Nova LunarisV.I.P.
#1- Handlung
- Animation
- Charaktere
- Musik
»I never quite realized ... how beautiful this world is.«
(A2 – Nier:Automata)
Heute steht mal wieder ein wunderliches Musikvideo von Eve auf dem Plan. Ich frage mich, ob ich eines Tages alle Werke der Gruppe rezensiert haben werde. Wahrscheinlich nicht und ehrlich gesagt, finde ich es auch besser so. Es gibt schließlich nur wenige Trupps, die qualitativ hochwertige Videos raushauen als wäre es das Einfachste der Welt. Zu dem muss ich mir so keine Sorgen machen, dass irgendwann die Werke für meine Rezensionen ausgehen.
Jedenfalls erwartet einem bei »Shinkai« ein eher knuffiger Vertreter der Gruppe, der aber trotzdem mit einem melancholischen Thema aufwartet, das viele Menschen kennen dürften – dem sogenannten Weltschmerz.
Die vordergründige Handlung des Musikvideos ist schnell erklärt. Ein niedliches Mädchen wandert einsam durch die überwucherten Ruinen einer Großstadt, begleitet wird sie dabei von einem katzenähnlichen Riesenflauschball, der anstatt Augen drei Striche hat. Besonders auffällig – sieht man mal vom Plüschflummi ab – sind die Meerestiere, die den Himmel für sich erobert haben und majestätisch durch die Lüfte gleiten. Schließlich trifft sie auf ein ziemlich düster dreinblickendes Mädel – übrigens ebenso niedlich wie die Protagonistin. Leider scheitert der Versuch mit ihr zu reden, da die Fremde stets unerreichbar erscheint.
Nun wird es wieder Zeit, die grauen Zellen anzuwerfen und sich zu fragen: »Was passiert hier wirklich?« Wie bereits eingangs erwähnt, geht es hier nicht um die Abenteuer eines kleinen Mädchens, sondern um die Probleme derselben. In dem Fall handelt es sich um den Schmerz, den man empfindet, wenn man mit der Welt, so wie sie ist, unzufrieden ist oder kurzgesagt den Weltschmerz – im Übrigen eines meiner Lieblingswörter. Unter Beachtung dieser Prämisse wird schnell klar, dass der eigentliche Hauptcharakter das trübsalblasende Mädel ist. Die lebensfrohe junge Dame ist dagegen ein Sinnbild für das Herz der Protagonistin, das gegen den Schmerz ankämpft – deswegen auch das pochende Herzsymbol auf ihrem Pullover. Die zerstörte Stadt steht für die Welt mit all ihren Unzulänglichkeiten, die der Hauptfigur so zu schaffen macht. Der Wal und die kleinen Fische stehen hingegen für die Dinge, die trotzdem schön am Leben sind. Es fällt auch auf, dass die Überflutungen genau dann eintreten, wann immer sie am Schmerz zu ertrinken droht.
Genug interpretiert, kommen wir jetzt zu den technischen Finessen des Videos. Zuerst der Optik, die spektakulär ausfällt. Die pittoresken Hintergründe, die mit ihren warmen dezenten Farben ein wohliges Gefühl auslösen und deren Detailgrad einen erstaunen lässt, sind wundervoll anzusehen – irgendwie fühlte ich mich da glatt an die Arbeiten von Ghibli erinnert. Das Charakterdesign ist zwar weniger detailreich, kann aber durch die Niedlichkeit der beiden Damen überzeugen. Ehrlich gesagt wären mehr Details der Knuffigkeit sowieso abträglich.
Bei der Hintergrundmusik hat mir vor allem der ruhige Anfang gefallen, der nur von Klangplatten getragen wird – in der Schulzeit konnte mir mit den Dingern keiner etwas vormachen – und damit perfekt zu dem melancholischen Thema passt. Danach geht es minimalitisch mit der Gitarre und einem treibenden Beat – ohne den können Eve wohl nicht – weiter. Gesanglich bewegt sich der Sänger wenig aus seiner Komfortzone heraus und trällert ebenso schwermütig wie locker vor sich hin.
Fazit
Bei »Shinkai« bekommt man es mit einem Wohlfühlvideo aus dem Hause Eve zu tun, dass besonders durch die qualitativ hochwertigen Hintergründe zu bestehen weiß. Daneben vermittelt es eine herrliche Botschaft: »Die Welt ist grausam, unbeständig und selten fair, aber sie ist dennoch wunderschön.«
In diesem Sinne schaut es euch an, denn auch das Video ist wunderschön.
Beitrag wurde zuletzt am 26.08.2021 11:11 geändert.
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