AsaneRedakteur
#1Der Grat zwischen absolut saublöd und superlustig ist mal wieder ziemlich schmal.
Eins vorweg, für Leute mit kritischer Zeitplanung:
Wer sich auf die Angaben von aniSearch verlässt, könnte ein Problem bekommen. Denn die einzelnen Folgen sind keine 2 Minuten lang, wie angegeben, sondern stolze 3,5. Das wird allerdings ausgeglichen durch den Umstand, daß die hier und auf (fast) allen anderen Anime-Sites angegebene Episodenzahl nicht 24 beträgt, sondern tatsächlich 12. So jedenfalls äußert sich auch der Webauftritt des Animes, siehe hier.
(Kleine Abschweifung: wer einen Brauser mit eingebauter Übersetzungsfunktion hat, der kommt bei der zugegeben etwas markschreierischen Zeile このゲームの評判は「クソ」です!!見どころナシのクソ盛り合わせです!! in den Genuss folgender Aussage: »Der Ruf dieses Spiels ist "Verdammt" ist! ! Highlights Birnenfickplatte!!« – So verführerisch sich das auch liest, hier wird dann doch leider zu viel versprochen.)
Technisch gesehen hat man es hier mit einem Kurzanime zu tun, wie er typischer nicht sein könnte. Kennzeichen eines solchen Kurzanimes sind:
All das ist hier überreich vorhanden. Zusätzlich: ein gerüttelt Maß an selbstreferentiellen Bezügen. Aber das bringt das Sujet natürlicherweise mit sich, wenn die virtuellen Charaktere eines RPG plötzlich lebendig werden (oder sind) und sich die Situation verselbständigt. Das ist auch die primäre Quelle von Humor und Komik, die hier weidlich und ziemlich rücksichtslos ausgeschlachtet wird. Das schönste dabei: das gelingt ziemlich gut.
Die Schwierigkeit besteht nun darin, daß per definitionem alles generisch sein muss. Abweichungen via Originalität würde als Scheitern begriffen. Also spielt man mit den typischen Verfahrensweisen und Ingredienzen von Rollenspielen – und bezieht daraus eine beträchtliche Menge Komik. Teilweise recht originelle. Pixelgrafik plus pixelnde Ruckelbewegungen zum Beispiel.
Bei den Verbesserungsversuchen dieses von seinen Usern als gescheitert gebrandmarkten Games wird natürlich Improvisieren groß geschrieben. Kann, je nach eigener Veranlagung, durchaus lustig sein. – Gut, vielleicht nicht so sehr, wenn man den Anime als Erholung vom Firmenalltag schaut, wo es im Grunde ebenfalls so zugeht.
Was es für mich rausgerissen hat, war dieses durchgängige stufenweise Voranschreiten, wo die Themen (und "Problemfelder") der einzelnen Episoden (siehe Titel) aufeinander aufbauen. Die Animationen sind selbstverständlich ziemlich dürftig, viel wird verschoben oder per CGI bewegt, praktisch nichts klassisch animiert. Dennoch: Im Zusammenspiel mit dem ganz eigenen Humor entfaltet sich eine bezaubernde Scheußlichkeit von eigenwilligem Charme, die im wesentlichen von der Parodie der hier ausgebreiteten Klischees lebt.
Daher kommt es auch zu einem schwer erträglichen, klischeegetränkten Übermaß an Niedlichkeit (Angriff der Flauschhasen), dem mit einem lärmigen halbminütigen Ending aufs entschiedenste entgegengesteuert wird.
Eins soll ebenfalls nicht unerwähnt bleiben: Der Text ist zwar nicht sonderlich anspruchsvoll, aber wirklich brillant übersetzt, weil er immer den passenden Ausdruck trifft (wie z.B. bei Nisemono = Hochstapler).
Schlussbemerkung:
Das Ganze soll wohl die Mechanismen und strategischen Entscheidungen in solchen Games persiflieren, aber bei der Produktion von Animes geht's wahrscheinlich genau so zu wie hier gezeigt, also musste das Team wohl nur den eigenen Alltag aufs Storyboard bringen.
Als "similar anime" führt anidb übrigens völlig zurecht »Mahoujin Guru Guru« an – und wer dort angesichts des Ironiepotentials noch was von "garbage sound" redet, hat schlicht den Anime nicht verstanden. Das muss so!
Eins vorweg, für Leute mit kritischer Zeitplanung:
Wer sich auf die Angaben von aniSearch verlässt, könnte ein Problem bekommen. Denn die einzelnen Folgen sind keine 2 Minuten lang, wie angegeben, sondern stolze 3,5. Das wird allerdings ausgeglichen durch den Umstand, daß die hier und auf (fast) allen anderen Anime-Sites angegebene Episodenzahl nicht 24 beträgt, sondern tatsächlich 12. So jedenfalls äußert sich auch der Webauftritt des Animes, siehe hier.
(Kleine Abschweifung: wer einen Brauser mit eingebauter Übersetzungsfunktion hat, der kommt bei der zugegeben etwas markschreierischen Zeile このゲームの評判は「クソ」です!!見どころナシのクソ盛り合わせです!! in den Genuss folgender Aussage: »Der Ruf dieses Spiels ist "Verdammt" ist! ! Highlights Birnenfickplatte!!« – So verführerisch sich das auch liest, hier wird dann doch leider zu viel versprochen.)
Technisch gesehen hat man es hier mit einem Kurzanime zu tun, wie er typischer nicht sein könnte. Kennzeichen eines solchen Kurzanimes sind:
- Grobe Animation,
- einfach gehaltene Charaktere (und Sachen) mit dicken Outlines,
- Sachen und Figuren rumschieben, statt sie zu bewegen, sowie:
- Ausschöpfen anderweitiger Hilfsmittel: fette Speedlines, heillos übertriebene virtuelle Effekte (Audio und Optik).
All das ist hier überreich vorhanden. Zusätzlich: ein gerüttelt Maß an selbstreferentiellen Bezügen. Aber das bringt das Sujet natürlicherweise mit sich, wenn die virtuellen Charaktere eines RPG plötzlich lebendig werden (oder sind) und sich die Situation verselbständigt. Das ist auch die primäre Quelle von Humor und Komik, die hier weidlich und ziemlich rücksichtslos ausgeschlachtet wird. Das schönste dabei: das gelingt ziemlich gut.
Die Schwierigkeit besteht nun darin, daß per definitionem alles generisch sein muss. Abweichungen via Originalität würde als Scheitern begriffen. Also spielt man mit den typischen Verfahrensweisen und Ingredienzen von Rollenspielen – und bezieht daraus eine beträchtliche Menge Komik. Teilweise recht originelle. Pixelgrafik plus pixelnde Ruckelbewegungen zum Beispiel.
Bei den Verbesserungsversuchen dieses von seinen Usern als gescheitert gebrandmarkten Games wird natürlich Improvisieren groß geschrieben. Kann, je nach eigener Veranlagung, durchaus lustig sein. – Gut, vielleicht nicht so sehr, wenn man den Anime als Erholung vom Firmenalltag schaut, wo es im Grunde ebenfalls so zugeht.
Was es für mich rausgerissen hat, war dieses durchgängige stufenweise Voranschreiten, wo die Themen (und "Problemfelder") der einzelnen Episoden (siehe Titel) aufeinander aufbauen. Die Animationen sind selbstverständlich ziemlich dürftig, viel wird verschoben oder per CGI bewegt, praktisch nichts klassisch animiert. Dennoch: Im Zusammenspiel mit dem ganz eigenen Humor entfaltet sich eine bezaubernde Scheußlichkeit von eigenwilligem Charme, die im wesentlichen von der Parodie der hier ausgebreiteten Klischees lebt.
Daher kommt es auch zu einem schwer erträglichen, klischeegetränkten Übermaß an Niedlichkeit (Angriff der Flauschhasen), dem mit einem lärmigen halbminütigen Ending aufs entschiedenste entgegengesteuert wird.
Eins soll ebenfalls nicht unerwähnt bleiben: Der Text ist zwar nicht sonderlich anspruchsvoll, aber wirklich brillant übersetzt, weil er immer den passenden Ausdruck trifft (wie z.B. bei Nisemono = Hochstapler).
Schlussbemerkung:
Das Ganze soll wohl die Mechanismen und strategischen Entscheidungen in solchen Games persiflieren, aber bei der Produktion von Animes geht's wahrscheinlich genau so zu wie hier gezeigt, also musste das Team wohl nur den eigenen Alltag aufs Storyboard bringen.
Als "similar anime" führt anidb übrigens völlig zurecht »Mahoujin Guru Guru« an – und wer dort angesichts des Ironiepotentials noch was von "garbage sound" redet, hat schlicht den Anime nicht verstanden. Das muss so!
Beitrag wurde zuletzt am 30.11.2022 00:34 geändert.
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