AsaneRedakteur
#1Der beste Sex ist manchmal der, der gar nicht gezeigt wird.
Diese Anthologie versammelt drei Pärchen in vier Geschichten, die alle eins gemeinsam haben: Es sind Momente aus einem Leben, irgendwo zwischen Lust, Liebe und Freundschaft angesiedelt, und alle erzählen, oder besser illustrieren Gemütszustände, die im weitesten Sinne mit Erotik zu tun haben, inklusive dem nostalgischen Blick darauf. Vorab sei gewarnt: Handlung oder Story gibt es keine.
Genau dieser letzte Punkt gehört zu den Dingen, die die Userschaft auf MAL zum Schäumen bringt:
Viel wird über Bilder erzählt. Dabei geht es nie um eine Geschichte, sondern nur um das Innenleben der Charaktere: darum, wie sie selber die Szenen erlebt haben, darauf reagiert haben, und wie sie jetzt darüber denken. Um genau davon nicht abzulenken, wird auch die Musik auf ein Minimum zurückgefahren; ihre bestenfalls punktuelle Anwesenheit bemerkt man gar nicht.
Es geht also, wie erwähnt, gar nicht um Sex, nicht vordergründig, es geht um Freundschaft – und vielleicht um die Aussicht auf ein Liebesleben. Sobald es auch nur irgendwie konkret werden könnte, brechen die Geschichten ab. Man muss also nicht nur zwischen den Zeilen lesen, sondern auch zwischen die Frames schauen.
1. Zwei Frauen. In der Oberschule hatte Ecchan eine Art Beziehung mit ihrer Senpai Yuri. Zumindest kam es zum überraschenden Kussraub. Ob da mehr war, erfährt man nicht. Jahre später hat Yuri sie zu ihrer Hochzeit eingeladen, und da läuft Ecchan der etwa gleichaltrigen Aya übern Weg, die, wie sich bald herausstellt, sich ebenfalls als Ex von Yuri betrachten kann. Wenig überraschend, verstehen sie sich recht gut und kommen so ins Plaudern.
2. Zwei Männer. Sawa-sensei ist Lehrer an einer reinen Jungen-Schule. Mal wieder steht der Schulabschluss an, inklusive Zeugnisübergabe. Danach im Lehrerzimmer wird er von einem Schüler angesprochen, der ein wenig herumdruckst und ihm so was wie Avancen macht. Es folgen mit den Jahren noch weitere Zeugnisüberreichungen, was aber aus dem Jungen und den Hoffnungen des Lehrers geworden ist, weiß man nicht.
3. Junge und Mädchen. Shin'ichi geht in die sechste (oder fünfte?) Grundschulklasse und bringt manchmal seine Freundin Mika mit, um gemeinsam die Hausaufgaben zu machen. Ganz unschuldig und ohne die Hintergedanken, die die Eltern wohl im Kopf haben. Allerdings gibt es da auch noch die Cousine Sayoko, die etwas mit ihrem Vater über Kreuz liegt, seit sie an einem Pornodreh beteiligt war, und daher zeitweilig bei Shin'ichis Familie auftaucht. Sie agiert also grenzwertig unverschämt und zieht den unschuldigen Buben mit ihren anzüglichen Äußerungen auf, was beim Großteil der pc- und achtsamkeitsgestählten User auf MAL gar nicht gut ankommt. Am allerwenigsten bei Shin'ichi selber, aber das wird von den Usern tapfer wegignoriert.
Da hat Mika ("stille Wasser sind tief") die hervorragende Idee, das Sex-Tape, das aus irgendeinem Grund da rumliegt, mal anzuschauen. Wie das endet, kann man sich denken.
4. Nochmals Shin'ichi und Mika, diesmal auf der Mittelschule. Ganz dem Schulanime-Klischee entsprechend steht das Kulturfest an und man ist mitten in den Vorbereitungen. So sehr viel hat sich während dieser Jahre zwischen den beiden nicht geändert, zumindest gibt man es nicht zu. Als sie in jenem Lagerraum verschwinden, in dem schon etliche Pärchen "es" gemacht haben, wollen die anderen Schüler Gewissheit und schleichen sich vor die Tür – gerade dann, als die beiden heraustreten, mit verwunderter Unschuldsmiene. Haben sie oder haben sie nicht? Der Anime verrät es nicht. Die beiden wissen die Antwort, verraten es aber ebenfalls nicht.
Dafür, daß der Anime nichts erzählt, ist er überraschend lustig. Diese Kunst des Erzählens verlangt ein aufmerksames Pacing (viele nennen es langweilig), das sich auf das Abbilden von Gefühlen und Erinnerungen verlegt und sich dem anpasst. Beispielsweise mit vielen Point-of-View-Einstellungen, aber auch in der Art, wie der irritierte Blick der Kamera sich vom einen zum anderen unwichtigen Detail hangelt. Teils aus Ratlosigkeit, teils aus dem Wunsch, jetzt gerade woanders sein zu wollen.
Auch hier kommt es mal wieder nicht auf das an, was geschieht, sondern darauf, wie es geschieht, sprich: wie die Leute diese Situationen, in die sie geschmissen werden, aufnehmen und wie sie sich dabei verhalten. Das gilt ganz besonders für die beiden Grundschüler, die sich mit den neckischen zweideutigen Bemerkungen auseinandersetzen müssen. Mitzuerleben, wie sie auf die überwältigende Welt der Sexualität reagieren und wie sie damit fertig werden, ist die schiere Freude. Denn die verhalten sich ganz anders als erwartet, und vor allem alles andere als animetypisch.
Am lustigsten ist der Film jedenfalls, wenn er gar nicht versucht, lustig zu sein. Wie bei der Begrüßung durch Sayoko: "Ich bin das Mädel aus dem Video". Vielleicht ist der beste Humor ja der, wenn nicht die Charaktere lachen, sondern die Zuschauer. Auch wenn vielen jenseits des Großen Teiches das gegen den politisch korrekten Strich geht.
Diese Anthologie versammelt drei Pärchen in vier Geschichten, die alle eins gemeinsam haben: Es sind Momente aus einem Leben, irgendwo zwischen Lust, Liebe und Freundschaft angesiedelt, und alle erzählen, oder besser illustrieren Gemütszustände, die im weitesten Sinne mit Erotik zu tun haben, inklusive dem nostalgischen Blick darauf. Vorab sei gewarnt: Handlung oder Story gibt es keine.
Genau dieser letzte Punkt gehört zu den Dingen, die die Userschaft auf MAL zum Schäumen bringt:
MAL There was no story present!
Armes Hascherl, kann man da nur sagen. Weiter bedenklich findet man die Art, wie hier LGBT+-Themen angesprochen werden. Und dann auch noch mit Grundschülern! Man fühlt sich also von Bildern und gewissen Aussagen getriggert, ohne das alles einordnen zu können oder zu wollen. Dabei liegt die Lösung klar auf der Hand:ebenfalls MAL you should not see this as some drama celebrating lgbt+
[Sorry, ich darf nicht direkt verlinken]Viel wird über Bilder erzählt. Dabei geht es nie um eine Geschichte, sondern nur um das Innenleben der Charaktere: darum, wie sie selber die Szenen erlebt haben, darauf reagiert haben, und wie sie jetzt darüber denken. Um genau davon nicht abzulenken, wird auch die Musik auf ein Minimum zurückgefahren; ihre bestenfalls punktuelle Anwesenheit bemerkt man gar nicht.
Es geht also, wie erwähnt, gar nicht um Sex, nicht vordergründig, es geht um Freundschaft – und vielleicht um die Aussicht auf ein Liebesleben. Sobald es auch nur irgendwie konkret werden könnte, brechen die Geschichten ab. Man muss also nicht nur zwischen den Zeilen lesen, sondern auch zwischen die Frames schauen.
1. Zwei Frauen. In der Oberschule hatte Ecchan eine Art Beziehung mit ihrer Senpai Yuri. Zumindest kam es zum überraschenden Kussraub. Ob da mehr war, erfährt man nicht. Jahre später hat Yuri sie zu ihrer Hochzeit eingeladen, und da läuft Ecchan der etwa gleichaltrigen Aya übern Weg, die, wie sich bald herausstellt, sich ebenfalls als Ex von Yuri betrachten kann. Wenig überraschend, verstehen sie sich recht gut und kommen so ins Plaudern.
2. Zwei Männer. Sawa-sensei ist Lehrer an einer reinen Jungen-Schule. Mal wieder steht der Schulabschluss an, inklusive Zeugnisübergabe. Danach im Lehrerzimmer wird er von einem Schüler angesprochen, der ein wenig herumdruckst und ihm so was wie Avancen macht. Es folgen mit den Jahren noch weitere Zeugnisüberreichungen, was aber aus dem Jungen und den Hoffnungen des Lehrers geworden ist, weiß man nicht.
3. Junge und Mädchen. Shin'ichi geht in die sechste (oder fünfte?) Grundschulklasse und bringt manchmal seine Freundin Mika mit, um gemeinsam die Hausaufgaben zu machen. Ganz unschuldig und ohne die Hintergedanken, die die Eltern wohl im Kopf haben. Allerdings gibt es da auch noch die Cousine Sayoko, die etwas mit ihrem Vater über Kreuz liegt, seit sie an einem Pornodreh beteiligt war, und daher zeitweilig bei Shin'ichis Familie auftaucht. Sie agiert also grenzwertig unverschämt und zieht den unschuldigen Buben mit ihren anzüglichen Äußerungen auf, was beim Großteil der pc- und achtsamkeitsgestählten User auf MAL gar nicht gut ankommt. Am allerwenigsten bei Shin'ichi selber, aber das wird von den Usern tapfer wegignoriert.
Da hat Mika ("stille Wasser sind tief") die hervorragende Idee, das Sex-Tape, das aus irgendeinem Grund da rumliegt, mal anzuschauen. Wie das endet, kann man sich denken.
4. Nochmals Shin'ichi und Mika, diesmal auf der Mittelschule. Ganz dem Schulanime-Klischee entsprechend steht das Kulturfest an und man ist mitten in den Vorbereitungen. So sehr viel hat sich während dieser Jahre zwischen den beiden nicht geändert, zumindest gibt man es nicht zu. Als sie in jenem Lagerraum verschwinden, in dem schon etliche Pärchen "es" gemacht haben, wollen die anderen Schüler Gewissheit und schleichen sich vor die Tür – gerade dann, als die beiden heraustreten, mit verwunderter Unschuldsmiene. Haben sie oder haben sie nicht? Der Anime verrät es nicht. Die beiden wissen die Antwort, verraten es aber ebenfalls nicht.
Dafür, daß der Anime nichts erzählt, ist er überraschend lustig. Diese Kunst des Erzählens verlangt ein aufmerksames Pacing (viele nennen es langweilig), das sich auf das Abbilden von Gefühlen und Erinnerungen verlegt und sich dem anpasst. Beispielsweise mit vielen Point-of-View-Einstellungen, aber auch in der Art, wie der irritierte Blick der Kamera sich vom einen zum anderen unwichtigen Detail hangelt. Teils aus Ratlosigkeit, teils aus dem Wunsch, jetzt gerade woanders sein zu wollen.
Auch hier kommt es mal wieder nicht auf das an, was geschieht, sondern darauf, wie es geschieht, sprich: wie die Leute diese Situationen, in die sie geschmissen werden, aufnehmen und wie sie sich dabei verhalten. Das gilt ganz besonders für die beiden Grundschüler, die sich mit den neckischen zweideutigen Bemerkungen auseinandersetzen müssen. Mitzuerleben, wie sie auf die überwältigende Welt der Sexualität reagieren und wie sie damit fertig werden, ist die schiere Freude. Denn die verhalten sich ganz anders als erwartet, und vor allem alles andere als animetypisch.
Am lustigsten ist der Film jedenfalls, wenn er gar nicht versucht, lustig zu sein. Wie bei der Begrüßung durch Sayoko: "Ich bin das Mädel aus dem Video". Vielleicht ist der beste Humor ja der, wenn nicht die Charaktere lachen, sondern die Zuschauer. Auch wenn vielen jenseits des Großen Teiches das gegen den politisch korrekten Strich geht.
Beitrag wurde zuletzt am 26.02.2024 22:15 geändert.
Kommentare