AsaneRedakteur
#1Wenn ein Anime auf einem Gag-Manga beruht, müssen einige Faktoren zusammenspielen, daß das dann am Ende was wird. Die Gags müssen tragfähiges Potential haben, das Timing muss sitzen, die Pointen sollten nicht gar so ausgelatscht sein, das Setting muss passen und die Animationen sollten gut genug sein, um das ganze nicht zu killen. »Africa no Salaryman« liefert jedoch nur in puncto Setting. Alles andere kann als Totalausfall gewertet werden, als hätte man den Anime aus der Sickergrube gezogen und alles zerfällt zu Matsch und Modder im Licht des hellen Tages.
Ja, das Setting ist originell, und es ist praktisch der einzige Punkt, aus dem die Serie Kapital zu schlagen vermag. Das demonstriert auch der Beginn der ersten Folge, als ein angemessen exotischer Sonnenaufgang über der Savanne zelebriert wird, und landestypische Merkmale wie der Baobab das Interesse der Kamera auf sich ziehen. (Darunter der unvermeidliche, da "ikonische" Felsen aus »König der Löwen«.) Alle Beteiligten sind übrigens tierischer Natur; Menschen treten in diesem Anime nicht auf. Dennoch sind menschliche Verhaltensweisen und Charakterisierungen immer sehr gut erkennbar. Wie zum Beipiel dieser Typ hinter dem Tresen, der mit seinem Hachimaki dem menschlichen Vorbild kaum nachsteht.
Damit zum schwierigen Thema Humor, das leider nicht losgelöst vom noch schwierigeren Thema Animation betrachtet werden kann. Was durchweg Spaß macht, ist der hohe Wiedererkennungswert menschlicher Eigenschaften, Verhaltensweisen und Ticks im Gewand wilder Tiere. Nicht nur afrikanischen Ursprungs, wie der Titel vielleicht suggeriert, sondern auf alle Welt verteilt. Natürlich gibt es einen hohen Anteil an running gags, die von enorm schwankender Qualität sind. Zu den unterhaltsamen Highlights zählen sicherlich die Schilderungen einiger typischer Eltern-Pubertier-Situationen, die mal aus der einen, mal aus der anderen Sicht präsentiert werden – letzteres gern am Ende einer Folge. Aber man begegnet auch seltsamen Wesen, die man schon in anderen Animes, wo's ähnlich wild und exotisch zugeht, gesehen hat.
Sehr schön sind auch die Anspielungen und Referenzen an stilbildende Filme und Serien (und ähnliches), nicht nur an das Metzel-Franchise »Saw« [Wikipedia], sondern auch aus dem Erfahrungsbereich des typischen japanischen Touristen, sofern er in München [Wikipedia] zu Gast war.
Im wesentlichen dreht sich alles um die drei Angestellten Löwe ("Raion"), Echse ("Togake") und Tukan ("Oohashi") und wie sie ihren Büroalltag verbringen. Letzterer ist ein empathiefreies, überhebliches Großmaul und hat in dieser Hinsicht ziemliche Ähnlichkeit mit dem Pinguin aus »Shirokuma Cafe«. Da man's hier mit einer rein männlichen Belegschaft zu tun hat, geht's also weder an den Strand noch ins Onsen, sondern es findet in gefühlt jeder zweiten Folge ein Goukon [Wikipedia] statt zwecks Partnerschaftsanbahnung. Wie nicht anders zu erwarten und auf dem Screenshot überdeutlich zu ahnen, treffen hier junge, selbstbewusste und durchaus anspruchsvolle Frauen auf notgeile, windige Typen.
Ein Großteil der Komik verlässt sich auf Slapstick. Und damit kommt der unschöne Punkt Animation. Denn damit
landet man nicht nur bei den üblichen hektischen und irrationalen Bewegungsmustern, die alle entsprechend billig animiert sind, man schreckt auch nicht davor zurück, Körpersprache und speziell langsamere Bewegungen per CGI zu realisieren, was fast noch schlechter ist.
Das Traurige dabei ist, daß es bei all dem schrägen Charakterdesign dann immer noch Chibis braucht, die möglichst dämlich aussehen. Besser wird der Humor dadurch jedenfalls auch nicht.
Musikalischerseits hat man sowohl ein Opening als auch ein Ending, die beide durchaus hörens- und sehenswert sind. Die BGM dagegen fungiert als reiner Comedyverstärker und liegt irgendwo zwischen hölzern-infantil und schablonenhaft überdreht.
Kurz und gut:
Die Gags sind teils einfach nur grottig, teils gar nicht vorhanden. Lustige Momente, die in Erinnerung bleiben, kann man an einer Hand abzählen. Zu den eher verzichtbaren running gags gehört, daß Togake-kun immer mal wieder der Echsenschwanz entrissen wird, der dann blutspritzend und unter bizarren Geräuschen durch die Gegend hopst. Fans von »Elfen Lied« könnten ihre Freude daran haben. Ganz nett dagegen fand ich die IT-Austattung dieser Klitsche, in der die Protagonisten arbeiten, denn da wird mit jeder Folge ein anderes Detail eines gewissen Betriebssystems eingeblendet, bis hin zur routinemäßigen Entlausung (Antivirus).
Möglicherweise wäre die Serie ein gutes Stück erträglicher ausgefallen, hätte man nicht an der üblichen Episodenlänge festgehalten, sondern diesen halbgaren Irrsinn in Portionen zu je 10-15 Minuten serviert.
Empfehlung:
Die Meinungen über dieses Machwerk gehen auseinander. Hier auf aniSearch scheint man tendentiell eher not amused, wohingegen auf MAL die Leute sich schier zu Tode beömmeln. Wer ein wenig Niveauanhebung anstrebt und halbwegs Japanisch kann, sollte sich die zwei Jahre zuvor entstandene Kurzserie antun. Ansonsten böte sich an, auf die ähnlich gelagerte Serie »Aggressive Retsuko« auszuweichen, oder, wenn's um die Tücken des Büroalltags geht, auf »Servant × Service«.
Wer aber auf die punktgenaue Verkörperung menschlicher Eigenheiten im tierischen Gewand nicht verzichten mag, dem möchte ich dringend »Shirokuma Cafe« ans Herz legen. Der Nährwert ist jedenfalls bedeutend höher.
Ja, das Setting ist originell, und es ist praktisch der einzige Punkt, aus dem die Serie Kapital zu schlagen vermag. Das demonstriert auch der Beginn der ersten Folge, als ein angemessen exotischer Sonnenaufgang über der Savanne zelebriert wird, und landestypische Merkmale wie der Baobab das Interesse der Kamera auf sich ziehen. (Darunter der unvermeidliche, da "ikonische" Felsen aus »König der Löwen«.) Alle Beteiligten sind übrigens tierischer Natur; Menschen treten in diesem Anime nicht auf. Dennoch sind menschliche Verhaltensweisen und Charakterisierungen immer sehr gut erkennbar. Wie zum Beipiel dieser Typ hinter dem Tresen, der mit seinem Hachimaki dem menschlichen Vorbild kaum nachsteht.
Damit zum schwierigen Thema Humor, das leider nicht losgelöst vom noch schwierigeren Thema Animation betrachtet werden kann. Was durchweg Spaß macht, ist der hohe Wiedererkennungswert menschlicher Eigenschaften, Verhaltensweisen und Ticks im Gewand wilder Tiere. Nicht nur afrikanischen Ursprungs, wie der Titel vielleicht suggeriert, sondern auf alle Welt verteilt. Natürlich gibt es einen hohen Anteil an running gags, die von enorm schwankender Qualität sind. Zu den unterhaltsamen Highlights zählen sicherlich die Schilderungen einiger typischer Eltern-Pubertier-Situationen, die mal aus der einen, mal aus der anderen Sicht präsentiert werden – letzteres gern am Ende einer Folge. Aber man begegnet auch seltsamen Wesen, die man schon in anderen Animes, wo's ähnlich wild und exotisch zugeht, gesehen hat.
Sehr schön sind auch die Anspielungen und Referenzen an stilbildende Filme und Serien (und ähnliches), nicht nur an das Metzel-Franchise »Saw« [Wikipedia], sondern auch aus dem Erfahrungsbereich des typischen japanischen Touristen, sofern er in München [Wikipedia] zu Gast war.
Im wesentlichen dreht sich alles um die drei Angestellten Löwe ("Raion"), Echse ("Togake") und Tukan ("Oohashi") und wie sie ihren Büroalltag verbringen. Letzterer ist ein empathiefreies, überhebliches Großmaul und hat in dieser Hinsicht ziemliche Ähnlichkeit mit dem Pinguin aus »Shirokuma Cafe«. Da man's hier mit einer rein männlichen Belegschaft zu tun hat, geht's also weder an den Strand noch ins Onsen, sondern es findet in gefühlt jeder zweiten Folge ein Goukon [Wikipedia] statt zwecks Partnerschaftsanbahnung. Wie nicht anders zu erwarten und auf dem Screenshot überdeutlich zu ahnen, treffen hier junge, selbstbewusste und durchaus anspruchsvolle Frauen auf notgeile, windige Typen.
Ein Großteil der Komik verlässt sich auf Slapstick. Und damit kommt der unschöne Punkt Animation. Denn damit
landet man nicht nur bei den üblichen hektischen und irrationalen Bewegungsmustern, die alle entsprechend billig animiert sind, man schreckt auch nicht davor zurück, Körpersprache und speziell langsamere Bewegungen per CGI zu realisieren, was fast noch schlechter ist.
Das Traurige dabei ist, daß es bei all dem schrägen Charakterdesign dann immer noch Chibis braucht, die möglichst dämlich aussehen. Besser wird der Humor dadurch jedenfalls auch nicht.
Musikalischerseits hat man sowohl ein Opening als auch ein Ending, die beide durchaus hörens- und sehenswert sind. Die BGM dagegen fungiert als reiner Comedyverstärker und liegt irgendwo zwischen hölzern-infantil und schablonenhaft überdreht.
Kurz und gut:
Die Gags sind teils einfach nur grottig, teils gar nicht vorhanden. Lustige Momente, die in Erinnerung bleiben, kann man an einer Hand abzählen. Zu den eher verzichtbaren running gags gehört, daß Togake-kun immer mal wieder der Echsenschwanz entrissen wird, der dann blutspritzend und unter bizarren Geräuschen durch die Gegend hopst. Fans von »Elfen Lied« könnten ihre Freude daran haben. Ganz nett dagegen fand ich die IT-Austattung dieser Klitsche, in der die Protagonisten arbeiten, denn da wird mit jeder Folge ein anderes Detail eines gewissen Betriebssystems eingeblendet, bis hin zur routinemäßigen Entlausung (Antivirus).
Möglicherweise wäre die Serie ein gutes Stück erträglicher ausgefallen, hätte man nicht an der üblichen Episodenlänge festgehalten, sondern diesen halbgaren Irrsinn in Portionen zu je 10-15 Minuten serviert.
Empfehlung:
Die Meinungen über dieses Machwerk gehen auseinander. Hier auf aniSearch scheint man tendentiell eher not amused, wohingegen auf MAL die Leute sich schier zu Tode beömmeln. Wer ein wenig Niveauanhebung anstrebt und halbwegs Japanisch kann, sollte sich die zwei Jahre zuvor entstandene Kurzserie antun. Ansonsten böte sich an, auf die ähnlich gelagerte Serie »Aggressive Retsuko« auszuweichen, oder, wenn's um die Tücken des Büroalltags geht, auf »Servant × Service«.
Wer aber auf die punktgenaue Verkörperung menschlicher Eigenheiten im tierischen Gewand nicht verzichten mag, dem möchte ich dringend »Shirokuma Cafe« ans Herz legen. Der Nährwert ist jedenfalls bedeutend höher.
Beitrag wurde zuletzt am 07.01.2024 19:30 geändert.
Kommentare
An einer stelle musste ich lachen, ich werde ihn aber nicht weiter gucken.