Nova LunarisV.I.P.
#1- Handlung
- Animation
- Charaktere
- Musik
»Veränderung tut weh. Aber nicht so weh, wie dort zu bleiben, wo man nicht hingehört.«
(Mahatma Ghandi)
Bei der Wahl des Titels dieses Musikvideos musste ich schmunzeln. Wer meine bisherigen Rezensionen zu den Werken von Eve gelesen hat, weiß, dass das herausragende Merkmal dieser Gruppe die Doppeldeutigkeit ihrer Bildsprache ist. Und da nennen sie dieses Video einfach mal »Ambivalent«, ich bin mir nicht sicher, ob das absichtlich geschehen ist oder eher Zufall war, aber ich finde es jedenfalls lustig.
Wie üblich präsentiert man uns eine scheinbar simple Geschichte über einen Jungen und seine Katze, die sich eingesperrt in einen wunderfarbigen Raum wiederfinden. An den pinken Wänden hängen bunte meist kryptische Gemälde, wie das zweier sich abstoßender Hufeneisenmagneten. Im Zentrum des Zimmers steht eine eigentümliche Maschine, in der sich offenbar das lethargisch pochende Herz des Protagonisten befindet. Jeder Versuch, durch eine der Türen zu verschwinden, endet damit, dass der Junge und sein treuer Begleiter aufgehalten werden, mal von explosiven Blumen, mal durch weitere Pforten. Nun bedarf es wieder einer kleinen Interpretation, um das ambivalente Video zu deuten. Zuerst, was ist das eigentliche Problem des Knaben? Es ist nicht, dass er den Raum nicht verlassen kann, sondern er will es vielmehr nicht. Dieses pinke Zimmer steht für sein bisheriges sicheres Leben mit all seinen Erinnerungen, aber das schwach pochende Herz im Hintergrund zeigt deutlich auf, dass irgendetwas im Argen liegt. Denn der Bursche hat etwas Wichtiges verloren, den Spaß am Leben. Deswegen hat er sich in das innerste der Seele zurückgezogen, um zu ergründen, wo das Problem zu finden ist. Die ersten Versuche, seinem bisher tristen Dasein zu entrinnen, scheitern natürlich aufgrund der Angst vor dem Unbekannten. Denn selbst, wenn er keine Erfüllung in diesem pinken Raum erfährt, bleibt ihm die Sicherheit, die er bittet. Aber schnell wird klar, dass die Diskrepanz zwischen Herz und Verstand immer weiter wächst, dargestellt durch die rotierenden Magneten, deren Pole einfach nicht zueinanderfinden wollen. Die Katze steht im Übrigen für den Teil seiner Seele, die alles so belassen will, wie es ist und dementsprechend zeigt sie wenig Verständnis für die Versuche, sich aus dem alltäglichen Trott zu befreien. Am Ende bleibt dem Knaben nur ein reinigendes Feuer, das das eingerostete Herz zum Kochen bringt und deutlich aufzeigt, dass er den richtigen Weg eingeschlagen hat.
Die mysteriöse Welt besticht optisch durch ihren Detailgrad und ihre unergründliche Tiefe. Man nehme nur mal die Apparatur, die eine Art Pflanze-Maschine-Hybrid darstellt und das pochende Herz bewahrt. Oder den finsteren Garten mit den bedrohlichen Gewächsen, die sich um verrostete rotäugige Ampeln schlingen. Außerdem beweist Eve auf beeindruckende Weise, wie gut man Gefühle über Farben transportieren kann. Passend zur Geborgenheit kleidet sich der Raum in warme anschmiegsame Farbentöne, während die Welt hinter den Türen durch kalte düstere Nuancen besticht.
Musikalisch unterscheidet sich »Ambivalent« deutlich von den anderen Werken, die vor allem durch ihre Gelassenheit und Eingängigkeit bestechen. Denn dieses Stück strotzt geradezu vor Lebenskraft. Das hört man speziell an der Stimme des Sängers. Normalerweise klingt er so, als würde er gechillt auf dem Sofa faulenzen und hier hat man das Gefühl, dass er sich richtig hinter das Mikro klemmt. Im Besonderen der Refrain, der mich an irgendwas erinnert, ist Emotion pur. Fast könnte man meinen, dass dieses Werk der Gruppe besonders am Herzen liegt.
Fazit
In diesem wunderfarbigen Video zeigen Eve wieder, was sie am besten können, eine emotionale Geschichte fast ausschließlich über die Bildsprache und Farbgebung zu erzählen. Dabei wagen sie musikalisch etwas Neues, passend zum eigentlichen Thema des Videos und beweisen, dass sie das ebenso drauf haben. Tatsächlich würde ich mir wünschen, das öfter zu hören. Denn so sehr mir die entspannten Melodien mit den eingängigen Beats gefallen, so repetitiv sind auch, wenn man sich alle Videos der Gruppe anschaut.
Davon ab, gibt es von mir eine uneingeschränkte Empfehlung, denn dieses Video hat eine wunderschöne Message, die im Besonderen unglücklichen Menschen bekannt vorkommen dürfte.
Beitrag wurde zuletzt am 16.07.2021 16:14 geändert.
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