LebboV.I.P.
#1Es ist der 6. Dezember 1992 und es ist der Zeitpunkt gekommen: Ich sitze zum allerersten Mal in einem Kino und vor mir befindet sich eine riesige Leinwand, die ich in all den Jahren danach noch so oft bestaunen werde. Den Moment werde ich niemals vergessen und auch nicht den Film, den ich damals gesehen habe: „Die Schöne und das Biest“. Einer dieser „guten alten“ Disneyfilme, die mich als Kind in ihren Bann gezogen haben und fast 30 Jahre später soll nun also eine „moderne“ Version mit dem Titel Ryuu to Sobakasu no Hime aka Belle aus Japan von Mamoru Hosoda kommen – dachte ich zumindest. Denn mehr war mir damals nicht bekannt, aber der Name des Regisseurs reichte mir schon, um doch sehr gespannt auf den Film zu sein. Denn allen voran Hosoda hat mich in den letzten 10 Jahren immer wieder besonders positiv aber auch durchaus negativ überraschen können und dabei ist eines seiner Werke ist für mich auch ein absolutes Meisterwerk, aber handelt es sich hierbei auch tatsächlich um Ryuu to Sobakasu no Hime?
Wer auf meine Bewertung geachtet hat, wird schnell feststellen, dass dieser Film wohl nicht das besagte Meisterwerk ist. Denn es sind dann doch auch hier die altbekannten Probleme aufgetaucht, die ich in dem einen oder anderen Film von Hosoda schon kritisiere. Aber alles der Reihe nach, denn der Beginn des Film war zunächst sehr verheißungsvoll. In den ersten 15 Minuten bot sich mir nämlich ein durchaus interessanter und cleverer Einstieg ins Thema. Sie bieten einen guten Überblick, um den Großteil der Figuren und deren Lebensumstände näher kennen zu lernen – allen voran der Alltag von Suzu, die in der virtuellen Welt „U“ landet und dort zu einer Sängerin und einem Star namens „Belle“ in den Sozialen Medien wird. Der Weg und der Anstoß dahin wird aber auch durch ein dramatisches Erlebnis begleitet, dass für mich aber eindeutig zu früh im Film schon auftaucht und letztlich auch zu wenig behandelt wird. Daher verliert dieses einschneidende Erlebnis etwas an seiner Wirkung bzw. hätte es als späteres Element eine noch viel stärkere Macht ausüben können.
Es wird dann im weiteren Verlauf auch öfter mal gesungen und jeder der Songs wird dann auch dementsprechend hübsch und farbenfroh dargeboten. Aber dann häufen sich die üblichen Probleme, die so eine Berühmtheit in einer virtuellen Welt mit sich bringt – und nicht nur diese. Denn irgendwann taucht dann Ryuu, das Biest, auf. Unweigerlich gibt es ein fortan einige Szenen, die schon auch an das Original von Disney erinnern, aber mich dennoch nicht überzeugen können. Grundsätzlich wurde ich mit der Figur des Biests nicht warm und fand sie letztlich auch komplett unnötig, weil sie eben auch zu sehr an das Original erinnerte und auf mich dann auch mit ihrer Hintergrundgeschichte zu wenig originell wirkte. Die Geschichte von Ryuu brauchte man in dem Fall auch gar nicht, weil die Situation rund um Suzu aka Bell genug Stoff geboten hätte, um auf all die Probleme – sei es nun Mobbing in der realen aber auch der virtuellen Welt oder auch dieses Versteckspiel rund um eine erschaffene Persönlichkeit oder Probleme mit dem Vater – seinen Fokus z legen. Hier wurde nur nochmal ein weiterer Aspekt hinzugefügt, der unter dem Schlussstrich aber nicht den Zeitaufwand gerechtfertigt hat. Letztlich war dieser Erzählstrang mehr eine Hülle, um dem Film ein weiteres größeres Etikett zu verpassen, das es für mich dann eher sogar negativ behaftet zurückließ.
Grundsätzlich ist die große Frage des Films, ob es diese virtuelle Welt „U“ überhaupt in diesem Film brauchte. Von mir wird die Frage eher verneint. Das ist sicherlich einer der größten Kritikpunkte, die ich an dem Film habe. Denn auch wenn die beiden Welten im starken Kontrast zueinander wirken sollen und es auch tun, ist die virtuelle Welt für mich eben doch zu künstlich, zu bunt und auch zu steril gestaltet worden. Absicht oder nicht - es ist definitiv zu viel CGI, die Figuren sind mir dann doch etwas zu weit weg vom Zuschauer, obwohl alles versucht wird, um dieses Gefühl nicht aufkommen zu lassen. Da hilft auch keine märchenhafte Geschichte, die nebenbei eingestreut wird. Es wirkt nicht rund und auch die Verknüpfung der beiden Welten hat nicht optimal geklappt. Erst am Ende, als man immer weniger unterscheiden kann, welche Welt denn nun eigentlich „besser“ ist, wird es klarer. Das System ist simpel und mittlerweile auch schon in jedem zweiten sogenannten Isekai, in der man in einer „anderen“ Welt mit einer Avatar gewisse Grenzen des realen Lebens überschreiten kann, so praktiziert. Mir ist das zu viel des Guten, zu viel von der virtuellen und zu wenig Platz für die „echte“ Welt, zu viele Stereotypen kommen vor, die man so auch schon oft genug gesehen hat.
Ich mochte viele Dinge an dem Film und das ist auch wichtig zu sagen. Allen voran die Szenen aus dem „realen“, dem echten, Leben haben mich fast immer überzeugt und begeistert. Sei es nun die ländliche Gegend als Ort des Geschehens oder der Alltag in der Schule. Auch das Zusammenspiel mit Suzus bester Freundin hatte witzige Szenen und auch die Verbindung zu Subaru hatte seinen Charme, auch wenn hier viel Potenzial verschenkt wurde. Ebenso ein wenig stiefmütterlich behandelt wurde die Beziehung von Suzu zu ihrem Vater, die dann aber auch in den wenigen Szenen spannend war und für mich auch die beste Szene hatte. Dennoch wäre bei allen männlichen Charakteren noch ein wenig mehr möglich gewesen, aber das musste eben auch den Bildern und den Songs weichen. Suzu ist das Herzstück des Films und das liegt auch an ihrer japanischen Synchronsprecherin, die zum allerersten Mal einen Anime synchronisiert und zudem toll gesungen hat – wow! Das ist übrigens auch bei anderen Charakteren wie Suzus bester Freundin Hiroka der Fall, die lustigerweise von einem Mitglied der Band Yoasobi gesprochen wird. Die machen alle einen frischen und wunderbaren Job. Akustisch ist der Film sowieso eine Wucht, mit all den Songs, dem Soundtrack und auch der Soundkulisse ist Ryuu to Sobaksu no Hime ein tolles Werk gelungen und im Kino sicher nochmal ein ordentliches Stück eindrucksvoller – wie alle Filme von Hosoda. Iwasaki Taisei hat auch bei Kekkai Sensen bewiesen, dass er vielschichtig und auch einen sehr umfangreichen Sound produzieren kann. Auch optisch hat der Film jede Menge zu bieten, auch wenn ich die virtuelle Welt nun viel kritisiert habe, gibt es doch auch hier schöne Momente und die Szenen in der realen Welt sind sehr beeindruckend – gar schon idyillisch. Man merkt, dass hier ein erfahrenes Team dahintersteckt, das auch schon für viele andere Projekte des Regisseurs verantwortlich war und umso mehr Wert auf Details legt.
Fazit
Wohin führt mich das Ganze bei der Bewertung nun? Viele Motive tauchen auch in anderen Filmen Hosodas auf und das hatte ich so erwartet. Wenn ich den Konflikt und die Probleme zwischen realer und virtueller Welt stärker bewerten müsste, lande ich mit meinen Gedanken zwangsläufig bei Summer Wars, das für mich vor vielen Jahren schon eine herbe Enttäuschung war. Auch da war mir der Kontrast zu stark und das klappte zwar etwas besser beim Film Bakemono no Ko, aber auch der hat mich nicht umgehauen. Was mich aber damals umgehauen hat und woran mich Suzu in der realen Welt als Charakter erinnert hat, war z. B. Toki o Kakeru Shoujo, mit dem vieles in Hosodas Karriere auch begann. Und dann gibt es noch den Titel, den ich zunächst nicht genannt habe und zwar Ookami Kodomo no Ame to Yuki. Denn dieser Film schafft es, eben jene unterschiedlichen Welten perfekt miteinander in Einklang zu bringen, auch weil die Charaktere bzw. das Drama ganz nah an den Zuschauer gebracht wird und somit verdient sich der Film meine Höchstwertung. Und Ryuu to Sobakasu liegt bei der Bewertung irgendwo dazwischen – mit den genannten Problemen, die ich immer wieder mit Filmen von Hosoda habe. Ich weiß aber die Machart und die damit verbundenen Stärken seiner Filme auch sehr zu schätzen und die möchte ich hier dieses Mal auch etwas stärker gewichten. Es gibt nämlich tatsächlich auch ein paar Szenen, die ich zu den besten seines Schaffens zählen würde und somit ist Ryuu to Sobakasu no Hime ein durchaus sehenswerter Film und einer der besten Filme von Mamoru Hosoda.
Wer auf meine Bewertung geachtet hat, wird schnell feststellen, dass dieser Film wohl nicht das besagte Meisterwerk ist. Denn es sind dann doch auch hier die altbekannten Probleme aufgetaucht, die ich in dem einen oder anderen Film von Hosoda schon kritisiere. Aber alles der Reihe nach, denn der Beginn des Film war zunächst sehr verheißungsvoll. In den ersten 15 Minuten bot sich mir nämlich ein durchaus interessanter und cleverer Einstieg ins Thema. Sie bieten einen guten Überblick, um den Großteil der Figuren und deren Lebensumstände näher kennen zu lernen – allen voran der Alltag von Suzu, die in der virtuellen Welt „U“ landet und dort zu einer Sängerin und einem Star namens „Belle“ in den Sozialen Medien wird. Der Weg und der Anstoß dahin wird aber auch durch ein dramatisches Erlebnis begleitet, dass für mich aber eindeutig zu früh im Film schon auftaucht und letztlich auch zu wenig behandelt wird. Daher verliert dieses einschneidende Erlebnis etwas an seiner Wirkung bzw. hätte es als späteres Element eine noch viel stärkere Macht ausüben können.
Es wird dann im weiteren Verlauf auch öfter mal gesungen und jeder der Songs wird dann auch dementsprechend hübsch und farbenfroh dargeboten. Aber dann häufen sich die üblichen Probleme, die so eine Berühmtheit in einer virtuellen Welt mit sich bringt – und nicht nur diese. Denn irgendwann taucht dann Ryuu, das Biest, auf. Unweigerlich gibt es ein fortan einige Szenen, die schon auch an das Original von Disney erinnern, aber mich dennoch nicht überzeugen können. Grundsätzlich wurde ich mit der Figur des Biests nicht warm und fand sie letztlich auch komplett unnötig, weil sie eben auch zu sehr an das Original erinnerte und auf mich dann auch mit ihrer Hintergrundgeschichte zu wenig originell wirkte. Die Geschichte von Ryuu brauchte man in dem Fall auch gar nicht, weil die Situation rund um Suzu aka Bell genug Stoff geboten hätte, um auf all die Probleme – sei es nun Mobbing in der realen aber auch der virtuellen Welt oder auch dieses Versteckspiel rund um eine erschaffene Persönlichkeit oder Probleme mit dem Vater – seinen Fokus z legen. Hier wurde nur nochmal ein weiterer Aspekt hinzugefügt, der unter dem Schlussstrich aber nicht den Zeitaufwand gerechtfertigt hat. Letztlich war dieser Erzählstrang mehr eine Hülle, um dem Film ein weiteres größeres Etikett zu verpassen, das es für mich dann eher sogar negativ behaftet zurückließ.
Grundsätzlich ist die große Frage des Films, ob es diese virtuelle Welt „U“ überhaupt in diesem Film brauchte. Von mir wird die Frage eher verneint. Das ist sicherlich einer der größten Kritikpunkte, die ich an dem Film habe. Denn auch wenn die beiden Welten im starken Kontrast zueinander wirken sollen und es auch tun, ist die virtuelle Welt für mich eben doch zu künstlich, zu bunt und auch zu steril gestaltet worden. Absicht oder nicht - es ist definitiv zu viel CGI, die Figuren sind mir dann doch etwas zu weit weg vom Zuschauer, obwohl alles versucht wird, um dieses Gefühl nicht aufkommen zu lassen. Da hilft auch keine märchenhafte Geschichte, die nebenbei eingestreut wird. Es wirkt nicht rund und auch die Verknüpfung der beiden Welten hat nicht optimal geklappt. Erst am Ende, als man immer weniger unterscheiden kann, welche Welt denn nun eigentlich „besser“ ist, wird es klarer. Das System ist simpel und mittlerweile auch schon in jedem zweiten sogenannten Isekai, in der man in einer „anderen“ Welt mit einer Avatar gewisse Grenzen des realen Lebens überschreiten kann, so praktiziert. Mir ist das zu viel des Guten, zu viel von der virtuellen und zu wenig Platz für die „echte“ Welt, zu viele Stereotypen kommen vor, die man so auch schon oft genug gesehen hat.
Ich mochte viele Dinge an dem Film und das ist auch wichtig zu sagen. Allen voran die Szenen aus dem „realen“, dem echten, Leben haben mich fast immer überzeugt und begeistert. Sei es nun die ländliche Gegend als Ort des Geschehens oder der Alltag in der Schule. Auch das Zusammenspiel mit Suzus bester Freundin hatte witzige Szenen und auch die Verbindung zu Subaru hatte seinen Charme, auch wenn hier viel Potenzial verschenkt wurde. Ebenso ein wenig stiefmütterlich behandelt wurde die Beziehung von Suzu zu ihrem Vater, die dann aber auch in den wenigen Szenen spannend war und für mich auch die beste Szene hatte. Dennoch wäre bei allen männlichen Charakteren noch ein wenig mehr möglich gewesen, aber das musste eben auch den Bildern und den Songs weichen. Suzu ist das Herzstück des Films und das liegt auch an ihrer japanischen Synchronsprecherin, die zum allerersten Mal einen Anime synchronisiert und zudem toll gesungen hat – wow! Das ist übrigens auch bei anderen Charakteren wie Suzus bester Freundin Hiroka der Fall, die lustigerweise von einem Mitglied der Band Yoasobi gesprochen wird. Die machen alle einen frischen und wunderbaren Job. Akustisch ist der Film sowieso eine Wucht, mit all den Songs, dem Soundtrack und auch der Soundkulisse ist Ryuu to Sobaksu no Hime ein tolles Werk gelungen und im Kino sicher nochmal ein ordentliches Stück eindrucksvoller – wie alle Filme von Hosoda. Iwasaki Taisei hat auch bei Kekkai Sensen bewiesen, dass er vielschichtig und auch einen sehr umfangreichen Sound produzieren kann. Auch optisch hat der Film jede Menge zu bieten, auch wenn ich die virtuelle Welt nun viel kritisiert habe, gibt es doch auch hier schöne Momente und die Szenen in der realen Welt sind sehr beeindruckend – gar schon idyillisch. Man merkt, dass hier ein erfahrenes Team dahintersteckt, das auch schon für viele andere Projekte des Regisseurs verantwortlich war und umso mehr Wert auf Details legt.
Fazit
Wohin führt mich das Ganze bei der Bewertung nun? Viele Motive tauchen auch in anderen Filmen Hosodas auf und das hatte ich so erwartet. Wenn ich den Konflikt und die Probleme zwischen realer und virtueller Welt stärker bewerten müsste, lande ich mit meinen Gedanken zwangsläufig bei Summer Wars, das für mich vor vielen Jahren schon eine herbe Enttäuschung war. Auch da war mir der Kontrast zu stark und das klappte zwar etwas besser beim Film Bakemono no Ko, aber auch der hat mich nicht umgehauen. Was mich aber damals umgehauen hat und woran mich Suzu in der realen Welt als Charakter erinnert hat, war z. B. Toki o Kakeru Shoujo, mit dem vieles in Hosodas Karriere auch begann. Und dann gibt es noch den Titel, den ich zunächst nicht genannt habe und zwar Ookami Kodomo no Ame to Yuki. Denn dieser Film schafft es, eben jene unterschiedlichen Welten perfekt miteinander in Einklang zu bringen, auch weil die Charaktere bzw. das Drama ganz nah an den Zuschauer gebracht wird und somit verdient sich der Film meine Höchstwertung. Und Ryuu to Sobakasu liegt bei der Bewertung irgendwo dazwischen – mit den genannten Problemen, die ich immer wieder mit Filmen von Hosoda habe. Ich weiß aber die Machart und die damit verbundenen Stärken seiner Filme auch sehr zu schätzen und die möchte ich hier dieses Mal auch etwas stärker gewichten. Es gibt nämlich tatsächlich auch ein paar Szenen, die ich zu den besten seines Schaffens zählen würde und somit ist Ryuu to Sobakasu no Hime ein durchaus sehenswerter Film und einer der besten Filme von Mamoru Hosoda.
Beitrag wurde zuletzt am 25.01.2022 15:29 geändert.
Kommentare
Was ich etwas verwunderlich finde, ist dass einem bei OmU hier englische Untertitel vorgesetzt werden. 🤔
Mich stört das zwar nicht, davon stand meine ich aber nichts in der Beschreibung und eigentlich hätte man deutsche Untertitel erwartet.....
Ich meine, deutsche Synchro haben sie ja hingekriegt....
Eine sehr schöne Geschichte, tolle Optik und schöne Musik. Der Regisseur zeigt mal wieder was er kann.
Auch wenn es auf "die Schöne und das Biest" basiert, geht es hier hauptsächlich ja um Suzu / Belle.
Das Biest ist eher ein Support Charakter, weshalb die "Love-Story" etwas zusammengeschustert und knapp erzählt wirkt.
Ist bei Filmen aber generell ja nichts neues.
Hat mir sehr schön gefallen, davon gerne mehr in deutschen Kinos. 😊