AsaneRedakteur
#1Die rätselhaften Fälle des Juweliers Richard. So könnte man den Titel übersetzen. Dann sieht man auch, daß der Schwerpunkt auf "Fälle" liegt und nicht auf "Juwelier". Juwelen kommen zwar durchaus vor und man bekommt auch Hintergrundinformationen dazu geliefert – aber recht besehen geht es nur darum, sie im Anime ansprechend zu präsentieren. Daher lässt man es auch ordentlich perlen und funkeln und glitzern, wie eine Tüte Campinos. Natürlich auch mit imaginärem Sound und außerdem einer BGM, die sich hauptsächlich auf Gitarre stützt und Piano, immer mal wieder flankiert von einem Cello. Dann und wann kommen auch zwei oder drei Nocturnes von Chopin zum Zuge.
Diese Schmuckstücke und ihre Juwelen sind Auslöser episodischer Fälle, deren Qualität und Ausarbeitung recht schwankend ist. Zur Logik selber möchte ich mich nicht auslassen, das tun die Episodenkommentare zur Genüge. Um Logik scheint es sowieso nicht zu gehen, denn dann hätten wir spätestens in Folge 9 ein Liebespärchen. Überhaupt hätte ich mir für Shouko, die immerhin auf ihrer Schule den Mineralogie-Club geleitet hatte, eine führendere Rolle gewünscht.
Es geht um Wahrheit und Gefühle. Daran ist Seigi schuld, dessen Name der Gerechtigkeit verpflichtet ist. Außerdem geht es um Shounen-Ai, um Schönheit und um Pudding. Ersteres ist ein Problem, weil man nur mit haltlosen Andeutungen spielt, resp. das Publikum, insbesondere das weibliche solche, bei Laune halten will. Ausbaden muss es Hobby-Assistent Seigi, der von der Regie dazu verdammt ist, als Waschlappen seine Tage zu fristen, damit sein ondulierter Chef Richard umso mehr glänzen kann. Zweiteres ist auch ein Problem, weil es nicht politically correct ist, eine Person auf ihre Schönheit und andere Äußerlichkeiten zu reduzieren. Das ist einerseits weltfremd, andererseits nachvollziehbar insofern, daß Richard selbst die Personifizierung eines makellosen, androgynen Juwels darstellt und es außerdem schlecht fürs Geschäft wäre. Letzteres wird zum Problem, weil man ab und zu sich auch von was anderem ernähren muss, nicht immer verfügbar ist, und wenn doch, garantiert Kundschaft dazwischenkommt.
Obwohl augenscheinlich diesem exquisiten Ambiente verpflichtet, sollte man sich als Normalsterblicher nicht allzu viel Hoffnungen machen, tiefer in diese fremde Welt eintauchen zu können. Dies ist in 1. Linie kein Anime über Schmuck bzw. einen etwas snobistisch wirkenden Juwelier, der standesgemäß in einem dunkelgrünen Jaguar durch die Häuserschluchten von Tokio chauffiert, sondern ein Anime über Detektivgeschichten. Geschichten, an denen Schicksale hängen, was sich in dem Umstand niederschlägt, daß am Ende in praktisch jeder Folge geflennt wird. Es herrscht permanent Hochwassergefahr. Wer mehr auf Handfesteres aus ist und einen Anime sucht, bei dem es mehr um Kunst geht, sollte vielleicht mal einen Blick in die Gallery Fake riskieren.
Den Rezensenten jedoch beeindruckt dies nicht und er hält sich schamlos an Äußerlichkeiten. Was das Artwork angeht, so kann man auch hier diesen Drang zur Perfektion attestieren, der seit einiger Zeit sich durchgesetzt hat und gerade einem Anime mit künstlerischer Note gut zu Gesicht steht. Selbst in dieser unglaublich animetypischen Szene, als Richard von noch animetypischeren DelinquentenSchlägertypen drangsaliert wird, bis Seigi ihn rettet, strahlt alles in noblen, warmen Farbtönen. Allgemein sind die Hintergründe so perfekt, daß es schon wieder zu künstlich wirkt. Geschniegelt und gebügelt. Fehlen nur noch die Glitzersternchen.
War weiter oben nicht etwas mit Äußerlichkeiten, auf die man Menschen nicht reduzieren soll? Nun: Ausländer sind hochgewachsen und blond. Immer. Sonst erkennt das der Japaner nicht. Und sie verstehen Engrish. Außerdem wird das Ende einer Folge immer wieder mit einer Lebensweisheit gekrönt. Das war teilweise so penetrant, daß ich extra nachgeschaut habe, ob da nicht etwa Netflix seine Hände mit im Spiel hat.
Das Pacing ist allgemein sehr entspannt. Die Szenen sind recht dialoglastig, und trotzdem nimmt man sich die Zeit, die Personen und Handlung auch brauchen. Diese bedächtige Gangart greift auch auf die Charaktere über, manchmal sogar auf die Seiyuu, die immer mal wieder etwas steif und gebremst wirken, als würden sie mehr Wert auf Timing als auf Ausdruck legen.
Gegen Ende, so in den letzten drei Folgen, wagt man den fälligen Ausflug ins Charakterdrama. Das war ja auch zu erwarten und schon länger vorgeschattet. Denn ohne Kindheitstrauma samt einiger Verletzlichkeiten, die man bewältigen muss, geht es schon mal gar nicht. Was hier allerdings geboten wird, erinnert mehr an eine royale Seifenoper, an eine schmonzige Vorabendserie im britischen Hochadel, wo außerdem Zeitsprünge im Minutentakt vollführt werden, über Jahre und Jahrzehnte hinweg, so wie einstmals im Meineidbauer. Aber keine Bange, natürlich bekommt auch Seigi noch kurz sein Dramafett weg, indem er sich den Dämonen seiner Vergangenheit stellen muss.
Fazit:
Richard ist eigentlich kein Juwelier, sondern Detektiv und Psychologe in einem. Daran sollte man die eigene Erwartungshaltung ausrichten. Die raumgreifende Naivität von Seigi kann in ihrer Gutherzigkeit auch schon mal nerven. Und eigentlich ist es eh ein Wunder, daß er dort im Laden in seinem Freizeitoutfit rumlaufen darf.
Der Anime stellt, vor allem gegen Ende, einige Fragen und Probleme in den Mittelpunkt, die man schon aus Haibane Renmei kennt. Dort allerdings wesentlich überzeugender umgesetzt und beantwortet. So bleibt zum Schluss die Erkenntnis eines neuen jap. Fremdworts ("Hammerpreis") sowie die Frage, warum man einen Ring in den Kühlschrank stellen muss. Auch dies eines der vielen Rätsel dieser Serie.
Diese Schmuckstücke und ihre Juwelen sind Auslöser episodischer Fälle, deren Qualität und Ausarbeitung recht schwankend ist. Zur Logik selber möchte ich mich nicht auslassen, das tun die Episodenkommentare zur Genüge. Um Logik scheint es sowieso nicht zu gehen, denn dann hätten wir spätestens in Folge 9 ein Liebespärchen. Überhaupt hätte ich mir für Shouko, die immerhin auf ihrer Schule den Mineralogie-Club geleitet hatte, eine führendere Rolle gewünscht.
Es geht um Wahrheit und Gefühle. Daran ist Seigi schuld, dessen Name der Gerechtigkeit verpflichtet ist. Außerdem geht es um Shounen-Ai, um Schönheit und um Pudding. Ersteres ist ein Problem, weil man nur mit haltlosen Andeutungen spielt, resp. das Publikum, insbesondere das weibliche solche, bei Laune halten will. Ausbaden muss es Hobby-Assistent Seigi, der von der Regie dazu verdammt ist, als Waschlappen seine Tage zu fristen, damit sein ondulierter Chef Richard umso mehr glänzen kann. Zweiteres ist auch ein Problem, weil es nicht politically correct ist, eine Person auf ihre Schönheit und andere Äußerlichkeiten zu reduzieren. Das ist einerseits weltfremd, andererseits nachvollziehbar insofern, daß Richard selbst die Personifizierung eines makellosen, androgynen Juwels darstellt und es außerdem schlecht fürs Geschäft wäre. Letzteres wird zum Problem, weil man ab und zu sich auch von was anderem ernähren muss, nicht immer verfügbar ist, und wenn doch, garantiert Kundschaft dazwischenkommt.
Obwohl augenscheinlich diesem exquisiten Ambiente verpflichtet, sollte man sich als Normalsterblicher nicht allzu viel Hoffnungen machen, tiefer in diese fremde Welt eintauchen zu können. Dies ist in 1. Linie kein Anime über Schmuck bzw. einen etwas snobistisch wirkenden Juwelier, der standesgemäß in einem dunkelgrünen Jaguar durch die Häuserschluchten von Tokio chauffiert, sondern ein Anime über Detektivgeschichten. Geschichten, an denen Schicksale hängen, was sich in dem Umstand niederschlägt, daß am Ende in praktisch jeder Folge geflennt wird. Es herrscht permanent Hochwassergefahr. Wer mehr auf Handfesteres aus ist und einen Anime sucht, bei dem es mehr um Kunst geht, sollte vielleicht mal einen Blick in die Gallery Fake riskieren.
Den Rezensenten jedoch beeindruckt dies nicht und er hält sich schamlos an Äußerlichkeiten. Was das Artwork angeht, so kann man auch hier diesen Drang zur Perfektion attestieren, der seit einiger Zeit sich durchgesetzt hat und gerade einem Anime mit künstlerischer Note gut zu Gesicht steht. Selbst in dieser unglaublich animetypischen Szene, als Richard von noch animetypischeren DelinquentenSchlägertypen drangsaliert wird, bis Seigi ihn rettet, strahlt alles in noblen, warmen Farbtönen. Allgemein sind die Hintergründe so perfekt, daß es schon wieder zu künstlich wirkt. Geschniegelt und gebügelt. Fehlen nur noch die Glitzersternchen.
War weiter oben nicht etwas mit Äußerlichkeiten, auf die man Menschen nicht reduzieren soll? Nun: Ausländer sind hochgewachsen und blond. Immer. Sonst erkennt das der Japaner nicht. Und sie verstehen Engrish. Außerdem wird das Ende einer Folge immer wieder mit einer Lebensweisheit gekrönt. Das war teilweise so penetrant, daß ich extra nachgeschaut habe, ob da nicht etwa Netflix seine Hände mit im Spiel hat.
Das Pacing ist allgemein sehr entspannt. Die Szenen sind recht dialoglastig, und trotzdem nimmt man sich die Zeit, die Personen und Handlung auch brauchen. Diese bedächtige Gangart greift auch auf die Charaktere über, manchmal sogar auf die Seiyuu, die immer mal wieder etwas steif und gebremst wirken, als würden sie mehr Wert auf Timing als auf Ausdruck legen.
Gegen Ende, so in den letzten drei Folgen, wagt man den fälligen Ausflug ins Charakterdrama. Das war ja auch zu erwarten und schon länger vorgeschattet. Denn ohne Kindheitstrauma samt einiger Verletzlichkeiten, die man bewältigen muss, geht es schon mal gar nicht. Was hier allerdings geboten wird, erinnert mehr an eine royale Seifenoper, an eine schmonzige Vorabendserie im britischen Hochadel, wo außerdem Zeitsprünge im Minutentakt vollführt werden, über Jahre und Jahrzehnte hinweg, so wie einstmals im Meineidbauer. Aber keine Bange, natürlich bekommt auch Seigi noch kurz sein Dramafett weg, indem er sich den Dämonen seiner Vergangenheit stellen muss.
Fazit:
Richard ist eigentlich kein Juwelier, sondern Detektiv und Psychologe in einem. Daran sollte man die eigene Erwartungshaltung ausrichten. Die raumgreifende Naivität von Seigi kann in ihrer Gutherzigkeit auch schon mal nerven. Und eigentlich ist es eh ein Wunder, daß er dort im Laden in seinem Freizeitoutfit rumlaufen darf.
Der Anime stellt, vor allem gegen Ende, einige Fragen und Probleme in den Mittelpunkt, die man schon aus Haibane Renmei kennt. Dort allerdings wesentlich überzeugender umgesetzt und beantwortet. So bleibt zum Schluss die Erkenntnis eines neuen jap. Fremdworts ("Hammerpreis") sowie die Frage, warum man einen Ring in den Kühlschrank stellen muss. Auch dies eines der vielen Rätsel dieser Serie.
Beitrag wurde zuletzt am 16.02.2023 02:38 geändert.
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