Rinshi!! Ekodachan (2019)

Im Norden von Tokyo, zwischen Shinjuku und Nerima gelegen, befindet sich der Stadtteil Ekoda (Google hilft), nach dem auch die Protagonistin dieses Animes, Ekoda-chan, benannt ist. Ekoda-chan ist eine normale, junge Frau in ihren Zwanzigern, die noch keinem festen Lebensplan nachgeht, eher lose Verbindungen pflegt, speziell auf männlicher Seite, zuhause die meiste Zeit nackt rumrennt und auch ansonsten sich als unabhängiger Freigeist gibt, ganz nach dem Prinzip "leben und leben lassen".

Der Anime folgt zwar lose einigen Szenen des Mangas, dennoch ist es sinnlos, sich ein festes Bild von ihr zu machen, denn jede Episode dieses Kurzanimes mit seinen dreiminütigen Folgen ist von einem anderen Regisseur umgesetzt und hat eine andere Seiyuu in der Rolle der Ekoda-chan. Dabei geben die Beteiligten sich alle Mühe, die Sache möglichst unkonventionell anzugehen, was zu Resultaten führt, wie man sie auch auf einschlägigen Festivals besichtigen kann. Viel wird mit betont zurückgenommenen künstlerischen Mitteln experimentiert, mit Strichzeichnungen und extrem flächigen Visualisierungen, und auf narrativer Ebene wählt man kurze, aber charakteristische Begebenheiten aus dem bewegten Leben der jungen Frau, die skizzenartig hingeschmissen wirken und auf Seiten des Humors ihre eigentümliche und sympathisierende Lebensart hervorstreichen.

Damit sind die Episoden aber noch nicht zu Ende. Es folgt, quasi als Appendix, ein sorgfältig improvisiertes Interview, geleitet vom Produzenten und einer munteren Erzählerin aus dem Off, in dem Regisseur und Sprecherin der vergangenen drei Minuten sich zu allerlei Fragen auslassen, die sich so stellen. Über das Konzept, wie sie dazu gekommen sind, die Freiheiten, die die Sprecherin hatte, und andere Aspekte von "Gott und die Welt". Man fühlt sich also nahtlos in die "Extras" einer DVD versetzt. Diese 20 Minuten Tratsch werden von jazzigen Improvisationen als Hintergrundmusik begleitet, die auch die Aufgabe hat, die angespannte Spontaneität seitens des Kreativpersonals etwas aufzulockern. Anschließend wird noch etwas gezeichnet, was in der Folge zu sehen war; eine kurze Vorschau beschließt das ganze.

Ob das alles eine Bereicherung des Animes ist, sei mal dahingestellt.

Wie schon während der einzelnen Interpretationen von Ekoda-chan fällt aber auch hier auf, daß die deutsche Übersetzung recht frei, aber sehr treffend ist. Das passt auch gut zu dem gelangweilten, leicht genervten Erzählstil, den Ekoda so manches Mal an den Tag legt. Anfangs ist das auf jeden Fall interessant, denn es bietet – vor allem, wenn man den Manga nicht kennt – Einblicke in das Leben und die Gefühlswelt von Ekoda, die den ersten Eindruck, den man von ihr gewonnen hat, absolut bestätigen. Sie mag einem als leichtlebig erscheinen, ist aber alles andere als oberflächlich. Man begegnet einer facettenreichen, grundehrlichen, dennoch verunsicherten jungen Frau, die die Dinge so sieht, wie sie sind, und nicht, wie sie gesehen werden wollen. Vielleicht auch deshalb die viele Szenen, in denen sie sich nackt präsentiert. Das hat übrigens nichts mit Verruchtheit, Erotik oder Laszivität zu tun. Wenn sie von aller Mühsal des Alltags befreit daheim rumspringt, wie die Natur sie erschaffen hat, erlebt man eine natürliche, selbstverständliche Nacktheit jenseits aller Anstößigkeit und dreckiger Hintergedanken.

Außerdem scheint das Tonstudio, in dem die Sitzungen stattfinden, nicht sonderlich geheizt zu sein, denn die Seiyuu sind durch die Bank auffällig warm angezogen.