AsaneRedakteur
#1Vielleicht sollte man zu allererst mal auf den Namen "Seton" eingehen, der im englischsprachigen Kulturraum deutlich weniger erklärungsbedürftig ist als im deutschen. Ernest Thompson Seton [WP] ist ein Naturforscher, der sich vor allem wegen seiner Tiergeschichten einen Namen gemacht hat, die auch Gegenstand vieler Anime-Serien geworden sind. Wie zum Beispiel »Setons Welt der Tiere«, die auf kindgerechte Art unterhaltsame Einblicke gibt in die vielfältigen Charakterisierungen und Lebensweisen wilder Tiere. Auf deutsche Verhältnisse übertragen also eine Mischung aus Alfred Brehm [WP] und Bernhard Grzimek [WP], welcher mit seinen Sendungen und Filmen wie "Kein Platz für wilde Tiere" und "Serengeti darf nicht sterben" ähnlich segensreich und mit einem gewissen pädagogischen Impetus auf ein breiteres Publikum gewirkt haben dürfte wie Seton im angelsächsischen Raum.
»Murenase! Seton Gakuen« – oder mit dem schönen deutschen Titel »Seton Academy: Join the Pack!« – ist in erster Linie Comedy. Laute, zappelige Comedy, die stark in Richtung Nonsense-Komödie driftet. Warum ich dennoch mit der Serie gut klargekommen bin, liegt an ein paar angenehmen Details, vor allem aber an den Charakteren. Um abzuchecken, ob man selber mit dem hier gebotenen Unfug was anfangen kann und einem der Humor dieser Serie zusagt, sollte man sich auf Youtube (oder bei Crunchyroll) mal das Opening anschauen. Das ist ein prima Indikator für diese doch sehr spezielle Comedy, vor allem hinsichtlich des herrlich politisch unkorrekten Savannen-Sounds. Das Ending dagegen ist mehr im Stil eines stilisierten Kinderliedes. Ähnlich vielleicht wie bei »Usagi Drop«.
Tiere gehen hier in "Murenase" auf die Schule. Nicht fragen, ist ja schließlich Anime. Allerdings tun sie das fast nur in Menschengestalt, um ihr Naturell besser hervorzuheben. Und wegen der Comedy, klar. Im Mittelpunkt steht eine kleine pinkhaarige Wolfs-Tsundere, deren Name in der Version, die ich gesehen habe, mit "Lanka" romanisiert wurde. Sie avanciert sehr bald zum Führer eines recht eigenwilligen Rudels und zum Chef des Kochclubs sowieso, denn ohne Kochen geht in Japan schon mal garnix. Ein munteres, lebhaft-launisches Energiebündel, an dem beispielhaft gezeigt wird, wie unangenehm nah sich tierisches und menschliches Verhalten bisweilen sind und daß die verschiedenen Spezies charakterlich oftmals weniger trennt, als ihnen lieb sein kann.
Zum Humor gehört auch, daß die Personen dieses Animes in aller Regel sehr sprechende Namen haben, die sich entweder vom Gattungsbegriff ableiten oder von für sie charakteristischen Verhaltensweisen. Weiters zieht sich eine ganze Reihe an Running Gags durch die Serie, die mal mehr, mal weniger lustig sind und die auch gern mal auf literarische Vorbilder oder ähnliches verweisen. Wie zum Beispiel auf South Park [WP] mit seinem berühmten "Sie haben Kenny getötet!" – hier nun auf das überaus reizende Faultier übertragen, das so überhaupt keine Aufregung verträgt. Natürlich wird Personal der möglichst schrägen Art aufgefahren wie etwa bei der Schülerratsvorsitzenden deutlich wird, die hauptberuflich Königin der Nacktmulle ist und der es daher unglaublich peinlich ist, wenn sie sich etwas anziehen muss. Fanservice-Futter ohne Ende also. Passend dazu rennen ihre Untergebenen im traditionellen Feinripp mit Eingriff durch die Gegend.
Immer wenn es peinlich wird, vor allem Ecchi-mäßig, kriegt man gerade noch so die Kurve und streut lexikalisches Faktenwissen ein, um den Zuschauer bei der Stange zu halten (no pun intended) und um der Volksbildung Genüge zu tun. Der Pfadfinder-Maxime "Jeden Tag eine gute Tat" folgend, führt der Anime praktisch mit jeder Episode einen neuen Charakter ein, um den Unterhaltungsfaktor einigermaßen hoch zu halten. Denn all die Gags, so weird das Ganze auch sein mag, nutzen sich doch recht schnell ab. Das zeigt im Umkehrschluss, daß es leider nicht gelingt, aus dem Potential der Charaktere selber ausreichend Kapital zu schlagen. Man schafft es nicht, sich von einer lähmenden Oberflächlichkeit zu befreien. Daß das Lehrpersonal jedoch praktisch nur aus Dinos besteht, kann ich aus eigener leidvoller, wenngleich schon ferner Erfahrung durchaus bestätigen.
Am Ende kommt es noch zu großem Drama, stilecht mit Klippenhänger, dessen Action aber dermaßen statisch ausfällt, daß es weder spannend noch ironisch noch sonstwas ist, sondern nur irgendwas zwischen peinlich und öde. Was zum großen Teil auch daran liegt, daß der Anime urplötzlich seine didaktische Ader entdeckt hat; es werden reihenweise und auf unglaublich plakative Art gut abgehangene, also abgedroschene Weisheiten und Botschaften im Kindergartenformat vermittelt, für die sich der Anime eigentlich zu schade sein sollte. Massiv wird ein ums andere Mal derart der Verstand des Zuschauers beleidigt, daß das auch durch den forcierten Einsatz von Lustigkeit nicht mehr zu retten ist. Eine üble Kreuzung von lehrstückhafter Identity und Diversity, angereichert mit "lasst uns alle Freunde sein" – was sich schon früher abgezeichnet hat durch die schwulen Giraffen, die demonstrativ unzeitgemäße Freundschaft von Löwe und Impala und vor allem bei der schwankenden Gender-Identität der Tüpfelhyäne. Best Girl ever, übrigens! Leider nimmt man's mit der Wissenschaftlichkeit dann auch nicht mehr so genau, denn die hier präsentierten Theorien, wer wen ausgerottet hat und wie es den Neandertalern am Ende ergangen sein mag, waren schon in den 80er Jahren überholt.
Fazit:
Eine turbulente Komödie, die zu sehr ihr Heil bei Slapstick und Nonsense sucht. Allerdings gönnt sich die Serie auch ruhige Momente, gedankenverlorene Passagen und überrascht immer mal wieder mit erstaunlicher gedanklicher Tiefe. Auch dafür steht ja der Name "Seton". Leider verkackt es der Anime am Ende mit viel zu plakativer Pädagogik und kann sich nicht davon befreien, ein überdeutliches gesellschaftliches Anliegen zu haben. Sowas verträgt sich selten mit der Zielsetzung "Comedy" und hinterlässt auch hier einen unangenehm moralinsauren Nachgeschmack.
»Murenase! Seton Gakuen« – oder mit dem schönen deutschen Titel »Seton Academy: Join the Pack!« – ist in erster Linie Comedy. Laute, zappelige Comedy, die stark in Richtung Nonsense-Komödie driftet. Warum ich dennoch mit der Serie gut klargekommen bin, liegt an ein paar angenehmen Details, vor allem aber an den Charakteren. Um abzuchecken, ob man selber mit dem hier gebotenen Unfug was anfangen kann und einem der Humor dieser Serie zusagt, sollte man sich auf Youtube (oder bei Crunchyroll) mal das Opening anschauen. Das ist ein prima Indikator für diese doch sehr spezielle Comedy, vor allem hinsichtlich des herrlich politisch unkorrekten Savannen-Sounds. Das Ending dagegen ist mehr im Stil eines stilisierten Kinderliedes. Ähnlich vielleicht wie bei »Usagi Drop«.
Tiere gehen hier in "Murenase" auf die Schule. Nicht fragen, ist ja schließlich Anime. Allerdings tun sie das fast nur in Menschengestalt, um ihr Naturell besser hervorzuheben. Und wegen der Comedy, klar. Im Mittelpunkt steht eine kleine pinkhaarige Wolfs-Tsundere, deren Name in der Version, die ich gesehen habe, mit "Lanka" romanisiert wurde. Sie avanciert sehr bald zum Führer eines recht eigenwilligen Rudels und zum Chef des Kochclubs sowieso, denn ohne Kochen geht in Japan schon mal garnix. Ein munteres, lebhaft-launisches Energiebündel, an dem beispielhaft gezeigt wird, wie unangenehm nah sich tierisches und menschliches Verhalten bisweilen sind und daß die verschiedenen Spezies charakterlich oftmals weniger trennt, als ihnen lieb sein kann.
Zum Humor gehört auch, daß die Personen dieses Animes in aller Regel sehr sprechende Namen haben, die sich entweder vom Gattungsbegriff ableiten oder von für sie charakteristischen Verhaltensweisen. Weiters zieht sich eine ganze Reihe an Running Gags durch die Serie, die mal mehr, mal weniger lustig sind und die auch gern mal auf literarische Vorbilder oder ähnliches verweisen. Wie zum Beispiel auf South Park [WP] mit seinem berühmten "Sie haben Kenny getötet!" – hier nun auf das überaus reizende Faultier übertragen, das so überhaupt keine Aufregung verträgt. Natürlich wird Personal der möglichst schrägen Art aufgefahren wie etwa bei der Schülerratsvorsitzenden deutlich wird, die hauptberuflich Königin der Nacktmulle ist und der es daher unglaublich peinlich ist, wenn sie sich etwas anziehen muss. Fanservice-Futter ohne Ende also. Passend dazu rennen ihre Untergebenen im traditionellen Feinripp mit Eingriff durch die Gegend.
Immer wenn es peinlich wird, vor allem Ecchi-mäßig, kriegt man gerade noch so die Kurve und streut lexikalisches Faktenwissen ein, um den Zuschauer bei der Stange zu halten (no pun intended) und um der Volksbildung Genüge zu tun. Der Pfadfinder-Maxime "Jeden Tag eine gute Tat" folgend, führt der Anime praktisch mit jeder Episode einen neuen Charakter ein, um den Unterhaltungsfaktor einigermaßen hoch zu halten. Denn all die Gags, so weird das Ganze auch sein mag, nutzen sich doch recht schnell ab. Das zeigt im Umkehrschluss, daß es leider nicht gelingt, aus dem Potential der Charaktere selber ausreichend Kapital zu schlagen. Man schafft es nicht, sich von einer lähmenden Oberflächlichkeit zu befreien. Daß das Lehrpersonal jedoch praktisch nur aus Dinos besteht, kann ich aus eigener leidvoller, wenngleich schon ferner Erfahrung durchaus bestätigen.
Am Ende kommt es noch zu großem Drama, stilecht mit Klippenhänger, dessen Action aber dermaßen statisch ausfällt, daß es weder spannend noch ironisch noch sonstwas ist, sondern nur irgendwas zwischen peinlich und öde. Was zum großen Teil auch daran liegt, daß der Anime urplötzlich seine didaktische Ader entdeckt hat; es werden reihenweise und auf unglaublich plakative Art gut abgehangene, also abgedroschene Weisheiten und Botschaften im Kindergartenformat vermittelt, für die sich der Anime eigentlich zu schade sein sollte. Massiv wird ein ums andere Mal derart der Verstand des Zuschauers beleidigt, daß das auch durch den forcierten Einsatz von Lustigkeit nicht mehr zu retten ist. Eine üble Kreuzung von lehrstückhafter Identity und Diversity, angereichert mit "lasst uns alle Freunde sein" – was sich schon früher abgezeichnet hat durch die schwulen Giraffen, die demonstrativ unzeitgemäße Freundschaft von Löwe und Impala und vor allem bei der schwankenden Gender-Identität der Tüpfelhyäne. Best Girl ever, übrigens! Leider nimmt man's mit der Wissenschaftlichkeit dann auch nicht mehr so genau, denn die hier präsentierten Theorien, wer wen ausgerottet hat und wie es den Neandertalern am Ende ergangen sein mag, waren schon in den 80er Jahren überholt.
Fazit:
Eine turbulente Komödie, die zu sehr ihr Heil bei Slapstick und Nonsense sucht. Allerdings gönnt sich die Serie auch ruhige Momente, gedankenverlorene Passagen und überrascht immer mal wieder mit erstaunlicher gedanklicher Tiefe. Auch dafür steht ja der Name "Seton". Leider verkackt es der Anime am Ende mit viel zu plakativer Pädagogik und kann sich nicht davon befreien, ein überdeutliches gesellschaftliches Anliegen zu haben. Sowas verträgt sich selten mit der Zielsetzung "Comedy" und hinterlässt auch hier einen unangenehm moralinsauren Nachgeschmack.
Beitrag wurde zuletzt am 03.04.2024 01:30 geändert.
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