Deca-Dence (2020)

Die Folge hat nochmal sehr schön das versinnbildlicht, was mir an der Serie nicht gefällt, nämlich dass Natsumes Rolle weit hinter der von Kabu zurückfällt bzw. sie eigentlich nicht mal eine Protagonistin ist. Ein Protagonist wäre sicher auch schockiert gewesen, hätte sich aber wohl nicht den Status Quo zurückgewünscht. Immerhin sterben ständig Menschen durch die Gadoll und das nur, um die Überraschungsei-Roboter zu unterhalten. Selbst ihr plötzlicher Sinneswandel wurde durch Kabu ausgelöst.

Dem wird es vermutlich nicht gelingen, in zwei Folgen das System zu stürzen, aber vielleicht schafft es ja der neue Gadoll.

Jetzt da das Spiel Deca-Dence nicht mehr vernünftig spielbar ist,Aber es bleiben ja noch 2Folgen und da spielt dann,der, die Geister, die man rief,wurde man nicht mehr los.

Virtuell ist bei Deca-Dence eigentlich gar nichts. Die Gadoll und die Avatare der Roboter sind Produkte hochentwickelter Biotechnologie und die Welt ist auch real, nur eben ziemlich post-apokalyptisch.

Es ist (wieder mal) nur meine persönliche Meinung - aber die Serie ist m. E. ähnlich wie Granbelm voller Metaphern:

Es ist vollkommen nachvollziehbar, dass man sich lieber mit Natsume als mit Kaburagi identifiziert - aber in unserer westlichen Gesellschaft gibt es nur ~10% Natsumes, der Rest sind Kaburagis (Homo ludens und Homo oeconomicus), opportunitische Cyborgs oder gar Brillenfuzzis mit Vollstreckervögeln. Das was Natsumi bislang widerfuhr, ist vielen jugendlichen Teilnehmern der FFF-Demos auch passiert: Man nimmt seine angebliche Freiheit des Willens in Anspruch und stellt fest, dass das Gesäusel von Demokratie und freier Entwicklung der Persönlichkeit nur hohle Phrasen sind.

"Das System" (ich zitiere mal Deca-Dence) kennt Mittel und Wege, den Status Quo aufrechtzuerhalten, wobei es auch vor der Zerstörung einzelner Lebensentwürfe nicht haltmacht. Aber das sind dann natürlich alles bedauerliche Einzelfälle. Außerdem sind es eh "Bugs", die zählen gar nicht als Menschen. Dabei ist die Idee von FFF grundvernünftig: Die gegenwärtig junge Generation will ihr Leben nicht auf einem irreversibel zerstörten Planeten verbringen. Und dass eine zerstörte Erde Thema der Serie ist, steht seit Folge 1 fest...

Dass man als Natsume in diesem Moment ins Verzweifeln kommt und sich die eingebildete, heile Welt der Kindheit zurückwünscht (in welcher die individuelle Freiheit wenigstens als anzustrebendes Ideal existiert), kommt für mich nicht überraschend. Aber die Serie wird uns dort nicht ver- sondern vielmehr Natsume ihrem unbändigen Willen überlassen. Dessen bin ich mir ziemlich sicher. Sonst wäre das alles ganz schön deprimierend.

Da ist es aber viel wahrscheinlicher, dass der Anime deswegen eine männliche Hauptfigur hat, weil er sich als Action-Serie an männliche Teenager richtet. Ich hab nicht den Eindruck, dass sich Deca-Dence mit Themen wie Ökologie und Konsum befasst - nicht mal auf eine naiv-triviale Weise.