AsaneRedakteur
#1Erstmal Gratulation an jeden, der nicht spätestens nach der 3. Episode abgebrochen hat. Nicht weil es ab da unvermutet und heftig mit der Serie bergauf ginge, sondern wegen eines erwiesenen gusseisernen Durchhaltevermögens. Auch das ist Ganbatte.
Der Anime ist zwar ein Originalwerk, aber trotz alledem hat man sich dazu entschlossen, möglichst viele fragwürdige Entscheidungen zu treffen, um ein leidlich interessiertes Publikum sukzessive auszudünnen. Fangen wir an mit dem da. Dieses über alle Maßen nervenzersetzende Federvieh, das zu allem Überfluss auch noch sprechen kann, hat die Funktion, lustig und originell zu sein, und darin erinnert es ungut an die Inko-Katastrophe von »Toradora«. Zweimal hatte ich die Hoffnung, Rei-chan als seine Besitzerin würde diesem Vogel, der wohl eine Kreuzung aus Ara und Schuhschnabel darstellen soll, endlich mal den Hals umdrehen – war aber nix.
Die zweite Vollkatastrophe betrifft den wannabe-Ninja, der nicht nur äußerst aufdringlich agiert und den Spaßmacher vom Dienst gibt, sondern dessen ewiges "de gozaru"-Gerede einem gewaltig auf den Geist gehen kann.
Dann gibt es noch Britney, Arzt und Chiropraktiker von Turnheld Joutarou, der für alle gut sichtbar der LBGTQ-Szene entsprungen ist – wogegen es erstmal auch gar nichts einzuwenden gibt; aber derart klischeehaft, wie hier der (oder die) Gute mit dieser plakativ tuntigen und extravaganten Art dem Publikum vorgestellt wird, hätt's auch nicht sein müssen. Damit tut man keinem einen Gefallen, nicht mal dem Humor.
Fehlen also noch: ein Nachwuchs-Turner der Marke "keine Ahnung, aber große Klappe", der hier das arrogante Arschloch gibt, und zur Abrundung noch irgendwelche Men in Black, die hinter dem Freizeit-Ninja herhetzen und also für das Drama zuständig sind, sollte dieses vorzeitig ausgehen. Die Serie hat aber noch eine andere Schwachstelle, eine konzeptionelle: Man hat versucht, einen Anime, der sich anfühlt, als sei er auf 13 Folgen ausgelegt, in 11 Episoden zu quetschen. Hätte man sich für ein Charakterdrama entschieden, wär's ok; aber für einen Ganbatte ist das viel zu gerascht.
Was meiner Meinung nach übrigens die bessere Alternative gewesen wäre. Denn es ist Rei, Joutarous Tochter, die den ganzen Anime zusammenhält. Sie ist Halt und Stütze für den verunsicherten Vater, sie ist diejenige, die er nicht enttäuschen will und derentwegen er jene Pressekonferenz geschmissen hat, sie ist sein Ein und Alles und er setzt alles daran, um dieses Lächeln zu bewahren und zu beschützen. Darüber hinaus ist sie die einzige, die in diesem Anime für dezent gesetzte Wendepunkte zuständig ist und die außerdem die einzige lustige Vogelszene liefert, als sie Fahrradfahren lernt.
Da dies jedoch unter "Ganbatte" firmiert, liegt der Fokus natürlich auf Sport und auf der Entwicklung des Helden, der genregerecht über sich hinauszuwachsen hat. Diese Entwicklung verläuft zwar etwas lückenhaft (im Rahmen der geringen Folgenzahl), aber grundsätzlich akzeptabel.
Nun ist Geräteturnen eine Sportart, bei der Körperbeherrschung, Tempo und Dynamik im Vordergrund stehen, also sieht man sich als Zuschauer vor der spannenden Frage, wie das Studio das umgesetzt kriegt. Ziemlich gut, würd' ich mal sagen, seh' mich mit dieser Einschätzung angesichts der deutlich abweichenden Meinung auf internationalen Foren aber eher allein auf weiter Flur.
Klar, was ganz zu Anfang als Rückblende gezeigt wird, ist reinstes CGI mit optimistisch geratenen Bewegungsverläufen; aber im Verlauf des Animes wird das deutlich besser. Nicht nur, weil man das recht oft ganz oldschool "von Hand" animiert hat, sondern weil man offensichtlich, wie auch bei den Balletteinlagen* um Episode 7 rum, mit Rotoskopie gearbeitet hat.
Apropos oldschool: Am Charakterdesign wird recht selten ein gutes Haar gelassen, und es ist in der Tat eher einfach gehalten. Das stört mich aber nicht, weil ich auch Animes schaue, die älter als fünf Jahre sind, und weil es für mich gepasst hat. Dafür sieht man haufenweise alte Nokia-Handys …
Welchen Ausgang das Drama nimmt, ist bis zum Ende nicht zweifelsfrei abzusehen – immerhin! – und es hätte mich nicht gestört, wenn man dramaturgisch nicht den Weg des geringsten Widerstands gegangen wäre. Ist aber letztlich auch egal, genauso wie die eigenwillige Umstellung der einzelnen Auftritte bei den verschiedenen Disziplinen, denn bitte: wer erwartet schon Realismus bei einem Ganbatte?
Der Anime ist zwar ein Originalwerk, aber trotz alledem hat man sich dazu entschlossen, möglichst viele fragwürdige Entscheidungen zu treffen, um ein leidlich interessiertes Publikum sukzessive auszudünnen. Fangen wir an mit dem da. Dieses über alle Maßen nervenzersetzende Federvieh, das zu allem Überfluss auch noch sprechen kann, hat die Funktion, lustig und originell zu sein, und darin erinnert es ungut an die Inko-Katastrophe von »Toradora«. Zweimal hatte ich die Hoffnung, Rei-chan als seine Besitzerin würde diesem Vogel, der wohl eine Kreuzung aus Ara und Schuhschnabel darstellen soll, endlich mal den Hals umdrehen – war aber nix.
Die zweite Vollkatastrophe betrifft den wannabe-Ninja, der nicht nur äußerst aufdringlich agiert und den Spaßmacher vom Dienst gibt, sondern dessen ewiges "de gozaru"-Gerede einem gewaltig auf den Geist gehen kann.
Dann gibt es noch Britney, Arzt und Chiropraktiker von Turnheld Joutarou, der für alle gut sichtbar der LBGTQ-Szene entsprungen ist – wogegen es erstmal auch gar nichts einzuwenden gibt; aber derart klischeehaft, wie hier der (oder die) Gute mit dieser plakativ tuntigen und extravaganten Art dem Publikum vorgestellt wird, hätt's auch nicht sein müssen. Damit tut man keinem einen Gefallen, nicht mal dem Humor.
Fehlen also noch: ein Nachwuchs-Turner der Marke "keine Ahnung, aber große Klappe", der hier das arrogante Arschloch gibt, und zur Abrundung noch irgendwelche Men in Black, die hinter dem Freizeit-Ninja herhetzen und also für das Drama zuständig sind, sollte dieses vorzeitig ausgehen. Die Serie hat aber noch eine andere Schwachstelle, eine konzeptionelle: Man hat versucht, einen Anime, der sich anfühlt, als sei er auf 13 Folgen ausgelegt, in 11 Episoden zu quetschen. Hätte man sich für ein Charakterdrama entschieden, wär's ok; aber für einen Ganbatte ist das viel zu gerascht.
Was meiner Meinung nach übrigens die bessere Alternative gewesen wäre. Denn es ist Rei, Joutarous Tochter, die den ganzen Anime zusammenhält. Sie ist Halt und Stütze für den verunsicherten Vater, sie ist diejenige, die er nicht enttäuschen will und derentwegen er jene Pressekonferenz geschmissen hat, sie ist sein Ein und Alles und er setzt alles daran, um dieses Lächeln zu bewahren und zu beschützen. Darüber hinaus ist sie die einzige, die in diesem Anime für dezent gesetzte Wendepunkte zuständig ist und die außerdem die einzige lustige Vogelszene liefert, als sie Fahrradfahren lernt.
Da dies jedoch unter "Ganbatte" firmiert, liegt der Fokus natürlich auf Sport und auf der Entwicklung des Helden, der genregerecht über sich hinauszuwachsen hat. Diese Entwicklung verläuft zwar etwas lückenhaft (im Rahmen der geringen Folgenzahl), aber grundsätzlich akzeptabel.
Nun ist Geräteturnen eine Sportart, bei der Körperbeherrschung, Tempo und Dynamik im Vordergrund stehen, also sieht man sich als Zuschauer vor der spannenden Frage, wie das Studio das umgesetzt kriegt. Ziemlich gut, würd' ich mal sagen, seh' mich mit dieser Einschätzung angesichts der deutlich abweichenden Meinung auf internationalen Foren aber eher allein auf weiter Flur.
Klar, was ganz zu Anfang als Rückblende gezeigt wird, ist reinstes CGI mit optimistisch geratenen Bewegungsverläufen; aber im Verlauf des Animes wird das deutlich besser. Nicht nur, weil man das recht oft ganz oldschool "von Hand" animiert hat, sondern weil man offensichtlich, wie auch bei den Balletteinlagen* um Episode 7 rum, mit Rotoskopie gearbeitet hat.
*
Zur Musik der "Pavane" von Maurice Ravel.
Apropos oldschool: Am Charakterdesign wird recht selten ein gutes Haar gelassen, und es ist in der Tat eher einfach gehalten. Das stört mich aber nicht, weil ich auch Animes schaue, die älter als fünf Jahre sind, und weil es für mich gepasst hat. Dafür sieht man haufenweise alte Nokia-Handys …
Welchen Ausgang das Drama nimmt, ist bis zum Ende nicht zweifelsfrei abzusehen – immerhin! – und es hätte mich nicht gestört, wenn man dramaturgisch nicht den Weg des geringsten Widerstands gegangen wäre. Ist aber letztlich auch egal, genauso wie die eigenwillige Umstellung der einzelnen Auftritte bei den verschiedenen Disziplinen, denn bitte: wer erwartet schon Realismus bei einem Ganbatte?
Beitrag wurde zuletzt am 23.07.2023 01:28 geändert.
Kommentare