Mushoku Tensei: Jobless Reincarnation Cour 2 (2021)

Eine lange Reise findet ihren Abschluss und eine neue beginnt

Diese Saison haben wir Rudeus und seine Gefährten auf ihrer langen Reise über den gesamten Kontinent begleitet. Rudeus musste einige Rückschläge einstecken und lernen damit zu leben und daran zu wachsen. Teil 2 übernimmt die Bände 4-6 der gleichnamigen Light Novel von Rifujin na Magonote. Ursprünglich startete sie 2012 über die Self-Publishing Plattform Shōsetsuka ni Narō und erlangte eine gewaltige Aufmerksamkeit. Dies war auch der große Startschuss zum Isekai-Boom. Viele Jahre galt die Reihe als nicht umsetzbar als Anime. Zu langsam das Tempo und Rudeus perverse Gedanken und Anspielung galten als zu problematisch. Jedoch gab es viele die dies nicht einfach auf sich sitzen lassen wollten und so wurde das Studio Bind gegründet um dem Werk seine Animeadaption zu geben. Ist dieser Versuch gelungen? Darauf werden wir hier einen näheren Blick werfen.

Handlung:

Nachdem Rudeus und Eris in der Katastrophe rund um die Fittoa Region auf dem Dämonen Kontinent gelandet sind haben sie es gemeinsam mit Ruijerd geschafft die Küste zu erreichen. Jedoch sind die Kosten für eine legale Überfahrt auf den Milis Kontinent für einen Spelled annähernd unbezahlbar. Die Dienste eines Schmugglers in Kauf zu nehmen scheint die einzige Lösung. Dies ist jedoch nur der Anfang einer langen Reise bei der es gilt viele Hindernisse zu überwinden. Es geht durch die Heimat des Doldia Stammes, das Milis Königreich und auch ein Abstecher nach Shirone, wo einst Roxy als Hofmagierin diente. Rudeus muss die bittere Wahrheit über das Schicksal der Opfer der Katastrophe lernen und das er verdammt viel Glück hatte.


Charaktere:

Für mich Persönlich eine der großen Stärken des Werkes generell. Warum? Die Figuren werden nicht idealisiert, sie sind schlicht und ergreifend menschlich. Sie haben ihre Stärken und guten Seiten aber machen genauso Fehler, leiden und haben ihre eindeutigen Schwächen. Es macht einfach alle sympathisch. Man freut sich mit ihnen aber genauso leidet man mit ihnen. Rudeus ist zwar stark, jedoch weder der unbesiegbare Held, noch ein strahlendes Vorbild dem man blind folgen sollte. Er ist ein normaler Kerl der versucht sein neues Leben zu meistern und die Hürden zu überwinden die ihm dieses in den Weg stellt. Anders als viele andere Werke hat man hier das Gefühl ein Leben in einer mittelalterlichen Fantasy Welt zu erleben mit allen Höhen und Tiefen die eben dieses mit sich bringt.


Umsetzung:

Ich wüsste nicht was ich hier negativ dem Studio vorwerfen könnte. Egal wie man es dreht und wendet man merkt das hier wirklich wahre Fans an der Umsetzung sitzen die das gesamte Werk kennen. Absolut grandios ist die Idee jeder Episode des zweiten Teils sein ganz eigenes Opening zu geben. Es verstärkt das Abenteuer- und Reise-Feeling und bietet Platz auch auf die Vergangenheit und Ereignisse der Anderen Opfer der Katastrophe einzugehen. Hat man nun jedes Details umgesetzt? Sicher nicht aber die Geschichte ist für alle verständlich und ich muss gestehen ich fand es eine gute Wahl immer eine Saison mit 3 Bänden zu füllen. Die Light Novel hat immer genau alle 3 Bände einen wichtigen Breakpoint und es bietet sich an in diesem Tempo voranzuschreiten damit die Zuschauer einen guten Kompromiss aus Erzählgeschwindigkeit und Inhaltstreue erhalten.


Fazit:
Die Bände 4-6 zählen für mich zu einigen meiner liebsten dieser Serie. Sie sind die Definition eines Abenteuers und eine große Reise in der man viele Orte und Menschen kennen lernt. Rudeus findet einige seiner Familienmitglieder muss aber auch feststellen er hatte ein gewaltiges Glück auf seiner Reise. Viele Andere hatte es hart erwischt. Die große Aussprache mit seinem Vater, die Wiedervereinigung mit Lilia und seinen Schwestern. Manches verlief glücklicher als anderes aber genau das zeigt eben die Menschlichkeit der Charaktere. Dazu bringt auch immer eine Prise Humor einen zum lächeln. Wer auf Fantasy und Mittelalter Werke steht sollte dem Werk auf alle Fälle einmal eine Chance geben und für Isekai Fans generell ist es die Chance das Werk kennen zu lernen welches den großen Boom der letzten Jahre ausgelöst hat. Das Studio Bind liefert eine Umsetzung an der man eigentlich nicht viel meckern kann und die von sehr viel Liebe für das Originalwerk zeugt.

Empfehlungen:

• The Faraway Paladin - Wir verfolgen William G. Maryblood der eine ungewöhnliche Kindheit durchläuft, denn er wird von 3 Untoten großgezogen. So ungewöhnlich dies ist spenden die 3 ihm mehr Herzensgüte und Weisheit als viele Menschen. Will möchte diese zweite Chance auf ein Leben dieses mal nicht vergeuden und es dieses mal in vollen Zügen ausleben. Mit all seinen Höhen und Tiefen.
• Grimgar, Ashes and Illusions - Dies ist ebenfalls ein etwas anderer Ansatz um an das Isekai Genre heranzugehen. Eine bewusst langsam gewählte Erzählung und ein Fokus auf Probleme und Leiden wenn ganz normale Menschen plötzlich in einer Welt landen wo der tägliche Kampf ums überleben alles ist.

Wie wird es weitergehen:
Da ich des öfteren PN oder ähnliches erhalte mit Fragen wie es weitergeht nach dem Ende werde ich hier im Spoilertag einen kleinen Ausblick liefern wie Band 7 weitergehen wird:

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit und bis zum nächsten Anime.
Solltet ihr mehr Infos suchen und Hintergrundinformationen zu den einzelnen Episoden schaut doch im Episodenforum vorbei.

Seit Jahren hört man von allen Seiten, das Isekai-Genre sei tot. Völlig überreizt, repetitiv, zu sehr auf Fanservice und stumpfes Wish-Fulfillment aufgebaut.
Nun sind es ja zumeist die Anime, die inhaltlich eben mehr als eine einfache Harem-Fantasie auffahren und das Konzept mit einem eigenen Twist anreichern, die die ganz großen Erfolge feiern.
Als einer der Pioniere der heutigen Isekai-Light Novels (bzw. Web Novels) ist Mushoku Tensei dagegen Isekai in Reinkultur - Typ kommt in andere Welt, Typ ist dort überdurchschnittlich begabt, Typ erlebt viele spannende Abenteuer und sammelt dabei noch ein paar hübsche Mädels ein.
Und trotz dass alle bekannten Bausteine versammelt sind und der Anime zunächst nur wenig zur Überraschung des Zuschauers in der Hinterhand zu haben scheint, würde ich behaupten, dass Mushoku Tensei zu den qualitativ hochwertigsten Isekais der letzten Jahre zählt.

Die Leidenschaft, die der Autor in seinem Vorhaben, ein glorreiches Epos zu erzählen an den Tag legt, ist bereits im detailreichen Worldbuilding zu spüren: Die Welt von Mushoku Tensei besteht aus vielen verschiedenen, zu 100% ausgestalteten Völkern und deren Kulturen, die teils sogar eigene Sprachen sprechen. Neben diesen bereits in der Light Novel vorhandenen Details erweitern Art Director Masakazu Miyake und sein Team das Setting mit ihrer atemberaubenden Hintergrundgestaltung, in der jedes Objekt, jedes Detail liebevoll platziert ist und quasi eine eigene Geschichte kleine Geschichte über seinen Ort erzählt, was der Welt zu viel Glaubwürdigkeit verhilft.
Ebenso lebendig und abwechslungsreich fällt der Soundtrack aus, in dem Meister Yoshiaki Fujisawa die unterschiedlichsten Töne anklingen lässt, um ein vielschichtiges Soundbild zu erschaffen.
Animationstechnisch ist Mushoku Tensei auf Kinofilmniveau und gehört wahrscheinlich zum Aufwendigsten, das in jüngerer Vergangenheit über die japanischen Bildschirme geflimmert ist.
Kaum eine Szene besteht aus den üblichen "Talking Heads", bei denen lediglich der Mund eines Charakters bewegt wird, stattdessen stecken die meisten Sequenzen voller Bewegung, voller Ausdruck und liebevollem Character Acting, das die Möglichkeiten der Animation nutzt, um dem Innenleben der Charaktere Ausdruck zu verleihen. Ebenso stilsicher kommen die Actionsequenzen daher, den anstatt dass (wie es in vielen Action-Anime üblich ist) dank immer chaotischer Layout-Pipelines sämtliches Gefühl für die Umgebung zugunsten des großen Spektakels verloren geht, fallen die Cheoreografien hier angenehm bodenständig und doch mitreißend aus.
In Punkto Präzision, den Aufwand und die Stilsicherheit der Produktion ist Studio Bind mit Mushoku Tensei also über jeden Zweifel erhaben und setzt ein völlig neues Maß für TV-Anime.

Inhaltlich dagegen ist der wie ein Roadmovie konzeptionierte zweite Cour eher im Mittelfeld anzusiedeln: Zwar geraten Rudeus und seine Party auf ihrer Reise von einer verzwickten Situation in die nächste, allerdings ist es stets relativ klar, dass sich unser Blondschopf mit seiner exorbitanten Begabung stets mühelos aus diesen rauszufinden vermag. Und selbst wenn Rudeus mal in die Bredouille gerät, kommt dank seiner sorglosen Attitüde und der langsamen Erzählung dennoch kaum Spannung auf und es wird eher mit unterhaltsamen Mono- und Dialogen gepunktet.
Auch fehlt dem Plot ein dichter, übergreifender roter Faden, der die einzelnen Ereignisse zusammenschnürt. Klar steht am Ende der Reise auch ein Ziel, jedoch fehlt um fesselnd zu sein ein wirklicher Konflikt, ein Problem, eine Bedrohung, die abgewendet werden will. Hier ist das Format der Vorlage als Webnovel, in die man "Immer-mal-wieder-reinschaut" relativ deutlich.
Wo Mushoku Tensei wieder voll abräumt sind jedoch die Charaktere, denn trotz seiner übermenschlichen Kraft muss Rudeus immer mehr der Tatsache ins Auge sehen, dass sein eigentlich gutes Herz durch seinen ungesunden Hikkikomori-Lebensstil immer mehr verdorben wurde und er nun Schritt für Schritt wieder in gängigen sozialen Umgang hineinfinden muss - klar eine Message an zurückgezogene Otakus.
Dabei wirkt der Anime jedoch niemals belehrend oder hämisch, sondern eher, als wolle es Mut machen, über seine Grenzen hinauszuwachsen und sich aus seiner Komfortzone hinauszuwagen. Einfühlungsvermögen und Empathie zu lernen, um sich auf andere Menschen einzulassen und schlussendlich herauszufinden, dass in deren Brust ein genau so menschliches, verletzliches Herz pocht wie in einem selbst.
Besonders ein Konflikt zwischen Rudeus und einem nahen Angehörigen in der Mitte des Cours und die Entwicklung, die diesem entspringt hat mich besonders berührt, weil sie so nahbar ist - Jemanden den man vermeintlich gut kennt völlig falsch zu interpretieren und im Nachgang Reue zu zeigen ist etwas, das ich schon manches Mal in meinem Leben erlebt habe - und etwas, das zeigt, wie unerwartet nahbar und realistisch das zwischenmenschliche Drama in Mushoku Tensei ist.
Obgleich zweifelsohne Rudeus im Rampenlicht steht, gehen auch die weiblichen Charaktere nicht völlig leer aus - so erhalten Roxys Einsamkeit, die daraus resultierenden Minderwertigkeitsgefühle und ihre anschließende Selbstgeißelung genau so ihren Platz in der Story wie Eris Taumel zwischen Pflichtbewusstsein und Abenteuerlust.

Wo wir schon bei weiblichen Charakteren sind, möchte ich über meinen größten Kritikpunkt und auch die größte Kontroverse um Mushoku Tensei sprechen: Das Thema Sex.
Grundsätzlich halte ich es dem Anime extrem zugute und freue mich, dass er in seiner lebendigen und realistischen Welt das Thema Sex mal nicht völlig ausklammert, sondern es als den natürlichen Teil des Lebens inszeniert, der es nun mal ist.
Umso mehr stört es mich dabei, wie plump und uninspiriert die Fanservice-Elemente in die Story eingeworfen ist. Obwohl er sich zu einem so vielschichtigen Charakter entwickelt, bleiben Rudeus' Eskapaden von sexueller Belästigung völlig unreflektiert, bevor das Thema gegen Ende der Staffel in einer fragwürdigen, wenn auch wunderschön inszenierten, Szene seinen Höhepunkt findet. Normalerweise bin ich was derartige Dinge angeht sehr unempfindlich, aber die Tatsache, dass es sich bei den Charakteren im Anime um sehr jung aussehende Kinder und bei Reudeus technisch gesehen um einen erwachsenen Mann handelt, gibt mir dann doch einen sauren Beigeschmack.

Fazit: Mushoku Tensei ist produktionstechnisch der wahrscheinlich aufwendigste und liebevollste Isekai-Anime aller Zeiten. Studio Bind pfeift einfach mal auf die gängigen Konventionen in TV-Anime und präsentiert rein optisch und inszenatorisch eine Jahrhundertleistung, die vom Aufwand und der Qualität fast alles in den letzten Jahren da gewesene locker in die Tasche steckt.
Die Handlung plätschert dagegen leider ein wenig vor sich hin, aber trotz dass dass hier einige kontroverse Schnitzer vorhanden sind, ist es trotzdem die interessante Welt und die vielschichtigen Charaktere, die mit Bravour angepackt werden und mich für den Anime begeistert haben.
Insgesamt ist Mushoku Tensei einfach ein rundes Entertainment-Paket zum Träumen und Erleben, in dem aber auch sehr gerne nachgedacht werden darf.
8/10

Ich habe einmal meine Rezension ein wenig angepasst, da mit der Ankündigung um dem Promo Video zu Staffel 2 feststeht, dass es mit Band 7 direkt weitergeht wo diese Staffel endete. Auch werden die Nebenkapitel mit dieser Staffel nachgeholt rund um den mysteriösen "Fitz". Bin ja mal gespannt wie die Meinungen sein werden zu Band 7 als Anime und ob das Studio Anpassungen vornimmt. Einige der Themen dürften Neuland im Anime Bereich sein und könnten auch bei einigen Zuschauern anecken.

Der letzte Auftritt von Yumi Uchiyama als die Stimme des jungen Rudeus

Kommenden Sonntag am 19.12.2021 wird Episode 23 online gehen sofern nichts dazwischen kommt. Dies wird auch der Abschied sein von Yumi Uchiyama als die Stimme des jungen Rudeus Greyrat (Rudi) wie sie über ihren Twitter Account bekannt gegeben hat. Was dies für die Zukunft heißt ist noch unbekannt. Schlussendlich wird Rudeus älter und es gibt einen Zeitsprung im Band 7 der nach dem Abschluss von Part 2 hier die Fortsetzung bildet. Daher ist es gut möglich, sollte eine Fortsetzung erscheinen das Rudeus eine neue Stimme entsprechend seines Alters bekommt.

Die OVA welche mit der Veröffentlichung des 4. Bluray Volumes in Japan erscheint wird das Solo Abenteuer von Eris aus Band 5 abbilden, ihre Goblin Jagd.

Quelle: Mushoku Tensei: Rudeus Will Get A New Voice Actor