hätte hier sehr vieles besser gemacht werden können. Eine Staffel so zu verschwenden, schreckt nur potenzielle Fans ab - ich kenne einige, die die Serie nach den ersten paar Folgen aus Langeweile abgebrochen haben. Auch dass die Szenensprünge zwischen Major und Undertaker plötzlich verschwanden, ist zu bemängeln. Da ich die erste Staffel absolut grauenhaft fand, die Zweite dann das Kind aber noch einigermaßen schaukelte, gebe ich eine positive, aber noch sehr durchschnittliche Bewertung. Ich sehe Potenzial, doch überzeugen konnte "86: Eighty Six" nicht und es wäre auch durchaus noch möglich, dass der Anime sehr generisch wird.
- so wäre mein Review der ersten Staffel gewesen, die ich verdammt noch mal schrecklich fand. Würde ich beide Season separat bewerten, so hätte die erste wohl absolut subjektiv gesehen einen Stern bekommen. Dementsprechend überrascht war ich, als die 2. noch die Kurve bekommen und mich begeistert hat.
Fangen wir von vorne an, worum geht es eigentlich in "86: Eighty Six"? Vladilena Milizè ist kürzlich zum Major befördert worden. Ihr Land, die Republik Magnolia, befindet sich seit nun 9 Jahren im Krieg mit der Legion, ursprünglich die Armee eines verfeindeten Imperiums, welches aber wohl kurz nach Kriegsbeginn unterging. Mit Drohnen-ähnlichen Panzer-Spinnen schlägt die Republik zurück und verzeichnet dabei, aufgrund der unbemannten Drohnen, keine Verluste - zumindest wird das gegenüber der Bevölkerung behauptet. Denn tatsächlich werden diese von den ausgestoßenen 86 bedient, welche vor allem von dem Militär und der Regierung als weniger wert als Schweine gesehen werden. Der Major - so werde ich Vladilena ab jetzt nennen - ist da allerdings anderer Meinung, als sie dem Elitesquad Spearhead und dem Legendären Undertaker zugeteilt wird, versucht sie alles in ihrer Macht stehende, um den 86 zu helfen und ihr Leben zu vereinfachen - doch wird es ihr gelingen, den abgebrühten, diskriminierten und zum Kampf gezwungenen Kindersoldaten wirklich ins Herz zu dringen und nicht als nur ein weiterer Rassist abgestempelt zu werden?
Ich, dieser Anime oder wer auch immer hatte echt Glück, dass ich dachte "86: Eighty Six" hätte nur eine Staffel. Denn weil es ja nur 12 Folgen seien, kann ich mich ja durchquälen. Ich mag keine Mechas, ich mag keine Dystopien. Auch wenn der Krieg selber wirklich interessant war und durchaus Potenzial bot, ging mir die Inkompetenz der Republik gewaltig auf den Senkel. Meiner Meinung nach führten sie keinen Krieg, sie führten einen echt schlechtes KZ System. Das mag sich extrem anhören, aber der Vergleich passt: Eine "auserwählte" Spezies vernichtet eine angeblich unterlegende, lässt diese dabei noch den Dreck erledigen und verheimlich alles durch Propaganda. Dieses System ist schrecklich, keine Frage, nur ein Unmensch würde so etwas tun. Doch einen Krieg als Schredder zu nutzen und aufgrund Vermutungen davon auszugehen, man sei sicher, ist einfach nur strohdumm. Der Krieg ist die eine Seite der ersten Staffel, die zweite die Diskriminierung und der Kampf gegen diese. Nur das es in der ersten Staffel keinen Kampf gegen die Diskriminierung gibt, womit auch die zweite Seite für den Mist ist. Die Lage in Magnolia ist nämlich so weit und zu verzweifelt, dass es fast wie eine Parodie wirkt. Jeder Versuch ist hoffnungslos, weder der Major, noch der Undertaker versuchen etwas zu unternehmen. Und das ist verdammt nochmal öde anzusehen. Ich bin niemand, der anderen Leuten gerne beim Verzweifeln zuschaut. Für mich gab es nicht eine Sekunde, in der ersten Staffel, die ich genossen habe. Ab und zu gab es einen positiven Gedanken wie "das sieht schon schön aus" oder "die Charaktere sind doch recht gut gemacht", doch das wurde einfach nur von einem konstanten Wutanfall überdeckt, wann es jetzt endlich losgeht, wann die endlich aufhören einfach nur auf den Gleisen zu sitzen während ein Zug mit 500 Sachen auf sie zugerollt kommt! Ich habe vergeblich auf diesen Moment gewartet.
Staffel 2 hat mich dann, wenn auch unterbewusst, immer positiver gestimmt. Auf einmal wurde etwas gegen die Diskriminierung getan, auf einmal ergab die Strategie des Militärs ein bisschen Sinn. Ab und zu hab ich mir an den Kopf gefasst und mich gefragt, warum sie nicht die eine oder andere Strategie mal ausprobieren - z.B. aktiver bessere Flugzeuge nutzen. Auch hatte ich hier noch zu Meckern, der Major ist z.B. für viele Folgen komplett ignoriert worden. Doch insgesamt besserte sich meine Meinung gegenüber der Serie. Ich konnte endlich mal den Cast wirklich genießen, bewundern, wie schön die Kämpfe sind. Vorher hatte ich keinen Grund dazu, mit Undertaker mitzufühlen, warum auch, dass ist eine Zeichnung, die auf meinem Bildschirm in einem dummen Krieg gegen fiktionale Roboter kämpft. Und plötzlich ist da auch noch Magie - was zum Teufel. Aber da viele meiner Probleme zumindest halbwegs behoben wurden, konnte ich mich dem Anime endlich öffnen. Trotzdem war bis zum Schluss, bis zur aller letzten Szene in der aller letzten Folge noch eine gewisse Anspannung übrig. Insgesamt ist mir die erste Staffel also so auf den Eiern herum getreten, dass ich nur diesen einen, sehr kurzen Moment, wirklich gut fand.
Dazu beitragen tut wohl auch, dass "86: Eighty Six" so absolut nichts Außergewöhnliches oder Neues macht - genau das habe ich auch in der Einleitung gemeint. Er sticht nicht aus der Masse hinaus, auch wenn er vor allem zum Ende hin ziemlich gut bei dem ist, was er macht. Wenn man aber nicht sehr viel Geduld mitbringen möchte, so kann ich jede anderen Dystopie mit Mechas eher empfehlen, denn die versuchen jedenfalls etwas. Diese Serie liefert keinen Aufhänger, nicht das eine Etwas, was sie sehenswert macht. Ich sage immer, dass ein Anime noch so generisch sein kann, wenn er neue Würze mit hinein bringt - das sage ich vor allem gerne bei Isekai-Anime, von denen ich wohl schon ein paar zu viele gesehen habe. "86: Eighty Six" versucht die Balance auf einem schmalen Draht zu halten, der ihn von einem generischen Sumpf abhält. Die erste Staffel mit ihren sehr großen Problemen ist der beste Beweis, dass das keine gute Idee ist.
Ich will nicht zu fies zu der Serie sein, immerhin behandelt sie ein sehr kompliziertes Thema und da muss halt ein bisschen was eingeleitet werden. Nichtsdestotrotz hätte hier sehr vieles besser gemacht werden können. Eine Staffel so zu verschwenden, schreckt nur potenzielle Fans ab - ich kenne einige, die die Serie nach den ersten paar Folgen aus Langeweile abgebrochen haben. Auch dass die Szenensprünge zwischen Major und Undertaker plötzlich verschwanden, ist zu bemängeln. Da ich die erste Staffel absolut grauenhaft fand, die Zweite dann das Kind aber noch einigermaßen schaukelte, gebe ich eine positive, aber noch sehr durchschnittliche Bewertung. Ich sehe Potenzial, doch überzeugen konnte "86: Eighty Six" nicht und es wäre auch durchaus noch möglich, dass der Anime sehr generisch wird.
Beitrag wurde zuletzt am 17.07.2022 00:49 geändert.
Kommentare
Einerseits haben sie relativ stilsicher Remarque wieder aufgegriffen. Während die erste Staffel nicht nur durch das Einblenden des Buchs auf "Im Westen nichts Neues" verwies, waren in der zweiten Staffel mehrfach wichtige Elemente aus "Der Weg zurück" (Remarques Folgeroman) eingearbeitet, die in Fragen gipfelten wie "Wieso habe ausgerechnet ich überlebt, und nicht die anderen?", "Wie soll mein Leben danach aussehen?" und "Was kann ich überhaupt, außer zu kämpfen?" Freilich gab es auch komplett andere Plot-Richtungen, wie die vergleichsweise utopisch anmutende Giad-Föderation, und daraus folgend interessantes Nachdenkmaterial über den Sinn des Lebens, den Kriegsveteranen noch finden können, diesmal unter fast optimalen gesellschaftlichen Bedingungen. Außerdem ist mir allein wegen der opulenten (Wieder-)Vereinigung ein zusätzliches Sternchen aufgegangen.
Andererseits gab es diesmal mehr Material, bei dem mir die Lust vergangen ist. Beispiele? In der ersten Staffel fallen die 86er in realistisch anmutenden Kämpfen rechts und links wie die Fliegen, in der zweiten überleben die restlichen fünf 86er + Hund einen Kamikaze-Einsatz nach dem anderen. Nicht nur das, im ersten Kampf erledigen sie zwei (im Umfang so noch nie gesehene) Angriffswellen quasi im Alleingang! Vor dem finalen Angriff auf die Railgun gab es nicht ansatzweise Luftüberlegenheit, nach zweitägiger Verfolgung durch feindliches Gelände drischt's aber plötzlich ein zielgenaues Bombardement aus dem Himmel, während der Gegner zwei Tage lang keine Bodentruppen rangefahren kriegt. Selbst wenn Shin hier die Feuerleitstelle gegeben hat, wo kommt plötzlich die Luftüberlegenheit her? War das vielleicht Artillerie - aber dann hätte es doch aber auch eine Aufklärungsdrohne getan? Die Variation des Themas "Shins großer Bruder" empfand ich als langatmig. Und vom gelegentlich sich verbreitenden Pathos speziell Richtung Ende der zweiten Staffel will ich dann gar nicht mehr groß anfangen...
Fazit: Ich bin froh, dass ich das an einem Stück gesehen habe. So kommt es, dass ich mich gleichzeitig enttäuscht und beglückt fühle. Hat man auch nicht alle Tage.
Diese 2. Staffel hätte eine deutlich schlechtere Bewertung meinerseits bekommen aufgrund einiger unnötiger Längen und der wenigen Screentime von Lena, aber vor allem die letzten beiden Folgen haben doch noch das Rad rumgerissen und einen sehr gelungenen Abschluss des Animes geboten - auch emotional. Und die Story bietet auch noch Spielraum für eine dritte Staffel oder mehr (ich habe die Light Novel-Vorlage noch nicht gelesen).
*Es gibt zwar einen Cliffhanger, aber der ist im Nachhinein nicht so schlimm, wie ich befürchtet habe.
We won't forget you, Eighty-Six.