The Promised Neverland Staffel 2 (2021)

Yakusoku no Neverland (2021) / 約束のネバーランド (2021)

Rezensionen – The Promised Neverland Staffel 2

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Anime „The Promised Neverland Staffel 2“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: Jescha#1
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Ich will direkt das Fazit vorwegnehmen, einfach darum, um nicht zu spoilern einerseits, und andererseits, um direkt zu sagen, was ich von dieser Show eigentlich (- subjektiv -) halte, denn es brennt regelrecht auf der Zunge.
Nachdem durschauen aller 11 Episoden, weiß ich bei bestem Willem nicht, was der Produzent eigentlich mit dieser Staffel bezwecken wollte. Aber ich komm mal direkt zum Punkt: Man hätte es bei der ersten Season einfach belassen sollen, und nicht eine zweite herausbringen sollen. Wenn der Produzent einfach einen Anreiz für den Kauf des Mangas erzeugen wollte, hätte die erste Staffel gereicht, und die zweite hätte man sich einfach sparen können, denn sie versucht grade das.

Das Ending in der ersten Season schafft dem Zuschauer perfekten Raum seine eigenen Gedanken über den weiteren Ausgang der Geschichte zu machen - oder ihn dazu zu verleiten einfach den Manga zu kaufen, damit der Zuschauer selbst erfahren kann, wie es eigentlich weitergeht, wobei der Abschluss des Anime der ersten Staffel nahezu meisterhaft den Storykapitel auf der Gracefield Farm abschließt.
Also: wer mit umso höher gesteckten Erwartungen an die zweite Staffel rangeht, nachdem die erste Season nun als eines der großen Meisterstücke erfinderischen Geistes entsprang und sich weit oben in den Toplists sehen lässt, wird wird umso heftiger enttäuscht. Daher meine Empfehlung nachdem ihr die erste Season durchhabt:

entweder zum Manga greifen, oder es einfach der eigenen Vorstellung überlassen, wies weitergeht

nachdem die Kinder aus der Farm in die freie Welt fliehten.

Wenn ihr euch diese Serie echt geben wollt, schaut diesen erst, wenn ihr den Manga durchhabt.
Nun aber zur Materie, und der Kritik:

Handlung 1/5

Um diese kurz zu fassen: Nachdem die Kinder flohen, sind die Kinder in der Wildnis auf sich allein gestellt.
Anleitung finden sie in den Hinterlassenschaften von Minerva, indes werden sie verfolgt. Sie treffen auf zwei Monster, ein Mädchen und ein Hochgewachsener, welche ihnen wohlgesonnen sind und die Kinder im letzten Moment vor ihren Verfolgern retten. Die beiden unterrichten die Kinder wie es zu überleben gilt. Wobei die Kinder sich gut und intelligent anstellen, wie man es eigentlich von ihnen kennt. Sie finden den Unterschlupf, werden aber auch sobald wieder schon vertrieben. Später mischen sich die Kinder unters Volk der Dämonen.
Hierbei treffen sie auf Normen. Und ab diesem Punkt beginnt das Fiasko, wo viele Erwartungen in den Bach untergehen, und auch die Quintessenz der Serie - nämlich sympathische spitzfinderische Kinder zu präsentieren, die aussichtslose sowie extreme Situationen und Umstände zu meistern wissen - verloren geht.
Denn spätestens Hier schlägt der Anime eine (pseudo)philosphische Erzählung ein, und schlachtet die pfiffig denkerischen Kinder zu faden Idealisten aus, und urteilen, anstatt es dem Zuschauer zu überlassen, den Lauf der Dinge zu bewerten. Ich nenne hier mal einfach Norman und Emma, Ray ist de facto in der Vermittlerposition.
Worauf ich hinaus will, das krasse Katz und Maus Spiel wie mans aus der ersten Staffel heraus kennt, kommt hier nicht zum tragen, fast gar nicht.... mE. ist das Auschlachtung von ausgezeichneten Charakteren und Verschwendung einer ausgezeichneten Grundprämisse der Serie in Hinsicht auf das Wie. Stattdessen liefern sich unsere Protagonisten Schlagabtausche aus wie mans aus der Politik kennt, und verkümmern mehr als weniger zu Moralaposteln. Jeder der diesen Anime durch hat, weiß wass ich meine.
Im Ernst, was hat man sich dabei gedacht, als man diese Staffel herausbrachte ?
Die wohl größte Empörung dürfte der krönende Abschluss sein, der nochmal die Krone auf die ganze Lachnummer setzt, nämlich das "Wie wickelt man den Lauf der Dinge in einer 2-minütigen Szenerie ab?"-Ende
Erst dachte ich, als die Kinder das Tor passierten und unser Main Trio zurückblick:Fck das wird ne dritte Staffel. Aber nein, es werden random vereinzelt Bilder reingeklatscht, die zeigen, was die dritte Staffel hätte sein können. Eine unbefriedigendere Variante, eine potenzielle neue Season zu beerdigen, ist mir so bekanntlich nocht nicht untergekommen. Respekt

Was sich sonst noch sagenlässt: Der Peter schlachtet sich spontan nach seinem pseudophilosophischen Monolog selbst ab, die Mütter werden out-of-nowhere mit einem widersprüchlicher Sinneswandel erleuchtet, und in dem ganzem Tumult durch die "freundlichen dämonischen" Retter philosophieren Emma und CO weiter. Vor allem, sie - die Kinder - haben fast das ganze Dorf der Dämonen ausgelöscht, UND dann rennen die Dämonen aus dem Dorf den Kindern/Menschen einfach zur Rettung hinterher und spielen Bürgerkrieg ? WTF ? Keine Zusammenhänge, nichts wird erklärt. Und das nur weil einen Dämonenmädchen - zufällig - Blut spenden kann, das die Dämonen aus dem Teufelskreis bringt, Menschen zur Übelebensfähigkeit nicht mehr fressen zu müssen ? Wieso kann sie das, wieso macht sie das erst auf Drängen von Emma ? Das weitaus schlimmste an der Serie ist Emma, weil sie zur Idealisten mutiert, und auf andre abfärbt, so sehr, das die andren Charaktere unsympathisch werden. Nämlich so fühlt sich das Ganze an:
Emma: YO, Norman dir gehts ja anscheinend gut. Hör ma auf die Dämonen auszurotten. Sind auch nur Wesen wie wir.
Norman: YO, jetzt wo DUS sagst, lass ichs, mein Gewissen lässts net mehr zu. Weißt ja
Ray: YO, macht mal euer Ding.
Oder: Emma: YO, Mujika. Lass ma die Dämonenwelt retten. Kannsts ja wohl.
Mujika: JA MANN, lass ma machen. Jetzt wo DUS sagst, ich wollt das schon immer mal machen!
Oder: Emma: YO, Peter. Komm ran hier, lasst gemeinsame sache machen, seh es wie ichs sehe bro.
Peter: Nein Mann, kannst mich nicht überzeugen. *Schlitzt sich die Kehle durch*
Odeeer!: Emma: Ja Kids, geht ma in die Menschenwelt, wir müssen die Dämonenwelt retten.
Ich sag zu diesem Plot - nur Staffel 2 betreffend - nur : LMAO.

Charaktere 2/5

Wie schon eben genant. ALLEsamt Moralapostel, Idealisten, insbesondere Norman und Emma. Von Staffel Eins kennt man sie ganz anders, nämlich als denkerische Kraft die das Unmögliche möglich machen, und ihre eigene Geschichte vorantreiben. Man hätte den Plot dazu wenden zu können, die Kinder dergestalt zu präsentieren, das ihr schöpferisches Potenzial in den Schein tritt, ihre Glanzseite, genug Stoff ist auch dafür da. Aber nein, man hat sich für die Ideologen-Schiene entschieden. Ray zb ist eiggentlich cool und stets berechnend, einzelgengärisch und sehr sympathisch.
Nun mutiert auch er zum stumpfen Idealist-Ray. Nur um ein Beispiel zu nenen: er sagt zur Mutter des Gewissens wegens: "YO, bin glücklich am leben sein zu dürfen. Kann vergebung für meine sünden suchen"
Da sag ich mir als Zuschauer: ALDA, du hast die GANZE show nichts gemacht. Laber kein Müll

Animationen: 3/5
Durchschnitt. Nichts besonderes, nicht schlecht, aber nicht überragend.

Musik: 3/5
Musikalische Untermalung ist passend. OP niemals geskiptt. Ending ist OK.

Titel/Genre: 2/5
Bitte entfernt das "Thriller", denn spätestens ab der zweiten Hälfte ist der Ausgang der Geschichte so klar wie das Eiklar vom Ei. Spätestens ab dem Zeitpunkt,

wo Emma Norman überzeugte die Dämonen auch zu retten, kann von einer "spannenden" Geschichte nicht mehr die Rede sein. Danach war alles absehbar m.A. der Sinneswandel der Dämonen und der Mütter, und Peters Suizid.


Auch gehört das "Horror" aus den Tags entfernt, höchstens eine Stelle in der Serie

Im Unterschlupf

war etwas angsteinflößend bzw unheimlich. Ab der zweiten Hälfte kann man überhaupt nicht mehr von "Horror" reden, dafür das diese Staffel als "Horror" kategorisiert ist.
Eigentlich 1 Stern für diesen Titel in diesem Genre, aber, für das Grundsetting und wegen der sehr guten Anfangsprämisse aus Staffel 1 gibts 2 Sterne.

Gesamtbewertung: 2,2 gerundet: 2 Sterne. Schade um diesen großartigen Titel. Weggeschlachtet, mehr kann ich dazu nicht sagen.
Fazit siehe oben.

Beitrag wurde zuletzt am 26.03.2021 02:56 geändert.
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4× Empfehlungen erhalten
Avatar: Ann3#2
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Erschreckend... Erschreckend wie man es hinbekommt nach einer sehr guten ersten Staffel sowas zu produzieren. Wer auch immer die Entscheidung getroffen hat ganze Arcs, Kapitel und gar Charaktere wegzulassen gehört gefeuert.

Viele haben es schon angemerkt, lest den Manga. Ich habe erst den Anime zu ende geschaut und war so "entsetzt", dass ich danach direkt den Manga gelesen habe.

Was so gut in Staffel 1 anfing sucht man in Staffel 2 leider vergebens. Charaktere fehlen, Arcs wurden komplett weggelassen, Charaktere haben sich nicht verändert und und und...

Hier nur mal ein wirklich kleiner Teil als Beispiel (enthält u.a. Sachen die nur im Manga zu sehen waren):
- Norman hat sich schneller entwickelt (Größe etc..), aufgrund der Experimente an ihm. Im Anime scheint er sich gar nicht verändert zu haben.
- Einer der "coolsten" Charaktere wurde durch das fehlen des "Goldy Pond Arc" komplett weggelassen (Yuugo oder auch z.B. Lucas).
- Auch Antagonisten fehlen (z.B. Andrew) - die zum Ratri-Clan gehören.
- Emma hat zum Schluss keine Erinnerungen mehr.
- Adlige werden nur in einem 2 Sekunden abschnitt gezeigt und sonst auch nur in 3 Sätzen erwähnt obwohl sie eine sehr große Rolle spielen.

Anscheinend wollte man Norman schneller im Anime wieder zeigen, da es sonst, bei normalem pacing, erst Ende Staffel 3 oder Anfang Staffel 4 passiert worden wäre (Wieso wollte man überhaupt alles in nur 2 Staffel packen?).

Nicht nur fehlt vieles - die Szenen die vorkommen sind komplett abgeändert wie z.B. die Flucht aus dem Bunker. Die Kinder waren im Anime eigentlich nur am wegrennen, im Manga gab es aber einen richtigen Kampf.

Es fehlt über 1/3 des Mangas.

Der Vergleich mag etwas hinken, aber das wäre das gleiche als würde Naruto in Naruto Shippuden in der ersten Folge das Rasengan lernen und in der 24 Folge wäre er dann auf einmal Hokage.

Staffel 1 habe ich damals mit 4 Sternen bewertet. Alles was dazu geführt hat vermisst man hier. Selbst wenn ich das Tempo, die fehlenden Arcs und Charaktere etc. ignorieren würde - keine Spannung kommt auf. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl von damals als ich noch am mit fiebern war, ob es die Kinder allesamt heil über die Mauer schaffen. Es fühlt sich so an als wolle man das ganze Projekt einfach so schnell wie möglich abschließen - was man letztendlich auch geschafft hat. Auch das Gefühl das die Kinder irgendwann mal in Gefahr sein könnten kommt nicht auf und so war der Ausgang der Geschichte wenig überraschend. Die Kirsche bildet dann die letzte Folge in Form einer PowerPoint Präsentation. Viele Standbilder, keine Erklärung, kein Zusammenhang.

The Promised Neverland Staffel 2 war für viele eins der am heiß erwarteten Highlights des Jahres. Was man bekommen hat war aber nicht mal durchschnitt - selbst als Anime Only Zuschauer ohne die wahre Geschichte zu kennen sollte das hier ein schlag ins Gesicht sein. Und ich frage mich wirklich warum. So entstehen eigentlich nur noch mehr Fragen die man sich nur beantworten kann, wenn man zum Manga greift. Ich könnte hier noch hundert Sachen niederschreiben, über die ich mich ärger, die anders sind oder was alles fehlt. Leider führt das zu nichts.

Fazit: Statt 11x 24 Minuten Folgen zu schauen, lest den Manga. Das ist weitaus lohnenswerter als auch nur die erste Folge der zweiten Staffel zu schauen. Wollt Ihr das - aus welchen Gründen auch immer - nicht, erspart Euch Staffel 2 und behaltet Staffel 1 als gute Erinnerung.

Bleibt zu hoffen das irgendwann mal vielleicht "The Promised Neverland: Brotherhood" erscheint ;).
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3× Empfehlungen erhalten
Avatar: Asane
Redakteur
#3
Sie sind das Essen und wir sind die Jäger


Eins muss man ja auch mal sagen: Es nötigt schon einigen Respekt ab, wie man es schafft, eine vielversprechende Geschichte so richtig in den Sand zu setzen.

Vieles aus der ersten Staffel bleibt hier zunächst erhalten. Die Kunst der Regie, anhand überraschender Szenenkomposition und -schnitte eine Geschichte zu erzählen und voranzutreiben, die Aufrechterhaltung der Ambiguität des Unbekannten sowie der fremdartigen Atmosphäre und der latenten Gefahr, und auch der Einsatz der BGM, die zum Glück etwas weniger pathetisch ausfällt als zuvor. Aber auch die Charaktere, die wohlorganisiert und gewitzt handeln und die drei Protagonisten, die es schaffen, diesen Sack Flöhe, den sie als Anhang haben, recht gut organisiert zu bekommen.

Außerdem bezaubert diese befremdliche und zugleich phantastische Welt, in der sie sich wiederfinden, mit schierer Magie, die immer auch ein wenig an »Made in Abyss« erinnert. (Sehen wir hier tatsächlich das Kreuz des Südens am nachtklaren Sternenhimmel?)
Was sich natürlich auch nicht geändert hat, ist die Art, wie hier ein Meute Fünf- bis Zwölfjähriger sich aufführt und denen man Gedankengänge, Verhaltensweisen und Worte zutraut, die allesamt weit über dem liegen, wozu Kinder dieses Alters fähig sind.

Aber das nehm' ich jetzt einfach mal hin, denn schon in der ersten Staffel hat sich gezeigt, daß man als Zuschauer gut daran tut, sich diesem Schicksal zu ergeben, sonst ist der Spaß an dieser Vorstellung von vornherein verloren.

Die Route beschreibt eine Bogenbewegung. Verharrt der Anime in der ersten Staffel erstmal in allerhand generischem Abgreifen möglichst vieler klischeehafter Tropen des Horror- und des Mystery-Genres und schwingt sich dann gegen Ende zu großem, spannungsgeladenen Kino auf, geht diese zweite Staffel den umgekehrten Weg: einer großartigen, mitreißenden Eröffnung, die die ersten drei, vier Folgen umfasst, folgt ein mählicher Niedergang – nicht nur des Storytellings (die Abweichung vom Manga mag mit ein Grund sein, aber nicht die Ursache), sondern auch des Pacings, der Balance, der Logik von Plot und der Charaktere. Und vor allem das unangenehme Beharren auf Moral und Message.
Diese Message wird anfangs noch wie beiläufig eingeflochten, in den letzten zwei Folgen aber dem Publikum wie in fanatischem Eifer erbarmungslos aufs Auge gedrückt.

Nicht alle Monster sind Feinde, nicht alle Menschen sind Freunde. "Homo homini lupus" ist eine altbekannte Weisheit, und ich schätze, auch wir haben's so langsam begriffen! Aber, wie angedeutet, anfangs geht's noch einigermaßen dezent zu, und es macht einen Heidenspaß, den Kleinen zuzuschauen, wie sie sich für den Ernstfall rüsten – so unrealistisch das auch sein mag.

Spielen heißt fürs Leben lernen. Das wird perfekt vermittelt, wie in der Staffel zuvor. Und sorgt auch für gute Unterhaltung und für gute Lacher. (Die Probleme und Umstände der Nahrungsbeschaffung kommen mir sehr bekannt vor: Mein Sandkastenfreund kann auch auf kein Tier schießen, sobald es ihn anblickt.)
Was weniger erfreulich ist, sind diese ständig auftauchenden plot devices (mit einem Reiseführer in der Hand durch eine unbekannte Abenteuerwelt stromern. Inklusive Cheat-Verzeichnis. Plötzliches wie unmotiviertes Einstreuen entscheidender Informationen) und die ebenfalls ständig auftauchenden Deus-ex-Machina-Momente, die immer dann vom Himmel fallen, wenn es darum geht, die Kinderschar aus höchster Gefahr zu erretten. Am Anfang kommt man wenigstens noch in den Genuss, Sonju und Mujika kennenzulernen, die ihnen allerhand Wichtiges über das wilde Leben dort draußen näherbringen; und außerdem die Erkenntnis vermitteln, daß nicht alles, was sechs Finger hat, von vornherein böse ist. (Dazuhin ist Mujika ein wahrer Goldschatz mit einer Stimme wie Milch und Honig. Man kennt ihre Seiyuu beispielsweise als Shingetsu aus »Grandbelm« oder als Chise aus »Mahoutsukai no Yome«.)


"Ich rieche, rieche Menschenfleisch!"


In dieser ersten Hälfte der Staffel kommt auch der Humor gut zum Tragen. Die eindringlichen wie auch die komischen Seiten, die sich aus der Chemie der Bande ergeben, passen sehr gut in die Szenen und wirken auch nicht aufgesetzt. Auch Opening und Ending gehen eher leicht und dezent mit dem Thema um, und gerade die Parallelen, wer wen auf dem Teller hat, werden im Opening recht bildhaft und völlig moralfrei dargestellt. Auch die Bildregie ist genial. Ohne auf allzu Offensichtlichem rumzureiten, zeigt sie dem Zuschauer, was Sache ist, und es öffnen sich Welten philosophischer Fragen und direkt ins Herz gehender Emotionalität. Alles in einer Kameraeinstellung.

Immer wieder werden symbolische Bilder selbstbestimmten Lebens (und Sterbens) eingeflochten, wie unabsichtlich. Aber je weiter die Serie fortschreitet, desto aufdringlicher verdichten sich diese künstlerischen Mittel zur heilsbringenden Botschaft, philosophische Binsenweisheiten werden ausgewalzt, der Verlauf der Geschichte erfährt erhebliche Sprünge, was sowohl das Pacing als auch die Glaubwürdigkeit und – vor allem! – die innere Logik schwer in Mitleidenschaft zieht. Humor findet hauptsächlich unfreiwillig statt (ist dieser Aufzug, der ausschaut wie ein Fastnachts-Special, eine Persiflage auf One Piece?), statt dessen werden Stereotypen und zweifelhafte plot twists im Minutentakt aufgeboten, die durch und durch generisch sind (»verrückter Wissenschaftler«, »Maids 'n' Guns«) und die eine bis dahin geniale Geschichte auf niedrigstes, billigstes Actiondrama-Niveau zu drücken. Um den Zuschauer bei der Stange zu halten, schmeißt man die zauberhaft-mysteriöse Atmosphäre des Beginns weitgehend weg und ersetzt sie durch brutale, schockierende Bilder, die wohl belegen sollen, daß die Menschen, besonders in gewissen Forschungseinrichtungen, auch nicht direkt das Wahre, Gute und Schöne verkörpern. Das fängt enorm plakativ an mit dem Auftritt von Keulen-Babsie, und steigert sich zu tränendurchtränkten Szenen, als man auch bei den Dämonen das Kindchenschema bemüht – für meinen Geschmack ein wenig zu oft und zu penetrant.

Am Ende geht dann alles sehr schnell, die Ereignisse überstürzen sich und alles wird dem Zuschauer vor die Füße geworfen – mit dem augenscheinlichen Ziel, statt auf Logik nur noch auf die Gefühle zu zielen –, und das liegt dann rum wie Kraut und Rüben. Dieses völlig übertriebene und daher grenzwertig hirntote Endzeitszenario führt dann natürlich zu völlig übersteigerten Szenen, inklusive dem massiven Einbau von Edelkitsch. Mal ganz von dem Umstand abgesehen, daß es bei manchen Charakteren keine halbe Folge bis zur völligen Läuterung und einer Kehrtwende von 180° braucht. So gesehen, wäre es nicht das Schlechteste gewesen, den Anime mit Folge 10 enden zu lassen.

Meinetwegen hätte man das Kennenlernen dieser neuen Welt gern ausführlicher behandeln können, und überhaupt hätte es dem ganzen "Neverland"-Universum gutgetan, in 40 oder 50 Episoden abgehandelt zu werden anstatt in nicht mal zwei Dutzend. So bleibt man als Zuschauer, der mal eine Nacht über das Gesehene geschlafen hat, möglicherweise zurück in einer Mischung aus Ratlosigkeit und Entsetzen. Und findet vielleicht Trost in der Figur von Mujika, wie sie abgeklärt und kindlich-heiter leichten Fußes das Ending abschreitet.
Beitrag wurde zuletzt am 06.03.2022 16:03 geändert.
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