Inu-Oh (2022)

Inu-ou ist ein Film, der schnell mein Interesse geweckt hat. Masaaki Yuasa ist als einer meiner Lieblingsregisseure aufgelistet und in den letzten Wochen bekam der Film auch immer mehr internationale Aufmerksamkeit durch die Nominierung bei den Golden Globes sowie den Oscars als "Bester Animationsfilm". Der Film war dann auch so, wie ich ihn mir vorgestellt habe: Optisch und künsterlisch beeindruckend, aber auch sehr chaotisch und wild.
Die Geschichte rund um den "Heike-Clan" ist dem Produktionsstudio Science SARU aber auch nicht gänzlich unbekannt, da sie auch 2021 eine Serie zu dem selben Thema veröffentlicht haben. Ich mochte dieses traditionelle Setting und vor allem, dass der Film kaum visuelle Grenzen kannte. Wobei man dazu sagen muss, dass Yuasa in seinen früheren Werken noch deutlich experimentierfreudiger und ein wenig gemäßigter weg war. Hier hält sich das schon in Grenzen und vielleicht findet es auch deswegen auch im westlichen (Jury-)Publikum Anklang. Auf bunte, verrückte und schnelle Szenen wird man hier aber nicht verzichten müssen. Grundsätzlich gefallen mir in den meisten Fällen auch Filme oder Serien, die Musik als eines ihrer Hauptthemen haben. Dieses Mal erlebt man diese Musik in Form eines blinden "Biwa"-Spielers Tomona. Das Instrument war mir nun nicht gänzlich unbekannt und ich habe auch schon die ein oder andere Serie dazu gesehen, aber faszinierend finde ich es immer noch. Dazu gesellt sich dann auch eine weitere Kunstform des Tanzes mit "Nō", das durch den titelgebenden Inu-Ou praktiziert wird.
Beide Hauptcharaktere waren als Außenseiter und mit ihrer auch jeweils tragischen Vorgeschichte abwechslungsreich und spannend. Beide machen in der kurzen Zeit auch eine enorme Entwicklung durch, aber ich hätte mir oft auch noch den ein oder anderen Moment der Stille gewünscht – gerade weil sie so viel Chaos umgibt. Sowohl Tomona als auch Inu-Ou hätten noch mehr Tiefe und mehr Dialog miteinander haben können, um diese Verbindung noch mehr zu spüren. Oft geht es Schlag auf Schlag und ein Auftritt wird nahtlos an den anderen gereiht. Alle Auftritte sind für sich dann auch wieder einzigartig und die Songs sind auch von ihrem Stil doch auch unterschiedlich. Es wird durch diese Songs auch jeweils die Geschichte vorangetrieben und für die beiden Charaktere sind die Darbietungen auch von größerer Bedeutung. Wenn ich es mit einem Begriff beschreiben müsste, dann würde ich wohl eher sowas wie "Folklore-Musical" wählen. So eine Mischung aus traditionellem Gesang bzw. Tanz und doch auch mit einer gewissen Show, die moderne Farben trägt. Aber mit diesen vielen Auftritten gehen auch Zeitsprünge einher und das alles wird verknüpft mit übernatürlichen Themen wie z. B. Geister oder Dämonen. Die Handlung, die auf den ersten Blick auch ein wenig "einfacher" erscheint, ist schon auch durchaus einflussreicher als angenommen – ohne nun genau auf einzelne Inhalt einzugehen. Aber am Ende wirkt das schon stimming genug und es ist klar genug aufgebaut. Aber letztlich musste ich zu dem Schluss kommen, dass das alles ganz schön viel für 90 Minuten war und öfter mal wäre ein Blick zurück auf das Erlebte sicherlich nicht verkehrt gewesen wäre. Vielleicht wären auch 10 - 20 Minuten Laufzeit mehr nochmal hilfreich gewesen. Es ist schon ein Film, der im wahrsten Sinne des Wortes "aus der Reihe tanzt" mit seinen Figuren, seiner Musik und seiner Optik. Und es fühlt sich auch "hochwertiger" als eine Serie an.

Fazit
Normalerweise wäre das eher ein Titel gewesen, der sich in der Bewertung bei mir bei 6-7 von 10 einpendelt, weil mir die Charaktere und auch die Handlung deutlich wichtiger sind als die visuelle Präsentation. Und bei beiden wäre noch mehr möglich gewesen, gerade weil das Drumherum und das Handwerk so ein hohes Niveau hat. Aber am Ende der Handlung passiert doch etwas bei dem Film, das mich nochmal zum Nachdenken gebracht hat. Vielleicht auch ein Moment, der den Film dann nochmal eine tiefere Ebene und diesen runderen Abschluss gewährt. Man kann oft in dem Moment gar nicht erahnen, ob nun die eine oder die andere Geschichte lange bestehen wird und manchmal täuschen wir uns dann auch. Oft sind es dann auch die tragischen statt die erfolgreichen Helden und deren Geschichten, die uns im Gedächtnis bleiben und die die Zeit überdauern. Ob das bei Inu-Ou mit seiner ungewohnten Art und Weise so sein wird, bezweifle ich stark. Zu sehr werden die bekannten Titel, die hell leuchten und somit alles andere überstrahlen, in den Anime-Geschichtsbüchern niedergeschrieben werden...aber vielleicht gibt es doch Einzelne, bei denen Inu-Ou einen nachhaltigeren Eindruck hinterlassen wird.