SlaughtertripV.I.P.
#1Ein Anime, der so kurz ist, aber so viel zu sagen hat: »Sore dake ga Neck«, ein seltener Vertreter des von mir in diesem Moment erfundenen Genres Weird Shit Comedic Mystery-Lovestory, ist die wohl größte positive Überraschung der Herbstsaison 2020 und zeigt sehr schön, dass vier Minuten pro Folge ausreichend sind, um ein Umfeld zu erschaffen, in dem sich der Zuseher wohlfühlt, um Charaktere liebgewinnen zu können, damit man beim großen Finale ihren Herzschmerz teilen kann, und um erstaunlich viel Spannung aufzubauen. Und das alles fußt auf dem Fundament einer Tragikomödie, die sich mehr verspielt als ernst gibt und so den Sympathiefaktor in ungeahnte Höhen treibt.
Doch worum geht es hier? Der Anime ist in vielerlei Hinsicht so aussagekräftig, dass ich mir leichter tun würde, wenn ich erzähle, um was es nicht geht. Schauplatz des Anime ist der Gemischtwarenladen »Hot Hot Mart«, in dem sich fast die gesamte Handlung abspielt. Die Anzahl der handelnden Charaktere ist überschaubar, was den Vergleich mit einem Kammerspiel zulässt. Der Anime lässt sich atmosphärisch in zwei Teile aufgliedern, wobei der Übergang vom ersten zum zweiten Teil nach einem kurzen Schockmoment für den Zuseher derart flüssig und narrativ logisch und verständlich ist, dass es eine wahre Wonne ist, Zeuge dieser spielerischen Leichtigkeit zu werden, mit welcher der Anime den Zuseher an die Hand nimmt und ihn durch den Hot Hot Mart führt, bis dieser alsbald zu seinem zweiten Zuhause wird.
Die ersten Folgen sind tief im Mystery-Genre verwurzelt. Der Protagonist Mutou ist das Mysterium selbst. Sein Kopf wird immerzu von Menschen, Tieren und Gegenständen verdeckt. Der Zuseher fragt sich unweigerlich, wie Mutous Gesicht aussieht, was in weiterer Folge für Spannung sorgt. Sieht man jedoch, wodurch sein Gesicht so alles verdeckt wird – beispielsweise durch eine alte Oma, einen Vogelschwarm oder ein Reklameschild –, erkennt man sofort die komödiantische Seite dieses Animes. In der fünften Folge ist es so weit: Der Anime erreicht mit der Enthüllung von Mutous Gesicht den Höhepunkt des Mystery-Teils. Danach wird der Anime etwas gemütlicher. Fort ist das Gefühl, dass sich der Anime gar in eine Horrorserie verwandeln könnte, und geklärt ist die Frage aller Fragen, die bis hierhin für so große Spannung gesorgt hat. Es tauchen nun – mit Beginn des inoffiziellen zweiten Teils – jedoch neue Fragen auf. Nur dieses Mal fragt sich der Zuseher, ob Mutou das Herz seiner Angebeteten gewinnen kann. Der Anime hat sich nun in eine tragische Liebesgeschichte gewandelt. Diese Geschichte ist der rote Faden, der hier verfolgt wird. Der Anime ist jedoch ein bunter Pulli! – Mit Mutous Chef und seinen Arbeitskollegen werden grüne, blaue und gelbe Fäden verfolgt, von denen jeder davon eine kleine und feine Geschichte erzählt. Diese nehmen immer Bezug auf den Titel des Animes und legen die Schwachstellen der Charaktere dar.
Mutous Chef besitzt für seine Position einfach viel wenig Durchsetzungsvermögen. Er rügt zwar seine Angestellte Tabata, wenn diese wieder mal ihr Smartphone nicht aus der Hand legen kann, jedoch wird er von ihr einfach ignoriert. Er ist zwar außerordentlich nett, aber auch schüchtern, sozial unbeholfen und besitzt die Eigenart, grinsen zu müssen, wenn er nervös ist. Weil ihn das schon so oft in Schwierigkeiten gebracht hat, hat er sich schon vor Jahren dazu entschieden, eine Gesichtsmaske aufzusetzen. Dadurch konnte er zwar sein Problem lösen, jedoch entwickelte sich so ein anderes Problem: Er bekam seltsam aussehende Bräunungsstreifen. Diese erschweren zudem seine Suche nach einer Frau.
Tabata stellt jenen Typ Mensch dar, der von einer etwas älteren Generation als eine typische Jugendliche in der modernen Zeit bezeichnet werden würde. Sie hält stets ihr Smartphone in ihren Händen und ihr Blick ist immerzu auf das Display gerichtet. Sie chattet fortwährend mit ihrem Freund, mit dem sie zusammenziehen möchte. Da sie das Gefühl hat, dass dieser immer länger zum Antworten auf ihre Textnachrichten braucht, werden Zweifel an einer funktionierenden Beziehung in ihr geweckt, und sie hat Angst, dass diese bald in die Brüche gehen könnte.
In den ersten Folgen wird die Geschichte aus der Sicht von Adam erzählt, wodurch das Mysterium um Mutou langsam, aber sicher wachsen und gedeihen kann. Adam besitzt eine gute Beobachtungsgabe und scheint Mutous Gesicht bereits gesehen zu haben. Er nimmt hier die Position des Erzählers ein, wobei er sich sehr bedeckt über Mutou hält, wodurch er dem Zuseher gerade genug Informationen gibt, um Spannung zu generieren und das Mysterium aufrechtzuerhalten. Adam ist der Meinung ist, dass ihm nicht richtig zugehört wird. Er meint, dass die Ignoranz und das Desinteresse ein generelles Problem von Menschen sei.
Ootsuka ist ein gutes Beispiel für jemanden, der ein solches Desinteresse besitzt, jedoch zeichnet er sich auch noch durch andere negative Charaktereigenschaften aus. Neben seiner offensichtlichen Faulheit und seinem fehlenden Antrieb im Leben ist er glücklich darüber, dass es im Hot Hot Mart nur so wenige Kunden gibt, da er diese ohnehin nicht bedienen möchte.
Ueno ist deprimiert und möchte am liebsten mit niemandem reden. Mit der Herstellung von Stofftieren hat er ein etwas außergewöhnliches Hobby, das er bis zum Exzess betreibt. Seine Stofftiere sind für ihn ein Ersatz für Menschen, wodurch er eines der Grundbedürfnisse – das Bedürfnis nach sozialem Kontakt – auf eine etwas verquere Art und Weise befriedigt. Anstatt sich den anderen Menschen zu stellen, wählte er einen möglichst einfachen Weg. Die Stofftiere können nämlich weder sprechen noch ihm Befehle geben, und wenn er das Interesse an ihnen verliert, kann er sie nach Lust und Laune wieder entsorgen.
Was Tsukiko, Mutous Angebetete, betrifft … diese sieht Mutou zwar ins Gesicht, jedoch erkennt sie ihn nicht. Doch wieso nicht? Auch in der zweiten Hälfte gibt es ein Mysterium – ein sehr herziges Mysterium.
Was die meisten Nebencharaktere gemeinsam haben, ist ihre Unfähigkeit, Mutous Gesicht zu sehen und zu erkennen, wobei es hier deutliche Abstufungen gibt. Adam beispielsweise erkennt sein Gesicht sehr rasch. Auch Ueno schafft dies nach einer kurzen Anlaufzeit. Dieser Anime ist eine Kritik an die moderne Gesellschaft, in der sich die Menschen nicht mehr richtig ansehen. Das offensichtlichste Beispiel hierfür ist die Smartphone-süchtige Tabata.
Der Zeichenstil und die Animationen sind sehr minimalistisch gehalten. Doch etwas Aufwändigeres möchte man hier auch gar nicht zu sehen bekommen. Ähnlich wie beim genauso minimalistischen »South Park« ist man mit der äußerlichen Präsentation vollends zufrieden. Etwas anderes würde hier auch gar nicht infrage kommen, nachdem man den Anime in sein Herz geschlossen hat. Trotz der minimalistischen Zeichnungen wurde sich hier die Mühe gemacht, die richtige Atmosphäre einzufangen. Der Zeichenstil ist oft sehr dunkel, und vor allem in den ersten Episoden, die den Anime in ein Mystery-Gewand stecken, wurde die passende Atmosphäre durch Kleinigkeiten wie dunkle Wolken oder kaum bzw. gar nicht beleuchtete Räume kreiert. Dennoch ist das Charakterdesign eher auf der ulkigen Seite, was den Zuseher in den ersten Folgen bereits einen kleinen Hinweis darauf gibt, in welche Richtung der Anime sich entwickeln könnte. Zudem fällt so der Übergang zum zweiten Teil, der alle unheimlichen Elemente verwirft, wesentlich einfacher.
Musikalisch ist der Anime wenig auffällig, jedoch gibt es immer wieder Szenen, die aufhorchen lassen. Als Mutou den Kopf des Maskottchens des Hot Hot Mart aufsetzt und wie eine nervöse Ente durch den Laden watschelt, wird eine BGM gespielt, von der man meint, dass diese von Enten komponiert und gespielt wurde. Der Ending-Song ist sehr rockig-rotzig und macht unheimlich viel Laune. Nur zur Atmosphäre des Anime passt dieses Lied nicht. Versucht man jedoch, dieses gesondert vom Anime zu hören, hat man seinen Spaß daran.
Viel ist nicht mehr zu sagen, außer vielleicht: Seht euch den Anime an, wenn euer Interesse geweckt wurde. Seht aber auch die Menschen in eurem Umfeld an, denn vielleicht haben sie einen ganz merkwürdigen Kopf!
Doch worum geht es hier? Der Anime ist in vielerlei Hinsicht so aussagekräftig, dass ich mir leichter tun würde, wenn ich erzähle, um was es nicht geht. Schauplatz des Anime ist der Gemischtwarenladen »Hot Hot Mart«, in dem sich fast die gesamte Handlung abspielt. Die Anzahl der handelnden Charaktere ist überschaubar, was den Vergleich mit einem Kammerspiel zulässt. Der Anime lässt sich atmosphärisch in zwei Teile aufgliedern, wobei der Übergang vom ersten zum zweiten Teil nach einem kurzen Schockmoment für den Zuseher derart flüssig und narrativ logisch und verständlich ist, dass es eine wahre Wonne ist, Zeuge dieser spielerischen Leichtigkeit zu werden, mit welcher der Anime den Zuseher an die Hand nimmt und ihn durch den Hot Hot Mart führt, bis dieser alsbald zu seinem zweiten Zuhause wird.
Die ersten Folgen sind tief im Mystery-Genre verwurzelt. Der Protagonist Mutou ist das Mysterium selbst. Sein Kopf wird immerzu von Menschen, Tieren und Gegenständen verdeckt. Der Zuseher fragt sich unweigerlich, wie Mutous Gesicht aussieht, was in weiterer Folge für Spannung sorgt. Sieht man jedoch, wodurch sein Gesicht so alles verdeckt wird – beispielsweise durch eine alte Oma, einen Vogelschwarm oder ein Reklameschild –, erkennt man sofort die komödiantische Seite dieses Animes. In der fünften Folge ist es so weit: Der Anime erreicht mit der Enthüllung von Mutous Gesicht den Höhepunkt des Mystery-Teils. Danach wird der Anime etwas gemütlicher. Fort ist das Gefühl, dass sich der Anime gar in eine Horrorserie verwandeln könnte, und geklärt ist die Frage aller Fragen, die bis hierhin für so große Spannung gesorgt hat. Es tauchen nun – mit Beginn des inoffiziellen zweiten Teils – jedoch neue Fragen auf. Nur dieses Mal fragt sich der Zuseher, ob Mutou das Herz seiner Angebeteten gewinnen kann. Der Anime hat sich nun in eine tragische Liebesgeschichte gewandelt. Diese Geschichte ist der rote Faden, der hier verfolgt wird. Der Anime ist jedoch ein bunter Pulli! – Mit Mutous Chef und seinen Arbeitskollegen werden grüne, blaue und gelbe Fäden verfolgt, von denen jeder davon eine kleine und feine Geschichte erzählt. Diese nehmen immer Bezug auf den Titel des Animes und legen die Schwachstellen der Charaktere dar.
Mutous Chef besitzt für seine Position einfach viel wenig Durchsetzungsvermögen. Er rügt zwar seine Angestellte Tabata, wenn diese wieder mal ihr Smartphone nicht aus der Hand legen kann, jedoch wird er von ihr einfach ignoriert. Er ist zwar außerordentlich nett, aber auch schüchtern, sozial unbeholfen und besitzt die Eigenart, grinsen zu müssen, wenn er nervös ist. Weil ihn das schon so oft in Schwierigkeiten gebracht hat, hat er sich schon vor Jahren dazu entschieden, eine Gesichtsmaske aufzusetzen. Dadurch konnte er zwar sein Problem lösen, jedoch entwickelte sich so ein anderes Problem: Er bekam seltsam aussehende Bräunungsstreifen. Diese erschweren zudem seine Suche nach einer Frau.
Tabata stellt jenen Typ Mensch dar, der von einer etwas älteren Generation als eine typische Jugendliche in der modernen Zeit bezeichnet werden würde. Sie hält stets ihr Smartphone in ihren Händen und ihr Blick ist immerzu auf das Display gerichtet. Sie chattet fortwährend mit ihrem Freund, mit dem sie zusammenziehen möchte. Da sie das Gefühl hat, dass dieser immer länger zum Antworten auf ihre Textnachrichten braucht, werden Zweifel an einer funktionierenden Beziehung in ihr geweckt, und sie hat Angst, dass diese bald in die Brüche gehen könnte.
In den ersten Folgen wird die Geschichte aus der Sicht von Adam erzählt, wodurch das Mysterium um Mutou langsam, aber sicher wachsen und gedeihen kann. Adam besitzt eine gute Beobachtungsgabe und scheint Mutous Gesicht bereits gesehen zu haben. Er nimmt hier die Position des Erzählers ein, wobei er sich sehr bedeckt über Mutou hält, wodurch er dem Zuseher gerade genug Informationen gibt, um Spannung zu generieren und das Mysterium aufrechtzuerhalten. Adam ist der Meinung ist, dass ihm nicht richtig zugehört wird. Er meint, dass die Ignoranz und das Desinteresse ein generelles Problem von Menschen sei.
Ootsuka ist ein gutes Beispiel für jemanden, der ein solches Desinteresse besitzt, jedoch zeichnet er sich auch noch durch andere negative Charaktereigenschaften aus. Neben seiner offensichtlichen Faulheit und seinem fehlenden Antrieb im Leben ist er glücklich darüber, dass es im Hot Hot Mart nur so wenige Kunden gibt, da er diese ohnehin nicht bedienen möchte.
Ueno ist deprimiert und möchte am liebsten mit niemandem reden. Mit der Herstellung von Stofftieren hat er ein etwas außergewöhnliches Hobby, das er bis zum Exzess betreibt. Seine Stofftiere sind für ihn ein Ersatz für Menschen, wodurch er eines der Grundbedürfnisse – das Bedürfnis nach sozialem Kontakt – auf eine etwas verquere Art und Weise befriedigt. Anstatt sich den anderen Menschen zu stellen, wählte er einen möglichst einfachen Weg. Die Stofftiere können nämlich weder sprechen noch ihm Befehle geben, und wenn er das Interesse an ihnen verliert, kann er sie nach Lust und Laune wieder entsorgen.
Was Tsukiko, Mutous Angebetete, betrifft … diese sieht Mutou zwar ins Gesicht, jedoch erkennt sie ihn nicht. Doch wieso nicht? Auch in der zweiten Hälfte gibt es ein Mysterium – ein sehr herziges Mysterium.
Was die meisten Nebencharaktere gemeinsam haben, ist ihre Unfähigkeit, Mutous Gesicht zu sehen und zu erkennen, wobei es hier deutliche Abstufungen gibt. Adam beispielsweise erkennt sein Gesicht sehr rasch. Auch Ueno schafft dies nach einer kurzen Anlaufzeit. Dieser Anime ist eine Kritik an die moderne Gesellschaft, in der sich die Menschen nicht mehr richtig ansehen. Das offensichtlichste Beispiel hierfür ist die Smartphone-süchtige Tabata.
Der Zeichenstil und die Animationen sind sehr minimalistisch gehalten. Doch etwas Aufwändigeres möchte man hier auch gar nicht zu sehen bekommen. Ähnlich wie beim genauso minimalistischen »South Park« ist man mit der äußerlichen Präsentation vollends zufrieden. Etwas anderes würde hier auch gar nicht infrage kommen, nachdem man den Anime in sein Herz geschlossen hat. Trotz der minimalistischen Zeichnungen wurde sich hier die Mühe gemacht, die richtige Atmosphäre einzufangen. Der Zeichenstil ist oft sehr dunkel, und vor allem in den ersten Episoden, die den Anime in ein Mystery-Gewand stecken, wurde die passende Atmosphäre durch Kleinigkeiten wie dunkle Wolken oder kaum bzw. gar nicht beleuchtete Räume kreiert. Dennoch ist das Charakterdesign eher auf der ulkigen Seite, was den Zuseher in den ersten Folgen bereits einen kleinen Hinweis darauf gibt, in welche Richtung der Anime sich entwickeln könnte. Zudem fällt so der Übergang zum zweiten Teil, der alle unheimlichen Elemente verwirft, wesentlich einfacher.
Musikalisch ist der Anime wenig auffällig, jedoch gibt es immer wieder Szenen, die aufhorchen lassen. Als Mutou den Kopf des Maskottchens des Hot Hot Mart aufsetzt und wie eine nervöse Ente durch den Laden watschelt, wird eine BGM gespielt, von der man meint, dass diese von Enten komponiert und gespielt wurde. Der Ending-Song ist sehr rockig-rotzig und macht unheimlich viel Laune. Nur zur Atmosphäre des Anime passt dieses Lied nicht. Versucht man jedoch, dieses gesondert vom Anime zu hören, hat man seinen Spaß daran.
Viel ist nicht mehr zu sagen, außer vielleicht: Seht euch den Anime an, wenn euer Interesse geweckt wurde. Seht aber auch die Menschen in eurem Umfeld an, denn vielleicht haben sie einen ganz merkwürdigen Kopf!
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