AsaneRedakteur
#1Animes, die auf einer Originalgeschichte basieren, sind vergleichsweise selten. Daher gibt es schon allein dafür einen kleinen Bonus.
Es folgt eine kurze Zusammenfassung.
Handlung:
Natsuna Keyaki (nicht zu verwechseln mit Mirai Kuriyama aus "Kyoukai no Kanata") macht sich auf, um ihre Freundin aufzusuchen, die sie nur aus online games kennt. Das gestaltet sich schwieriger als gedacht, denn die Online-Plattform hat unerwartet den Betrieb eingestellt, und Natsuna hat nur sehr ungefähre Informationen, wie sie die Freundin finden könnte.
Charaktere:
Nett.
Artwork:
Ungewöhnlich.
Musik:
Unauffällig. Mit schönem Ending.
Sonstiges:
Also: Struktur, schön und gut. Aber manchmal stört sie. Daher jetzt frei von der Leber weg:
Der Aufbau des ganzen ist einer der Punkte, der allgemein eher kritisch betrachtet wird. Dem kann ich nicht ganz folgen, aber vielleicht ist ja auch nur mein Blickwinkel darauf ein anderer.
Die Serie zerlegt die Story in kleine, handliche Häppchen, wie man es auch von der japanischen Küche kennt. Viele Schüsselchen, Tellerchen und Schälchen füllen den Tisch, und dem Inhalt der Schälchen entsprechen dabei die künstlerischen Mittel, in die der Anime gefasst ist. Wie z.B. die etwas stärkeren Outlines bei offenbar weitgehendem Verzicht auf gerade Linien, was den Eindruck eines freien Zeichnens ohne Hilfsmittel entstehen lässt. Und das ist durchaus wesentlich, denn Zeichnen, das Malen von Bildern ist eines der Hauptmotive, die sich durch den ganzen Anime ziehen. Verzichtet wird auch weitgehend auf Farbübergänge; überhaupt ergibt sich dadurch ein etwas cartoonhafter Eindruck, ähnlich wie bei Fuujin Monogatari.
Nicht nur die künstlerischen Ausdrucksmittel hat "Fuujin" mit diesem Anime hier gemein, er teilt auch weitgehend die selbe Ausstrahlung. Und wie jener ist auch Natsunagu von eher unspektakulärer Natur mit einem ruhigen Pacing und außerdem dezent gesetzten Pointen und leisem Humor. All das ist nahe an Iyashikei, nur eben mit der oben erwähnten Bilderbuch-Optik. Auch die Charaktere agieren (und reagieren) ruhig, bedacht, besonnen - Landleben* halt. Die den Weg entlang rennende Natsuna im Abspann (als Vorgriff auf die letzte Episode) scheint das Maximum an Action zu sein.
*Auch das ist subtil und wie nebenbei ausgedrückt in Ep. 6, wenn Natsuna gedankenverloren sagt:
水がきれいな所が多いなぁ (mizu ga kireina tokoro ga ooi naa) - zu deutsch etwa: "Wie klar das Wasser hier überall ist..."
Dass diese künstlerische Zurücknahme auf das Wesentliche Absicht ist und nicht etwa Unvermögen, erkennt man spätestens an den Charakteren, die ebenfalls optisch sehr schlicht gehalten sind, sich aber durch eine sehr akkurate, ausdrucksvolle Gestik und Mimik auszeichnen. Die außerdem nie ins Übertrieben-Exzentrische lappt, sondern - für Anime-Verhältnisse! - angenehm real bleibt.
Der Weg ist das Ziel.
In Einklang mit dem Schwerpunkt, den das Künstlerische setzt, liegt storymäßig der Fokus auch gar nicht so sehr im Quest an sich, sondern im Emotionalen, in der Stimmung, und zwar äußerlich: in atemberaubend schönen Landschaften, die durch die stilistische Reduktion fast noch mehr an Prägnanz und Atmosphäre gewinnen, - wie auch innerlich: in den zarten Hoffnungen und melancholischen Enttäuschungen, denen sich die Protagonistin fortwährend ausgesetzt sieht.
Und damit mal zum Personal:
Natsuna ist zwar die typische gutmütige und etwas kopflose Heldin, die aber einen unerschütterlichen Willen an den Tag legt und die Leute, die ihr begegnen, mit ihrer Freundlichkeit und Sanftmut für sich gewinnen kann. Was vielleicht auch nicht sonderlich schwer fällt, denn zum einen ist sie der Pubertät schon entwachsen, zum anderen scheint dort auf dem (nicht ganz so platten) Land ein etwas anderer Menschenschlag zu hausen.
So begegnet ihr recht früh schon Izumi, eine kleine, etwas stämmige Mittelschülerin mit geflochtenen Zöpfen, die ihre bescheidene Größe durch taffes Auftreten wettzumachen sucht, aber im Grunde ein Herz aus Gold hat und die daher unweigerlich Natsuna zur Freundin gewinnt. Recht ähnlich verhält es sich auf Seiten der Erwachsenen, auch wenn die sich bisweilen etwas zu pädagogisch wertvoll verhalten. Sei's drum.
Tränenreich und in süßer Melancholie badend ist denn auch das Ende (das man durchaus so hat kommen sehen), und wenn die Schleusen schon mal geöffnet sind, gibt es kein Halten mehr, auch bei der bildstarken Metaphorik, die nun ins Kraut schießt wie nach einem warmen Sommerguss. Und die dahinterstehende Motivation,
Was sonst noch auffällt:
CG kommt hier auch vor, aber sehr diskret und also völlig unauffällig.
Immer wieder wechseln sich reale und virtuelle Welt ab, stilistisch verfremdet als der Ort des Online-Chats, und verschmelzen in der letzten Episode zu einem leicht überreal Ganzen, was dann so ein leichtes Totoro-Gefühl aufkommen lässt.
Empfehlung?
Wer mit dem oben erwähnten Fuujin Monogatari was anfangen kann und überhaupt ein Faible hat für Animes wie Non non biyori oder Kaze no Matasaburou: ja, allemal.
Es folgt eine kurze Zusammenfassung.
Handlung:
Natsuna Keyaki (nicht zu verwechseln mit Mirai Kuriyama aus "Kyoukai no Kanata") macht sich auf, um ihre Freundin aufzusuchen, die sie nur aus online games kennt. Das gestaltet sich schwieriger als gedacht, denn die Online-Plattform hat unerwartet den Betrieb eingestellt, und Natsuna hat nur sehr ungefähre Informationen, wie sie die Freundin finden könnte.
Charaktere:
Nett.
Artwork:
Ungewöhnlich.
Musik:
Unauffällig. Mit schönem Ending.
Sonstiges:
Also: Struktur, schön und gut. Aber manchmal stört sie. Daher jetzt frei von der Leber weg:
Der Aufbau des ganzen ist einer der Punkte, der allgemein eher kritisch betrachtet wird. Dem kann ich nicht ganz folgen, aber vielleicht ist ja auch nur mein Blickwinkel darauf ein anderer.
Die Serie zerlegt die Story in kleine, handliche Häppchen, wie man es auch von der japanischen Küche kennt. Viele Schüsselchen, Tellerchen und Schälchen füllen den Tisch, und dem Inhalt der Schälchen entsprechen dabei die künstlerischen Mittel, in die der Anime gefasst ist. Wie z.B. die etwas stärkeren Outlines bei offenbar weitgehendem Verzicht auf gerade Linien, was den Eindruck eines freien Zeichnens ohne Hilfsmittel entstehen lässt. Und das ist durchaus wesentlich, denn Zeichnen, das Malen von Bildern ist eines der Hauptmotive, die sich durch den ganzen Anime ziehen. Verzichtet wird auch weitgehend auf Farbübergänge; überhaupt ergibt sich dadurch ein etwas cartoonhafter Eindruck, ähnlich wie bei Fuujin Monogatari.
Nicht nur die künstlerischen Ausdrucksmittel hat "Fuujin" mit diesem Anime hier gemein, er teilt auch weitgehend die selbe Ausstrahlung. Und wie jener ist auch Natsunagu von eher unspektakulärer Natur mit einem ruhigen Pacing und außerdem dezent gesetzten Pointen und leisem Humor. All das ist nahe an Iyashikei, nur eben mit der oben erwähnten Bilderbuch-Optik. Auch die Charaktere agieren (und reagieren) ruhig, bedacht, besonnen - Landleben* halt. Die den Weg entlang rennende Natsuna im Abspann (als Vorgriff auf die letzte Episode) scheint das Maximum an Action zu sein.
*Auch das ist subtil und wie nebenbei ausgedrückt in Ep. 6, wenn Natsuna gedankenverloren sagt:
水がきれいな所が多いなぁ (mizu ga kireina tokoro ga ooi naa) - zu deutsch etwa: "Wie klar das Wasser hier überall ist..."
Dass diese künstlerische Zurücknahme auf das Wesentliche Absicht ist und nicht etwa Unvermögen, erkennt man spätestens an den Charakteren, die ebenfalls optisch sehr schlicht gehalten sind, sich aber durch eine sehr akkurate, ausdrucksvolle Gestik und Mimik auszeichnen. Die außerdem nie ins Übertrieben-Exzentrische lappt, sondern - für Anime-Verhältnisse! - angenehm real bleibt.
Der Weg ist das Ziel.
In Einklang mit dem Schwerpunkt, den das Künstlerische setzt, liegt storymäßig der Fokus auch gar nicht so sehr im Quest an sich, sondern im Emotionalen, in der Stimmung, und zwar äußerlich: in atemberaubend schönen Landschaften, die durch die stilistische Reduktion fast noch mehr an Prägnanz und Atmosphäre gewinnen, - wie auch innerlich: in den zarten Hoffnungen und melancholischen Enttäuschungen, denen sich die Protagonistin fortwährend ausgesetzt sieht.
Und damit mal zum Personal:
Natsuna ist zwar die typische gutmütige und etwas kopflose Heldin, die aber einen unerschütterlichen Willen an den Tag legt und die Leute, die ihr begegnen, mit ihrer Freundlichkeit und Sanftmut für sich gewinnen kann. Was vielleicht auch nicht sonderlich schwer fällt, denn zum einen ist sie der Pubertät schon entwachsen, zum anderen scheint dort auf dem (nicht ganz so platten) Land ein etwas anderer Menschenschlag zu hausen.
So begegnet ihr recht früh schon Izumi, eine kleine, etwas stämmige Mittelschülerin mit geflochtenen Zöpfen, die ihre bescheidene Größe durch taffes Auftreten wettzumachen sucht, aber im Grunde ein Herz aus Gold hat und die daher unweigerlich Natsuna zur Freundin gewinnt. Recht ähnlich verhält es sich auf Seiten der Erwachsenen, auch wenn die sich bisweilen etwas zu pädagogisch wertvoll verhalten. Sei's drum.
Tränenreich und in süßer Melancholie badend ist denn auch das Ende (das man durchaus so hat kommen sehen), und wenn die Schleusen schon mal geöffnet sind, gibt es kein Halten mehr, auch bei der bildstarken Metaphorik, die nun ins Kraut schießt wie nach einem warmen Sommerguss. Und die dahinterstehende Motivation,
weswegen die Gesuchte eine fantastische Märchengeschichte herbeilügt,
ist mal wieder typisch japanisch. So richtig ernst nehmen kann ich das nicht.Was sonst noch auffällt:
CG kommt hier auch vor, aber sehr diskret und also völlig unauffällig.
Immer wieder wechseln sich reale und virtuelle Welt ab, stilistisch verfremdet als der Ort des Online-Chats, und verschmelzen in der letzten Episode zu einem leicht überreal Ganzen, was dann so ein leichtes Totoro-Gefühl aufkommen lässt.
Empfehlung?
Wer mit dem oben erwähnten Fuujin Monogatari was anfangen kann und überhaupt ein Faible hat für Animes wie Non non biyori oder Kaze no Matasaburou: ja, allemal.
Beitrag wurde zuletzt am 14.09.2020 21:30 geändert.
Kommentare
Als 1-2 OVA hätte ich es vermutlich wesentlich besser bewertet.