SlaughtertripV.I.P.
#1Schwarzen Humor muss man mögen. Oder auch nicht. Zumindest schadet es nicht, wenn man sich auch etwas zur »dunklen Seite der Macht« hingezogen fühlt, möchte man diesen Anime in seinem vollen Ausmaß genießen. Und was gibt es schlimmeres, grausigeres, schrecklicheres und zur Flucht animierenderes als … Kinder?!?!?!
Nein, Spaß; der schwarze Humor ist mit mir durchgegangen. Und so schlimm sind die Kinder eigentlich auch gar nicht … außer dass sie in ihrer Unschuld die Gastgeber der Sendung »Together with Maman« mit der nicht immer ganz so schönen Wahrheit konfrontieren, und das mittels kleinen, nicht böse gemeinten Fragen oder Aussagen, die man als Erwachsener besser für sich behält, um sein Gegenüber nicht zu verletzen. Erst bei meiner Rezension zu »Tibetan Dog« hatte ich geschrieben, dass Kinder grausam sein können. So auch hier – nur mit dem Unterschied, dass sie sich der Grausamkeit gar nicht bewusst sind. Irgendwie niedlich, wie sie Uramichi Omota ungewollt in Depressionen stürzen. Irgendwie …
Uramichi ist der wohl realistischste Animecharakter, den es je gegeben hat und vermutlich auch jemals geben wird. Er hat einen Job, der ihm nicht immer, aber manchmal zum Hals raushängt, und vor den Kindern und seinem Chef macht er gute Miene zum bösen Spiel. Vor seinen Mitarbeitern zeigt er natürlich seinen Frust, und zwar so sehr, dass diese Angst vor ihm haben, vor allem Tobikichi Usahara, der das Glück hat, sich in seinem Häschenkostüm vor ihm verstecken zu können (auch wenn es nicht immer vor Uramichi schützt). Uramichi arbeitet nur – Überraschung! –, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Uramichis Mentalität ist wahrlich nicht die gesündeste. Er steckt in einem negativen Strudel fest, aus dem man sich nur schwer befreien kann, und sein Umfeld macht es ihm nicht gerade einfacher. Nein, er ist keine suizidgefährdete, psychisch kranke Person, sondern oft nur mies gelaunt, und es sind die Umstände, aufgrund derer er manchmal ein Gesicht aufsetzt, als würde er am Wochenende den Teufel höchstpersönlich heraufbeschwören. Einer der Hauptgründe dafür ist sein Chef Tekito Derekida. Im Gegensatz zu Uramichi ist er sehr optimistisch – zu optimistisch. So sehr, dass sein Optimismus grenzenloser Naivität gleicht. Er gibt Uramichi und seinen Kollegen Anweisungen, die völlig realitätsfern und blödsinnig sind. Dabei wird deutlich, dass er nicht die Fähigkeit besitzt, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Er ist wohl nicht der Einzige, dem nicht bewusst ist, dass es jede Menge Leute gibt, die ihm am liebsten eine reinhauen würden, und damit wären wir wieder beim Thema »Realismus«.
Uramichis Kollegen sind viel umgänglicher. Eigentlich kann er sich glücklich schätzen, denn im wahren Leben ist das nicht immer so. Doch auch von netten Kollegen kann man genervt sein. Oder die netten Kollegen sind es, die zur Zielscheibe von Uramichis Launen werden. Und wenn nicht, hat jeder sein eigenes Packerl zu tragen, in dem sich allerlei private Probleme befinden und von denen die Kinder natürlich nichts ahnen, denn für diese gibt es nur Spiel, Spaß und Süßigkeiten. Der bereits angesprochenen Usahara, der sich in seinem Hasenkostüm (Usa/Usagi = Hase) verschanzt, bildet mit Mitsuo Kumatani, der ein Bärenkostüm (Kuma = Bär) trägt und etwas mehr Eier in der Hose besitzt, ein Tierkostümpärchen. Im Gegensatz zu Uramichi treten sie also inkognito auf, was sie vor möglichen Peinlichkeiten schützt. Wobei sie eigentlich immer klasse Auftritte hinlegen, sofern Derekida nicht schon wieder auf eine saublöde Idee kommt. Während Uramichi als »Turnonkel« eher für körperbetonte Auftritte zuständig ist, bringen Iketeru Daga als der »Liederonkel« und Utano Tadano als die »Liedertante« eine kindergerechte Musical-Stimmung rein. Iketeru sieht zwar aus wie ein arroganter Schönling, doch hinter seinem bishounen-like Äußeren verbirgt sich ein verquer-sympathischer Mensch, der mit seinem Kopf immer woanders ist und sich nicht beherrschen kann, wenn er Begriffe hört, die ihn an das Wort »Penis« erinnern. Im Prinzip ist er der kindischste Charakter in diesem Anime – inklusive der Kinder! Was Utano betrifft … sie hat leichte Torschlusspanik. Vor ihr sollte man sich am meisten in Acht nehmen … Ansonsten sind die beiden ganz normal und ziehen abseits des Rampenlichts gleich eine ganz andere Miene.
Zusammen bringt dieser bunte Haufen wortwörtlich so einige tolle Auftritte auf die Bühne, z. B. den Kampf zwischen Jerminator vs. Bacterian, als Yakumi Shinobi oder als Brot. Uramichi hat meistens das Pech, die hochpeinlichen Kostüme anziehen zu müssen, weshalb er zu Recht von seinen Kollegen ausgelacht wird. In solchen Szenen sehen die Kinder nicht nur eindeutig besser aus als die Gastgeber, sondern stellen sich als überaus intelligent heraus.
Abseits ihrer Auftritte unterhalten sie sich auch viel (und gerne?) mit den Kindern, und hier zeigt sich das wahre Grauen dieser kleinen Racker. Meistens ist Uramichi Ziel ihrer ungewollten Attacken. Jede Frage oder jede Antwort kann einen Stich ins Herz bedeuten. Und auch wenn sie immer wieder unschöne Tatsachen in Erinnerung rufen, ist Uramichi sich diesen stets bewusst und spricht sie zeitweise sogar selbst an; und trotz allem besitzt dieser Anime nie eine deprimierende Atmosphäre. »Uramichi Oniisan« ist zwar eine schwarzhumoristische Serie, aber schwarzer Humor ist auch Humor, auch wenn er etwas fies daherkommt wie ein leiser Furz.
Hinter der Bühne wird aber auch gearbeitet, und dort treiben sich genauso seltsame Typen rum, wenn nicht sogar seltsamere. Vor allem Kikaku ist mir gut in Erinnerung geblieben. Wie Uramichi besitzt auch er eine leicht nihilistische Mentalität, weshalb Uramichi sich zu ihm hingezogen fühlt. Aber Kikaku ist doch eine Nummer zu groß für unseren Turnkasper, weshalb er das Tor zu seinem Herzen sofort wieder verschließt. Statt einer Freundschaft entwickelt sich hier Angst. Während Usahara vor Uramichi Angst hat, hat Uramichi vor Kikaku Angst. Was für ein schöner Kreislauf der Angst das doch ist! Dass Uramichi auch Angst und den Wunsch nach Freundschaft zeigt, sorgt für die nötige Empathie und macht ihn sympathisch. Man erkennt, dass er weder der Arsch vom Dienst noch ein Vollzeit-Misanthrop ist.
Der Zeichenstil hat mich zuerst am falschen Fuß erwischt. Manche Shots wirkten sehr steril, und Uramichi sah – paradoxerweise bei jenen Bildern, bei denen er freundlich guckt – irgendwie unsympathisch aus. Alles wirkte etwas billig. Doch der Anime hat bewiesen, dass er auch anders kann – und somit hat er mich dann schlussendlich wohl doch noch am »richtigen Fuß« erwischt. Dass gerade die Szenen mit den Kindern sehr hell und einfach, etwas flach und wie geleckt aussehen, bildet jedoch einen schönen Kontrast zu jenen Szenen, bei denen die Schwärze des Humors das Kommando übernimmt.
»Uramichi Oniisan« portraitiert und parodiert die Arbeitswelt. Manchmal muss man – oder man glaubt zu müssen – nett dreinschauen, egal wie fake man dabei aussieht, obwohl man in Wirklichkeit erschöpft ist, das Gesicht bereits an Muskelversagen leidet oder am liebsten alles in die Tonne treten würde.
Nein, Spaß; der schwarze Humor ist mit mir durchgegangen. Und so schlimm sind die Kinder eigentlich auch gar nicht … außer dass sie in ihrer Unschuld die Gastgeber der Sendung »Together with Maman« mit der nicht immer ganz so schönen Wahrheit konfrontieren, und das mittels kleinen, nicht böse gemeinten Fragen oder Aussagen, die man als Erwachsener besser für sich behält, um sein Gegenüber nicht zu verletzen. Erst bei meiner Rezension zu »Tibetan Dog« hatte ich geschrieben, dass Kinder grausam sein können. So auch hier – nur mit dem Unterschied, dass sie sich der Grausamkeit gar nicht bewusst sind. Irgendwie niedlich, wie sie Uramichi Omota ungewollt in Depressionen stürzen. Irgendwie …
Uramichi ist der wohl realistischste Animecharakter, den es je gegeben hat und vermutlich auch jemals geben wird. Er hat einen Job, der ihm nicht immer, aber manchmal zum Hals raushängt, und vor den Kindern und seinem Chef macht er gute Miene zum bösen Spiel. Vor seinen Mitarbeitern zeigt er natürlich seinen Frust, und zwar so sehr, dass diese Angst vor ihm haben, vor allem Tobikichi Usahara, der das Glück hat, sich in seinem Häschenkostüm vor ihm verstecken zu können (auch wenn es nicht immer vor Uramichi schützt). Uramichi arbeitet nur – Überraschung! –, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Uramichis Mentalität ist wahrlich nicht die gesündeste. Er steckt in einem negativen Strudel fest, aus dem man sich nur schwer befreien kann, und sein Umfeld macht es ihm nicht gerade einfacher. Nein, er ist keine suizidgefährdete, psychisch kranke Person, sondern oft nur mies gelaunt, und es sind die Umstände, aufgrund derer er manchmal ein Gesicht aufsetzt, als würde er am Wochenende den Teufel höchstpersönlich heraufbeschwören. Einer der Hauptgründe dafür ist sein Chef Tekito Derekida. Im Gegensatz zu Uramichi ist er sehr optimistisch – zu optimistisch. So sehr, dass sein Optimismus grenzenloser Naivität gleicht. Er gibt Uramichi und seinen Kollegen Anweisungen, die völlig realitätsfern und blödsinnig sind. Dabei wird deutlich, dass er nicht die Fähigkeit besitzt, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Er ist wohl nicht der Einzige, dem nicht bewusst ist, dass es jede Menge Leute gibt, die ihm am liebsten eine reinhauen würden, und damit wären wir wieder beim Thema »Realismus«.
Uramichis Kollegen sind viel umgänglicher. Eigentlich kann er sich glücklich schätzen, denn im wahren Leben ist das nicht immer so. Doch auch von netten Kollegen kann man genervt sein. Oder die netten Kollegen sind es, die zur Zielscheibe von Uramichis Launen werden. Und wenn nicht, hat jeder sein eigenes Packerl zu tragen, in dem sich allerlei private Probleme befinden und von denen die Kinder natürlich nichts ahnen, denn für diese gibt es nur Spiel, Spaß und Süßigkeiten. Der bereits angesprochenen Usahara, der sich in seinem Hasenkostüm (Usa/Usagi = Hase) verschanzt, bildet mit Mitsuo Kumatani, der ein Bärenkostüm (Kuma = Bär) trägt und etwas mehr Eier in der Hose besitzt, ein Tierkostümpärchen. Im Gegensatz zu Uramichi treten sie also inkognito auf, was sie vor möglichen Peinlichkeiten schützt. Wobei sie eigentlich immer klasse Auftritte hinlegen, sofern Derekida nicht schon wieder auf eine saublöde Idee kommt. Während Uramichi als »Turnonkel« eher für körperbetonte Auftritte zuständig ist, bringen Iketeru Daga als der »Liederonkel« und Utano Tadano als die »Liedertante« eine kindergerechte Musical-Stimmung rein. Iketeru sieht zwar aus wie ein arroganter Schönling, doch hinter seinem bishounen-like Äußeren verbirgt sich ein verquer-sympathischer Mensch, der mit seinem Kopf immer woanders ist und sich nicht beherrschen kann, wenn er Begriffe hört, die ihn an das Wort »Penis« erinnern. Im Prinzip ist er der kindischste Charakter in diesem Anime – inklusive der Kinder! Was Utano betrifft … sie hat leichte Torschlusspanik. Vor ihr sollte man sich am meisten in Acht nehmen … Ansonsten sind die beiden ganz normal und ziehen abseits des Rampenlichts gleich eine ganz andere Miene.
Zusammen bringt dieser bunte Haufen wortwörtlich so einige tolle Auftritte auf die Bühne, z. B. den Kampf zwischen Jerminator vs. Bacterian, als Yakumi Shinobi oder als Brot. Uramichi hat meistens das Pech, die hochpeinlichen Kostüme anziehen zu müssen, weshalb er zu Recht von seinen Kollegen ausgelacht wird. In solchen Szenen sehen die Kinder nicht nur eindeutig besser aus als die Gastgeber, sondern stellen sich als überaus intelligent heraus.
Abseits ihrer Auftritte unterhalten sie sich auch viel (und gerne?) mit den Kindern, und hier zeigt sich das wahre Grauen dieser kleinen Racker. Meistens ist Uramichi Ziel ihrer ungewollten Attacken. Jede Frage oder jede Antwort kann einen Stich ins Herz bedeuten. Und auch wenn sie immer wieder unschöne Tatsachen in Erinnerung rufen, ist Uramichi sich diesen stets bewusst und spricht sie zeitweise sogar selbst an; und trotz allem besitzt dieser Anime nie eine deprimierende Atmosphäre. »Uramichi Oniisan« ist zwar eine schwarzhumoristische Serie, aber schwarzer Humor ist auch Humor, auch wenn er etwas fies daherkommt wie ein leiser Furz.
Hinter der Bühne wird aber auch gearbeitet, und dort treiben sich genauso seltsame Typen rum, wenn nicht sogar seltsamere. Vor allem Kikaku ist mir gut in Erinnerung geblieben. Wie Uramichi besitzt auch er eine leicht nihilistische Mentalität, weshalb Uramichi sich zu ihm hingezogen fühlt. Aber Kikaku ist doch eine Nummer zu groß für unseren Turnkasper, weshalb er das Tor zu seinem Herzen sofort wieder verschließt. Statt einer Freundschaft entwickelt sich hier Angst. Während Usahara vor Uramichi Angst hat, hat Uramichi vor Kikaku Angst. Was für ein schöner Kreislauf der Angst das doch ist! Dass Uramichi auch Angst und den Wunsch nach Freundschaft zeigt, sorgt für die nötige Empathie und macht ihn sympathisch. Man erkennt, dass er weder der Arsch vom Dienst noch ein Vollzeit-Misanthrop ist.
Der Zeichenstil hat mich zuerst am falschen Fuß erwischt. Manche Shots wirkten sehr steril, und Uramichi sah – paradoxerweise bei jenen Bildern, bei denen er freundlich guckt – irgendwie unsympathisch aus. Alles wirkte etwas billig. Doch der Anime hat bewiesen, dass er auch anders kann – und somit hat er mich dann schlussendlich wohl doch noch am »richtigen Fuß« erwischt. Dass gerade die Szenen mit den Kindern sehr hell und einfach, etwas flach und wie geleckt aussehen, bildet jedoch einen schönen Kontrast zu jenen Szenen, bei denen die Schwärze des Humors das Kommando übernimmt.
»Uramichi Oniisan« portraitiert und parodiert die Arbeitswelt. Manchmal muss man – oder man glaubt zu müssen – nett dreinschauen, egal wie fake man dabei aussieht, obwohl man in Wirklichkeit erschöpft ist, das Gesicht bereits an Muskelversagen leidet oder am liebsten alles in die Tonne treten würde.
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