Sci-fi Harry (2000)

サイファイハリー

Rezensionen – Sci-fi Harry

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Anime „Sci-fi Harry“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: Noa
V.I.P.
#1
Sci-fi Harry ist ein Mystery der anderen Art. Wie es so oft der Fall ist, sollte man sich nicht von der ungewöhnlichen Optik abschrecken lassen und den sehr seltsam klingenden Anime eine Chance geben.

Harry ist der typische Aussenseiter der weder in Sport noch im Unterricht der Beste ist und von den stärkeren stets schikaniert wird und Prügel beziehen muss. Eines Tages jedoch entdeckt er, dass psychische Kräfte in ihn erwacht sind und er Löffel verbiegen kann. Unterstützt von seiner Klassenkameradin, Catherine, wird er nun der neue Star im heimischen TV und soll seine eigene Show bekommen. Bei der Aufführung offenbart sich jedoch, dass Harry seine eigene Kräfte nicht unter Kontrolle hat und bei der Anwendung von Telekinese Menschen im Umfeld durch Genickbruch sterben. Von allen Seiten gejagt muss er nun herausfinden wer sich sein Kräften bedient hat und welche Absichten dahinter liegen..

Nur der körperlicher Schmerz, kann die Leere in mein Herzen auslöschen..

Der Anime ist schon etwas älter, basiert auf den gleichnamigen Manga von George Iida und hat eine eigene Optik, sehr passend zum Aussenseiter Harry und der düsteren Atmosphäre. Da es sich bei der Mangavorlage um ein recht kurzen kurzen mit wenigen Kapitel handelt, muss man hier sich mit einigen Filler zufrieden geben die ganz passabel sind. Anders als bei positiven Fällen wie z.B. Terra e werden durch die Filler die Charaktere nicht stärker aufgebaut, sondern man streckt die Handlung und Gespräche, um überhaupt die 20 Folgen zustande bringen zu können.

Stehen und fallen wird der Anime mit den Charakterdesign für den Zuschauer. Dieser mag an vielen Stellen sehr ungewöhnlich und gar grotesk sein, doch an manchen Stellen wirkt er sehr realistisch und fügt sich stets passend in die schaurige Atmosphäre ein. Die Musik ist bei mir nicht wirklich hängen geblieben, jedoch gab paar Stücke die ganz nett waren.

Ein international sehr unbekannter Anime, der leider zu sehr gestreckt wurde, dennoch kann die Handlung überzeugen und ins besondere die düstere und beklemmende Atmosphäre fesselt.
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Avatar: Asane
Redakteur
#2
Die Frage, die ganz groß im Raum steht, lautet im wesentlichen: War das jetzt Absicht, oder ist das schieres Unvermögen? – Gerade bei Animes der Jahrtausendwende kann man sich da nie so ganz sicher sein.

Am Ende der Serie hab ich mich dann doch für letzteres entschieden. Und zwar aus den folgenden Gründen. Der erste und naheliegendste betrifft die allgemeine Optik. Verwaschen, grau, hässlich, Melancholie-induzierend. Und das Charakterdesign muss man sich vorstellen als eine Kreuzung von Blue Gender und Gilgamesh; wobei die Serie mit Gilgamesh diese triste, emotionsarme Nüchternheit gemein hat, ein gefühlter Schwarzweißfilm, sozusagen.

Nun gibt es durchaus einige Serien, gerade aus dieser Zeit, wo dieses Konzept des Hässlichen stilbildend als serienübergreifendes Moment inszeniert wird, als Statement über die Gesellschaft und der äußeren Spiegelung innerer Zustände. Ist ja nicht so, daß ich das nicht sehen würde.

Hier jedoch kommt noch so einiges andere dazu. Grob gesagt, der eklatante Mangel an Originalität in so ziemlich allen Bereichen, angefangen beim dramaturgischen Konzept bis hin zum Skript. All das hat man sich mosaikartig aus vorgefertigten Formulierungen zusammengesetzt – ohne auf den Gedanken zu kommen, daß das Resultat wenig originär, noch weniger glaubwürdig und also nirgends irgendwie originell ist. Sämtliche Charaktere sind beschränkt auf ein dürres Set an Eigenschaften und Reaktionsmöglichkeiten; Ausnahmen davon kann man an einer Hand abzählen. Die Story, die sich um das Phänomen übersinnlicher Kräfte rankt, geht sehr schnell ins Beliebig-Pseudowissenschaftliche, und jeglicher Erklärungsversuch gerät daher ziemlich random und wirkt wie unter Zeitdruck mit heißer Nadel gestrickt.
Selbstverständlich bleibt es nicht dabei, denn natürlich mischen da noch obskure Geheimorganisationen mit, die von noch geheimeren sinistren Geheimorganisationen kontrolliert werden, und auch (das darf natürlich nicht fehlen!) das Militär spielt eine gewichtige Rolle. Selbstverständlich ist auch Politik und Polizei unterwandert und spielt ein zwielichtiges Spiel. Altbekannte Zutaten werden zu neuem Stoff zusammengesetzt, ohne daß eigene originelle Ideen beigesteuert würden. Das Ergebnis ist so interessant wie kalter Kaffee.

Nicht nur die aufgesetzte Dramatik führt zu Würgereflexen, auch der unbedingte Wille zu didaktischer Formelhaftigkeit nimmt den Charakteren des Animes ihre Authentizität. Das soll wohl psychologisch und soziologisch tiefgründig sein, nervt aber nur, weil mit dickem Zeigefinger auf das Offensichtliche hingewiesen wird. An der Figur von Harry, dem Protagonisten und Anti-Helden, ist das exemplarisch gut zu fassen: Es reicht nicht, daß er der absolute Loser ist; er muss als solcher auch noch sämtliche Attribute abbekommen, die sich überhaupt auftreiben lassen. In oben erwähnter didaktischer Absicht. In 15 von 20 Minuten pro Folge sieht man ihn also mit panisch-schreckgeweiteten Augen in der Gegend rumstehen, und zwar durch alle Folgen, daß man ihn am liebsten zum Augenarzt schicken möchte, um Schlimmeres zu verhindern.

Nicht nur bei Harry als dem Phänotyp des Versagers schießt man weit übers Ziel hinaus in der Ansammlung von allen Topoi des Außenseitertums, auch bei allen anderen Charakteren ist dies der Fall. Vermutlich in der Absicht, mit dieser Häufung morbider Elemente Eindruck zu schinden und vor allem ganz unglaublich deep zu wirken.
Das einzige, was dabei raus kommt, zumindest bei mir, ist völlige Interesse- und Empathielosigkeit. Sehr schnell hab ich mich einen Dreck um die Personen gekümmert und nur noch apathisch mit angeschaut, was sich da abspielt. Bei allen, mit vielleicht einer Ausnahme: Chinori, unverschuldet zwischen Leben und Inexistenz schwebend.

Mag ja schon sein, daß hier interessante und auch wichtige Themen angesprochen werden. Aber die Art, wie das geschieht, dieses uninspirierte Abgreifen von Standardtropen und strikte Vermeiden von Empathie, lässt einem das Blut in den Adern gefrieren. Leider jedoch aus den falschen Gründen, denn unter all den gegebenen Umständen ist es dann auch mit dem Thrill ("Genre: Triller" sagt Anisearch) nicht so weit her. Vor allem, wenn reihenweise und pro Folge ein Dutzend Charaktere umgenietet werden.

Und was diese Punkte insgesamt angeht, war ich der Meinung, schlimmer als in Gilgamesh kann's ja eigentlich nicht kommen. Sci-Fi Harry tritt den Gegenbeweis an, auf überzeugende Weise. Und das sage ich als Bewunderer von Hitsuji no Uta, einem äußerlich recht ähnlichen, weil düsteren Anime.

Fazit:
Hier verbindet sich Hässlichkeit, Unvermögen und gekünstelte Dramatik zu einer Einheit, die geeignet ist, Fluchtreflexe auszulösen, dabei aber gleichzeitig in apathischer, voyeuristischer Starre zu verharren, weil man nicht so recht glauben mag, daß das alles echt sein soll, was man hier zu Gesicht bekommt.
Beitrag wurde zuletzt am 18.07.2021 23:59 geändert.
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