SlaughtertripV.I.P.
#1Stimmt ja … ich hab auch noch eine »Tamayomi«-Rezi, die ich loswerden möchte …
Süßen Mädchen sieht man gerne dabei zu, wie sie »Sachen« machen. Sogar so sehr, dass daraus ein eigenes Genre entstanden ist. Die »Sache«, die hier in Angriff genommen wird, ist Baseball. Ob diese Kombination klappt? Da ich der Spannung bis zum Fazit ganz am Ende meiner Rezension kaum standhalte, gebe ich jetzt schon mein persönliches Urteil ab: Nein, überhaupt nicht. Zumindest nicht bei diesem Anime. Wobei die Kombination nicht das Problem ist, sondern die Umsetzung … in allen Belangen.
Handlung:
Die Protagonisten wollen Baseball spielen – wahrlich nichts Besonderes. Man könnte an dieser Stelle zwar sagen, dass das in gewisser Weise auf die meisten Ganbatte zutrifft, da in diesen meistens nur eine ausgewählte Sportart gespielt wird, jedoch schafft es »Tamayomi« nicht, auch nur einen einzigen unterhaltsamen Handlungsstrang zu besitzen. Wenn man die Animebeschreibung durchliest, könnte man meinen, der Fokus liege hier auf der zwischenmenschlichen Beziehung von Yomi Takeda und Tamaki Yamazaki, den beiden Hauptcharakteren. Diese wird jedoch so oberflächlich und spannungsarm behandelt, dass sich der Anime selbst seiner einzigen potentiell interessanten Grundlage beraubt, den Zuseher bei der Stange zu halten.
Der Anime beginnt außerordentlich plump. Yomi geht auf eine neue Schule, und kaum hat sie sich auf ihren Platz gesetzt, findet sie schon ihre erste zukünftige Mitspielerin. Die Begegnungen mit ihren weiteren Mitgliedern fühlen sich nicht weniger konstruiert an.
Natürlich wird hier Baseball gespielt, und die Spielerinnen haben große Ziele – eine Handlung, die in einem Baseball-Anime zu erwarten ist –, doch wenn die Mädchen ernsthaft darüber diskutieren, »das Turnier im Sturm zu erobern« und eines der Mädchen in diesem Kontext einen geistigen Rohrkrepierer wie »Tamaki fängt … and Yomi wirft.« von sich gibt, dann weiß man, dass man vom Ganbatte-Faktor nicht viel zu erwarten hat.
Dem Produktionsteam ist es überdies ebenso wenig gelungen, die spannende, anregende Atmosphäre eines sportlichen Wettbewerbs einzufangen. Selbst wenn man aus der Entfernung erkennt, dass das Stadion gut gefüllt ist, bleiben die Zuschauer stille Teilnehmer, welche obendrein kaum aus der Nähe gezeigt werden. Erhascht man einen kurzen Blick aufs Publikum, sehen die Zuseher aus wie Pappaufsteller. Dadurch kann man die Wichtigkeit der Spiele nicht spüren, und man hat fortwährend das Gefühl, unbedeutende Freundschaftsspiele zu sehen.
Somit bleibt nur noch der »Cute Girls Doing Cute Things«-Faktor, welcher ebenso wenig funktioniert, da die Charaktere zu blass und die Comedy zu schlecht ist und die Kombination daraus für eine nervige Ansammlung quietschender Mädchen sorgt.
Der Handlung hätte mehr Abwechslung deutlich gut getan. Man sieht die Mädchen praktisch nur dann, wenn sie Baseball spielen oder Dialoge führen. Weder ihr Schulleben (ich habe keinen einzigen Lehrer gesehen) noch ihr Privatleben werden gezeigt. Der Anime wirkt dadurch sehr eindimensional, und die Mädchen scheinen in ihrer kleinen, leider ungemein mies dargestellten Welt gefangen zu sein, sodass man beim Zusehen ein ungutes, beengtes Gefühl gleich eines plötzlichen Anfalls von Klaustrophobie bekommt.
Charaktere:
Von den unzähligen Mädchen, die hier auftauchen (männliche sowie erwachsene Charaktere habe ich tatsächlich nur während eines seltenen, kurzen Schwenks aufs Publikum gesehen), ist eine langweiliger als die andere, und keine von ihnen wird für lange Zeit im Gedächtnis bleiben.
Zeichenstil und Animation:
Der größte Makel dieses Animes. Hier sehen die Charaktere in allen Blickwinkeln schrecklich aus – sei es die Totale, Halbtotale, eine halbnahe oder nahe Perspektive oder eine Großaufnahme. Dazu wird man immer wieder mit unnatürlichen Proportionen konfrontiert, so als wären die Charaktere Knetfiguren, deren Körperteile mal in die Länge gezogen, mal zusammengedrückt werden.
Der Anime wartet mit so einigen künstlerischen Überraschungen auf. Ich überlasse es dem Zuseher, ob er diese grauenhaft oder belustigend findet. Ihr kennt es vielleicht: Eine Szene beginnt mit einem hineingezoomten Bild. Das erkennt man oft daran, dass das Bild nicht mehr ganz so scharf ist. Das ist normalerweise ein Zeichen dafür, dass innerhalb der nächsten Sekunden herausgezoomt wird, wodurch das Bild wieder seine vollständige Schärfe zurückerlangt. Tamayomi schafft jedoch etwas, das ich nie für möglich gehalten habe: Sowohl die hineingezoomten als auch die herausgezoomten Einstellungen sehen verschwommen aus.
Was aber ganz und gar nicht belustigend ist, ist der stetige Wechsel zwischen gezeichneten Bildern und CGI-Animationen, welcher sehr auffällig ist und vom Geschehen ablenkt. Meistens sind die Bewegungen des Batters mittels gewöhnlicher Zeichnungen erstellt worden, während die Bewegungen des Pitchers mit digitaler Technik generiert worden sind. Es gibt aber auch Momente, in denen der Pitcher gezeichnet ist und der Batter aus dem Computer stammt. Das Kuriose: Es kann vorkommen, dass ein Batter den Ball durchlässt; er entscheidet sich also dafür, den Ball nicht zu schlagen, weshalb es in solchen Szenen kaum Bewegung gibt. Dennoch wurde der Batter unnötigerweise und auf hässliche Weise mit dem Computer generiert. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass mich der Anime trollen möchte.
Mein persönliches Lowlight: als die Mädchen marschieren und sich nur ihre Extremitäten bewegen, wohingegen ihrer weiteren Körperteile absolut regungslos auf dem Bildschirm verharren. Währenddessen halten sie ein Schild mit schier unmenschlicher Kraft in die Höhe. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen, denn sonst müsste sich das Schild zumindest einen Pixel bewegen. Der unglaubliche Hulk wäre stolz auf die Muskel-Mädchen. Wie man eine ähnliche Animation (und alles andere) besser machen kann, zeigt »Non Non Biyori«:
Musik:
Der einzige Aspekt dieses Animes, der nicht schlecht ist. Das liegt aber nur daran, dass die Musik unauffällig ist und somit nicht auf negative Weise herausstechen kann.
Fazit:
Es gibt viele Möglichkeiten, wie Ganbatte funktionieren können. Ein gewöhnlicher Vertreter dieser Art – beispielsweise »Dia no Ace« – läuft oft über mehrere Staffeln, und ein einziges Spiel kann durchaus eine zweistellige Episodenanzahl erreichen. Bei »One Outs« bekommt man nicht nur sportliche, sondern auch psychologische Spiele zu sehen. Bei »Kaze ga Tsuyoku Fuite Iru« wird innerhalb von nur 12 Folgen auf ein einziges Sportevent hingearbeitet. »Hoshiai no Sora« kombiniert die Sportkomponente mit persönlichen Problemen der Protagonisten. Bei »Free!« konzentriert man sich mehr auf die Interaktion der Charaktere und deren Entwicklung im Verlauf der Geschichte. Der Sportpfad wird bei »Bakuman« gar nicht erst betreten. Stattdessen duelliert man sich um den obersten Platz im Ranking der beliebtesten Manga. Was »Cute Girls Doing Cute Things« betrifft, möchte ich erst gar nicht aufzählen, was alles besser ist. (So ziemlich alles.) Es ist ja nicht so, dass Ganbatte + Cute Girls nicht funktionieren kann. Das Problem ist, was man bei »Tamayomi« daraus gemacht hat. Dort und dort und dort hätte man an riesigen Schrauben drehen müssen, um diese Serie zu retten. Aber dann wäre dieser Anime wohl nicht mehr wiederzuerkennen gewesen (was kein Verlust für die Welt gewesen wäre). Wahrscheinlich wäre dann daraus ein Action-Hentai geworden.
Handlung: Strike 1
Charaktere: Strike 2
Animation: Strike 3
Musik: Ball 1
Gesamt: Strike 4 – »Tamayomi« out!
Süßen Mädchen sieht man gerne dabei zu, wie sie »Sachen« machen. Sogar so sehr, dass daraus ein eigenes Genre entstanden ist. Die »Sache«, die hier in Angriff genommen wird, ist Baseball. Ob diese Kombination klappt? Da ich der Spannung bis zum Fazit ganz am Ende meiner Rezension kaum standhalte, gebe ich jetzt schon mein persönliches Urteil ab: Nein, überhaupt nicht. Zumindest nicht bei diesem Anime. Wobei die Kombination nicht das Problem ist, sondern die Umsetzung … in allen Belangen.
Handlung:
Die Protagonisten wollen Baseball spielen – wahrlich nichts Besonderes. Man könnte an dieser Stelle zwar sagen, dass das in gewisser Weise auf die meisten Ganbatte zutrifft, da in diesen meistens nur eine ausgewählte Sportart gespielt wird, jedoch schafft es »Tamayomi« nicht, auch nur einen einzigen unterhaltsamen Handlungsstrang zu besitzen. Wenn man die Animebeschreibung durchliest, könnte man meinen, der Fokus liege hier auf der zwischenmenschlichen Beziehung von Yomi Takeda und Tamaki Yamazaki, den beiden Hauptcharakteren. Diese wird jedoch so oberflächlich und spannungsarm behandelt, dass sich der Anime selbst seiner einzigen potentiell interessanten Grundlage beraubt, den Zuseher bei der Stange zu halten.
Der Anime beginnt außerordentlich plump. Yomi geht auf eine neue Schule, und kaum hat sie sich auf ihren Platz gesetzt, findet sie schon ihre erste zukünftige Mitspielerin. Die Begegnungen mit ihren weiteren Mitgliedern fühlen sich nicht weniger konstruiert an.
Natürlich wird hier Baseball gespielt, und die Spielerinnen haben große Ziele – eine Handlung, die in einem Baseball-Anime zu erwarten ist –, doch wenn die Mädchen ernsthaft darüber diskutieren, »das Turnier im Sturm zu erobern« und eines der Mädchen in diesem Kontext einen geistigen Rohrkrepierer wie »Tamaki fängt … and Yomi wirft.« von sich gibt, dann weiß man, dass man vom Ganbatte-Faktor nicht viel zu erwarten hat.
Dem Produktionsteam ist es überdies ebenso wenig gelungen, die spannende, anregende Atmosphäre eines sportlichen Wettbewerbs einzufangen. Selbst wenn man aus der Entfernung erkennt, dass das Stadion gut gefüllt ist, bleiben die Zuschauer stille Teilnehmer, welche obendrein kaum aus der Nähe gezeigt werden. Erhascht man einen kurzen Blick aufs Publikum, sehen die Zuseher aus wie Pappaufsteller. Dadurch kann man die Wichtigkeit der Spiele nicht spüren, und man hat fortwährend das Gefühl, unbedeutende Freundschaftsspiele zu sehen.
Somit bleibt nur noch der »Cute Girls Doing Cute Things«-Faktor, welcher ebenso wenig funktioniert, da die Charaktere zu blass und die Comedy zu schlecht ist und die Kombination daraus für eine nervige Ansammlung quietschender Mädchen sorgt.
Der Handlung hätte mehr Abwechslung deutlich gut getan. Man sieht die Mädchen praktisch nur dann, wenn sie Baseball spielen oder Dialoge führen. Weder ihr Schulleben (ich habe keinen einzigen Lehrer gesehen) noch ihr Privatleben werden gezeigt. Der Anime wirkt dadurch sehr eindimensional, und die Mädchen scheinen in ihrer kleinen, leider ungemein mies dargestellten Welt gefangen zu sein, sodass man beim Zusehen ein ungutes, beengtes Gefühl gleich eines plötzlichen Anfalls von Klaustrophobie bekommt.
Charaktere:
Von den unzähligen Mädchen, die hier auftauchen (männliche sowie erwachsene Charaktere habe ich tatsächlich nur während eines seltenen, kurzen Schwenks aufs Publikum gesehen), ist eine langweiliger als die andere, und keine von ihnen wird für lange Zeit im Gedächtnis bleiben.
Zeichenstil und Animation:
Der größte Makel dieses Animes. Hier sehen die Charaktere in allen Blickwinkeln schrecklich aus – sei es die Totale, Halbtotale, eine halbnahe oder nahe Perspektive oder eine Großaufnahme. Dazu wird man immer wieder mit unnatürlichen Proportionen konfrontiert, so als wären die Charaktere Knetfiguren, deren Körperteile mal in die Länge gezogen, mal zusammengedrückt werden.
Der Anime wartet mit so einigen künstlerischen Überraschungen auf. Ich überlasse es dem Zuseher, ob er diese grauenhaft oder belustigend findet. Ihr kennt es vielleicht: Eine Szene beginnt mit einem hineingezoomten Bild. Das erkennt man oft daran, dass das Bild nicht mehr ganz so scharf ist. Das ist normalerweise ein Zeichen dafür, dass innerhalb der nächsten Sekunden herausgezoomt wird, wodurch das Bild wieder seine vollständige Schärfe zurückerlangt. Tamayomi schafft jedoch etwas, das ich nie für möglich gehalten habe: Sowohl die hineingezoomten als auch die herausgezoomten Einstellungen sehen verschwommen aus.
Was aber ganz und gar nicht belustigend ist, ist der stetige Wechsel zwischen gezeichneten Bildern und CGI-Animationen, welcher sehr auffällig ist und vom Geschehen ablenkt. Meistens sind die Bewegungen des Batters mittels gewöhnlicher Zeichnungen erstellt worden, während die Bewegungen des Pitchers mit digitaler Technik generiert worden sind. Es gibt aber auch Momente, in denen der Pitcher gezeichnet ist und der Batter aus dem Computer stammt. Das Kuriose: Es kann vorkommen, dass ein Batter den Ball durchlässt; er entscheidet sich also dafür, den Ball nicht zu schlagen, weshalb es in solchen Szenen kaum Bewegung gibt. Dennoch wurde der Batter unnötigerweise und auf hässliche Weise mit dem Computer generiert. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass mich der Anime trollen möchte.
Mein persönliches Lowlight: als die Mädchen marschieren und sich nur ihre Extremitäten bewegen, wohingegen ihrer weiteren Körperteile absolut regungslos auf dem Bildschirm verharren. Währenddessen halten sie ein Schild mit schier unmenschlicher Kraft in die Höhe. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen, denn sonst müsste sich das Schild zumindest einen Pixel bewegen. Der unglaubliche Hulk wäre stolz auf die Muskel-Mädchen. Wie man eine ähnliche Animation (und alles andere) besser machen kann, zeigt »Non Non Biyori«:
Tamayomi
Non Non Biyori
Musik:
Der einzige Aspekt dieses Animes, der nicht schlecht ist. Das liegt aber nur daran, dass die Musik unauffällig ist und somit nicht auf negative Weise herausstechen kann.
Fazit:
Es gibt viele Möglichkeiten, wie Ganbatte funktionieren können. Ein gewöhnlicher Vertreter dieser Art – beispielsweise »Dia no Ace« – läuft oft über mehrere Staffeln, und ein einziges Spiel kann durchaus eine zweistellige Episodenanzahl erreichen. Bei »One Outs« bekommt man nicht nur sportliche, sondern auch psychologische Spiele zu sehen. Bei »Kaze ga Tsuyoku Fuite Iru« wird innerhalb von nur 12 Folgen auf ein einziges Sportevent hingearbeitet. »Hoshiai no Sora« kombiniert die Sportkomponente mit persönlichen Problemen der Protagonisten. Bei »Free!« konzentriert man sich mehr auf die Interaktion der Charaktere und deren Entwicklung im Verlauf der Geschichte. Der Sportpfad wird bei »Bakuman« gar nicht erst betreten. Stattdessen duelliert man sich um den obersten Platz im Ranking der beliebtesten Manga. Was »Cute Girls Doing Cute Things« betrifft, möchte ich erst gar nicht aufzählen, was alles besser ist. (So ziemlich alles.) Es ist ja nicht so, dass Ganbatte + Cute Girls nicht funktionieren kann. Das Problem ist, was man bei »Tamayomi« daraus gemacht hat. Dort und dort und dort hätte man an riesigen Schrauben drehen müssen, um diese Serie zu retten. Aber dann wäre dieser Anime wohl nicht mehr wiederzuerkennen gewesen (was kein Verlust für die Welt gewesen wäre). Wahrscheinlich wäre dann daraus ein Action-Hentai geworden.
Handlung: Strike 1
Charaktere: Strike 2
Animation: Strike 3
Musik: Ball 1
Gesamt: Strike 4 – »Tamayomi« out!
Beitrag wurde zuletzt am 08.07.2021 05:00 geändert.
Kommentare
Es hat mich auch dazu angeregt nach weiteren Sport-Animes Ausschau zu halten.
Und Gott sei Dank habe ich die Rezessionen hier erst nach dem Anschauen gelesen. 😑
Die tlw. massive Kritik hätte mich wahrscheinlich davon abgehalten mir dieses Anime anzusehen. Was für mich schade gewesen wäre.
Mag schon sein das die Animationstechnik unterdurchschnittlich ist, manchmal ist mir da auch was aufgefallen. Aber mich stört das nicht weil ich sowieso mehr damit beschäftigt bin die Untertitel zu lesen, und ich auf viele optische Feinheiten nicht achten kann.