AsaneRedakteur
#1Auch hier bietet sich dem Zuschauer das altbekannte RomCom-Dilemma. Die Romantik ist sehr zaghaft und findet erst ab der Hälfte der Serie statt, und die Comedy scheut sich vor Originalität und setzt im wesentlichen auf alte, ausgetretene Klischees. So stehen sich beide Teile der RomCom gegenseitig im Weg und mit keinem mag man so richtig glücklich sein. Natürlich gibt es auch einige überraschende und überraschend gute Momente, die aber lassen sich an einer Hand abzählen.
Daher erstmal die Kurzfassung für Eilige:
Unentschiedenheit ist das Hauptmerkmal, wenn es um die Romantik geht. Die Prämisse "Normaler Schüler mit mittelprächtigen Leistungen gibt zwei weiblichen Genies Nachhilfe, die in ihren jeweils schwächsten Disziplinen reüssieren wollen" gibt zwar einige wenige Folgen lang Futter für komische Situationen, verkommt aber recht bald zum bloßen Anlass, die übliche Slapstick-Show mit all den Gags abzuziehen, die schon zu Zeiten von »Love Hina« nicht mehr neu waren.
Das betrifft hauptsächlich alle Peinlichkeiten, die man mit Ecchi und Fanservice machen kann, und die, je nach Veranlagung des Zuschauers, mehr oder weniger nerven. Und selbstverständlich weit, weit entfernt sind von dem, was man sich so als handelsübliche Realität vorstellt.
Die Mädels selber sind, jede für sich genommen, durchaus sympathisch und für Animeverhältnisse normal, handeln im Pulk aber zunehmend irrational und overpaced. Daß es bei einer Serie, die (mindestens) über zwei Staffeln geht, hier noch zu keinem wirklichen Ende (sprich: Entscheidung für die einzig Wahre) kommt, dürfte auf der Hand liegen, und das zähle ich daher auch nicht als Spoiler.
Die Langfassung für Geduldige:
Nariyuki ist der Typ unauffälliger, normaler Schüler mit starkem Gerechtigkeitssinn, der alles mit sich machen lässt, wenn es denn nur seinen Schützlingen zugute kommt. Von dieser Charakteristik zeugt in erster Linie sein zerdetschtes Ahoge, das auch das Bewerbungsfoto ziert, auf dem er ein wenig verblödet aus der Wäsche schaut. Dieses Merkmal ist, wie man sehen kann, auch einigen anderen Personen, mit denen er's in der Folge zu tun bekommt, zu eigen, und allein das spricht Bände. Das betrifft nicht nur die beiden Wunderkinder, die recht gegensätzlich begabt sind und genau in denjenigen Fächern aufholen müssen, die ihnen nicht so liegen. Das betrifft auch die Dramaturgie, denn wie man erwarten kann, kommen alle paar Folgen neue Kandidatinnen hinzu, denen der arme Kerl sich annehmen muss. Einfach damit es nicht zu schnell langweilig wird, und so wächst es sich sehr schnell zu der bekannten Haremssituation aus.
An Personal wäre da:
Obwohl all diese Prämissen recht vielversprechend sind, macht der Anime erstaunlich wenig daraus. In aller Regel werden wir Zeuge slapstickstarker Komikattacken mit den üblichen darstellerischen Mitteln. Dennoch gibt es einige interessante Details wie ziemlich zu Anfang jene Szene im Büro des Schulleiters, welche die Machtverhältnisse glasklar illustriert. Eine Folge später sieht das zwar graduell etwas anders aus (man beachte die Positionen im Verhältnis zur Sitzecke), dennoch sind die drei Personen unangenehm weiträumig verteilt: Ein Direx, ein Deliquent, eine Zimmerlinde.
Es reicht ja nicht, daß dem armen Nariyuki die beiden eigensinnigen Genies aufs Auge gedrückt werden und sein angestrebtes Stipendium vom Erfolg seiner Mission abhängen soll; denn um das ganze noch lustiger und unterhaltsamer zu gestalten, werden die Rahmenbedingungen seitens des Rekorats Folge für Folge verändert, verschärft, uminterpretiert, damit der Protagonist auch ganz bestimmt nie weiß, woran er gerade ist. Diese Verantwortung trifft auf eine seiner charakteristischsten Eigenschaften, was mit "Helfersyndrom" eher unzureichend wiedergegeben ist. Er wirkt wie eine Mischung aus Keitarou (Love Hina) und Kirito (Sword Art Online), immer freundlich, immer ansprechbar, immer aufopferungsbereit. Im Kontrast zu den vielfältigen Allüren seiner Klientel sorgt das zwar für ordentlich Comedy – vor allem, wenn die Mädels sich untereinander zoffen –, zieht aber die Glaubwürdigkeit des ganzen beträchtlich nach unten. Und das ist einfach schade.
Was mir wirklich imponiert hat, war die Übersetzung. Die nämlich ist super. Relativ frei, aber sprachlich schönes, normales Deutsch mit gängigen Phrasen und Redewendungen, die es treffend auf den Punkt bringen. Aber alles, was mit Comedy zu tun hat, ist anstrengend. Zum Beispiel:
Das "Acting" ist durchweg konservativ. Was die Animationen angeht, bewegen sich die Interaktionen auf ziemlich bescheidenem und statischem Niveau. Jeder darf sein lustiges Sprüchlein sagen, aber immer brav einer nach dem anderen, und möglichst ohne daß sich außerhalb des Gesichts irgendwas bewegt. Und wenn doch einmal, ist es geloopt.
Noch eins: Mädchen sind einzig und allein dafür geschaffen zu stolpern. Wenn's nicht anders geht, auch schonmal über die eigenen Füße oder über garnix. Der Junge fängt sie natürlich dann auf und hat ihre Titten an der Backe, oder einen first kiss und dazuhin alle denkbaren und undenkbaren Probleme, aus denen man ihm einen Strick drehen kann. Wovon dann auch reichlich Gebrauch gemacht wird.
Verschärfend kommt hinzu, daß immer dann, wenn es taktisch oder wahlweise dramaturgisch geboten scheint, Fremdkommentare serviert werden, absichtlich unabsichtlich, von Schulkameraden, Passanten, kleinen Kindern, usw. Ich kann es nicht mehr sehen! Auch wenn ein Kabedon mal andersrum verläuft.
Das liegt vor allem daran, daß die handelnden Personen durchweg dazu verdammt sind, animetypisch klischeehaft zu handeln und zu agieren. Allen voran der Protagonist. Anstatt das Maul aufzumachen, wird versucht zu vertuschen, abzustreiten, sich zu verstecken. Was dazu führt, daß Nariyuki ständig in allerlei Kalamitäten gerät, auf direktestem Wege von einem Schlamassel ins nächste. Das mag lustig sein, logisch ist es nicht.
Wenn es denn wenigstens halbwegs konsistent wäre! Aber einmal wird Kirisu-sensei in der dicksten Verkleidung samt Maske sofort erkannt – Fumino aber bleibt unerkannt, nur weil sie eine Brille aufhat? Come on!
Das alles kann unglaublich an die Nerven gehen und einen in den Wahnsinn treiben. Allerdings – und das ist das eigentlich Erstaunliche! – nur bis einschließlich Episode 9. – Ab da, wo die Folgenzahl zweistellig wird, bessert sich der Stil schlagartig, und es gibt richtig gute Szenen, die schön ineinandergreifen, vor allem, wenn Asumi daran beteiligt ist. Aber auch die Badefolge gehört zu den Highlights der Serie, wo man sich im gepflegten Ping-Pong-Stil die Pointen zuschiebt, ähnlich wie in »Tsurezure Children«.
Natürlich kann es hier noch zu keiner Entscheidung kommen, aber das, was man hat, bietet einen befriedigenden Ausblick mit der unausgesprochenen Empfehlung, doch bitte auch die 2. Staffel zu schauen. Angesichts des anstrengenden Humors eine Herausforderung. Wer aber schon mit »Love Hina« zurechtgekommen ist, mag auch diese hier mit Leichtigkeit meistern.
Daher erstmal die Kurzfassung für Eilige:
Unentschiedenheit ist das Hauptmerkmal, wenn es um die Romantik geht. Die Prämisse "Normaler Schüler mit mittelprächtigen Leistungen gibt zwei weiblichen Genies Nachhilfe, die in ihren jeweils schwächsten Disziplinen reüssieren wollen" gibt zwar einige wenige Folgen lang Futter für komische Situationen, verkommt aber recht bald zum bloßen Anlass, die übliche Slapstick-Show mit all den Gags abzuziehen, die schon zu Zeiten von »Love Hina« nicht mehr neu waren.
Das betrifft hauptsächlich alle Peinlichkeiten, die man mit Ecchi und Fanservice machen kann, und die, je nach Veranlagung des Zuschauers, mehr oder weniger nerven. Und selbstverständlich weit, weit entfernt sind von dem, was man sich so als handelsübliche Realität vorstellt.
Die Mädels selber sind, jede für sich genommen, durchaus sympathisch und für Animeverhältnisse normal, handeln im Pulk aber zunehmend irrational und overpaced. Daß es bei einer Serie, die (mindestens) über zwei Staffeln geht, hier noch zu keinem wirklichen Ende (sprich: Entscheidung für die einzig Wahre) kommt, dürfte auf der Hand liegen, und das zähle ich daher auch nicht als Spoiler.
Die Langfassung für Geduldige:
Nariyuki ist der Typ unauffälliger, normaler Schüler mit starkem Gerechtigkeitssinn, der alles mit sich machen lässt, wenn es denn nur seinen Schützlingen zugute kommt. Von dieser Charakteristik zeugt in erster Linie sein zerdetschtes Ahoge, das auch das Bewerbungsfoto ziert, auf dem er ein wenig verblödet aus der Wäsche schaut. Dieses Merkmal ist, wie man sehen kann, auch einigen anderen Personen, mit denen er's in der Folge zu tun bekommt, zu eigen, und allein das spricht Bände. Das betrifft nicht nur die beiden Wunderkinder, die recht gegensätzlich begabt sind und genau in denjenigen Fächern aufholen müssen, die ihnen nicht so liegen. Das betrifft auch die Dramaturgie, denn wie man erwarten kann, kommen alle paar Folgen neue Kandidatinnen hinzu, denen der arme Kerl sich annehmen muss. Einfach damit es nicht zu schnell langweilig wird, und so wächst es sich sehr schnell zu der bekannten Haremssituation aus.
An Personal wäre da:
- Die niedliche, zierliche Fumino, literaturinteressiert und gut in allem, was mit Schrift zu tun hat. Sie könnte die große Schwester von Myne aus "Honzuki" sein, will später einmal Astronomie studieren, und ihr ist alles peinlich, was mit Liebe zu tun hat.
- Das Mathe-Ass Rizu, die charakterlich das Gegenteil von Fumiko darstellt. Sie besteht hauptsächlich aus Busen und Logik, kann aber nicht so mit Menschen. Dennoch hat sie ein paar unerwartet süße Seiten, die seitens der Regie auch weidlich ausgeschlachtet werden. Vor allem in ihrer Arbeitskleidung (im Udon-Restaurant ihrer Eltern) sieht sie unglaublich knuffig aus. Ihr Lebensziel ist die Psychologie, daher meint sie, ihre Fähigkeiten in Geisteswissenschaften verbessern zu müssen. Außerdem ist ihr alles peinlich, was mit Liebe zu tun hat.
- Eine Kindheitsfreundin darf auf keinen Fall fehlen. Uruka kann gut schwimmen, ist aber mies in Englisch. Die prototypisch Draufgängerische Marke Hohlkopf hat keine Hemmungen im Umgang mit Menschen, aber ihr ist alles peinlich, was mit Liebe zu tun hat.
- Für zwischendurch gibt's noch eine Lehrerin, Kirisu-sensei, Marke gestrenge Jungfer, die sich prinzienfest und unnahbar gibt, aber ganz animetypisch auch so ihre kleinen Geheimnisse hat. Man könnte es auch Doppelleben nennen. Die Diskrepanz zwischen Imagination und Realität ist jedenfalls beträchtlich. Sie ist erwachsen, also ist ihr sowas wie Liebe auch nicht peinlich. Nariyuki jedoch fällt ausdrücklich nicht in ihr Beuteschema.
- Asumi schließlich, deren Bekanntschaft Nariyuki in einem Maid Cafe macht, in dem unübersehbar sie die Hosen anhat, übernimmt die Rolle der kratzbürstigen Tsundere. Von wachem Verstand und guter Beobachtungsgabe, bessert sie dort ihre Finanzen auf, um später einmal Medizin studieren zu können. Da sie in den maßgeblichen Fächern eher unterdurchschnittlich ist, hat Nariyuki bald noch eine weitere Nachhilfeschülerin am Hals. Ihr ist nichts so schnell peinlich, auch nicht das Thema Liebe.
- Nariyuki selber ist der typische unauffällige "Mann ohne Eigenschaften", der aus eigener Kraft zu guten Noten kommen will, auch um seine in ärmlichen Verhältnissen lebende Familie späterhin unterstützen zu können. Er kann gut zuhören, Probleme systematisch angehen, spontan plausible Ausreden erfinden, hat pädagogisches Geschick und eine gute Auffassungsgabe. Alles, was mit Liebe zu tun hat, ist ihm nicht nur peinlich, es löst förmlich Panikattacken bei ihm aus.
Obwohl all diese Prämissen recht vielversprechend sind, macht der Anime erstaunlich wenig daraus. In aller Regel werden wir Zeuge slapstickstarker Komikattacken mit den üblichen darstellerischen Mitteln. Dennoch gibt es einige interessante Details wie ziemlich zu Anfang jene Szene im Büro des Schulleiters, welche die Machtverhältnisse glasklar illustriert. Eine Folge später sieht das zwar graduell etwas anders aus (man beachte die Positionen im Verhältnis zur Sitzecke), dennoch sind die drei Personen unangenehm weiträumig verteilt: Ein Direx, ein Deliquent, eine Zimmerlinde.
Es reicht ja nicht, daß dem armen Nariyuki die beiden eigensinnigen Genies aufs Auge gedrückt werden und sein angestrebtes Stipendium vom Erfolg seiner Mission abhängen soll; denn um das ganze noch lustiger und unterhaltsamer zu gestalten, werden die Rahmenbedingungen seitens des Rekorats Folge für Folge verändert, verschärft, uminterpretiert, damit der Protagonist auch ganz bestimmt nie weiß, woran er gerade ist. Diese Verantwortung trifft auf eine seiner charakteristischsten Eigenschaften, was mit "Helfersyndrom" eher unzureichend wiedergegeben ist. Er wirkt wie eine Mischung aus Keitarou (Love Hina) und Kirito (Sword Art Online), immer freundlich, immer ansprechbar, immer aufopferungsbereit. Im Kontrast zu den vielfältigen Allüren seiner Klientel sorgt das zwar für ordentlich Comedy – vor allem, wenn die Mädels sich untereinander zoffen –, zieht aber die Glaubwürdigkeit des ganzen beträchtlich nach unten. Und das ist einfach schade.
Was mir wirklich imponiert hat, war die Übersetzung. Die nämlich ist super. Relativ frei, aber sprachlich schönes, normales Deutsch mit gängigen Phrasen und Redewendungen, die es treffend auf den Punkt bringen. Aber alles, was mit Comedy zu tun hat, ist anstrengend. Zum Beispiel:
Das "Acting" ist durchweg konservativ. Was die Animationen angeht, bewegen sich die Interaktionen auf ziemlich bescheidenem und statischem Niveau. Jeder darf sein lustiges Sprüchlein sagen, aber immer brav einer nach dem anderen, und möglichst ohne daß sich außerhalb des Gesichts irgendwas bewegt. Und wenn doch einmal, ist es geloopt.
Noch eins: Mädchen sind einzig und allein dafür geschaffen zu stolpern. Wenn's nicht anders geht, auch schonmal über die eigenen Füße oder über garnix. Der Junge fängt sie natürlich dann auf und hat ihre Titten an der Backe, oder einen first kiss und dazuhin alle denkbaren und undenkbaren Probleme, aus denen man ihm einen Strick drehen kann. Wovon dann auch reichlich Gebrauch gemacht wird.
Verschärfend kommt hinzu, daß immer dann, wenn es taktisch oder wahlweise dramaturgisch geboten scheint, Fremdkommentare serviert werden, absichtlich unabsichtlich, von Schulkameraden, Passanten, kleinen Kindern, usw. Ich kann es nicht mehr sehen! Auch wenn ein Kabedon mal andersrum verläuft.
Das liegt vor allem daran, daß die handelnden Personen durchweg dazu verdammt sind, animetypisch klischeehaft zu handeln und zu agieren. Allen voran der Protagonist. Anstatt das Maul aufzumachen, wird versucht zu vertuschen, abzustreiten, sich zu verstecken. Was dazu führt, daß Nariyuki ständig in allerlei Kalamitäten gerät, auf direktestem Wege von einem Schlamassel ins nächste. Das mag lustig sein, logisch ist es nicht.
Wenn es denn wenigstens halbwegs konsistent wäre! Aber einmal wird Kirisu-sensei in der dicksten Verkleidung samt Maske sofort erkannt – Fumino aber bleibt unerkannt, nur weil sie eine Brille aufhat? Come on!
Das alles kann unglaublich an die Nerven gehen und einen in den Wahnsinn treiben. Allerdings – und das ist das eigentlich Erstaunliche! – nur bis einschließlich Episode 9. – Ab da, wo die Folgenzahl zweistellig wird, bessert sich der Stil schlagartig, und es gibt richtig gute Szenen, die schön ineinandergreifen, vor allem, wenn Asumi daran beteiligt ist. Aber auch die Badefolge gehört zu den Highlights der Serie, wo man sich im gepflegten Ping-Pong-Stil die Pointen zuschiebt, ähnlich wie in »Tsurezure Children«.
Natürlich kann es hier noch zu keiner Entscheidung kommen, aber das, was man hat, bietet einen befriedigenden Ausblick mit der unausgesprochenen Empfehlung, doch bitte auch die 2. Staffel zu schauen. Angesichts des anstrengenden Humors eine Herausforderung. Wer aber schon mit »Love Hina« zurechtgekommen ist, mag auch diese hier mit Leichtigkeit meistern.
Beitrag wurde zuletzt am 05.02.2024 01:56 geändert.
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