AsaneRedakteur
#1Woran erkennt man Wissenschaft? An den weißen Laborkitteln natürlich. Und woran noch? Daran, daß mit irrsinnigen Formeln und Graphen um sich geschmissen wird wie nix Gutes (mehr irr als sinnig) und natürlich auch daran, daß unweigerlich irgendwann Schrödingers Katze erwähnt wird. Und wozu das alles?
Das ist gewissermaßen die Kernfrage des ganzen. Kurz gesagt: man setzt zwei möglichst weit voneinander entfernte Erfahrungswelten gegeneinander und hofft, allein schon aus der resultierenden Fallhöhe humoristisches Kapital zu schlagen. Das geht erfahrungsgemäß schief. Erfahrungsgemäß deswegen, weil man immer das nimmt, was man für typische Erkennungsmerkmale und Ingredienzen hält, und das entspricht weniger der Wirklichkeit als vielmehr dem, was das Klischee verlangt.
Dazu kommt die enorm simpifizierende Art, wie damit umgegangen wird. Die Darstellung solcher Merkmale erfolgt nämlich nicht nach Maßgabe der Logik, sondern so, wie's einem aktuell grade in den Kram passt. Also erreicht man ein Niveau der Wissenschaftsdarstellung wie beispielsweise in »Steins;Gate«, wofür auch wieder der unverzichtbare Wissenschaftskittel bürgt. Alles ganz so, wie Klein Erna sich das vorstellt.
Mit der romantischen Liebe am anderen Ende dieser Gegenüberstellung verhält es sich nicht viel anders. Allein schon das tapfere, weil inkonsequent gehandhabte Ausklammern von Einflüssen, die sich nicht nur der Messbarkeit entziehen, sondern auch die Entscheidungen und die Wahrnehmung des Wissenschaftlers beeinflussen, führt zu Fehlannahmen und Folgerungen, über die man sich nur die Haare raufen kann. – Aber was will man erwarten, wenn die einleitende Prämisse über die Gesetze des Weltalls schon zweifelhaft ist?
Das sind so grob die Dinge, die erheblich nerven, wenn man den Fehler macht, die Sache ernst zu nehmen. Leider wird angesichts dieser schludrigen Verfahrensweise nicht immer klar, wann Unvermögen im Spiel ist und wann satirische Überspitzung.
Die nämlich ist einer der großartigen Züge dieser Serie, wozu sie sich aber zu selten aufschwingt. Gleich das genüssliche Auseinandernehmen der üblichen Tropen des romantischen Genres wie das Kabedon ziemlich zu Anfang des Animes. Und auch da, wo es um die Parodie bekannter Stoffe geht (Kaguya-hime; der dankbare Kranich aka "Tsuru no Ongaeshi"), läuft der Anime zu großartiger Form auf.
Das Personal dieser Serie ist von der Art, wie es eigentlich nur in Animes vorkommt. Vielleicht mit Ausnahme von Kanade, die hier die Normale, im echten Leben Verwurzelte gibt, aber selbstverständlich nicht frei ist von eigenen klischeehaften Macken, dennoch die einzige, der das Wort Empathie nicht völlig fremd ist. Unvergessen ist damit auch die geniale Szene, als sie, durch eine gewisse Umarmung emotional gestärkt, sich vor das Expertenpublikum hinstellt und souverän ihre Präsentation hält, als sei Lampenfieber nie ein Thema gewesen.
Zum Thema Animation und Musik habe ich mich noch nicht geäußert, woraus man schließen kann, daß beides sehr in Ordnung ist. Die Hintergründe sind oft recht hell, fast luzide, und die Musik ist vorn und hinten durchaus hörbar (der übliche JPop) und in der Mitte meist sehr leicht und kammermusikalisch, ziemlich pianolastig, oft irgendwo zwischen Bartok und Free Jazz.
Das Design der Charaktere und deren Bewegungen sind ganz ansehnlich, aber auch nichts Weltbewegendes. Schließlich dominiert hier Comedy. Dazu ist noch zu vermelden, daß die Chibis endlich mal richtig gut sind. Fast besser als ihre Originale.
Fazit:
Rikekoi gibt sich unnötigerweise staubtrocken und gewollt klinisch steril, auch wenn klar ist, was damit bezweckt werden soll. Die Testreihen, die die beiden Protagonisten an sich vornehmen, wirken oft wie die wissenschaftliche, leicht parodistisch angehauchte Variante von Doktorspielchen. Das trägt entsprechend zum Reiz dieser Serie bei. Aber viel zu oft wird die Logik der Unterhaltung geopfert, indem man die landläufigen Vorstellungen über "Wissenschaft" bedient und dem so erreichten Niveau alles andere unterordnet. Vereinzelt funktioniert das sogar, und manchmal ist es sogar lustig! Die behauptete Wissenschaftlichkeit sieht dann zwar beeindruckend aus und besticht bisweilen durch kompletten Irrsinn, ist aber teilweise nicht weit von dem Niveau entfernt, das auch Natsumi in »Non non Biyori« bei ihren Rechenaufgaben an den Tag legt.
Rikekoi kann Spaß machen, wenn man sich dazu überwindet, Bezüge zur Realität außer acht zu lassen, Logik zu ignorieren und man sich nicht an der üblichen Klischeehaftigkeit der Charaktere stört.
Das ist gewissermaßen die Kernfrage des ganzen. Kurz gesagt: man setzt zwei möglichst weit voneinander entfernte Erfahrungswelten gegeneinander und hofft, allein schon aus der resultierenden Fallhöhe humoristisches Kapital zu schlagen. Das geht erfahrungsgemäß schief. Erfahrungsgemäß deswegen, weil man immer das nimmt, was man für typische Erkennungsmerkmale und Ingredienzen hält, und das entspricht weniger der Wirklichkeit als vielmehr dem, was das Klischee verlangt.
Dazu kommt die enorm simpifizierende Art, wie damit umgegangen wird. Die Darstellung solcher Merkmale erfolgt nämlich nicht nach Maßgabe der Logik, sondern so, wie's einem aktuell grade in den Kram passt. Also erreicht man ein Niveau der Wissenschaftsdarstellung wie beispielsweise in »Steins;Gate«, wofür auch wieder der unverzichtbare Wissenschaftskittel bürgt. Alles ganz so, wie Klein Erna sich das vorstellt.
Mit der romantischen Liebe am anderen Ende dieser Gegenüberstellung verhält es sich nicht viel anders. Allein schon das tapfere, weil inkonsequent gehandhabte Ausklammern von Einflüssen, die sich nicht nur der Messbarkeit entziehen, sondern auch die Entscheidungen und die Wahrnehmung des Wissenschaftlers beeinflussen, führt zu Fehlannahmen und Folgerungen, über die man sich nur die Haare raufen kann. – Aber was will man erwarten, wenn die einleitende Prämisse über die Gesetze des Weltalls schon zweifelhaft ist?
Das sind so grob die Dinge, die erheblich nerven, wenn man den Fehler macht, die Sache ernst zu nehmen. Leider wird angesichts dieser schludrigen Verfahrensweise nicht immer klar, wann Unvermögen im Spiel ist und wann satirische Überspitzung.
Die nämlich ist einer der großartigen Züge dieser Serie, wozu sie sich aber zu selten aufschwingt. Gleich das genüssliche Auseinandernehmen der üblichen Tropen des romantischen Genres wie das Kabedon ziemlich zu Anfang des Animes. Und auch da, wo es um die Parodie bekannter Stoffe geht (Kaguya-hime; der dankbare Kranich aka "Tsuru no Ongaeshi"), läuft der Anime zu großartiger Form auf.
Das Personal dieser Serie ist von der Art, wie es eigentlich nur in Animes vorkommt. Vielleicht mit Ausnahme von Kanade, die hier die Normale, im echten Leben Verwurzelte gibt, aber selbstverständlich nicht frei ist von eigenen klischeehaften Macken, dennoch die einzige, der das Wort Empathie nicht völlig fremd ist. Unvergessen ist damit auch die geniale Szene, als sie, durch eine gewisse Umarmung emotional gestärkt, sich vor das Expertenpublikum hinstellt und souverän ihre Präsentation hält, als sei Lampenfieber nie ein Thema gewesen.
Zum Thema Animation und Musik habe ich mich noch nicht geäußert, woraus man schließen kann, daß beides sehr in Ordnung ist. Die Hintergründe sind oft recht hell, fast luzide, und die Musik ist vorn und hinten durchaus hörbar (der übliche JPop) und in der Mitte meist sehr leicht und kammermusikalisch, ziemlich pianolastig, oft irgendwo zwischen Bartok und Free Jazz.
Das Design der Charaktere und deren Bewegungen sind ganz ansehnlich, aber auch nichts Weltbewegendes. Schließlich dominiert hier Comedy. Dazu ist noch zu vermelden, daß die Chibis endlich mal richtig gut sind. Fast besser als ihre Originale.
Fazit:
Rikekoi gibt sich unnötigerweise staubtrocken und gewollt klinisch steril, auch wenn klar ist, was damit bezweckt werden soll. Die Testreihen, die die beiden Protagonisten an sich vornehmen, wirken oft wie die wissenschaftliche, leicht parodistisch angehauchte Variante von Doktorspielchen. Das trägt entsprechend zum Reiz dieser Serie bei. Aber viel zu oft wird die Logik der Unterhaltung geopfert, indem man die landläufigen Vorstellungen über "Wissenschaft" bedient und dem so erreichten Niveau alles andere unterordnet. Vereinzelt funktioniert das sogar, und manchmal ist es sogar lustig! Die behauptete Wissenschaftlichkeit sieht dann zwar beeindruckend aus und besticht bisweilen durch kompletten Irrsinn, ist aber teilweise nicht weit von dem Niveau entfernt, das auch Natsumi in »Non non Biyori« bei ihren Rechenaufgaben an den Tag legt.
Rikekoi kann Spaß machen, wenn man sich dazu überwindet, Bezüge zur Realität außer acht zu lassen, Logik zu ignorieren und man sich nicht an der üblichen Klischeehaftigkeit der Charaktere stört.
Beitrag wurde zuletzt am 08.10.2022 04:01 geändert.
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