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- Animation
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- Action
Selbst unter den hochkarätigen Fortsetzungen und Adaptionen haben sich in dieser Wintersaison nur wenige Anime-Serien so sehr hervorgetan wie der aufsehenserregende Titel Wonder Egg Priority. Die Animation von CloverWorks ist üppig, mit durchweg unglaublichen Layouts und Zeichnungen in den unterhaltsamen Dialogen und Action-Szenen. Aber unter all dem befindet sich ein ungewöhnlich dunkler Kern. Die Direktheit, mit der Serienregisseur Shin Wakabayashi und Autor Shinji Nojima schmerzhafte, (tod)ernste Themen angehen, stecht Wonder Egg Priority sofort von seinen Magical-Girl-Anime-Vorgängern heraus
Vergleichsweise in anderen Magical Girl-Serien gewährt irgendein Mentor aus einer anderen Welt bzw. Parallelwelt den Mädchen Zugang zu Fähigkeiten, mit denen sie nun in der Lage sind, die Welt neu zu gestalten bzw. sie zum Besseren zu ändern, ihre Macht zur Nutze zu machen und sich ihrer selbst bewusst zu werden. Wonder Egg Priority knüpft sich zwar stellenweise an diese Tradition an, bricht jedoch auf überraschend phänomenale Weise mit ihr. Auf den ersten Blick ist die Serie eine Mischung aus psychologischem Horror bzw. Psychodrama und Coming-of-Age-Drama, in denen auch popkulturelle Einflüsse mitwirken. Gleich unmittelbar zum Beginn gibt es komplizierte Schichten der Bildsprache mit einer subjektiven, magisch-realistischen Darstellung der Realität
Den Mädchen wird Macht anvertraut, doch selbst in den offenkundigen Magical-Girl-Momenten vollziehen die Figuren nicht so sehr an sich selbst ihre Transformationen, sondern ihre Wahrnehmung der Welt wird verändert. Sie verleihen Objekten Kraft und nicht umgekehrt. Es ist wichtig, dass Ai kämpft, während sie wie sonst meistens gekleidet ist - es ist nicht die Macht von jemand anderem, sondern ihre eigene, aus ihrer Perspektive und Entschlossenheit
Die Serie stellt auch die hässliche, boshafte Fratze der Realität unbeschönigt in den Vordergrund. Sie ist keineswegs flüchtig und oberflächlich "über Trauma" angedeutet, wie es manche Serien gerne tun, sondern geht tatsächlich spezifische Probleme bis zu ihrer systemischen Wurzel auf den Grund, ebenso wie die Impulse, die sie verstärken. In der aufsehenserregenden dritten Episode, "A Bare Knife", sind die weibliche Fans, die Ai und Rika beschützen müssen, als Kommentar zu den Schattenseiten der Idol-Kultur zu verstehen, wobei Rika selbst sowohl Opfer als auch Mittäterin an der Ausbeutung junger Mädchen ist, die sich in diesem Spektrum bewegt. Es ist auch der zu meinem Bedauern seltene Anime, der sexuelle Belästigung und Übergriffe ernst nimmt. Also der Anime, der auch gesellschaftliche Tabu-Themen konsequent behandelt, wie sie eben sind, anstatt sie als plumpen Scherz runterzuspielen. Wakabayashi und Nojima nehmen kein Blatt vor den Mund, was es schwer macht, die Serie universell zu empfehlen - viele werden wohl die recht direkte Auseinandersetzung der Serie mit Suiziden als heikle Angelegenheit empfinden. Aber bis jetzt hat die Show dieses Material nie zum Sensationszweck benutzt, mit einer sorgfältigen, gewissenhaften und oft lyrischen Darstellung der versteckten Traumata, die aus alltäglichen, räuberischen kulturellen Systemen geboren werden
Während der Anime einen Großteil seiner Thematik gefasst und sorgfältig reflektiert, tut es dies ebenso durch spektakuläre Action. Jede Episode gipfelt in erstaunlichen Sequenzen, welche nie das Ziel des Autors aus den Augen verlieren, auch wenn die Animation immer verspielter und experimenteller wird. Und während jedes Mädel ihr unverwechselbares, aber bodenständiges Charakterdesign beibehält, gibt es immer noch eine Magical Girl Transformation, lediglich mit Objekten, mit denen Ai interagiert: Ihr bevorzugter Stift verwandelt sich in eine Streitaxt, ein Gymnastikband in eine Peitsche, Stiftlampen in kleine Lichtschwerter
Die Animation, die diese Momente zum Leben erwecken, fühlen sich in ihrer Detailtreue und Qualität außergewöhnlich an. Solche Szenen heben sich von ihresgleichen mit überraschend offener Brutalität ab, die Gewalt ist spezifisch und schmerzhaft real, selbst in groß angelegten, weltbewegenden Raufereien. Während die meisten dieser Kämpfe spannend und temporeich sind, kommen die Horror-Wurzeln der Serie immer wieder zum Vorschein Die Auswirkungen der Schläge gegen Ai spürt man schmerzhaft deutlich
Mein Fazit:
Der Mix aus gewalttätigen Kämpfen und traumatischer Hintergrundgeschichte ist alles andere als klischeehaft sowie banal. Wonder Girl Priority ist äußerst charmant und witzig in der Darstellung der Macken seiner Hauptakteure und wie sie sich ergänzen und aufeinanderprallen. Selbst mit seinen vielen Einflüssen, die er offen zur Schau stellt, lebt Wonder Egg Priority durch Kombination verschiedener Genres, mit einer reizvollen Herangehensweise an Stil und Ton und einem Trotz gegenüber einfacher Kategorisierung, während es gleichzeitig seinen Scharfsinn behält. Das ist ein Teil dessen, was es großartig macht, denn es mischt unterschiedliche Elemente zu etwas, das mehr ist als die Summe seiner Teile
Vergleichsweise in anderen Magical Girl-Serien gewährt irgendein Mentor aus einer anderen Welt bzw. Parallelwelt den Mädchen Zugang zu Fähigkeiten, mit denen sie nun in der Lage sind, die Welt neu zu gestalten bzw. sie zum Besseren zu ändern, ihre Macht zur Nutze zu machen und sich ihrer selbst bewusst zu werden. Wonder Egg Priority knüpft sich zwar stellenweise an diese Tradition an, bricht jedoch auf überraschend phänomenale Weise mit ihr. Auf den ersten Blick ist die Serie eine Mischung aus psychologischem Horror bzw. Psychodrama und Coming-of-Age-Drama, in denen auch popkulturelle Einflüsse mitwirken. Gleich unmittelbar zum Beginn gibt es komplizierte Schichten der Bildsprache mit einer subjektiven, magisch-realistischen Darstellung der Realität
Den Mädchen wird Macht anvertraut, doch selbst in den offenkundigen Magical-Girl-Momenten vollziehen die Figuren nicht so sehr an sich selbst ihre Transformationen, sondern ihre Wahrnehmung der Welt wird verändert. Sie verleihen Objekten Kraft und nicht umgekehrt. Es ist wichtig, dass Ai kämpft, während sie wie sonst meistens gekleidet ist - es ist nicht die Macht von jemand anderem, sondern ihre eigene, aus ihrer Perspektive und Entschlossenheit
Die Serie stellt auch die hässliche, boshafte Fratze der Realität unbeschönigt in den Vordergrund. Sie ist keineswegs flüchtig und oberflächlich "über Trauma" angedeutet, wie es manche Serien gerne tun, sondern geht tatsächlich spezifische Probleme bis zu ihrer systemischen Wurzel auf den Grund, ebenso wie die Impulse, die sie verstärken. In der aufsehenserregenden dritten Episode, "A Bare Knife", sind die weibliche Fans, die Ai und Rika beschützen müssen, als Kommentar zu den Schattenseiten der Idol-Kultur zu verstehen, wobei Rika selbst sowohl Opfer als auch Mittäterin an der Ausbeutung junger Mädchen ist, die sich in diesem Spektrum bewegt. Es ist auch der zu meinem Bedauern seltene Anime, der sexuelle Belästigung und Übergriffe ernst nimmt. Also der Anime, der auch gesellschaftliche Tabu-Themen konsequent behandelt, wie sie eben sind, anstatt sie als plumpen Scherz runterzuspielen. Wakabayashi und Nojima nehmen kein Blatt vor den Mund, was es schwer macht, die Serie universell zu empfehlen - viele werden wohl die recht direkte Auseinandersetzung der Serie mit Suiziden als heikle Angelegenheit empfinden. Aber bis jetzt hat die Show dieses Material nie zum Sensationszweck benutzt, mit einer sorgfältigen, gewissenhaften und oft lyrischen Darstellung der versteckten Traumata, die aus alltäglichen, räuberischen kulturellen Systemen geboren werden
Während der Anime einen Großteil seiner Thematik gefasst und sorgfältig reflektiert, tut es dies ebenso durch spektakuläre Action. Jede Episode gipfelt in erstaunlichen Sequenzen, welche nie das Ziel des Autors aus den Augen verlieren, auch wenn die Animation immer verspielter und experimenteller wird. Und während jedes Mädel ihr unverwechselbares, aber bodenständiges Charakterdesign beibehält, gibt es immer noch eine Magical Girl Transformation, lediglich mit Objekten, mit denen Ai interagiert: Ihr bevorzugter Stift verwandelt sich in eine Streitaxt, ein Gymnastikband in eine Peitsche, Stiftlampen in kleine Lichtschwerter
Die Animation, die diese Momente zum Leben erwecken, fühlen sich in ihrer Detailtreue und Qualität außergewöhnlich an. Solche Szenen heben sich von ihresgleichen mit überraschend offener Brutalität ab, die Gewalt ist spezifisch und schmerzhaft real, selbst in groß angelegten, weltbewegenden Raufereien. Während die meisten dieser Kämpfe spannend und temporeich sind, kommen die Horror-Wurzeln der Serie immer wieder zum Vorschein Die Auswirkungen der Schläge gegen Ai spürt man schmerzhaft deutlich
Mein Fazit:
Der Mix aus gewalttätigen Kämpfen und traumatischer Hintergrundgeschichte ist alles andere als klischeehaft sowie banal. Wonder Girl Priority ist äußerst charmant und witzig in der Darstellung der Macken seiner Hauptakteure und wie sie sich ergänzen und aufeinanderprallen. Selbst mit seinen vielen Einflüssen, die er offen zur Schau stellt, lebt Wonder Egg Priority durch Kombination verschiedener Genres, mit einer reizvollen Herangehensweise an Stil und Ton und einem Trotz gegenüber einfacher Kategorisierung, während es gleichzeitig seinen Scharfsinn behält. Das ist ein Teil dessen, was es großartig macht, denn es mischt unterschiedliche Elemente zu etwas, das mehr ist als die Summe seiner Teile
Kommentare
Die gut animierten Kämpfe gegen die Monster der Woche können nicht wettmachen, dass der Anime eine dürftige Handlung hat. Die verkindlichten Figuren, die K-On entsprungen sein könnten, passen nicht zur ernsten Thematik, auch wenn die - ein noch größerer Makel der Serie - nur sehr oberflächlich behandelt wird. Ich hatte nie das Gefühl, dass sich der Anime mit dem Thema Selbstmord und den Gründen, die dazu führen, auseinandersetzen wollte, es geht nur um das Interesse des Publikums an den reißerischen Hintergründen der in Not Geratenen - Seifenoper-Niveau. Im späteren Verlauf wird die Handlung sogar so abstrus, dass ich sie irgendwann nur noch unfreiwillig komisch fand. Das war nichts.
1. Die Serie baut darauf auf, dass die Charaktere anderen helfen indem sie deren Probleme für sie lösen. Meine persönliche Erfahrung hat gezeigt, dass das so eben nicht funktioniert. Wenn man anderen helfen will, muss man sie dabei unterstützen sich selbst ihren eigenen Problemen und Ängsten zu stellen und zuzulassen, dass sie ihr eigener Held in ihrer eigenen Geschichte werden. Was die Protagonisten hier tun ist nichts anderes als der vergebliche Versuch die Probleme für andere zu lösen und dabei vor den eigenen Problemen davon zu laufen.
2. Ich kaufe den Charakteren ihre Probleme nicht wirklich ab. Ich verstehe, dass die Charaktere Probleme haben und diese Probleme die Charaktere belasten. Aber die Auslöser der Probleme sind in meinen Augen eher maginal und unverständlich. Auf mich wirkt die Serie eher so als wollten die Autoren ernsthafte psychische Probleme darstellen, gleichzeitig aber niemandem wirklich auf den Schlips treten. Das führt leider dazu, dass auf die Probleme nicht wirklich eingegangen wird, womit man den Beroffenen erst recht auf den Schlips tritt.
Vielen Dank Cloverworks, Shin Wakabayashi und Shinji Nojima es war bisher eine Freude.