Deca-Dence (2020)

デカダンス

Rezensionen – Deca-Dence

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Anime „Deca-Dence“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: Slaughtertrip#1
Die zweite Folge dieses Animes wartet mit einem kolossalen Plot twist auf. Wie also schreibt man eine Rezension, ohne den Leser dieses Aha-Effekts zu berauben und gleichzeitig nicht die halbe Rezension in ein Spoilerfeld zu packen? Ich versuche es einfach damit, meinen Text in zwei Teile aufgliedern: Episode eins und den Rest.

Episode 1:
Der Anime spielt in einer Wüstenlandschaft, und zwar mehrere hundert Jahre in der Zukunft. – Eine Zeit, in welcher der Mensch zu einer aussterbenden Spezies gehört. Wie bei vielen Endzeitszenarien tauchen auch hier die typischen Merkmale dieses Schauplatzes einer nicht erstrebenswerten Veränderung der Welt auf: typische gefährliche Monster, eine typische letzte Bastion der Menschheit und ein typischer Held, welcher die Ambitionen besitzt, die Welt wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Typisch, aber sehr sympathisch umgesetzt und mit genug Witz ausgestattet, sodass die ansonsten mit einer Dystopie einhergehende Hoffnungslosigkeit und das Trübsal nicht zu spüren sind und der Zuseher in die Stimmung gebracht wird, sich auf ein rasantes Actionspektakel einzulassen.

Was ebenfalls typisch ist und was man aus vielen anderen Dystopien kennt, ist die Aufteilung der Gesellschaft. Um gegen die Monster – hier Gadoll genannt – vorzugehen, werden die letzten überlebenden Menschen in die sogenannten Gear und Tanker aufgeteilt. Die Gear, die zu den stärksten Menschen gehören, haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Gadoll aktiv zu bekämpfen, und die Tanker dienen ihnen dabei als helfende Hände. Vom Zerlegen der Gadoll-Kadaver bis hin zur Reinigung der Ummantelung von Deca-Dence – die Tanker machen praktisch jede Drecksarbeit. Die Gear gründeten eine Organisation namens The Power, welche ein Anti-Gadoll-Corps darstellt. Auch Tanker lassen sich dort finden, jedoch ist deren Anzahl überschaubar.

Die Hauptcharaktere sind Natsume und Kaburagi, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die junge Natsume hat gerade erst ihren Schulabschluss gemacht und soll nun einer Einheit zugeteilt werden. Am liebsten würde sie The Power beitreten, um aus eigener Kraft die Gadoll zur Strecke zu bringen und so die Welt zu bereinigen. Ihr Wunsch wurde ihr jedoch nur zur Hälfte erfüllt. Warum zur Hälfte? Reinigen darf sie nämlich – aber nur die Außenwand von Deca-Dence, und zwar ganze fünf Jahre lang! Ihr Chef Kaburagi ist nicht so ambitioniert wie sie. In der Vergangenheit war er ein Teil von The Power und trat den Gadoll gehörig in ihre Hintern (sofern diese so etwas wie einen »Hintern« überhaupt besessen hatten). Doch inzwischen hat er die Hoffnung auf eine bessere Welt aufgegeben.

Episoden 2 bis 12:
Vergesst, was ihr zu wissen glaubt! Deca-Dence soll der letzte Schutzwall der Menschheit sein? Pah! – In Wirklichkeit ist dieses riesige Metallgebilde eine Unterhaltungseinrichtung für die Gear. Die Gear sollen mutige Krieger im Kampf gegen die Gadoll sein? Pah! – In Wirklichkeit sind diese nicht einmal Menschen, sondern mit Avatare verbundene Androiden, welche die neuen Herrscher des Planeten geworden sind, nachdem sich die Menschheit aufgrund anhaltender Luftverschmutzung fast selbst eliminiert hätte. Die Tanker sollen Menschen sein, die den Gear im Kampf gegen die Gadoll beistehen? Pah! – In Wirklichkeit sind sie Menschen, die den Gear im Kampf gegen die Gadoll beistehen, ABER nicht wissen, wer die Gear tatsächlich sind und dass sie von diesen nach Strich und Faden hinters Licht geführt werden. Die Gadoll sollen bösartige Monster sein, welche die Welt in Chaos stürzen? Pah! – In Wirklichkeit sind diese von den Gear künstlich erschaffene Lebewesen, die darauf programmiert wurden, gegen ihre Erschaffer zu kämpfen, damit diese den Nervenkitzel eines in der realen Welt stattfindenden Abenteuers erleben und so gefahrenlos richtig viel Spaß haben können.

»Deca-Dence« nimmt hier sozusagen das Erfolgsrezept von typischen Isekai, in denen die Protagonisten in eine Videospiel-ähnliche Welt gezogen werden, schreibt dieses um, fügt neue Seiten hinzu und reißt andere heraus, wodurch etwas Untypisches – also das genau Gegenteil von dem, was der Zuseher in der ersten Episode zu sehen bekommt – entsteht. Hier sind es die Maschinen, welche die neueste Technologie nutzen, um sich selbst zu vergnügen. Hier sind es die Menschen, welche als eine Art Non-Player-Character missbraucht werden und die langweiligen Arbeiten verrichten. Hier ist es die wahre Welt, in der alles stattfindet.

Wenn man diesen Plot twist erst einmal verdaut hat, muss der Anime zeigen, dass er die restlichen Episoden weiterhin so überraschend und ungewöhnlich sein kann, und hier hat er es schwer, da er die Messlatte sehr hoch gelegt hat. Das Coverbild kann als Metapher für den weiteren Verlauf hergenommen werden. Ein Aufstieg ist schwierig – wenn nicht sogar unmöglich. Ein Fall aus schwindelerregender Höhe ist wahrscheinlicher. Der Anime ist vielleicht zu kindgerecht, um für eine etwas komplexere Story zu sorgen. Man kehrt wieder zurück zum Typischen – zum Kampf gegen die Gadoll und gegen das System selbst. Ein Highlight ist indes der Aufenthalt in der Berichtigungsanstalt, wo die Flamme der Kreativität erneut aufflackert. Legen die Androiden ein Verhalten an den Tag, auf welches sie nicht programmiert sind, werden sie als Bugs eingestuft und daraufhin entweder in die erwähnte Berichtigungsanstalt geschickt oder »entsorgt«.

Man kann das Coverbild aber auch als Metapher für die Charakterentwicklung der Protagonisten deuten. Während Natsume fällt, beginnt der Aufstieg von Kaburagi als tatsächlicher Hauptcharakter. Die Signifikanz der Menschen im Vergleich zu den Maschinen ist ähnlich. Während die Menschen bis zum Schluss nur als Spielfiguren herhalten müssen, sind es ausgerechnet die Androiden, die das von ihresgleichen erschaffene System stürzen wollen und so auch den Menschen ihre Freiheit zurückgeben, wobei die Androiden nicht immer uneigennützig agieren. Von den Menschen kann hier lediglich Kurenai Akzente setzen, die sich einen Namen als eine der stärksten Tanker in den Reihen von The Power gemacht hat. Auf eine stetige oder überraschende Charakterentwicklung oder eine tiefgründige Charakteranalyse hofft man bei den meisten Menschen jedoch vergebens. Es ist schon fast ironisch, dass ausgerechnet leblose und zusammengesetzte Metallteile, Schaltkreise und Verkabelungen in Form von meist ulkig aussehenden Androiden mehr Charaktertiefe besitzen als die Menschen.

Dass die Androiden jedoch so ulkig aussehen und in dem kunterbunten Chimney Town wohnen, sind die ganz großen Stärken dieses Animes, und der Kontrast zu den Menschen und dem grauen Stahlkoloss Deca-Dence trägt wesentlich dazu bei, dass der Plot twist so gut funktioniert. Wer hätte gedacht, dass man in einer (nicht ganz so düsteren) Dystopie auf Figuren trifft, die einem Anime für Kleinkinder entsprungen sein könnten? Der Kontrast wird noch zusätzlich verstärkt, indem der Zeichenstil für besonders komödiantische Szenen und Sketche, die in die An(n)alen der Geschichte eingehen könnten, genutzt wird.

Spoilerfreies Fazit:
Aufgrund einer ganz großen Überraschung und ein paar kleiner Überraschungen zählt »Deca-Dence« für mich zu den Highlights der Sommersaison 2020. Jedoch lässt mich das Gefühl nicht los, dass genug Potential vorhanden gewesen wäre, um daraus etwas noch viel Größeres zu machen.
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