Welcher war der erste Ghibli-Film?
Streng genommen war es "Das Schloss im Himmel" aus dem Jahr 1986, aber der Erfolg von "Nausicaä aus dem Tal der Winde" (erschien 1984) hat dem Studio den Weg geebnet und mittlerweile wird "Nausicaä" eigentlich auch immer zu den Ghibli-Filmen gezählt.
Es ist ein Werk von Hayao Miyazaki und das merkt man beim Angucken auch, denn er ähnelt sehr "Prinzessin Mononoke", einem der beliebtesten Miyazaki-Filme.
Ob "Nausicaä" für mich zu den Top-Filmen den Meisterregisseurs zählt, werde ich jetzt erläutern.
StoryIn einer postapokalyptischen Welt lebt Nausicaä, die Prinzessin aus dem Tal der Winde. Die junge Frau ist sowohl zu Menschen als auch zu Tieren äußerst freundlich. Selbst die Ohmus, riesige Insekten, die im "Meer der Fäulnis" wohnen (einem großen Wald), behandelt sie mit Güte.
Eines Tages dringt Prinzessin Kushana in das Tal der Winde ein. Diese ist das absolute Gegenteil von Nausicaä, denn ihr Ziel ist es, die Insekten auszurotten. Unglücklicherweise sind Ohmus dafür bekannt, unaufhaltbar zu sein, wenn sie richtig in Rage geraten!
Wird es dank Nausicaä zu einer friedlichen Einigung kommen?
Das Thema an sich, "Mensch gegen Umwelt", finde ich gut. Es ist ja stets aktuell und regt einen immer wieder zum Nachdenken an.
Auch die Welt, in der "Nausicaä aus dem Tal der Winde" spielt, hat mir gut gefallen. Sie war sehr abwechslungsreich- mal war Nausicaä im Wald, mal in der Wüste, mal mit ihrem Flieger in der Luft und mal in ihrer Stadt.
Die Ohmus würden sich gut in einem Horrorfilm machen und es wird auch im Film behauptet, Menschen können mit Insekten einfach nicht zusammenleben. Aber obwohl ich den Ohmus niemals im Real Life begegnen wollen würde, dachte ich mir: "Diese Einstellung finde ich nicht richtig."
Es gibt auch im Film eine Szene, bei der man sieht, wie Nausicaä sich als Kind für ein Baby-Ohmu einsetzte. Das fand ich durchaus berührend.
Der Film kam mir teilweise etwas überladen vor. Ich mochte zum Beispiel eine Nebenhandlung nicht, in der es darum ging, einen Titanen zu erwecken. Meiner Meinung nach hat das in dem Film irgendwie fehl am Platz gewirkt. Auch kamen doch sehr viele Figuren vor. Ich denke, diese Story hätte sich als Serie auch gut gemacht.
Insgesamt war der Streifen stets spannend und auch durchaus actionreich und auch eine Botschaft wurde vermittelt. Ich weiß nur nicht so ganz, was ich von dem Ende halten soll.
Dass Nausicaä gestorben ist, dann aber von den Ohmus wieder zum Leben erweckt wurde, fand ich ein bisschen komisch. Nausicaä wird eh schon als so gut wie makellos dargestellt und dass sie dann noch als Krönung von den Toten auferstanden ist... Na ja. War mir persönlich etwas zu viel des Guten.
CharaktereEs ist bekannt, dass Miyazaki ein Faible für starke weibliche Figuren hat. An diesem Film ist das besonders gut zu erkennen, da Nausicaä dem Idealbild einer Heldin schon
extrem nahekommt.
Sie ist freundlich, tierlieb, bei ihrem Volk sehr beliebt, kann super fliegen (mit einem Möwe genannten Gerät), sagt aber auch klipp und klar ihre Meinung, wenn es sein muss. Eine ansprechende Figur, mit der man gerne mitfiebert, auch wenn sie mir ehrlich gesagt fast schon etwas zu perfekt rüberkam.
Wenn man mal von dieser einen Szene absieht, in der sie ausrastet und fünf Menschen tötet.
Auf jeden Fall bewundere ich sie dafür, dass sie selbst für die Ohmus ein Herz hat. Immerhin sind es riesige, ziemlich gruselig aussehende Insekten, die bei den meisten Leuten Abscheu auslösen.
Nausicaäs ständigen Begleiter, das Fuchshörnchen Teto, mochte ich auf Anhieb sehr. Teto macht zwar nicht viel, ist aber einfach putzig- und ich fand es gut, dass sie nicht vermenschlicht dargestellt wurde, sondern sich wirklich wie ein Tier benommen hat.
Gegenspielerin Kushana fand ich eher farblos. Sie ähnelt sehr Lady Eboshi aus "Prinzessin Mononoke", hat aber irgendwie nicht deren kühle, unnahbare, zugleich aber auch faszinierende Aura. Sie ist halt einfach (von wenigen Szenen abgesehen, in denen es scheint, als würde sie doch über ihr Verhalten nachdenken) eine machtgierige, rachsüchtige Zicke, die meint, Menschen wären so viel toller und besser als Tiere.
Aus welcher Figur man wirklich mehr hätte machen können: Asbel. Er wird sowas wie Nausicaäs bester Freund (oder sogar Love Interest?) während des Films, aber er hat viel zu wenig Screentime, um zu ihm eine richtige Verbindung auszubauen. Hinzu kommt noch, dass er erst nach
einer Stunde überhaupt das erste Mal vorkommt! Als er auftauchte, dachte ich erst, man würde hier eine Art männliche Hauptfigur zu sehen bekommen. Diese Vermutung bestätigte sich nicht.
Und auch, was Meister Yupa angeht, war ich etwas enttäuscht. Er wird als Mentor für Nausicaä eingeführt, bleibt dann aber doch eine Randnotiz.
Dann gibt es in dem Film zum Beispiel noch Kushanas "rechte Hand" Kurotowa, Nausicaäs Vater oder eine weise, blinde alte Frau aus Nausicaäs Stadt. Aber auf jede Figur einzugehen, würde hier den Rahmen sprengen.
Trotz zahlreicher Charaktere: Es ist ein Film, der sehr von seiner Protagonistin und ihren Idealen lebt.
Zeichenstil"Nausicaä aus dem Tal der Winde" hat mittlerweile fast 40 Jahre auf dem Buckel- und das sieht man auch.
Trotzdem fand ich den Zeichenstil hübsch. Besonders Nausicaä gefiel mir von Charakterdesign her sehr gut, vor allem ihre Augen wirkten immer sehr lebendig und ausdrucksvoll. In denen konnte man wirklich "lesen".
Die Ohmus und generell die Tiere in diesem Film fand ich vom Design her auch sehr kreativ, wenn auch teilweise recht eklig.
Fuchshörnchen Teto hätte ich am liebsten sofort gestreichelt und geknuddelt! Sowas von
süß!
Auch die Hintergründe sind schön anzugucken, wenn auch lange nicht so detailreich und pompös wie in späteren Werken von Miyazaki.
Der Zeichenstil hat mich teilweise stark an den Uralt-Klassiker "Heidi" erinnert, an dem Miyazaki auch mitgearbeitet hat.
MusikIch muss sagen: Bei dieser Kategorie bin ich diesmal
sehr zwiegespalten.
Teilweise fand ich die musikalische Untermalung sehr schön, ruhig und stimmungsvoll.
Aber ganz ehrlich: Bei manchen Szenen wirkte sie fast schon lächerlich! Einige Stücke waren 80er-Jahre-Sound pur, was meiner Meinung nach einfach null zu der eher altmodischen Welt dieses Films passte. Das war dann fast schon unfreiwillig komisch!
Fazit
Ein durchaus spannender Klassiker, der mit einer charismatischen Heldin, einem interessanten Setting und einer wichtigen Thematik punkten kann.
Allerdings: Da er "Prinzessin Mononoke" so ähnlich ist, vergleicht man beinahe automatisch. Und ich muss doch sagen, dass mich in dem Fall das spätere Werk mehr überzeugt hat. "Prinzessin Mononoke" ist einfach sowohl visuell als auch musikalisch 'ne ganze Ecke besser. Und so liebenswürdig Nausicaä auch rüberkommt: Irgendwie fand ich die sture San doch cooler (wenn auch sicher nicht netter).
Für mich persönlich ist "Nausicaä aus dem Tal der Winde" nicht eines
der Top-Werke von Hayao Miyazaki. Ist es aber dennoch ein sehenswerter Film? Absolut!
Beitrag wurde zuletzt am 21.07.2022 22:43 geändert.