SlaughtertripV.I.P.
#1Wer von euch mag Gaunerkomödien wie »Catch Me If You Can«? Und wer von euch lässt sich gerne von »Die Unfassbaren – Now You See Me« hinters Licht führen? Wer mit einem deutlichen »Ja, ich!« antwortet, dem möchte ich diesen Anime ans Herz legen. Wer jedoch mit einem ebenso deutlichen »Nein, ich nicht!« antwortet, dem möchte ich diesen Anime ebenfalls ans Herz legen. Warum? Weil er total cool ist!
Die Handlung ist der Star des Animes. Der Protagonist Makoto Edamura hält sich für den größten Trickbetrüger Japans. Mit seinen niedlichen Taschenspielertricks, seinem ausgeprägten Selbstvertrauen und seiner Wortgewandtheit schafft er es zwar, mehr Packungen Tee als seine Arbeitskollegen zu verkaufen oder jemanden um ein paar Geldscheine zu bringen, doch sobald er auf Laurent Thierry – einem wahrlich meisterhaften und professionellen Trickbetrüger – trifft, schrumpft sein Selbstvertrauen, und er wirkt im Vergleich zu Laurent, der seine Tricks in ganz großem Rahmen wie Bühnenshows aufzieht – als etwas Geringeres kann man diese freilich nicht bezeichnen – noch viel kleiner. Nachdem Makoto von ihm an der Nase herumgeführt wurde, schaffte es Laurent (natürlich! – Der geniale Franzose scheint alles zu schaffen), dass sich der Japaner seiner kleinen, internationalen Trickbetrügergruppe anschließt. Während Laurent und seine Kumpanen hauptsächlich Personen, die reich an Besitztümern, aber arm an Menschlichkeit sind, ihres Geldes entledigen wollen, wird Makoto ungewollt in Laurents Pläne mit hineingezogen und bemerkt die von Laurent angebrachten und kaum sichtbaren Fäden, die ihn zur Marionette des schlauen Trickbetrügers machen, immer erst viel zu spät. Die Missetaten, die sich Laurents Opfer zuschulden kommen lassen, sind allesamt keine Kavaliersdelikte, und die Palette dieser Verbrechen reicht von Betrug über Drogenhandel bis hin zu einer besonders menschenverachtenden Tat, welche in der letzten Arc die Spitze allen Übels erreicht. Dennoch schafft es der Anime, keine allzu düstere, bedrückende oder melancholische Atmosphäre zu erschaffen. Dafür ist er nämlich – wie gesagt – viel zu cool.
Der Anime ist in mehrere Arcs aufgeteilt, welche die Protagonisten rund um den Globus führen. Während die Haupt-Arcs in Los Angeles, Singapur, London und Shanghai spielen, werden immer wieder Abstecher in andere Länder gemacht. Der Anime begibt sich mit dem Zuseher auf eine Reise in eine Boutique in Brüssel, in das romantische Ambiente von Frankreich, in ein vietnamesisches Bauerndorf, nach Sydney und zum Uluru in Australien, in eine kalte, schneebedeckte Winternacht in Finnland, in ein italienisches Fußballstadion, in ein Ödlandgebiet in São Paulo, auf eine Insel in der Nähe von Taiwan, in die Vereinigten Arabischen Emirate und so weiter und so fort. Diese kleine Weltreise ist nur einer von vielen Punkten, weshalb der Anime so cool ist.
Neben der Handlung sind die Charaktere die Stars des Anime. Um die Betrügereien in großem Rahmen aufziehen zu können, braucht es helfende Hände. Während die sanften, geschmeidigen Hände der bildhübschen Cynthia Moore ihr dabei helfen, die Männer um den Finger zu wickeln, und Abigail Jones ihre rauen, kampferfahrenen Hände benutzt, um mit eiserner Faust gegen die Verbrecher vorzugehen und sich so bei Handgreiflichkeiten als eine starke Verbündete herausstellt, sind es Kim Shi-won und Kudou, die mit ihren Verwandlungskünsten und ihrem Schauspieltalent die ahnungslosen Opfer fest in der Hand haben.
Jeder Story-Arc ist auch gleichzeitig ein Charakter-Arc. Beispielsweise behandelt der Fall in Singapur die Vergangenheit von Abigail, aus welcher sie ein Trauma mitgenommen hat, an dem sie bis heute leidet. Der Fall, der im verregneten, nebeligen London spielt, dient als perfekte Bühne, um eine romantische, aber auch traurige Liebesgeschichte zwischen Cynthia und ihrem Geliebten zu erzählen. In diesen Abschnitten blickt man hinter die abgebrühte Fassade der Trickbetrüger, und es zeigt sich, dass auch diese nur Menschen sind, Gefühle haben, Schicksalsschläge erleiden mussten, verletzt wurden und nicht schon immer die sich aus jeder erdenklichen Patsche befreien könnenden Meister der Manipulation waren, als welche sie im ersten Moment erscheinen. Dabei zeigt sich, dass oft eine Verbindung zwischen den Protagonisten und den Antagonisten besteht, wodurch sich die Betrugsmaschinerie auf eine persönliche Ebene begibt. Die sonst so abgeklärten Profis müssen hier beweisen, dass sie mental stark genug sind, um sich nicht von ihren Emotionen leiten zu lassen und stattdessen cool zu bleiben.
Neben der Handlung und den Charakteren sind die Animationen und der Zeichenstil die Stars des Anime. Hier wird ein ähnliches Gefühl vermittelt wie von vielen Werken der Animationsstudios Gainax oder Trigger: pure Lebensfreude. Farbliche Übergänge sind hier alles andere als fließend, sodass man kaum von »Übergängen« sprechen kann. Man könnte meinen, dass ein Maler seinen ganzen Lagerbestand an Farbtöpfen über die Hintergründe verschüttet hat. Alles ist so kunterbunt, dass keine Zweifel über die spaßige Ausrichtung des Anime aufkommen. Objekten wurde ein Farbanstrich verpasst, der so in der Realität nicht vorkommt. Doch was ist hier schon Realität? – Bei einem Anime, der den Antagonisten und den Zusehern gleichermaßen eine Lüge als die Wahrheit auftischen möchte? Und das Beste: Es funktioniert! Auch wenn hier alles unnatürlich aussieht, segnet man die Entscheidung dieser künstlerischen Ausrichtung kopfnickend ab und stellt die Unnatürlichkeit erst gar nicht infrage.
Die Charaktere selbst sind eher kantig gezeichnet, wodurch die Trickbetrüger nur noch kecker wirken. Doch auch die selbstbewusst-arroganten, gelangweilten, total gelangweilten, genervten, nervösen-ängstlichen und überraschten Seiten der Charaktere (bzw. von Makoto, denn die anderen bleiben meistens cool) werden hier gut dargestellt, und zwar mit so wenig überzeichneten Gesichtszügen wie möglich.
Neben der Handlung, den Charakteren, den Animationen und dem Zeichenstil ist die Musik der Star des Anime. Die BGM ist zwar größtenteils auf jazzigen Tönen aufgebaut, jedoch wurde diese oft den verschiedenen Settings angepasst. Eine noch bessere musikalische Untermalung als Rapmusik, während die Gangsta in Los Angeles durch die City cruisen, kann ich mir nicht vorstellen.
Ich weiß nicht, wie tief Studio WIT in die Taschen greifen musste, aber die Verwendung von Freddie Mercurys Cover des im Original von The Platters aufgenommenen Songs »The Great Pretender« als Ending-Song hat ihren Effekt nicht verfehlt. Als ich dieses Lied nach Beendigung der ersten Folge gehört hatte, war ich nicht minder begeistert und positiv überrascht wie von der Folge selbst. Und für Wortspiele bin ich sowieso immer zu haben – egal wie offensichtlich.
Anfangs hatte der Anime bereits mit dem Opening eine Vielzahl an Pluspunkten gesammelt. Der Jazz-Song passt hervorragend zum coolen Anime. Kein Wunder! – Ist doch Jazz ein Musikstil, bei dem es ein Sub-Genre namens Cool Jazz gibt.
Ich möchte mich bei meinem Fazit kurzhalten. – Es gibt also keine mehrfach verschachtelten Schachtelsätze, über die man genauso leicht zu stolpern vermag wie ein sich selbst überschätzender Trickbetrüger über seinen selbstentworfenen Plan, einen wahren Profi in die Falle zu locken, nur um sich nach gescheiteter Durchführung selbst am Boden wiederzufinden: Der Anime ist total cool und macht irre viel Spaß!
Übrigens: Ein Anime muss es erst einmal schaffen, nicht vulgär zu wirken, obwohl gelegentlich der Stinkefinger gezeigt wird.
Die Handlung ist der Star des Animes. Der Protagonist Makoto Edamura hält sich für den größten Trickbetrüger Japans. Mit seinen niedlichen Taschenspielertricks, seinem ausgeprägten Selbstvertrauen und seiner Wortgewandtheit schafft er es zwar, mehr Packungen Tee als seine Arbeitskollegen zu verkaufen oder jemanden um ein paar Geldscheine zu bringen, doch sobald er auf Laurent Thierry – einem wahrlich meisterhaften und professionellen Trickbetrüger – trifft, schrumpft sein Selbstvertrauen, und er wirkt im Vergleich zu Laurent, der seine Tricks in ganz großem Rahmen wie Bühnenshows aufzieht – als etwas Geringeres kann man diese freilich nicht bezeichnen – noch viel kleiner. Nachdem Makoto von ihm an der Nase herumgeführt wurde, schaffte es Laurent (natürlich! – Der geniale Franzose scheint alles zu schaffen), dass sich der Japaner seiner kleinen, internationalen Trickbetrügergruppe anschließt. Während Laurent und seine Kumpanen hauptsächlich Personen, die reich an Besitztümern, aber arm an Menschlichkeit sind, ihres Geldes entledigen wollen, wird Makoto ungewollt in Laurents Pläne mit hineingezogen und bemerkt die von Laurent angebrachten und kaum sichtbaren Fäden, die ihn zur Marionette des schlauen Trickbetrügers machen, immer erst viel zu spät. Die Missetaten, die sich Laurents Opfer zuschulden kommen lassen, sind allesamt keine Kavaliersdelikte, und die Palette dieser Verbrechen reicht von Betrug über Drogenhandel bis hin zu einer besonders menschenverachtenden Tat, welche in der letzten Arc die Spitze allen Übels erreicht. Dennoch schafft es der Anime, keine allzu düstere, bedrückende oder melancholische Atmosphäre zu erschaffen. Dafür ist er nämlich – wie gesagt – viel zu cool.
Der Anime ist in mehrere Arcs aufgeteilt, welche die Protagonisten rund um den Globus führen. Während die Haupt-Arcs in Los Angeles, Singapur, London und Shanghai spielen, werden immer wieder Abstecher in andere Länder gemacht. Der Anime begibt sich mit dem Zuseher auf eine Reise in eine Boutique in Brüssel, in das romantische Ambiente von Frankreich, in ein vietnamesisches Bauerndorf, nach Sydney und zum Uluru in Australien, in eine kalte, schneebedeckte Winternacht in Finnland, in ein italienisches Fußballstadion, in ein Ödlandgebiet in São Paulo, auf eine Insel in der Nähe von Taiwan, in die Vereinigten Arabischen Emirate und so weiter und so fort. Diese kleine Weltreise ist nur einer von vielen Punkten, weshalb der Anime so cool ist.
Neben der Handlung sind die Charaktere die Stars des Anime. Um die Betrügereien in großem Rahmen aufziehen zu können, braucht es helfende Hände. Während die sanften, geschmeidigen Hände der bildhübschen Cynthia Moore ihr dabei helfen, die Männer um den Finger zu wickeln, und Abigail Jones ihre rauen, kampferfahrenen Hände benutzt, um mit eiserner Faust gegen die Verbrecher vorzugehen und sich so bei Handgreiflichkeiten als eine starke Verbündete herausstellt, sind es Kim Shi-won und Kudou, die mit ihren Verwandlungskünsten und ihrem Schauspieltalent die ahnungslosen Opfer fest in der Hand haben.
Jeder Story-Arc ist auch gleichzeitig ein Charakter-Arc. Beispielsweise behandelt der Fall in Singapur die Vergangenheit von Abigail, aus welcher sie ein Trauma mitgenommen hat, an dem sie bis heute leidet. Der Fall, der im verregneten, nebeligen London spielt, dient als perfekte Bühne, um eine romantische, aber auch traurige Liebesgeschichte zwischen Cynthia und ihrem Geliebten zu erzählen. In diesen Abschnitten blickt man hinter die abgebrühte Fassade der Trickbetrüger, und es zeigt sich, dass auch diese nur Menschen sind, Gefühle haben, Schicksalsschläge erleiden mussten, verletzt wurden und nicht schon immer die sich aus jeder erdenklichen Patsche befreien könnenden Meister der Manipulation waren, als welche sie im ersten Moment erscheinen. Dabei zeigt sich, dass oft eine Verbindung zwischen den Protagonisten und den Antagonisten besteht, wodurch sich die Betrugsmaschinerie auf eine persönliche Ebene begibt. Die sonst so abgeklärten Profis müssen hier beweisen, dass sie mental stark genug sind, um sich nicht von ihren Emotionen leiten zu lassen und stattdessen cool zu bleiben.
Neben der Handlung und den Charakteren sind die Animationen und der Zeichenstil die Stars des Anime. Hier wird ein ähnliches Gefühl vermittelt wie von vielen Werken der Animationsstudios Gainax oder Trigger: pure Lebensfreude. Farbliche Übergänge sind hier alles andere als fließend, sodass man kaum von »Übergängen« sprechen kann. Man könnte meinen, dass ein Maler seinen ganzen Lagerbestand an Farbtöpfen über die Hintergründe verschüttet hat. Alles ist so kunterbunt, dass keine Zweifel über die spaßige Ausrichtung des Anime aufkommen. Objekten wurde ein Farbanstrich verpasst, der so in der Realität nicht vorkommt. Doch was ist hier schon Realität? – Bei einem Anime, der den Antagonisten und den Zusehern gleichermaßen eine Lüge als die Wahrheit auftischen möchte? Und das Beste: Es funktioniert! Auch wenn hier alles unnatürlich aussieht, segnet man die Entscheidung dieser künstlerischen Ausrichtung kopfnickend ab und stellt die Unnatürlichkeit erst gar nicht infrage.
Die Charaktere selbst sind eher kantig gezeichnet, wodurch die Trickbetrüger nur noch kecker wirken. Doch auch die selbstbewusst-arroganten, gelangweilten, total gelangweilten, genervten, nervösen-ängstlichen und überraschten Seiten der Charaktere (bzw. von Makoto, denn die anderen bleiben meistens cool) werden hier gut dargestellt, und zwar mit so wenig überzeichneten Gesichtszügen wie möglich.
Neben der Handlung, den Charakteren, den Animationen und dem Zeichenstil ist die Musik der Star des Anime. Die BGM ist zwar größtenteils auf jazzigen Tönen aufgebaut, jedoch wurde diese oft den verschiedenen Settings angepasst. Eine noch bessere musikalische Untermalung als Rapmusik, während die Gangsta in Los Angeles durch die City cruisen, kann ich mir nicht vorstellen.
Ich weiß nicht, wie tief Studio WIT in die Taschen greifen musste, aber die Verwendung von Freddie Mercurys Cover des im Original von The Platters aufgenommenen Songs »The Great Pretender« als Ending-Song hat ihren Effekt nicht verfehlt. Als ich dieses Lied nach Beendigung der ersten Folge gehört hatte, war ich nicht minder begeistert und positiv überrascht wie von der Folge selbst. Und für Wortspiele bin ich sowieso immer zu haben – egal wie offensichtlich.
Anfangs hatte der Anime bereits mit dem Opening eine Vielzahl an Pluspunkten gesammelt. Der Jazz-Song passt hervorragend zum coolen Anime. Kein Wunder! – Ist doch Jazz ein Musikstil, bei dem es ein Sub-Genre namens Cool Jazz gibt.
Ich möchte mich bei meinem Fazit kurzhalten. – Es gibt also keine mehrfach verschachtelten Schachtelsätze, über die man genauso leicht zu stolpern vermag wie ein sich selbst überschätzender Trickbetrüger über seinen selbstentworfenen Plan, einen wahren Profi in die Falle zu locken, nur um sich nach gescheiteter Durchführung selbst am Boden wiederzufinden: Der Anime ist total cool und macht irre viel Spaß!
Übrigens: Ein Anime muss es erst einmal schaffen, nicht vulgär zu wirken, obwohl gelegentlich der Stinkefinger gezeigt wird.
Beitrag wurde zuletzt am 15.01.2021 21:49 geändert.
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