- Handlung
- Animation
- Charaktere
- Musik
»The delightful and ever-novel pleasure of a useless occupation.«
- Henri de Régnier -
Für mich, als großer Fan des Spiels, führte kein Weg daran vorbei den Anime zu Dragon´s Dogma zu schauen. Natürlich ist die erste Frage, die man sich als Fan stellt: »Kann der Anime es mit dem Videospiel aufnehmen?«Diese Frage werde ich im Folgenden beantworten.
Doch zuerst sollte ich vielleicht erzählen, worum es in diesem Anime überhaupt geht. Die Geschichte beginnt im Fischerdorf Kassardis. Der Jäger Ethan führt ein glückliches Leben mit seiner Frau Olivia und seinem Ziehsohn Louis. Allerdings ändert sich das schnell, als Kassardis von einem Drachen attackiert wird. Ethan muss mit ansehen, wie seine Familie auf grausame Wiese vom Drachen getötet wird. Fragend richtet sich der Drache an den schwer verletzten Ethan: »Tapferer Mensch, empfindest du Hass für mich? Bist du erfüllt von unbändigem Zorn und unstillbaren Durst nach meinem Blute?«
Anschließend stiehlt der Drache Ethans Herz. Allerdings bedeutet das nicht den Tod für den Mann, von nun an ist er sogenannter Erweckter. Ethans Schicksal ist von nun an mit dem des Drachens verknüpft. Es ist seine Bestimmung den Drachen zu erschlagen, um sein Herz zurückzuerlangen.
Normalerweise würde ich an dieser Stelle weiter auf die Story eingehen. In diesem Fall möchte ich die Diskussion dazu lieber ans Ende setzen. Deswegen beginne ich zuerst mit den Charakteren. Da haben wir natürlich unseren Protagonisten Ethan. Ein mutiger und gutmütiger Mann, der sich aufmacht den Drachen zu erschlagen. Also im Grunde ein typischer Held der westlichen Heldensagen. Als Kenner des Spiels fällt einem sofort auf, das er dem Helden aus dem Prolog frappierend ähnlich sieht. Dann haben wir Hannah. Sie ist ein Pawn. Der einzige Daseinszweck eines Pawns besteht darin dem Erweckten zu dienen. Da sie nicht mehr als ein Werkzeug des Erweckten ist, ist es um ihre Gefühlswelt nicht allzu bunt bestellt. Tatsächlich hat sie nahezu keine Emotionen. Wie man sich vielleicht denken kann, ändert sich dies allerdings im Laufe der Folgen. Leider ist diese Wandlung viel zu abrupt und passiert innerhalb einer Folge. Bedauerlicherweise betrifft dies nicht nur Hannah, sondern auch Ethan, der in derselben Folge fast eine 180°-Wende vollführt. An dieser Stelle muss man allerdings erwähnen, dass eine vernünftige Entwicklung in 7 Episoden nicht unbedingt einfach ist.
Kommen wir nun zum größten Pluspunkt des Animes. Die Animationen sind auf verflucht hohem Niveau, was für einen CGI-Anime doch sehr erstaunlich ist. Man erkennt in jedem der Monster, gegen die unser Held antreten muss, mit wie viel Liebe diese animiert wurden. Lobend möchte ich auch hervorheben, dass man sich bei den Monstern sehr stark am Spiel orientiert, was in mir nostalgische Gefühle hervorrief. Ich freute mich jede Folge darauf, welche der Bestien aus dem Spiel als nächstes auftaucht. Es war jedes Mal ein Hochgenuss, diese dann in ihrer vollen Pracht zu bewundern. Sei es der Drache, der in seinem Detailgrad fast an dem aus dem Videospiel heranreicht oder die vierköpfige Hydra, deren Bewegungen so flüssig wie nie zuvor waren. Jederzeit war einem bewusst, das diese gigantischen Wesen nicht so einfach zu besiegen waren. In jedem ihrer Angriffe steckte so viel Wucht, dass ich nur staunen konnte, wie gut die Animationen waren.
Untermalt wurden diese epischen Kämpfe von ebenso epischer Musik, die dem des Spiels in nichts nachsteht. Das Opening ebenfalls mit epischer Musik bestückt, strotzte nur so vor Bildgewalt, ohne auch nur eine Szene aus dem Anime zu zeigen. Es war kaum so übersehen, wie viel Mühe darin steckte. In meinen Augen schlägt dieses Openig das des Spiels um Längen. Dagegen wirkte das Ending wie ein Witz, da es sich dabei um das typische Netflix-Ending handelte, lediglich untermalt von ruhiger leicht epischer Musik. Erstaunt war ich über die außerordentlich gute deutsche Synchronisation, die nur in wenigen Fällen Aussetzer hatte. Besonders wichtig für mich war hierbei die Stimme des Drachens, die ich im Spiel wahnsinnig gut fand. Zum Glück ist diese schön tief und dröhnend geworden. Allerdings gab es ein dabei ein kleines Problem, was ich etwas merkwürdig fand. Denn obwohl die Stimme des Drachen klar war, fiel es einem schwer ihn zu verstehen. Ich kann mir das nur so erklären, dass es durch die Tiefe der Stimme zu Interferenzen mit der Hintergrundmusik kam. Ein sehr ärgerlicher und vor allem vermeidbarer Fehler, wie ich finde.
Bis zu dieser Stelle hätte dieser Anime von mir eine Topwertung bekommen. Und hier kommt schon das aber und der Grund, warum ich die Story ans Ende setzte. Was zum Teufel hat man sich dabei nur gedacht?! Die ganze Geschichte lässt sich in einem Satz zusammenfassen. Der Held jagt den Drachen! Absolut jede Folge war episodisch und die einzelnen Episoden bauten kaum aufeinader auf. Es kam einem so vor, als hätte man hier ein Schaulaufen der coolsten Monster aus dem Spiel auf die Beine gestellt. Da half es auch nicht, dass man der Story Pseudotiefe verleihen wollte. Indem man jede Folge nach einer der Todsünden benannte, die dann auch das Leitmotiv der jeweiligen Folge darstellte. Wenn ich nur daran denke, auf welch philosophischer Ebene das Spiel das Thema »Endloser Kreislauf von Leben und Tod« abhandelte, könnte ich fast weinen, was man hier daraus gemacht hat. Es gab keine Erklärung dafür, woher die Pawns stammen. Es gab keine Erklärung dafür, was ein Erweckter überhaupt ist. Es gab keine Erklärung für die Existenz des Drachens. Und gerade den letzten Punkt nehme ich dem Anime besonders übel. Im Spiel war der Drache die zentrale Rolle für die Hintergründe der Welt. Die Gespräche zwischen ihm und dem Erweckten werden mir noch lange in Erinnerung bleiben. Hier in der Serie war der Drache eine Witzfigur im Vergleich.
Fazit
Empfehlen kann Dragon´s Dogma jedem, der auf bildgewaltige Kämpfe untermalt von epischer Musik steht und dem Story nicht allzu wichtig ist. Auch für Fans des Spiels gibt es hier genug zu sehen. Sei es das Wiedersehen mit alten Feinden oder auch mit Orten, die man liebgewonnen hat. Es gab sogar einige Szenen, die sehr stark an das Spiel erinnerten und das Fanherz höher schlagen ließen. Eins lasst euch jedoch gesagt sein und damit gebe ich nun die Antwort auf die eingangs erwähnte Frage. Dieser Anime ist dem Spiel nicht würdig, gucken werde ich wahrscheinlich trotzdem noch mal um die wuchtigen Kämpfe erneut genießen zu dürfen.
PS: Falls ihr euch fragt, was das Zitat am Anfang soll. Es ist im Grunde die zentrale Botschaft des Spiels und hinterfragt sowohl die Story als auch den Spieler selbst.
Beitrag wurde zuletzt am 29.09.2020 12:45 geändert.
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