Ikebukuro West Gate Park (2020)

池袋ウエストゲートパーク

Rezensionen – Ikebukuro West Gate Park

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Anime „Ikebukuro West Gate Park“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: Slaughtertrip#1
Na, was haben wir denn hier? Sogenannte Color Gangs, deren Mitglieder sich anhand der Farben ihrer Klamotten kennzeichnen. Wer fühlt sich nicht sofort an »Durarara« erinnert? Ein Vergleich mit dem wohl bekanntesten Anime über Straßengangs und kopflose Reiter lässt aber erkennen, dass es doch große Unterschiede gibt. Die größten und offensichtlichsten Unterschiede sind wohl, dass »Ikebukuro West Gate Park« – kurz IWGP – episodisch aufgebaut ist, keinerlei Fantasy-Elemente besitzt und wesentlich einfacher zu verdauen ist.

Mit Makoto Majima haben wir hier den Helden von Ikebukuro. Er kennt dieses Viertel des in Tokyo liegenden Bezirks Toshima wie seine Westentasche. Deshalb nehmen alle möglichen Leute mit ihm Kontakt auf, damit er sich ihrer Probleme annimmt. Er steht jedoch nicht auf einer bestimmten Seite und gibt sich sehr neutral. Er hat Freunde und Bekannte bei der Polizei und besitzt in der breiten Bevölkerung den Ruf als Helfer in der Not. Und natürlich nehmen auch die G-Boys seine unentgeltlichen Dienste in Anspruch, zu denen er wohl die engsten Verbindungen besitzt. Die G-Boys sind eine Gruppierung von jungen Menschen, die ich nur schwerlich als »Gang« bezeichnen kann, was nicht negativ gemeint ist. Die Mitglieder beschützen sich gegenseitig und sind im Prinzip eine Ansammlung von netten Jungs. Dennoch gibt es immer wieder Andeutungen, dass es die G-Boys sind, welche die Machtverhältnisse von Ikebukuro, das eine brodelnde kriminelle Unterwelt besitzt, im Gleichgewicht halten.

Diese Inkonsequenz könnte daran liegen, dass sich der Anime ungewöhnlich stark vom Manga abhebt, sodass man am Anime schon fast ein »loosely based on« anhängen könnte. Das beginnt schon beim ersten Chapter, welches eine Geschichte erzählt, die im Anime nicht vorkommt und in denen Charaktere auftauchen, die man in den ganzen zwölf Folgen des Anime so verzweifelt sucht wie den Versteckmeister Wally. Dass hier sogar der Hauptcharakter im Vergleich zum Manga kaum wiederzuerkennen ist, möchte ich zwar nicht als Unikat bezeichnen – nein, alle Animes der Welt kenne ich natürlich nicht –, aber zumindest als ganz große Seltenheit. Im Manga ist Makotos Persönlichkeit genauso wild wie sein Aussehen. Während sein Counterpart aus dem Anime quasi jeden Auftrag annimmt, ist Manga-Makoto-Majima – kurz MaMaMa – bei weitem nicht so selbstlos und stellt sich schon mal die verständliche Frage: »Warum sollte ich das tun!?!?« Dass MaMaMa leicht bekleidete Frauen begafft, während er gelangweilt den Geschichten der Hilfesuchenden horcht, wäre für Anime-Makoto undenkbar. Im Anime wird zwar erwähnt, dass Makoto sich in seiner Vergangenheit ein paar Straftaten schuldig gemacht hat, jedoch wird nur das Ausspannen von Damen in einer Umkleidekabine erwähnt, was seine Delikte wohl eher wie Kavaliersdelikte aussehen lässt. Anime-Makoto ist praktisch der perfekte Schwiegersohn, was ihn zwar sympathischer macht, aber auch langweiliger.

Aufgrund des episodischen Aufbaus hängt der Gesamteindruck des Anime von der Qualität der einzelnen Episoden ab, und diese ist sehr schwankend. Am meisten überzeugen können jene Folgen, die familiäre Probleme aufgreifen und das Herz berühren. Dazu gehören insbesondere Episode #4 über den Vater eines verstorbenen Bandenanführers, in der ein jahrelanges Geheimnis über die Hintergrunde des Todes und die wahren Familienverhältnisse gelüftet wird, und Episode #10 über einen zum Krüppel geschlagenen Mann, in der die Opfer/Täter-Rolle nicht ganz so eindeutig ist.
Die wunderschöne melancholische Stimmung, die diese Folgen aufbauen und aufgrund derer man den Anime eigentlich liebgewinnen könnte, steht konträr zur Kasperl-Stimmung, wie sie beispielsweise in Episode #3 transportiert wird, in der es um einen Youtuber »ZettaMovier« geht. Die Influencer beeinflussen die Welt also tatsächlich …
Zwischen all den episodischen Folgen gibt es aber auch immer wieder welche, die den metaphorischen roten Faden in die Hand nehmen. Diese Folgen sind etwas ernster, actionreicher und behandeln die Machenschaften der im Untergrund agierenden Verbrecher und die Konflikte zwischen den G-Boys und den Red Angels. Bis zum finalen Showdown in den letzten beiden Folgen wird hier etwas aufgebaut, das die Erwartungen nicht erfüllen kann und ein paar offene Fragen zurücklässt, die man gar nicht erst hätte stellen müssen, ohne dass der Zuseher plot holes wittert oder das Gefühl hat, dass etwas fehlt.

Die Geschichten selbst sind die eine Sache; die Auflösung dieser Geschichten eine andere. Hier hat man es sich oft zu einfach gemacht und den klassischen »Tonband-Trick« verwendet. Bei Episode #8 wird der Täter dazu gebracht, seine Schandtaten auszuplaudern, während ein Handy seine Worte aufzeichnet. Bei Episode #12 – dem großen Finale – bedient man sich eines ähnlichen Tricks und nimmt nebst dem Ton auch das Bild auf.
Für die Auflösung von Konflikten, bei denen die Fäuste fliegen, ist Shadow zuständig. Dieser ist so stark, dass er alle Angreifer, die ihn attackieren, mühelos ausschalten kann. 5 vs. 1? Kein Problem für diese Deus ex machina mit Muskeln. Positiv zu erwähnen ist jedoch sein Sprecher. Kenjirou Tsuda muss im Prinzip nur einen einzigen Satz sagen, damit der Zuseher bzw. -hörer sofort weiß, dass es dieser Seiyuu mit der unverwechselbaren Klangfarbe ist, der dem Animecharakter seine Stimme geliehen hat.

Das Studio Doga Kobo hat hier denselben markanten Zeichenstil gewählt, der auch schon »Yesterday o Utatte« vom Einheitsbrei abgehoben hat. Musikalisch gibt es keine Besonderheiten. Nein, doch, eine. Passend zur rührseligen Stimmung wurde die bereits erwähnte Episode #4 mit »Waltz for Debby« von Bill Evans hinterlegt. Horchet dem Jazz, liebe User.

Diese Geschichte über die im Ikebukuro Nishiguchi-koen (Anime-Vergleich) ansässigen Gangs und den kriminellen Untergrund ist leider nicht ganz rund geworden, aber zumindest die besseren Folgen dieses Anime können hervorragend unterhalten. Was man hier erwarten kann, ist eine Art »Durarara light«.
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