AsaneRedakteur
#1Überraschung, Überraschung: Daß hinter dieser coolen Fassade eine grenzwertig perverse Nudel steckt, hätte ich nun weißgott nicht erwartet. Ja, ich spreche von Ozen, die vorzeiten den kleinen Marulk aus einem zertrümmerten Luftschiff aufgegabelt hat, als einzigen Überlebenden dieser Katastrophe. Und das war die zweite Überraschung: Daß es sich bei Marulk um einen Jungen handelt. Zwar gibt es in der Serie einige Andeutungen ("boku") und Zweideutigkeiten, aber so richtig ernstgenommen hatte ich die Sache da nicht.
Ozen als Einzelgängerin, sarkastisch und hintertrieben, sowie Marulk, pflichtbewusst und unschuldig im besten Sinne – und bei Ozen als maido wiedergeboren. Aus dieser Konstellation von Hund und Herrin müsste doch noch mehr zu machen sein, werden sich die Produzenten gedacht haben, und so drehen sich die Mini-OVAs um genau diese scheinbare Diskrepanz und schlagen humoristisches Kapital daraus.
Auf welche Weise das geschieht, kann man sich denken; mit dem einen Unterschied, daß die Szenen aus Marulks Alltag durchaus gelungen umgesetzt sind, weder out of character noch von kreuzdämlichen Komikeinlagen durchsetzt, wie man das sonst so kennt. Bei diesen kleinen Szenen handelt es sich um typische Erlebnisse eines Hausmädchens:
1. Bitte
Ozen ist am Tisch besoffen eingepennt und Marulk versucht sie unter Aufbietung seiner schwachen Kräfte irgendwie ins Bett zu befördern. Das geht naturgemäß gewaltig schief, und irgendwann haben sich sämtliche Hebelgesetze gegen ihn verschworen und er hängt da in Stricken und Seilen, wie die Bestrafungsmethoden dieser Stadt es so vorsehen. Riko weiß ein Lied davon zu singen. Und Ozen selbst droht es ihm in der Serie einmal an. (Ständig allein in diesem Zwitter aus Rettungs- und Beobachtungsstation zwei Kilometer unter der Oberfläche, und wenn nicht allein, dann umgeben von diesen suspekten Zauseln, und nur alle paar Wochen vielleicht mal ein OpferReisender, der die Station aufsucht – klar, daß sie sich dann & wann mal die Kante gibt …)
2. Einkaufen
Zur Abwechslung treiben sie sich oben in Orth rum, und Ozen gelingt es, ihre Anweisungen, wo Marulk was besorgen soll, derart vage zu halten, daß sie maximalen Spaß hat, ihm dabei zuzusehen, wie er sich aus der Affäre rettet, immer knapp an der Blamage vorbei. Dabei kommt es zu einer Begegnung mit Nat, der erwartungsgemäß hingerissen ist von Marulks Weiblichkeit, wobei die Regie die Gelegenheit beim Schopfe ergreift und massenhaft übelst klischeebeladene Standards einbaut, die sie sich während der ganzen Serie verkneifen musste. Natürlich kommt er auf "ihr" zu liegen, und natürlich "riecht sie gut", auch wenn sie ein Junge ist. Wie souverän aber die Regie mit solchen Versatzstücken spielt, auch in selbstreferentieller Weise, das hat schon Stil und zeugt von einem guten Gespür für den richtigen Einsatz solcher Peinlichkeiten.
3. Putzen
Marulk wird wie aus heiterem Himmel von Ozen* dazu verdonnert, die Zimmer der drei trotteligen Zausel zu putzen. Vermutlich weil sie eine faule Sau ist und weil sie eine diebische Freude daran hat, ihren Marulk ganz hausmädchenmäßig durch die Bude zu scheuchen.
Wie es dort aussieht, weiß man von gewissen Junggesellenzimmern aus anderen Anime. Ja, sogar Pornos tauchen auf im Abyss, und noch weitere Widerlichkeiten werden unter dem Bett hervorgezogen. Das Frustbad am Ende der Folge hat sich Marulk jedenfalls schwer verdient!
*(weiß der Geier, ich will immer automatisch »Ouzo« schreiben.)
4. Rückblende
Hier dreht sich die Stimmung um 180 Grad. Gezeigt wird Marulks Urkatastrophe, wie er starr vor Schock im Schrank des zerschredderten Luftschiffs sitzt und scheinbar teilnahmslos zusieht, wie draußen
»Klein-Marulks alltägliches Leben«, so könnte man den japanischen Titel halbwegs idiomatisch übersetzen. Aber recht besehen, handeln diese OVAs zwar von Marulk, sagen aber weit mehr aus über den Charakter von Ozen.
Ozen als Einzelgängerin, sarkastisch und hintertrieben, sowie Marulk, pflichtbewusst und unschuldig im besten Sinne – und bei Ozen als maido wiedergeboren. Aus dieser Konstellation von Hund und Herrin müsste doch noch mehr zu machen sein, werden sich die Produzenten gedacht haben, und so drehen sich die Mini-OVAs um genau diese scheinbare Diskrepanz und schlagen humoristisches Kapital daraus.
Auf welche Weise das geschieht, kann man sich denken; mit dem einen Unterschied, daß die Szenen aus Marulks Alltag durchaus gelungen umgesetzt sind, weder out of character noch von kreuzdämlichen Komikeinlagen durchsetzt, wie man das sonst so kennt. Bei diesen kleinen Szenen handelt es sich um typische Erlebnisse eines Hausmädchens:
1. Bitte
Ozen ist am Tisch besoffen eingepennt und Marulk versucht sie unter Aufbietung seiner schwachen Kräfte irgendwie ins Bett zu befördern. Das geht naturgemäß gewaltig schief, und irgendwann haben sich sämtliche Hebelgesetze gegen ihn verschworen und er hängt da in Stricken und Seilen, wie die Bestrafungsmethoden dieser Stadt es so vorsehen. Riko weiß ein Lied davon zu singen. Und Ozen selbst droht es ihm in der Serie einmal an. (Ständig allein in diesem Zwitter aus Rettungs- und Beobachtungsstation zwei Kilometer unter der Oberfläche, und wenn nicht allein, dann umgeben von diesen suspekten Zauseln, und nur alle paar Wochen vielleicht mal ein OpferReisender, der die Station aufsucht – klar, daß sie sich dann & wann mal die Kante gibt …)
2. Einkaufen
Zur Abwechslung treiben sie sich oben in Orth rum, und Ozen gelingt es, ihre Anweisungen, wo Marulk was besorgen soll, derart vage zu halten, daß sie maximalen Spaß hat, ihm dabei zuzusehen, wie er sich aus der Affäre rettet, immer knapp an der Blamage vorbei. Dabei kommt es zu einer Begegnung mit Nat, der erwartungsgemäß hingerissen ist von Marulks Weiblichkeit, wobei die Regie die Gelegenheit beim Schopfe ergreift und massenhaft übelst klischeebeladene Standards einbaut, die sie sich während der ganzen Serie verkneifen musste. Natürlich kommt er auf "ihr" zu liegen, und natürlich "riecht sie gut", auch wenn sie ein Junge ist. Wie souverän aber die Regie mit solchen Versatzstücken spielt, auch in selbstreferentieller Weise, das hat schon Stil und zeugt von einem guten Gespür für den richtigen Einsatz solcher Peinlichkeiten.
3. Putzen
Marulk wird wie aus heiterem Himmel von Ozen* dazu verdonnert, die Zimmer der drei trotteligen Zausel zu putzen. Vermutlich weil sie eine faule Sau ist und weil sie eine diebische Freude daran hat, ihren Marulk ganz hausmädchenmäßig durch die Bude zu scheuchen.
Wie es dort aussieht, weiß man von gewissen Junggesellenzimmern aus anderen Anime. Ja, sogar Pornos tauchen auf im Abyss, und noch weitere Widerlichkeiten werden unter dem Bett hervorgezogen. Das Frustbad am Ende der Folge hat sich Marulk jedenfalls schwer verdient!
*(weiß der Geier, ich will immer automatisch »Ouzo« schreiben.)
4. Rückblende
Hier dreht sich die Stimmung um 180 Grad. Gezeigt wird Marulks Urkatastrophe, wie er starr vor Schock im Schrank des zerschredderten Luftschiffs sitzt und scheinbar teilnahmslos zusieht, wie draußen
eines dieser Abyss-Monster seinen Vater bis auf das Skelett abnagt.
Als er wieder zu sich kommt, bemerkt er Leute in den Trümmern; Ozen mit ihrem bekannt zynischen Tonfall sticht da besonders hervor. Als sie sich zum Abmarsch aufmachen, rappelt da etwas im Karton – und so zeigt Ozen Herz, obwohl sie sich's nicht anmerken lassen will, und nimmt den Kleinen mit sich. So kommt es, daß der Zuschauer möglicherweise gleich zweimal einen dicken Kloß im Hals bekommt. Und das ist für die bescheidenen drei Minuten Laufzeit pro Folge nichts Geringes. Sogar auf das halbminütige Ending wird nun verzichtet – ein kleines spätbarockes Cembalostück, das klingt wie eine der Inventionen von Bach. (Isses aber nicht. Wer was weiß, möge sich bitte melden – die einschlägigen Websites verraten es nicht.)»Klein-Marulks alltägliches Leben«, so könnte man den japanischen Titel halbwegs idiomatisch übersetzen. Aber recht besehen, handeln diese OVAs zwar von Marulk, sagen aber weit mehr aus über den Charakter von Ozen.
Beitrag wurde zuletzt am 29.07.2021 22:43 geändert.
Kommentare
Hab vor kurzem ein paar Ausschnitte von gesehen und für Fans der Serie dürfte das ein guter Bonus sein. Animationen haben gegenüber der Serie ein Downgrade bekommen, was mich nicht überrascht und auch halb so wild ist. Den entsprechenden Aufwand sollen die Leute lieber in die 2. Staffel investieren.