SabriSonneRedakteur
#1„Kaizoku Oujo“ war schon eine besondere Serie: da ging die internationale Version vor der offiziellen japanischen Version los – hat man auch nicht alle Tage!
Und auch so war „Kaizoku Oujo“ eine besondere Serie: man schaut sie ganz begeistert, wenn man jedoch genauer hinsieht, merkt man aber, dass man eigentlich gar nicht so begeistert sein dürfte…!
- Wie geht das dann?!
Zur Handlung
Was die Serie sicherlich schon spontan von sämtlichen anderen „Adventure-Stories“ abheben dürfte, ist das Setting. Aus irgendeinem Grund scheinen die Japaner keinerlei Potential in Piraten-Geschichten zu sehen, so selten kommen sie vor. Spontan fallen mir mit „One Piece“, „Moretsu Pirates“ und „Captain Harlock“ auch nur 3 Serien ein, die sich an das Motiv herangewagt haben.
So ist „Kaizoku Oujo“ schon von Grund auf besonders, weil es nicht nur ein Genre aufgreift, dass sonst niemand zu wollen scheint, sondern es auch konsequent klassisch durchzieht. Für mich ist die Serie v.a. in der 1. Hälfte eine gelungene Mischung aus „Fluch der Karibik“, „Akatsuki no Yona“ und dem „Samurai-Genre“, was der Serie gleichzeitig diesen westlichen aber auch den östlichen Adventure-Vibe gibt. Das macht Spaß und macht bei Abenteurern wie mir schnell Lust auf mehr.
Bei „Kaizoku Oujo“ bekommt man es dann mit der typischen Search-Quest zu tun. Hauptfigur Fena hat von ihrem Vater die Aufgabe bekommen „Eden“ zu suchen und zieht damit auch Jugendfreund Yukimaru und seine Crew in das Abenteuer mit hinein. Ich mochte dabei die Anspielung auf die Geschichte rund um Jeanne d’Arc, obwohl diese zwar eher „Mittel zum Zweck“ war, um eine gewisse Mystik zu erzeugen, aber ich mochte die Idee. Zwar kamen dann manche Auflösungen nicht unbedingt unerwartet, aber bis Folge 10 macht die Geschichte viel Spaß.
Die Optik und Musik tun dabei ihr Übriges aus eigentlich langweiligen Szenen spannende Plätze und mystische Geschichten zu kreieren. Die Animationen sind toll, bleiben als Gesamtkomposition im Gedächtnis, und wenn eine Serie das im heutigen Wust an Serien noch hinbekommt, bei dem man gefühlt schon alles gesehen hat, dann ist das wirklich eine Leistung!
Die Handlung schafft es dabei auch meist, im richtigen Moment den richtigen Hinweis zu geben, sodass man doch niemals den Grund hat, aus Langeweile auszuschalten, obwohl sich manche Stellen schon ziehen.
Und hier kommt nun der Punkt, wo man sich denken sollte: „Eigentlich dürfte mir die Serie gar nicht so gut gefallen.“
Denn dass sich die Serie an vielen Stellen unweigerlich in die Länge zieht, liegt sicherlich daran, dass sie ein Klischee nach dem anderen bedient. Storyelemente kommen genau in der Reihenfolge und mit den Inhalten, wie man sie erwartet, Konflikte liegen schon vorher in der Luft, werden dann aber ausgeschlachtet, obwohl das Rad damit nicht neu erfunden wurde. Man kennt einfach schon alles – oder kann es sich relativ schnell zusammenreimen. Und da wundert man sich schon, warum die Serie dann gefühlt stundenlang Situationen ausarbeitet, deren Ausgang und Ablauf schon klar war, bevor die Situation überhaupt aufkommt.
So verrennt sich die Serie leider zu oft in Konflikte. Diese Zeit hätte man besser dafür verwenden können, um Charakterentwicklung zu schaffen oder mehr Abenteuer-Aspekte einfließen zu lassen.
Und bei dieser Kritik geht es nur bis Folge 10!
Dass die ganze Serie diesen mystischen Unterton hat, bei dem die ganze Geschichte vermutlich ausladender wird als eine klassische Search-Quest, lag von Anfang an in der Luft und störte mich deswegen auch nicht.
Dass man aber am Ende sämtliche Story mit reinen Fantasy-Elementen erklärt, überfuhr mich ehrlich gesagt in den letzten Folgen dann aber doch!
Plötzlich hat man das Gefühl, dass die Serie, die man 10 Folgen lang angeschaut hat, irgendwie nichts mehr mit dem Ende zu tun hat. Und gleichzeitig passt es aber irgendwie doch, denn mit der reinen Grundsituation „Suche nach Eden, dafür hast du einen besonders geschliffenen Stein zur Verfügung“, ist das Thema doch irgendwie schon im Raum. Nichts desto trotz ist man am Ende vom abrupten Wechsel zur Fantasy so dermaßen überrascht!
Warum? - Der Ton der Fantasy ist ein anderer!
In den ersten 10 Folgen hat man es mit mystischer Fantasy zu tun, die Art von Fantasy, die zwar Sinn macht, aber die man im Grunde nicht erklären kann. Und das möchte diese Art der Fantasy auch nicht. Sie ist zwar da, hat aber für sich selbst auch nicht den Drang, sich selbst mit Logik, Verständnis und Erklärung zu füllen. Und sie passt in diesem Moment, mit seinen Rahmenbedingungen, einfach perfekt in die Story – man will keine Erklärung. „Das ist so“, und das nimmt man auch bereitwillig hin.
In den letzten 2 Folgen versucht sich aber die Fantasy zu erklären. Und da wird es nun mal holprig, denn „Kaizoku Oujo“ spielt nun mal nicht in einer Fantasy-Welt, sondern im Hier und Jetzt. Und wenn dann hier Fantasy versucht, eine Logik aufzubauen, dann wird eine Geschichte sehr schnell „praktisch“. Man bekommt das Gefühl, dass die Handlung gar nicht anders hätte aufgelöst werden können als mit dieser wahnwitzigen Idee des Fantasy, was dann einfach nichts mehr mit dem „Realtime-Adventure“ zu tun hat, dass man die ganzen Folgen vorher über gesehen hat.
Aber lustigerweise, egal wie „wahnwitzig“ das Ende auch war, es trifft ins Schwarze!
Es ist praktisch, ja, die Fantasy macht sich selbst zur Lösung aller Sachen, aber es bleibt emotional. Und das reicht manchmal schon, um am Ende doch noch eine gewisse Zufriedenheit im Zuschauer auszulösen.
Zu den Charakteren
So wie die Handlung ein Klischee nach dem anderen bedient, so bedienen auch die Charaktere ein Klischee nach dem anderen.
Die Crew rund um Yukimaru besteht aus einer Ansammlung von Standardfiguren, die zwar sympathisch sind, aber in ihren Charaktereigenschaften, Interaktionen und Konflikten nicht langweiliger hätten sein können. Dass sich auch nur ein Einziger aus der Crew entwickeln darf, macht da die Sache nicht besser. V.a. da der Konflikt schon abzusehen war.
Auch Fena und Yukimaru sind in ihrer Konstellation nicht besonderer, sind aber ebenfalls sympathisch genug, dass man sie beobachten und verfolgen will. Überhaupt funktioniert es sehr gut, ein Teil dieser Reise zu werden, weil die Crew trotz uninnovativem Design mitreisend genug ist, um den Zuschauer abzuholen. Technisch gesehen ist das Charakterdesign jedoch absolut langweilig.
Bei Yukimaru fehlt es mir insgesamt zu sehr an Eigeninitiative. Er macht alles, „weil Fena es so will“. Das spielt natürlich Fena ungemein in die Karten, weil sie dadurch nicht zur typischen „Damsel in Distress“ wird, aber mich hat Yukimaru die ganze Serie hinweg eher an ein Schoßhündchen als an einen selbstständigen und v.a. denkenden Charakter erinnert.
Doch auch Fena empfand ich als weniger gelungen als gedacht, und das, obwohl sie als Hauptfigur der Serie eigentlich sehr gut funktioniert.
Zum einen ist sie mir viel zu idealistisch und naiv, was mich schnell nervte. Des Öfteren dachte ich mir, ob sie sich selbst eigentlich reden hört, so doof sind manchmal ihre Kommentare und Reaktionen. Zum anderen ist sie mir trotz aktivster Rolle in der ganzen Search-Quest eindeutig zu passiv. Man hat eher das Gefühl, sie lässt sich von einem Platz zum nächsten spülen, anstatt selbst irgendwann mal das Schwimmen zu lernen. Und kombiniert mit der Tatsache, dass man am Ende alles mit dem „Das ist dein Schicksal“-Slogan zu erklären versucht, macht die Figur nicht besser.
Da fragt man sich natürlich unweigerlich, wie solch ein Cast überhaupt funktionieren kann?!
Ich glaube, es liegt viel in der Sache begründet, dass sie „echt“ wirken. Die Reaktionen sind nachvollziehbar, die Konflikte, auch wenn man sie kommen sieht, sind passend zum Charakterdesign, jeder verhält sich so, wie er sollte, keine Figur ist in sich unlogisch. Während sich z.B. am Ende alle freuen, als sie „Eden“ erreicht haben, ist Fena aus irgendeinem Grund mega enttäuscht. Sie denkt sich „Das soll’s jetzt gewesen sein?!“. Und das passt! Denn auch als Zuschauer denkt man sich „Das soll’s jetzt gewesen sein?!“ Und schon hat man wieder im richtigen Moment den emotionalen Bezug, weshalb auch der unspektakulärste Cast im Endeffekt doch funktionieren kann.
Aus den Nebencharakteren macht man meiner Meinung nach dann insgesamt jedoch zu wenig. Die Piratenbräute waren absolut verheizt, was ich sehr schade fand, auch die Begleiter der ersten Folge waren plötzlich einfach weg.
Fazit
„Kaizoku Oujo“ ist ein Phänomen: man hat mega Spaß es anzuschauen, und ist auch zufrieden, wenn man es beendet hat. Bewertet man aber den technischen Standpunkt der Serie, dürfte sie eigentlich gar nicht funktionieren.
Im Nachhinein bin ich jedoch mehr als zufrieden mit der Serie, obwohl ich mir jetzt sogar denke, vielleicht wäre das als Film noch besser geworden, weil dadurch die Handlung kompakter gewesen wäre, aber für Abenteurer wie mich, die mal etwas anderes als die typischen Fantasy-Ritter-Geschichten sehen wollen, ist die Serie sicherlich eine willkommene Abwechslung, die trotz reichlich Fehler absoluten Spaß macht!
Erinnert mich irgendwie an „Akatsuki no Yona": hört genau in dem Moment auf, als die Story eigentlich losgehen müsste, wird aber trotzdem von allen gefeiert!
Tja, manchmal kann man Sachen einfach nicht erklären...! 😅
Erinnert mich irgendwie an „Akatsuki no Yona": hört genau in dem Moment auf, als die Story eigentlich losgehen müsste, wird aber trotzdem von allen gefeiert!
Tja, manchmal kann man Sachen einfach nicht erklären...! 😅
Beitrag wurde zuletzt am 16.08.2022 16:16 geändert.
Kommentare
Einzig der Abschluss auf den die Serie hinsteuert ab Episode 9 und aufwärts ist mir am Ende too much Fantasy und zu sehr erzwungen auf eine epische Schicksalsentscheidung. Es wirkt als hätte man ab diesem Punkt gesagt ok nun müssen wir beginnen die Koffer zu packen und abschließen dann lasst mal alles was wir an Religösen Mythen und Geschichtlichen Mythen kennen zusammenwerfen und in den Mixer stecken.
Trotzdem wird mir Fena sicher positiv im Gedächtnis bleiben würde ich sagen. Und vor allem Fans der oben genannten Titel kann man sicher einen Blick einmal empfehlen.