Woodpecker Detective's Office (2020)

Kitsutsuki Tanteidokoro / 啄木鳥探偵處

Rezensionen – Woodpecker Detective's Office

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Anime „Woodpecker Detective's Office“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: Slaughtertrip#1
»Now that I think about it … detectives and poets might have a lot in common.«
Takuboku Ishikawa

Auf den ersten Blick haben Poesie und Detektivarbeit nichts miteinander gemein. Auch nicht auf den zweiten, dritten oder vierten Blick. Takuboku, anerkannter Poet und selbsternannter Detektiv, kann hier noch so sehr darauf beharren. Oder wird mich Takuboku nach einem weiteren, etwas genaueren Blick – dem Ansehen dieses Animes – doch Lügen strafen?

Wenn versucht wird, sich von Standardware abzuheben, wird oftmals eine weitere Zutat in den Mix geworfen. Statt aber etwas wirklich Revolutionäres zu erschaffen, ist das Ergebnis oft doch nur Stangenware + eine weitere Zutat. Eine Prise Salz oder ein Schuss Ketchup machen aus Pommes noch lange kein neues Gericht. Die Frage, die sich hier stellt, ist, ob es sich bei »Kitsutsuki Tanteidokoro« um gewürzte Pommes handelt oder um eine kulinarische Novität.*

Neben Takuboku basieren auch Kyosuke Kindaichi und mehrere Nebencharaktere auf realen Persönlichkeiten, die im späten 19. Jahrhundert gelebt haben, und auch das Setting ist in dieser Zeit angesiedelt. Diese Persönlichkeiten waren allesamt Poeten, Autoren oder auf sonstige Weise im literarischen Bereich tätig. Dies ist eine willkommene Abwechslung zu vielen anderen Werken, in denen meist Samurai oder Feldherren (Oda Nobunaga hat in der aniSearch-Datenbank aktuell sage und schreibe 19 Charaktereinträge [inklusive einer jüngeren Version eines Hündchens]) als Vorlage herangenommen wurden. Die realitätsnahe Umsetzung geht hier sogar so weit, dass die Tuberkulose-Erkrankung von Takuboku thematisiert wird. Gleich die erste Folge beginnt mit einem Timeskip, der sich zehn Jahre nach den Ereignissen der eigentlichen Handlung abspielt. Es ist also kein Spoiler, wenn ich sage, dass Takuboku zu dieser Zeit bereits tot ist. In den letzten Folgen des Anime begleitet der Zuschauer ihn vom anfangs noch energiegeladenen Hedonisten zum immer schwächer werdenden und aufgrund anderer Umstände in Verzweiflung gefallenen Poeten.
Ich weiß zwar nicht, warum man sich bei diesem Krimi ausgerechnet für Personen, die sich in der Literatur einen Namen gemacht haben, entschieden hatte, doch ich könnte mir vorstellen, dass man hier darauf bedacht war, ein gewisses Maß an Niveau anzustreben, welches durch die Kombination aus einer anspruchsvollen Deduktion, die in möglichst kniffligen Kriminalfällen angewendet wird, und der Kunst, Worten Eleganz zu verleihen, realisiert werden sollte.

Obgleich des Poesie-Themas stehen die Kriminalfälle im Zentrum dieses Animes. Man stelle sich einen Seismographen vor, der die Erschütterung der Erde aufzeichnet, um einen grafischen Eindruck von der Qualität der Fälle zu bekommen – es geht auf und ab. Auf eine Folge mit interessanten Kniffen folgt eine verwirrende Geschichte, deren sinnvolle Auflösung ich infrage stelle, und auf diese folgt ein Mord, dessen Aufklärung mehr dem Zufall und weniger detektivischem Spürsinn geschuldet ist. Es wurde sich jedoch immer Mühe gegeben, die Fälle mit einer originellen Idee aufzupeppen. So drehte man in einer Folge, in der sich Takuboku und Kyosuke gegenseitig des Mordes beschuldigen und ihre Freunde die abstrusesten Theorien zur Lösung des Falles anstellen, den Comedy-Faktor deutlich in die Höhe. Auch die Liebe wurde hier nicht vernachlässigt, und die beiden Hauptcharaktere treffen bei ihren Ermittlungen (wobei eigentlich nur Takuboku ermittelt. Kyosuke ist mehr ein Anhängsel) auf die eine oder andere Person, die ihnen den Kopf verdreht oder deren Kopf selbst verdreht wird. Und wer denkt, dass im 19. Jahrhundert vieles oft einfacher war, wird hier feststellen, dass manche Dinge eine Konstante in allen Zeitabschnitten darstellen: Love – It’s complicated!
Damit der Zuseher nicht das Interesse verliert und an der Serie dranbleibt, gibt es hier einen großen Fall, den es zu lösen gilt. Die Vielfalt der entdeckten Indizien, die über die gesamte Serie gestreut werden, variiert von Folge zu Folge. Zum Schluss gibt es dann eine – jedenfalls für mich – überraschende Auflösung.

Die Poesie nimmt nur einen kleinen Teil des Ganzen ein. Hie und da umgarnt Takuboku den Zuseher mit kurzen Gedichten, insbesondere auf seinem Spezialgebiet – der Tanka-Poesie. Nur in einer Folge, in der sich Takubokus Freunde einen Poesie-Wettstreit liefern, um das Herz ihrer Angebeteten zu gewinnen, wird der Lyrik mehr Aufmerksamkeit geschenkt.

Was dem Anime noch am ehesten ein Alleinstellungsmerkmal gibt, ist unerwarteterweise der Zeichenstil. Die Umrandung der Charaktere und z.B. die Falten in den Klamotten werden nicht mit schwarzen, sondern mit bläulichen Linien dargestellt.

Die kleinen Besonderheiten von »Kitsutsuki Tanteidokoro« – die Poesie, die Charaktere, die auf realen Personen basieren, und der originelle Zeichenstil – machen aus diesem Anime keine große Besonderheit. Am meisten hebt sich dieser Anime womöglich durch das Setting im Asakusa des 19. Jahrhunderts ab, wodurch die Fälle nicht durch modernste Methoden der Kriminalistik gelöst werden, sondern durch einen cleveren Poeten, der mit nichts anderem ausgerüstet ist als mit seinem scharfen Verstand.

*Pommes mit Salz, Ketchup und irgendeiner anderen Zutat, die zwar nicht stört, aber auch nicht zu »Food Porn«-ähnlichen Ausbrüchen führt. Wie ein befristetes Sonderangebot eines bestimmten Artikels, wenn z.B. weiße statt schwarze Schokolade genommen wurde oder Chips mit einem Gurken/Salami/Anchovis-Geschmack (die Kunden kaufen es – der Artikel ist immerhin neu und somit interessant) ins Sortiment aufgenommen wurden.
Beitrag wurde zuletzt am 06.08.2020 07:05 geändert.
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