AsaneRedakteur
#1Zur Zeit sind Neuauflagen älterer Animes ja stark im Schwange. Urusei Yatsura, Kino no Tabi, Fruits Basket. In diese Reihe fällt auch »Tokyo Mew Mew New«, das die 4-cour-Version von 2002 wieder aufwärmt und daran etliche Veränderungen vornimmt. Nicht immer zum Guten.
Über das Genre braucht man sicherlich nicht viele Worte zu verlieren. Der übliche Mix an Mädchen unterschiedlichen, aber streng stereotypen Charakters, denen magisch-verborgene Superkräfte zuteil werden, um die Welt vor dem Bösen zu retten, das mal wieder alles auf der Erde ausrotten und damit die Weltherrschaft übernehmen will. Diese Bösen treten als sogenannte Aliens auf den Plan, optisch eine Art Mischung aus Elfen und Menschen, die selbstverständlich, wie durchweg alle hier in "Tokyo Mew Mew (New)", eine entsetzlich tragische Vergangenheit haben. (Daß man als Zuschauer hier nicht viel davon mitbekommt, ist wieder ein anderes Thema.)
Dabei wird die etwas wirre Gemengenlage so gestaltet, daß die Motive und Ansprüche der Aliens und ihre Vorwürfe an die Menschheit bei Lichte betrachtet durchaus einige Berechtigung haben – aber dann werden sie auch wieder dermaßen einseitig und einfallslos als die ultimativen Villains hingestellt, mit all dem üblichen Villain-Attitüden, daß es eben doch auf das übliche Gut vs.Böse hinausläuft. Schade, denn bei differenzierterer Vorgehensweise wäre da durchaus mehr und Interessanteres möglich gewesen.
Bei dieser Neuauflage hier hat man versucht, den Precure-typischen Oldschool-Stil zu bewahren, hat alles etwas aufgefrischt und peppiger inszeniert. Dennoch geraten die überkandidelten Aktionen, speziell die von Ichigo, vor dem Hintergrund dieses Neo-Retro noch etwas anstrengender und deplatzierter, als es bei der alten Serie schon der Fall war. Einige Szenenfolgen, manchmal komplette Episoden wirken daher bisweilen reichlich inkonsistent und farblos.
Gerade Minto kommt eindeutig zu kurz. Was daran liegt, daß die Handlung stark gestrafft und vereinfacht wurde und der "Ton", die Atmosphäre sich geändert hat. Hin zum Harmlosen, Unverbindlichen, Kuschelweichen. Weg von der spielerischen Epicness, dafür viel zu weichgespült und mit unangenehmer pädagogischer Relevanz angereichert.
Sicher, das hängt damit zusammen, daß man versucht, die ursprünglichen 52 Folgen in zwei Staffeln zu je 12 Episoden zu zwängen, wobei die bislang vorliegende 1. Staffel die Ereignisse bis zum Tokyo-Tower-Vorfall abdeckt, was im Anime von 2002 Episode 26 entspricht. Von daher sind Kürzungen unvermeidlich, was angesichts des hohen Anteils an Slice of Life bei der zwanzig Jahre älteren Serie auch kein Fehler ist.
Leider hat man sich aber auch dafür entschieden, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Denn nun fällt der größte Teil der Backgrounds völlig unter den Tisch. Man erfährt nichts über die Protagonisten, nicht mal über deren Familienleben. Also hat der Zuschauer auch keinen Blassen davon, mit wem er es genau zu tun hat und warum manche der Mädchen so sind, wie sie eben sind. Viel zu viele der Problemfälle, vor allem zwischenmenschlicher Natur, wurden entschärft bzw. gleich ganz fallen gelassen – da wo die alte Serie zuviel hat, hat die neue deutlich zu wenig.
Mag sein, daß die Animationen 20 Jahre später besser aussehen – besser animiert ist es deshalb noch lange nicht. Das fällt unangenehm bei den Action- und Kampfszenen auf, bei denen man eher noch mehr Stills und Speedlines registieren muss als bei der Serie ohne "New".
Das Charakterdesign mag angenehmer und moderner erscheinen, ist aber irgendwie nichtssagend, unpersönlicher geworden, ohne Ecken und Kanten und damit paradoxerweise ohne "Charakter". Passt aber auch soweit zu der hier zur Schau gestellten Beliebigkeit, als man anhand der moralisch-pädagogischen Agenda den Eindruck gewinnen könnte, Netflix oder Disney würde hier dahinterstehen. Subtilität ist also nicht gerade die Stärke dieser Serie; das wird völlig klar an der Natur des "Kokons", den die Aliens hier am Tokyo Tower installieren. Die Bedrohungsthematik bewegt sich weg von manipulativer Magie und dem Streben nach Weltherrschaft und wird bedingungslos auf aktuelle Umweltprobleme gebürstet. Auf eine Art, bei der man Subtilität als ernstlichen Störfaktor ansieht.
Immerhin: das nervige Maskottchen "Masha" (rechts im Bild) ist von der Aufgabe befreit, unentwegt vor Alien-Gefahren warnen zu müssen. Einer der wenigen Lichtblicke. Bewahrt hat man auch einige der Peinlichkeiten, wie z.B. diese "Café" genannte pinke Zumutung, und auch die lendenschurzähnliche Hose von Quiche vermittelt nun eher den Eindruck, aus eigener Kraft an der Hüfte Halt finden zu können. (Obschon Realitätsnähe ja noch nie so im Mittelpunkt des Interesses bei Precure-ähnlichen Serien lag.)
Fazit:
Der Charme ist verflogen. Mag sein, daß es allgemein jetzt "optisch besser aussieht", aber diese ästhetische Aufhübschung ist teuer erkauft. Vor allem zu Lasten von Persönlichkeit und Atmosphäre. Der Cast an Sprechern hat zwei Jahrzehnte später natürlich auch komplett gewechselt und passt sich dem erreichten Niveau nahtlos an. Wie auch die Musik, die während der Kämpfe vom damaligen satten, orchestral-epischen Sound zu poppigen E-Gitarren wechselt.
Alles, was die Handlung ausmacht, ist mit Bedeutung aufgeladen, als müsse der Zuschauer von einer unsichtbaren Kindergartentante an der Hand genommen werden, wo ihm das Offensichtliche nochmals eindringlich erklärt wird. Eigentlich ist es ein Trauerspiel, wenn das Publikum (vor allem Kinder) für so doof gehalten wird.
Über das Genre braucht man sicherlich nicht viele Worte zu verlieren. Der übliche Mix an Mädchen unterschiedlichen, aber streng stereotypen Charakters, denen magisch-verborgene Superkräfte zuteil werden, um die Welt vor dem Bösen zu retten, das mal wieder alles auf der Erde ausrotten und damit die Weltherrschaft übernehmen will. Diese Bösen treten als sogenannte Aliens auf den Plan, optisch eine Art Mischung aus Elfen und Menschen, die selbstverständlich, wie durchweg alle hier in "Tokyo Mew Mew (New)", eine entsetzlich tragische Vergangenheit haben. (Daß man als Zuschauer hier nicht viel davon mitbekommt, ist wieder ein anderes Thema.)
Dabei wird die etwas wirre Gemengenlage so gestaltet, daß die Motive und Ansprüche der Aliens und ihre Vorwürfe an die Menschheit bei Lichte betrachtet durchaus einige Berechtigung haben – aber dann werden sie auch wieder dermaßen einseitig und einfallslos als die ultimativen Villains hingestellt, mit all dem üblichen Villain-Attitüden, daß es eben doch auf das übliche Gut vs.Böse hinausläuft. Schade, denn bei differenzierterer Vorgehensweise wäre da durchaus mehr und Interessanteres möglich gewesen.
Bei dieser Neuauflage hier hat man versucht, den Precure-typischen Oldschool-Stil zu bewahren, hat alles etwas aufgefrischt und peppiger inszeniert. Dennoch geraten die überkandidelten Aktionen, speziell die von Ichigo, vor dem Hintergrund dieses Neo-Retro noch etwas anstrengender und deplatzierter, als es bei der alten Serie schon der Fall war. Einige Szenenfolgen, manchmal komplette Episoden wirken daher bisweilen reichlich inkonsistent und farblos.
Gerade Minto kommt eindeutig zu kurz. Was daran liegt, daß die Handlung stark gestrafft und vereinfacht wurde und der "Ton", die Atmosphäre sich geändert hat. Hin zum Harmlosen, Unverbindlichen, Kuschelweichen. Weg von der spielerischen Epicness, dafür viel zu weichgespült und mit unangenehmer pädagogischer Relevanz angereichert.
Sicher, das hängt damit zusammen, daß man versucht, die ursprünglichen 52 Folgen in zwei Staffeln zu je 12 Episoden zu zwängen, wobei die bislang vorliegende 1. Staffel die Ereignisse bis zum Tokyo-Tower-Vorfall abdeckt, was im Anime von 2002 Episode 26 entspricht. Von daher sind Kürzungen unvermeidlich, was angesichts des hohen Anteils an Slice of Life bei der zwanzig Jahre älteren Serie auch kein Fehler ist.
Leider hat man sich aber auch dafür entschieden, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Denn nun fällt der größte Teil der Backgrounds völlig unter den Tisch. Man erfährt nichts über die Protagonisten, nicht mal über deren Familienleben. Also hat der Zuschauer auch keinen Blassen davon, mit wem er es genau zu tun hat und warum manche der Mädchen so sind, wie sie eben sind. Viel zu viele der Problemfälle, vor allem zwischenmenschlicher Natur, wurden entschärft bzw. gleich ganz fallen gelassen – da wo die alte Serie zuviel hat, hat die neue deutlich zu wenig.
Mag sein, daß die Animationen 20 Jahre später besser aussehen – besser animiert ist es deshalb noch lange nicht. Das fällt unangenehm bei den Action- und Kampfszenen auf, bei denen man eher noch mehr Stills und Speedlines registieren muss als bei der Serie ohne "New".
Das Charakterdesign mag angenehmer und moderner erscheinen, ist aber irgendwie nichtssagend, unpersönlicher geworden, ohne Ecken und Kanten und damit paradoxerweise ohne "Charakter". Passt aber auch soweit zu der hier zur Schau gestellten Beliebigkeit, als man anhand der moralisch-pädagogischen Agenda den Eindruck gewinnen könnte, Netflix oder Disney würde hier dahinterstehen. Subtilität ist also nicht gerade die Stärke dieser Serie; das wird völlig klar an der Natur des "Kokons", den die Aliens hier am Tokyo Tower installieren. Die Bedrohungsthematik bewegt sich weg von manipulativer Magie und dem Streben nach Weltherrschaft und wird bedingungslos auf aktuelle Umweltprobleme gebürstet. Auf eine Art, bei der man Subtilität als ernstlichen Störfaktor ansieht.
Immerhin: das nervige Maskottchen "Masha" (rechts im Bild) ist von der Aufgabe befreit, unentwegt vor Alien-Gefahren warnen zu müssen. Einer der wenigen Lichtblicke. Bewahrt hat man auch einige der Peinlichkeiten, wie z.B. diese "Café" genannte pinke Zumutung, und auch die lendenschurzähnliche Hose von Quiche vermittelt nun eher den Eindruck, aus eigener Kraft an der Hüfte Halt finden zu können. (Obschon Realitätsnähe ja noch nie so im Mittelpunkt des Interesses bei Precure-ähnlichen Serien lag.)
Fazit:
Der Charme ist verflogen. Mag sein, daß es allgemein jetzt "optisch besser aussieht", aber diese ästhetische Aufhübschung ist teuer erkauft. Vor allem zu Lasten von Persönlichkeit und Atmosphäre. Der Cast an Sprechern hat zwei Jahrzehnte später natürlich auch komplett gewechselt und passt sich dem erreichten Niveau nahtlos an. Wie auch die Musik, die während der Kämpfe vom damaligen satten, orchestral-epischen Sound zu poppigen E-Gitarren wechselt.
Alles, was die Handlung ausmacht, ist mit Bedeutung aufgeladen, als müsse der Zuschauer von einer unsichtbaren Kindergartentante an der Hand genommen werden, wo ihm das Offensichtliche nochmals eindringlich erklärt wird. Eigentlich ist es ein Trauerspiel, wenn das Publikum (vor allem Kinder) für so doof gehalten wird.
Beitrag wurde zuletzt am 14.11.2022 15:06 geändert.
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