RabiatorV.I.P.
#1Wie kriegt man die Leute dazu motiviert, dieses Werk nicht nur anzufangen und nach zwei, drei Folgen abzubrechen? Vielleicht mit der Erwähnung des Steigerungslaufs, den die Serie über ihre gesamte Laufzeit hingelegt hat; und jede Szene hat wie bei PM³ eine Bedeutung, gerade am Anfang. Wie beschreibt man die relativ kleine, aber eingeschworene Fangemeinschaft, die sich auf Reddit gebildet hat? Vielleicht so, dass mir etwas fehlen würde, wenn ich damals nicht dabei gewesen wäre!
Ich will gar nicht so tun, als ob ich derjenige gewesen bin, der herausgefunden hat, dass die Serie der wahrscheinlich letzte Versuch einer komplett in 2D animierten Mecha-Serie war. Auch nicht, dass in Masaharu Watanabe und Shinichiro Otsuka zwei wichtige Personen aus Re: Zero dabei waren, oder dass sich mit Jukki Hanada ein Drehbuchautor mit Rang und Namen einbrachte, und dass zahlreiche Referenzen unter anderen zu Gundam, Madoka, Yuru Camp und natürlich Re: Zero darin finden sind. Eigentlich muss man einfach nur das Interview mit dem Produzenten Takayuki Nagatani lesen, um genügend angefixt zu sein.
Erste Eindrücke
Ich bin absolut ohne Erwartungen und Vorkenntnisse an das Werk herangegangen und einfach nur von Woche zu Woche tiefer darin versunken, weil die Serie meiner Meinung nach (wie unter den Einzel-Episoden schon beschrieben), von Metaphern nur so wimmelt. Ein wichtiger Punkt war für mich der Verweis auf Reddit zu Sanderson's First Law of Magic, wo darüber debattiert wurde, ob das magische System eher ein weiches oder ein hartes gewesen sei. Diese Diskussion führte dazu, dass ich mir meine Gedanken dazu von der Seele schrieb, die ich hier in einen Spoiler packe. Lest ihn bitte wirklich erst, wenn ihr die Serie durchgeschaut habt!
Nach dem Spoiler werde ich auf Inhalte der Serie tiefer eingehen, was ebenfalls nicht geht, ohne hier und da zu spoilern. Wenn ihr euch also überraschen lassen wollt - und Überraschungen gibt es einige - lest bitte nach dem Spoiler-Balken erst einmal nicht weiter und fangt an zu schauen!
.
.
.
Einfach nur Fantasy - oder doch mehr?
Im oben angesprochenen Interview mit dem Produzenten ist (übersetzt) Folgendes zu lesen:
Warum bitte sollte man bei einem Fantasy-Abenteuer überhaupt einen solchen Satz ins Interview reinschreiben lassen? Kennt der Mann den Streisand-Effekt nicht - oder versucht er gar, ihn zu nutzen?! Wenn ich den Satz vorher gelesen hätte, hätte ich nämlich eher verstärkt nach solchen Überschneidungen geschaut. Wer keine Parallelen sehen will, sieht sie auch nicht... egal, es war mir auch ohne Aufmerksamkeitsschub wirksam genug.
Warum also sollte der Produzent davor warnen wollen, diese Parallelen zu ziehen? Nachdem ich in den letzten Jahren mehrfach beruflich in Japan war und die Mentalität der Menschen dort besser kennengelernt habe, kann ich mir vorstellen, dass die Autoren sich im Sinne einer Absicherung zitierbar dagegen verwehren wollten, womöglich ein aufgeladenes Werk produziert zu haben, welches nicht unter einem "korrekten Weltbild" im Sinne der japanischen Gesellschaft einzuordnen wäre und deshalb in der öffentlichen Wahrnehmung später zerrissen würde.
Ich hatte damals Folgendes in den Episoden-Kommentar zu Folge 8 geschrieben, direkt nach dem Anschauen und in Unkenntnis des oben zitierten Interviews:
Mangetsu machte schon in der ersten Folge besonders auf sich aufmerksam. Ihre erste Wow-Aktion war, eine umgekehrte chinesische Mauer in die Landschaft zu brennen. Wozu? War es, weil sich die Produzenten unseres Verständnisses versichern wollten, dass Mangetsu in reiner Verteidigung handelt - oder sollten wir bedenken, dass Mangetsu dem historischen China ähnelt? Wenn man einmal anfängt, in diese Richtung zu denken, zeigt sich (meiner Meinung nach) mit der Zeit, dass alle anderen Charaktere deutliche Ähnlichkeiten mit den gegenwärtigen Supermächten haben:
Weitere, passende Gleichnisse:
Wohlgemerkt: Die Herkunftsländer der Wettbewerberinnen sind im Anime andere. Aber auch da gibt's interessante Assoziationen, wie zum Beispiel die indirekte Verknüpfung von Russland und Deutschland (Katharina), oder Japan und Hongkong (beides fremdbeherrschte Territorien).
Wofür stehen die Puppen?
Sind sie in der Tat nur eine magische Projektion ihres Meisters, ohne die Chance zu haben, eine unabhängige Persönlichkeit zu entwickeln? Oder haben sie ein eigenes Herz und sind in der Lage, eine herausragende Persönlichkeit, eine Seele zu haben, oder wie auch immer man es nennen will? Das ist ein Kernelement der Serie, welches sich vermutlich in literarischen Vorlagen wie Pinocchio und seiner Suche nach Menschlichkeit Anleihen genommen hat.
Man kann diesen inneren Kampf aber auch wieder auf metaphorische Ebenen verlagern. Kann Künstliche Intelligenz ein Bewusstsein und eine Persönlichkeit entwickeln, die unabhängig vom Design ihrer menschlichen Entwickler ist, oder wird sie nur ein Spiegel der Individuen sein, die sie geschaffen haben? Mangetsu, entstanden unter Berücksichtigung der ureigensten Wünsche Shingetsus und zumindest anfänglich aus reiner Magie bestehend, gibt eine eindeutige Antwort auf diese Frage.
Oder auch: Inwieweit sind wir selbst Marionetten - haben wir Ziele, für die wir, alles bereits Errungene riskierend, kämpfen? Können wir, die Menschen, eine eigene Persönlichkeit entwickeln oder sind wir Handpuppen in den Händen von Puppenspielern, die die meiste Zeit gespielt werden und nur das tun, was von ihnen erwartet wird?
Dass mir diese Fragen beim Anschauen in den Sinn gekommen sind, liegt beidermaßen an diesem Anime und an meiner persönlichen Entwicklung mit Büchern, Hörspielen und Filmen. Da kann der Produzent noch so sehr davor warnen, solche Assoziationen nicht zu ziehen...
Fazit
Dass die Serie keinen finanziellen Erfolg oder auch nur Ruhm einheimsen konnte, wird wahrscheinlich wirklich das Ende der 2D-Mecha's bedeuten - bis sich eine KI der Sache wieder annehmen wird. Bis dahin werden wir immer besser werdende Computer-Modelle bestaunen dürfen, denen aber die Liebe für's Detail in der ursprünglichen Animation weitestgehend fremd sein wird. Es sei denn, deren Geschichten sind genau so ausgefeilt angelegt, wie die hier vorliegende. Für mich ergibt sich damit eines der am meisten unterschätzten Werke (obwohl es Blumengleichnisse gibt! 😉) der Anime-Geschichte.
Ich will gar nicht so tun, als ob ich derjenige gewesen bin, der herausgefunden hat, dass die Serie der wahrscheinlich letzte Versuch einer komplett in 2D animierten Mecha-Serie war. Auch nicht, dass in Masaharu Watanabe und Shinichiro Otsuka zwei wichtige Personen aus Re: Zero dabei waren, oder dass sich mit Jukki Hanada ein Drehbuchautor mit Rang und Namen einbrachte, und dass zahlreiche Referenzen unter anderen zu Gundam, Madoka, Yuru Camp und natürlich Re: Zero darin finden sind. Eigentlich muss man einfach nur das Interview mit dem Produzenten Takayuki Nagatani lesen, um genügend angefixt zu sein.
Erste Eindrücke
Ich bin absolut ohne Erwartungen und Vorkenntnisse an das Werk herangegangen und einfach nur von Woche zu Woche tiefer darin versunken, weil die Serie meiner Meinung nach (wie unter den Einzel-Episoden schon beschrieben), von Metaphern nur so wimmelt. Ein wichtiger Punkt war für mich der Verweis auf Reddit zu Sanderson's First Law of Magic, wo darüber debattiert wurde, ob das magische System eher ein weiches oder ein hartes gewesen sei. Diese Diskussion führte dazu, dass ich mir meine Gedanken dazu von der Seele schrieb, die ich hier in einen Spoiler packe. Lest ihn bitte wirklich erst, wenn ihr die Serie durchgeschaut habt!
Nach dem Spoiler werde ich auf Inhalte der Serie tiefer eingehen, was ebenfalls nicht geht, ohne hier und da zu spoilern. Wenn ihr euch also überraschen lassen wollt - und Überraschungen gibt es einige - lest bitte nach dem Spoiler-Balken erst einmal nicht weiter und fangt an zu schauen!
.
.
.
Das war ein ziemlich hartes magisches System. Die Hauptregel war, dass zwei Mächte über den Ausgang des Kampfes entscheiden: Willenskraft und tatsächliche magische Kraft. Shingetsu wurde von Kindheit an mit sehr hoher magischer Kraft in Versuchung geführt, aber nachdem sie vermutlich schlechte Erfahrungen mit Magie gemacht hat (sie hat letztlich ihre Familie verloren), konzentrierte sich ihre Willenskraft darauf, die Magie loszuwerden und sie, wie im Kampf mit Anna, auf ein Minimum reduziert zu verwenden.
Mangetsu war nur eine weitere Versuchung für Shingetsu - reines magisches Potenzial und das Versprechen, niemals gegen sie zu kämpfen. Darüber hinaus wird Mangetsu der verständnisvollste Freund, den Shingetsu jemals hatte. Aber Shingetsu muss sie opfern, um ihren Wunsch zu erfüllen.
Daran zerbricht Shingetsu fast.
Sie möchte, dass Magie zerstört wird, aber sie möchte nicht, dass Mangetsu (aus reiner Magie bestehend) sie für immer verlässt. Der Entschluss kommt hier von Mangetsu, die sich Shingetsus Zweifeln widersetzt und anbietet, sich selbst zu opfern. Indem sie sich ihrer Quelle entgegenstellt, verdient sie sich eine Persönlichkeit wie einst Suishou.
Es kommt die letzte Schlacht und Suishou vernichtet die Magie der Marionette, die Mangetsu war. Aber ihre Persönlichkeit überlebt, sie tritt für Shingetsu ein, und jetzt übertreffen ihre kombinierte Willenskraft plus die magische Kraft von Shingetsu diejenigen von Suishou. Sowohl Shingetsus als auch Mangetsus Persönlichkeiten überleben.
[...]
Für mich ist dies eher einer der Fälle, in denen es "nicht die Magie [ist], die mystisch alles besser macht". Stattdessen war es die sorgfältig ausgearbeitete Charakterentwicklung der Moongirls, die ihre Willenskraft im Kampf definierte. Gemäß den Regeln löste Willenskraft am Ende das Problem - ihre magische Kraft war während der Serie mehr oder weniger unveränderlich. Magie war hier "nur ein weiteres Werkzeug".
Mangetsu war nur eine weitere Versuchung für Shingetsu - reines magisches Potenzial und das Versprechen, niemals gegen sie zu kämpfen. Darüber hinaus wird Mangetsu der verständnisvollste Freund, den Shingetsu jemals hatte. Aber Shingetsu muss sie opfern, um ihren Wunsch zu erfüllen.
Daran zerbricht Shingetsu fast.
Sie möchte, dass Magie zerstört wird, aber sie möchte nicht, dass Mangetsu (aus reiner Magie bestehend) sie für immer verlässt. Der Entschluss kommt hier von Mangetsu, die sich Shingetsus Zweifeln widersetzt und anbietet, sich selbst zu opfern. Indem sie sich ihrer Quelle entgegenstellt, verdient sie sich eine Persönlichkeit wie einst Suishou.
Es kommt die letzte Schlacht und Suishou vernichtet die Magie der Marionette, die Mangetsu war. Aber ihre Persönlichkeit überlebt, sie tritt für Shingetsu ein, und jetzt übertreffen ihre kombinierte Willenskraft plus die magische Kraft von Shingetsu diejenigen von Suishou. Sowohl Shingetsus als auch Mangetsus Persönlichkeiten überleben.
[...]
Für mich ist dies eher einer der Fälle, in denen es "nicht die Magie [ist], die mystisch alles besser macht". Stattdessen war es die sorgfältig ausgearbeitete Charakterentwicklung der Moongirls, die ihre Willenskraft im Kampf definierte. Gemäß den Regeln löste Willenskraft am Ende das Problem - ihre magische Kraft war während der Serie mehr oder weniger unveränderlich. Magie war hier "nur ein weiteres Werkzeug".
Einfach nur Fantasy - oder doch mehr?
Im oben angesprochenen Interview mit dem Produzenten ist (übersetzt) Folgendes zu lesen:
Ich hoffe, dass die Zuschauer in die einzigartige Umgebung des Animes eintauchen, anstatt sich darauf zu konzentrieren, wie sich seine Welt mit der realen Welt überschneiden kann. Für Original-Anime kann es schwierig sein, die Kulisse der Show zu vermitteln, und die Zuschauer haben möglicherweise Schwierigkeiten zu wissen, unter welcher Einstellung sie sie sehen sollten.
Warum bitte sollte man bei einem Fantasy-Abenteuer überhaupt einen solchen Satz ins Interview reinschreiben lassen? Kennt der Mann den Streisand-Effekt nicht - oder versucht er gar, ihn zu nutzen?! Wenn ich den Satz vorher gelesen hätte, hätte ich nämlich eher verstärkt nach solchen Überschneidungen geschaut. Wer keine Parallelen sehen will, sieht sie auch nicht... egal, es war mir auch ohne Aufmerksamkeitsschub wirksam genug.
Warum also sollte der Produzent davor warnen wollen, diese Parallelen zu ziehen? Nachdem ich in den letzten Jahren mehrfach beruflich in Japan war und die Mentalität der Menschen dort besser kennengelernt habe, kann ich mir vorstellen, dass die Autoren sich im Sinne einer Absicherung zitierbar dagegen verwehren wollten, womöglich ein aufgeladenes Werk produziert zu haben, welches nicht unter einem "korrekten Weltbild" im Sinne der japanischen Gesellschaft einzuordnen wäre und deshalb in der öffentlichen Wahrnehmung später zerrissen würde.
Ich hatte damals Folgendes in den Episoden-Kommentar zu Folge 8 geschrieben, direkt nach dem Anschauen und in Unkenntnis des oben zitierten Interviews:
Mit einem gerüttelt Maß an Fantasie und bösem Willen kann man jedes Mädchen einem der derzeitigen globalen Machtblöcke zuordnen. Die letzten Folgen habe ich unter dieser Prämisse derb gefeiert, hielt es aber für eine Überinterpretation. Seit heute feiere ich die Serie nur noch. Ich bin mir noch nicht sicher, ob das wirklich so beabsichtigt ist, oder ob hier einfach nur "ein Affe auf 'ner Tastatur rumklimpert".
Mangetsu machte schon in der ersten Folge besonders auf sich aufmerksam. Ihre erste Wow-Aktion war, eine umgekehrte chinesische Mauer in die Landschaft zu brennen. Wozu? War es, weil sich die Produzenten unseres Verständnisses versichern wollten, dass Mangetsu in reiner Verteidigung handelt - oder sollten wir bedenken, dass Mangetsu dem historischen China ähnelt? Wenn man einmal anfängt, in diese Richtung zu denken, zeigt sich (meiner Meinung nach) mit der Zeit, dass alle anderen Charaktere deutliche Ähnlichkeiten mit den gegenwärtigen Supermächten haben:
- Anna, die dem alten Europa ähnelt (England fällt mir da zuerst ein) mit herausragender Geschichte, mit berühmten Vorfahren und mit Illusionen von Größe. Sie ist im Bunde mit Suishou, denkt aber, dass sie die bessere ist.
- Shingetsu steht für Russland. Sie ist ein Rätsel mit großem Potenzial, dem Anna (im Stil von Katharina der Großen) zur magischen Existenz und letztlich zur Größe verholfen hat. Anna beneidet Shingetsu aber auch um ihr Potenzial, was in der jüngeren Geschichte mehrfach zu unerbittlichem Handeln führte (Napoleon, Hitler).
- Mangetsu ist (wie erwähnt) China. Sie ist neu auf der globalen Bühne im Kampf um die magische Vorherrschaft. Sie wird beschuldigt, in jeglicher Hinsicht nicht echt und auf Identitätssuche zu sein. Sie hat ebenfalls riesiges Potential. In der Bildwirkung wurde die Assoziation durch die inverse chinesische Mauer etabliert. Die Wurzeln für das moderne China liegen gleichermaßen in vier Jahrtausenden Kaiserreich und in der russischen Oktoberrevolution. Mangetsu ist eine Puppe (siehe unten) und aus den innersten Wünschen Shingetsus entstanden...
- Nene und Schwestern: eine Tsundere und zwei Yamatos, technikbegeistert, im Kern gute Leute. Als Yamatos erwachsen, als widerspenstige Tsundere kleiner gemacht (entmündigt), als sie eigentlich ist. Aus welchem Land könnten die wohl sein...
- Suishou - US of A. Wurde in den frühen Tagen schlecht behandelt, emanzipierte, besitzt am Ende reine Macht, nutzt sie aber nur für sich selbst - Atombombenbilder inklusive (man beachte ein weiteres Mal die Bildwirkung). Suishou hatte einmal einen guten Kern, aber jetzt ist sie bis auf die Knochen korrumpiert. Das globale Interferenzfeld, das die Wahrnehmung der Menschen von Realität und Potenzial verändert, ist ein schöner Seitenhieb.
- Die Tsuchimikados. Sie sind wie der globale Süden, der sich Suishou weit vor den anderen widersetzt hat. Von denen verschwindet einer nach dem anderen ohne jegliche Erinnerung.
Weitere, passende Gleichnisse:
- Magiaconatus: Das Potenzial der Menschheit, die Welt zu verändern - genutzt in sinnlosen Kriegen und Terror. Eingedenk der derzeit vorherrschenden Ideologien folgen daraus: Kapitalismus, Nationalismus, Neokolonialismus und Imperialismus.
- Magie: Krieg. Der fähigste Magier Krieger setzt sich durch. Shingetsus Ahnen wurden durch Magie Krieg ausgelöscht. Sie will das nicht mehr, aber niemand hört zu. Conatus schreibt vor, wo's lang geht, und Shinghetsus Voraussetzungen sind an sich günstig...
Wohlgemerkt: Die Herkunftsländer der Wettbewerberinnen sind im Anime andere. Aber auch da gibt's interessante Assoziationen, wie zum Beispiel die indirekte Verknüpfung von Russland und Deutschland (Katharina), oder Japan und Hongkong (beides fremdbeherrschte Territorien).
Wofür stehen die Puppen?
Sind sie in der Tat nur eine magische Projektion ihres Meisters, ohne die Chance zu haben, eine unabhängige Persönlichkeit zu entwickeln? Oder haben sie ein eigenes Herz und sind in der Lage, eine herausragende Persönlichkeit, eine Seele zu haben, oder wie auch immer man es nennen will? Das ist ein Kernelement der Serie, welches sich vermutlich in literarischen Vorlagen wie Pinocchio und seiner Suche nach Menschlichkeit Anleihen genommen hat.
Man kann diesen inneren Kampf aber auch wieder auf metaphorische Ebenen verlagern. Kann Künstliche Intelligenz ein Bewusstsein und eine Persönlichkeit entwickeln, die unabhängig vom Design ihrer menschlichen Entwickler ist, oder wird sie nur ein Spiegel der Individuen sein, die sie geschaffen haben? Mangetsu, entstanden unter Berücksichtigung der ureigensten Wünsche Shingetsus und zumindest anfänglich aus reiner Magie bestehend, gibt eine eindeutige Antwort auf diese Frage.
Oder auch: Inwieweit sind wir selbst Marionetten - haben wir Ziele, für die wir, alles bereits Errungene riskierend, kämpfen? Können wir, die Menschen, eine eigene Persönlichkeit entwickeln oder sind wir Handpuppen in den Händen von Puppenspielern, die die meiste Zeit gespielt werden und nur das tun, was von ihnen erwartet wird?
Dass mir diese Fragen beim Anschauen in den Sinn gekommen sind, liegt beidermaßen an diesem Anime und an meiner persönlichen Entwicklung mit Büchern, Hörspielen und Filmen. Da kann der Produzent noch so sehr davor warnen, solche Assoziationen nicht zu ziehen...
Fazit
Dass die Serie keinen finanziellen Erfolg oder auch nur Ruhm einheimsen konnte, wird wahrscheinlich wirklich das Ende der 2D-Mecha's bedeuten - bis sich eine KI der Sache wieder annehmen wird. Bis dahin werden wir immer besser werdende Computer-Modelle bestaunen dürfen, denen aber die Liebe für's Detail in der ursprünglichen Animation weitestgehend fremd sein wird. Es sei denn, deren Geschichten sind genau so ausgefeilt angelegt, wie die hier vorliegende. Für mich ergibt sich damit eines der am meisten unterschätzten Werke (obwohl es Blumengleichnisse gibt! 😉) der Anime-Geschichte.
Beitrag wurde zuletzt am 21.10.2022 02:27 geändert.