SlaughtertripV.I.P.
#1Der Ganbatte der etwas anderen Art. Dass dieser Anime überhaupt dem Ganbatte-Genre zugeordnet werden kann, glaubt man zuerst gar nicht, wenn man nur die ersten paar Episoden gesehen hat. Doch genau das löst diesen Anime vom formelhaften Schema, aus dem andere Animes entweder nicht ausbrechen können oder nicht ausbrechen wollen. Neben dem Ganbatte-Genre, das jene Mentalität des Zusehers stimuliert, die dafür sorgt, immer sein Bestes geben zu wollen und das olympische Motto »schneller, höher, weiter« im Herzen zum Lodern zu bringen, besitzt dieser Anime viele weitere Facetten, die ihn zum wohl visuell, akustisch und emotional schönsten Anime mit Elementen eines Ganbatte weit und breit macht.
Sanft und gefühlvoll, etwas zerbrechlich und eine leichte Melancholie innehabend, wird der Zuseher zuallererst mit dem Thema »Tod« konfrontiert. Matsugorou Sawamura, der Großvater des Protagonisten Setsu, war zu Lebzeiten ein hochgeachteter Mann. Er war ein Meister – eine Ikone! – des Shamisen-Spiels und ein Idol für seinen Enkel. Setsu hat nicht nur seinen Großvater verloren, sondern auch seinen Halt im Leben. In seinem Inneren lösen sich metaphorisch die bis dahin noch auf dem Notenblatt fest verankerten Musiknoten und fallen wie Setsu selbst in ein tiefes Loch. Ohne ein klares Bild von sich selbst, eine klare Zukunft oder ein klares Ziel vor Augen zu haben, begibt er sich auf eine Selbstfindungsreise. Auf dieser Reise möchte er nicht nur sich selbst, sondern auch »seinen« Shamisen-Klang finden – so hat ihm nämlich sein Großvater schon zu Lebzeiten gesagt, er kopiere ihn zu sehr.
Das Ziel seiner Reise und der erste Stopp, um zu finden, wonach er sucht, ist das turbulente Tokyo – ein Kulturschock für den aus einem ländlichen und verschneiten (»Those Snow White Notes«) Gebiet in Aomori stammenden Setsu. Während Setsu die ersten Schritte seines neuen Weges beschreitet, begibt sich der Anime auf den Romance-Pfad, den er jedoch bald wieder verlässt, was rückblickend ein etwas ungewöhnlicher und vielleicht sogar unpassender Aufbau für den weiteren Verlauf der Geschichte ist, da die Liebelei mit Yuna Tachiki erstaunlich schnell abgehandelt wird und der Zusammenhang mit den darauffolgenden Episoden fehlt. Falls es nicht zu einer zweiten Staffel kommen sollte, könnte nur ein Blick in den Manga zeigen, ob diese kleine, aber feine Romanze wieder aufgegriffen oder sogar vertieft wird.
Setsu geht seinen Weg jedoch nicht alleine. Nachdem er von seiner extravertierten Showbusiness-Mutter Umeko an einer Tokyoter Oberschule eingeschrieben wurde, trifft er auf eine sehr plot-driven Art und Weise (aka plot device) neue Bekannte, die seine Leidenschaft für die Shamisen teilen, selbst darauf spielen können oder über eine, zwei oder mehrere Ecken eine Verbindung zu Setsu oder seinem Großvater aufweisen. Von da an versprüht der Anime einen heiteren Slice-of-Life-Charme. Ein paar punktuell an den richtigen Stellen eingesetzte Comedy-Szenen heben die Stimmung dieses Animes, der zu einem nicht unwesentlichen Teil ein Drama ist, das weder künstlich aufgebauscht wird noch die Charaktere – allen voran den oft deprimiert oder zumindest indifferent wirkenden Setsu – in ein allzu tiefes emotionales Loch fallen lassen möchte.
Sobald der Hauptcast steht, entfaltet sich jene Seite dieses Animes, die ich bereits zu Beginn angesprochen habe: Mit dem »Matsugorou Cup«, der von Umeko zu Ehren ihres Vaters aus dem Boden gestampft wurde, treten Setsu, seine neu gewonnenen Freunde und Bekannte sowie viele weitere Shamisen-Spieler im Oberschulalter zuerst bei Gruppen- und danach bei Einzelauftritten gegeneinander an. Der Anime schafft es auch hier, niemals wie von der Stange zu wirken, und so zeigt er auch in diesem sportlich motivierten Gebiet seine Individualität.
Drei Saiten. Eine Shamisen hat nur drei Saiten. Manch einer meint, das Spektrum des akustisch Möglichen sei hier zu gering; manch ein anderer kann sich für die Klangfarbe dieses Instruments nicht begeistern. Doch egal, welche Präferenzen man besitzt … was hier auf der Shamisen dargeboten wird, ist aller Ehren wert. Man bekommt hier u. a. einen in sich gekehrten Einzelauftritt in kleinem Rahmen zu sehen, ein gemütliches Zusammenspiel mit dem Bruder, Gruppenauftritte, ein spontanes Duett mit traditionellem Gesang, ein genauso spontanes Abtasten zweier zukünftiger Rivalen und unberechenbare Darbietungen des Protagonisten, dessen Spiel genauso launenhaft ist wie er selbst. Sogar für einen Laien wie mich sind klangliche Unterschiede zu hören, die sich vor allem beim Matsugorou Cup bemerkbar machen, wenn man die verschiedenen Stile der in kurzen Abständen gezeigten Teilnehmer hört. Dabei erkennt man vor allem einen großen Unterschied zwischen den konservativen und den modernen Spielarten.
All das wurde durch die Arbeit der Yoshida Brothers möglich gemacht, welche die Musik komponiert haben und denen ich meine größte Anerkennung entgegenbringen möchte. Man hat es nicht verabsäumt, Opening und Ending mit der offensichtlichsten aller Musikstile zu untermalen: mit Shamisen-Musik. Dieses Instrument setzt in den richtigen Momenten Akzente und ist vor allem beim ersten Opening sehr präsent, während das zweite Opening ein typischer Rocker ist. Die zwei Stücke, die diesen Anime eröffnen, sind »Blizzard« und »Ginsekai«, die beide von der durch das »Haikyuu«-Franchise bekannt gewordenen Rockband Burnout Syndromes dargeboten werden. Beim ruhigen, atmosphärischen und mit Hip-Hop-Elementen vermengten Ending-Song »Kono Yume ga Sameru Made«, der von Miliyah Kato gesungen wird, haben wieder die Yoshida Brothers ihre Finger im Spiel.
Das Gesamtpaket der künstlerischen Seite dieses Animes wäre nicht komplett, würden die Musikauftritte nicht jedes Mal aufs Neue die passende visuelle Präsentation bekommen. Schon der erste Auftritt von Setsu in einem kleinen Club ließ bei mir Erinnerungen an »Beck« wach werden, als Yukio Tanaka das Publikum verzaubert hat. Beim Matsugorou Cup bekommt man Musiker mit den unterschiedlichsten Charaktereigenschaften und den verschiedensten Spielstilen zu sehen und zu hören. Die visuelle Darstellung der Auftritte alleine lässt bereits Rückschlüsse auf das Wesen der Charaktere zu. So ist Ushio Arakawas Auftritt nicht nur ein musikalisches Highlight des gesamten Animes, sondern lässt zudem seine etwas narzisstische, aber immer grundsympathische und Musik liebende Persönlichkeit durchscheinen. Beim vergleichsweise viel würdevolleren Auftritt der etwas ernsteren und gefassten Mai Tanuma entschied man sich, das Bild mit einem halbtransparenten Schleier mit Blumenmuster zu belegen. Der überraschend wilde Auftritt von Takaomi Kaji wurde mit einer plötzlich aufkommenden Windböe mit dem Zentrum des Klanges als »Eye of the Storm« dargestellt. Die Auftritte des Protagonisten sind immer nur Momentaufnahmen. Setsus Spiel stellt seine aktuelle Stimmung sowohl akustisch als auch visuell dar und ist deshalb mal so friedvoll wie ein sonniger Tag unter einem Kirschblütenbaum, mal so stürmisch wie ein kalter Herbsttag, mal so geruhsam wie ein leicht verregneter Sonntagabend und mal – aufgrund der noch unbekannten Entwicklung – etwas schwer zu fassen.
Der Anime beginnt etwas schwermütig und scheint im ersten Moment die Suche des Protagonisten nach sich selbst zu sein, doch wenn Setsu seine Reise beginnt und die Antworten auf seine Fragen zu finden hofft, gerät er unerwartet auf neue Pfade, die auch der Anime selbst in Form verschiedenster Genres und Stimmungen beschreitet. Eine ausgewogene Mischung aus Drama und Comedy, die sich beide gekonnt die Bälle zuspielen, sorgt für die Grundstimmung dieses Animes, der das Ganbatte-Genre mit einem Musik-Thema kombiniert und dabei mehr als nur überzeugende Performances zeigt. Ein Hauch von Romantik an wenigen bestimmten Stellen komplettiert »Mashiro no Oto«, der so viel zu bieten hat und dadurch ein vielfältiges, aber dennoch homogenes Gefüge bildet, das den Zuseher emotional anspricht und sowohl akustisch als auch visuell begeistert.
Sanft und gefühlvoll, etwas zerbrechlich und eine leichte Melancholie innehabend, wird der Zuseher zuallererst mit dem Thema »Tod« konfrontiert. Matsugorou Sawamura, der Großvater des Protagonisten Setsu, war zu Lebzeiten ein hochgeachteter Mann. Er war ein Meister – eine Ikone! – des Shamisen-Spiels und ein Idol für seinen Enkel. Setsu hat nicht nur seinen Großvater verloren, sondern auch seinen Halt im Leben. In seinem Inneren lösen sich metaphorisch die bis dahin noch auf dem Notenblatt fest verankerten Musiknoten und fallen wie Setsu selbst in ein tiefes Loch. Ohne ein klares Bild von sich selbst, eine klare Zukunft oder ein klares Ziel vor Augen zu haben, begibt er sich auf eine Selbstfindungsreise. Auf dieser Reise möchte er nicht nur sich selbst, sondern auch »seinen« Shamisen-Klang finden – so hat ihm nämlich sein Großvater schon zu Lebzeiten gesagt, er kopiere ihn zu sehr.
Das Ziel seiner Reise und der erste Stopp, um zu finden, wonach er sucht, ist das turbulente Tokyo – ein Kulturschock für den aus einem ländlichen und verschneiten (»Those Snow White Notes«) Gebiet in Aomori stammenden Setsu. Während Setsu die ersten Schritte seines neuen Weges beschreitet, begibt sich der Anime auf den Romance-Pfad, den er jedoch bald wieder verlässt, was rückblickend ein etwas ungewöhnlicher und vielleicht sogar unpassender Aufbau für den weiteren Verlauf der Geschichte ist, da die Liebelei mit Yuna Tachiki erstaunlich schnell abgehandelt wird und der Zusammenhang mit den darauffolgenden Episoden fehlt. Falls es nicht zu einer zweiten Staffel kommen sollte, könnte nur ein Blick in den Manga zeigen, ob diese kleine, aber feine Romanze wieder aufgegriffen oder sogar vertieft wird.
Setsu geht seinen Weg jedoch nicht alleine. Nachdem er von seiner extravertierten Showbusiness-Mutter Umeko an einer Tokyoter Oberschule eingeschrieben wurde, trifft er auf eine sehr plot-driven Art und Weise (aka plot device) neue Bekannte, die seine Leidenschaft für die Shamisen teilen, selbst darauf spielen können oder über eine, zwei oder mehrere Ecken eine Verbindung zu Setsu oder seinem Großvater aufweisen. Von da an versprüht der Anime einen heiteren Slice-of-Life-Charme. Ein paar punktuell an den richtigen Stellen eingesetzte Comedy-Szenen heben die Stimmung dieses Animes, der zu einem nicht unwesentlichen Teil ein Drama ist, das weder künstlich aufgebauscht wird noch die Charaktere – allen voran den oft deprimiert oder zumindest indifferent wirkenden Setsu – in ein allzu tiefes emotionales Loch fallen lassen möchte.
Sobald der Hauptcast steht, entfaltet sich jene Seite dieses Animes, die ich bereits zu Beginn angesprochen habe: Mit dem »Matsugorou Cup«, der von Umeko zu Ehren ihres Vaters aus dem Boden gestampft wurde, treten Setsu, seine neu gewonnenen Freunde und Bekannte sowie viele weitere Shamisen-Spieler im Oberschulalter zuerst bei Gruppen- und danach bei Einzelauftritten gegeneinander an. Der Anime schafft es auch hier, niemals wie von der Stange zu wirken, und so zeigt er auch in diesem sportlich motivierten Gebiet seine Individualität.
Drei Saiten. Eine Shamisen hat nur drei Saiten. Manch einer meint, das Spektrum des akustisch Möglichen sei hier zu gering; manch ein anderer kann sich für die Klangfarbe dieses Instruments nicht begeistern. Doch egal, welche Präferenzen man besitzt … was hier auf der Shamisen dargeboten wird, ist aller Ehren wert. Man bekommt hier u. a. einen in sich gekehrten Einzelauftritt in kleinem Rahmen zu sehen, ein gemütliches Zusammenspiel mit dem Bruder, Gruppenauftritte, ein spontanes Duett mit traditionellem Gesang, ein genauso spontanes Abtasten zweier zukünftiger Rivalen und unberechenbare Darbietungen des Protagonisten, dessen Spiel genauso launenhaft ist wie er selbst. Sogar für einen Laien wie mich sind klangliche Unterschiede zu hören, die sich vor allem beim Matsugorou Cup bemerkbar machen, wenn man die verschiedenen Stile der in kurzen Abständen gezeigten Teilnehmer hört. Dabei erkennt man vor allem einen großen Unterschied zwischen den konservativen und den modernen Spielarten.
All das wurde durch die Arbeit der Yoshida Brothers möglich gemacht, welche die Musik komponiert haben und denen ich meine größte Anerkennung entgegenbringen möchte. Man hat es nicht verabsäumt, Opening und Ending mit der offensichtlichsten aller Musikstile zu untermalen: mit Shamisen-Musik. Dieses Instrument setzt in den richtigen Momenten Akzente und ist vor allem beim ersten Opening sehr präsent, während das zweite Opening ein typischer Rocker ist. Die zwei Stücke, die diesen Anime eröffnen, sind »Blizzard« und »Ginsekai«, die beide von der durch das »Haikyuu«-Franchise bekannt gewordenen Rockband Burnout Syndromes dargeboten werden. Beim ruhigen, atmosphärischen und mit Hip-Hop-Elementen vermengten Ending-Song »Kono Yume ga Sameru Made«, der von Miliyah Kato gesungen wird, haben wieder die Yoshida Brothers ihre Finger im Spiel.
Das Gesamtpaket der künstlerischen Seite dieses Animes wäre nicht komplett, würden die Musikauftritte nicht jedes Mal aufs Neue die passende visuelle Präsentation bekommen. Schon der erste Auftritt von Setsu in einem kleinen Club ließ bei mir Erinnerungen an »Beck« wach werden, als Yukio Tanaka das Publikum verzaubert hat. Beim Matsugorou Cup bekommt man Musiker mit den unterschiedlichsten Charaktereigenschaften und den verschiedensten Spielstilen zu sehen und zu hören. Die visuelle Darstellung der Auftritte alleine lässt bereits Rückschlüsse auf das Wesen der Charaktere zu. So ist Ushio Arakawas Auftritt nicht nur ein musikalisches Highlight des gesamten Animes, sondern lässt zudem seine etwas narzisstische, aber immer grundsympathische und Musik liebende Persönlichkeit durchscheinen. Beim vergleichsweise viel würdevolleren Auftritt der etwas ernsteren und gefassten Mai Tanuma entschied man sich, das Bild mit einem halbtransparenten Schleier mit Blumenmuster zu belegen. Der überraschend wilde Auftritt von Takaomi Kaji wurde mit einer plötzlich aufkommenden Windböe mit dem Zentrum des Klanges als »Eye of the Storm« dargestellt. Die Auftritte des Protagonisten sind immer nur Momentaufnahmen. Setsus Spiel stellt seine aktuelle Stimmung sowohl akustisch als auch visuell dar und ist deshalb mal so friedvoll wie ein sonniger Tag unter einem Kirschblütenbaum, mal so stürmisch wie ein kalter Herbsttag, mal so geruhsam wie ein leicht verregneter Sonntagabend und mal – aufgrund der noch unbekannten Entwicklung – etwas schwer zu fassen.
Der Anime beginnt etwas schwermütig und scheint im ersten Moment die Suche des Protagonisten nach sich selbst zu sein, doch wenn Setsu seine Reise beginnt und die Antworten auf seine Fragen zu finden hofft, gerät er unerwartet auf neue Pfade, die auch der Anime selbst in Form verschiedenster Genres und Stimmungen beschreitet. Eine ausgewogene Mischung aus Drama und Comedy, die sich beide gekonnt die Bälle zuspielen, sorgt für die Grundstimmung dieses Animes, der das Ganbatte-Genre mit einem Musik-Thema kombiniert und dabei mehr als nur überzeugende Performances zeigt. Ein Hauch von Romantik an wenigen bestimmten Stellen komplettiert »Mashiro no Oto«, der so viel zu bieten hat und dadurch ein vielfältiges, aber dennoch homogenes Gefüge bildet, das den Zuseher emotional anspricht und sowohl akustisch als auch visuell begeistert.
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