AsaneRedakteur
#1Wataten in aller Kürze: von der Konstellation ähnlich wie Ichigo Mashimaro, nur etwas ziviler. Und mit Eltern.
Die Eröffnung der Serie wie auch allgemein die Optik setzen Akzente, die Erwartungen wecken, welche im weiteren Verlauf der Serie leider nicht erfüllt werden.
Die Hintergründe sind in einem Stil gehalten, der an Aquarell auf Karton denken läßt. Immer etwas verwischt, aber von großer Wärme und Ausdruckskraft. "Eröffnung" meint: die erste Szene der ersten Folge. Die Vorstellung des Zimmers von "Miya-nee", welches von der virtuellen Kamera in seine relevantesten Einzelteile zerlegt wird: Der abdunkelnde Vorhang (Miyako geht zur Uni und studiert Ausschlafen und Modedesign), die Nähmaschine, diverse selbstentworfene Uniformen an der Wand (Maid und Mittelschule) und zuletzt die gleich einer Naturkatastrophe ins Zimmer stürzende kleine Schwester Hinata.
Das ist die Ausgangssituation für eine potentiell zuckersüße Serie, der nun nach und nach, quasi im Episodentakt, diverse Zutaten beigegeben werden. Und zwar in Form von Schulkameradinnen aus Hinatas Klasse.
Ja, dies ist ein all-girls cast. 7 Mädels + 3 Mütter + 1 Stalkerin.
Daraus ergeben sich nun allerhand lustige Situationen, denn Miyako hat zwar ein grandioses Problem Fremden gegenüber, aber auch eine mindestens ebenso große Schwäche allem gegenüber, was in ihren Augen kawaii ist.
Ganz speziell im Fall der kleinen Hana. Und das Problem für den Anime ist nun, dass allein zur Generierung von Comedy die Charaktere völlig überzeichnet werden (bzw. es von Anfang an sind) - und in dieser Überzeichnung verharren. Wie in einem Korsett, aus dem man kaum noch ausbrechen kann. Daher verlieren die Charaktere enorm an Glaubwürdigkeit und die Situationen an Plausibilität. Weil man keine Persönlichkeiten mehr vor sich hat, sondern Typen. Schlimmer: Stereotypen.
Das eklatanteste Beispiel ist eben die kleine Hana, die über die Maßen und völlig einseitig auf die Rolle der unterkühlten und emotionsreduzierten Pseudo-Kuudere mit monotoner Kettenraucherstimme festgezurrt wird, ähnlich wie die kleine Hiirage im Hanamaru Kindergarten, die ähnlich wenig altersgerecht agiert. Beide Male mit unangenehm altkluger Attitüde. - Und ja, mir ist absolut klar, wie das gemeint ist und was damit bezweckt werden soll; dennoch stößt es mir sauer auf, weil es pars pro toto für eines steht: die (mal wieder!) gnadenlose Zurechtstutzung der Charaktere auf präzise 1 Wesensmerkmal zum Zwecke der anspruchslosen Lustigkeit. (Ich trau mich gar nicht, das Wort "Humor" in den Mund zu nehmen.)
Speziell deswegen bin ich auch bezüglich Wertung und Würdigung hin und her gerissen, denn die Serie hat auch verdammt gute Szenen, und nicht gerade wenige. Aber wieviel mehr hätte man hier herausschlagen können, wenn man statt auf (Arche-)Typen auf richtige, echte, facettenreiche Charaktere gesetzt hätte, die halbwegs lebensecht agieren und sich plausibel verhalten. (JFTR: dass dies nicht am Anime liegt, sondern an der Vorlage, ist mir völlig bewusst.)
Was die Kategorie "kawaii" angeht, da schlage ich ein Trinkspiel vor:
Um die Sache etwas abzukürzen, möchte ich noch auf diejenigen Szenen zu sprechen kommen, die in meiner Wahrnehmung zu den Highlights gehören, und das sind im wesentlichen zwei:
Als erstes die große Einkaufsszene in Folge 8. Wie hier einzelne Erzähl- und Handlungsstränge miteinander verwoben sind, das ist schon vom Skript her ein kleines Meisterwerk. Außerdem kommt hier die kleine Yuuna (die Tochter der Stalkerin) zu ihrem ersten großen Auftritt und bringt hier eine grandiose kawaii-Show auf die Bretter, die sich gewaschen hat. (Andere sehen das wohl ähnlich, denn Youtube ist voll davon!)
Die Besonderheit dabei liegt in der Vorbereitung dieses Auftritts durch einen kleine, feine Szene, die absolut unauffällig im Epilog der Folge zuvor versteckt ist: "Peng!"
Zum zweiten: mag sein, dass die Schultheateraufführung der letzten Folge etwas zu lang geraten ist. Aber sie ist künstlerisch auf beeindruckende Weise realisiert. Denn da nun im Anime eine Theateraufführung zu sehen ist, und eben diese Aufführung wiederum als Anime-Szene paraphrasiert wird, hat man nun gewissermaßen zwei Animes in einem. Den auf der realen Ebene und den, der das trockene Bühnengeschehen in eine virtuelle Phantasiewelt projiziert. So kommt zusammen, was zusammengehört.
Fazit: Für meinen Geschmack (und es ist in erster Linie eine Geschmacksfrage) dominieren diejenigen Elemente zu sehr, die auf Typisierung und andere bewährte Vorgehensweisen setzen. Es wäre auch anders gegangen, wie z.B. der Beginn der Serie zeigt, der gekonnt den vorherrschenden Ton einer leichten, anspruchslosen, wohligen Comedy-Serie anschlägt, jedoch sich zu oft mit Rückgriffen aufs allzu Klischeehafte begnügt.
Und was die allgemeine psychische Disposition von Miyako angeht:
Lieblingscharakter: überraschenderweise Chizuru, die Mutter von Miyako. Was will mir das jetzt sagen?
[Edit: zu blöd für einen anständigen Genitiv]
Die Eröffnung der Serie wie auch allgemein die Optik setzen Akzente, die Erwartungen wecken, welche im weiteren Verlauf der Serie leider nicht erfüllt werden.
Die Hintergründe sind in einem Stil gehalten, der an Aquarell auf Karton denken läßt. Immer etwas verwischt, aber von großer Wärme und Ausdruckskraft. "Eröffnung" meint: die erste Szene der ersten Folge. Die Vorstellung des Zimmers von "Miya-nee", welches von der virtuellen Kamera in seine relevantesten Einzelteile zerlegt wird: Der abdunkelnde Vorhang (Miyako geht zur Uni und studiert Ausschlafen und Modedesign), die Nähmaschine, diverse selbstentworfene Uniformen an der Wand (Maid und Mittelschule) und zuletzt die gleich einer Naturkatastrophe ins Zimmer stürzende kleine Schwester Hinata.
Das ist die Ausgangssituation für eine potentiell zuckersüße Serie, der nun nach und nach, quasi im Episodentakt, diverse Zutaten beigegeben werden. Und zwar in Form von Schulkameradinnen aus Hinatas Klasse.
Ja, dies ist ein all-girls cast. 7 Mädels + 3 Mütter + 1 Stalkerin.
Daraus ergeben sich nun allerhand lustige Situationen, denn Miyako hat zwar ein grandioses Problem Fremden gegenüber, aber auch eine mindestens ebenso große Schwäche allem gegenüber, was in ihren Augen kawaii ist.
Ganz speziell im Fall der kleinen Hana. Und das Problem für den Anime ist nun, dass allein zur Generierung von Comedy die Charaktere völlig überzeichnet werden (bzw. es von Anfang an sind) - und in dieser Überzeichnung verharren. Wie in einem Korsett, aus dem man kaum noch ausbrechen kann. Daher verlieren die Charaktere enorm an Glaubwürdigkeit und die Situationen an Plausibilität. Weil man keine Persönlichkeiten mehr vor sich hat, sondern Typen. Schlimmer: Stereotypen.
Das eklatanteste Beispiel ist eben die kleine Hana, die über die Maßen und völlig einseitig auf die Rolle der unterkühlten und emotionsreduzierten Pseudo-Kuudere mit monotoner Kettenraucherstimme festgezurrt wird, ähnlich wie die kleine Hiirage im Hanamaru Kindergarten, die ähnlich wenig altersgerecht agiert. Beide Male mit unangenehm altkluger Attitüde. - Und ja, mir ist absolut klar, wie das gemeint ist und was damit bezweckt werden soll; dennoch stößt es mir sauer auf, weil es pars pro toto für eines steht: die (mal wieder!) gnadenlose Zurechtstutzung der Charaktere auf präzise 1 Wesensmerkmal zum Zwecke der anspruchslosen Lustigkeit. (Ich trau mich gar nicht, das Wort "Humor" in den Mund zu nehmen.)
Speziell deswegen bin ich auch bezüglich Wertung und Würdigung hin und her gerissen, denn die Serie hat auch verdammt gute Szenen, und nicht gerade wenige. Aber wieviel mehr hätte man hier herausschlagen können, wenn man statt auf (Arche-)Typen auf richtige, echte, facettenreiche Charaktere gesetzt hätte, die halbwegs lebensecht agieren und sich plausibel verhalten. (JFTR: dass dies nicht am Anime liegt, sondern an der Vorlage, ist mir völlig bewusst.)
Was die Kategorie "kawaii" angeht, da schlage ich ein Trinkspiel vor:
man setzt sich anfangs der 2. Folge vor den Monitor und macht jedesmal, wenn das Wort "kawaii" fällt, mit einem Stift einen Strich auf ein Blatt Papier. Wie üblich fasst man mit einem Querstrich einen Fünferblock* zusammen und trinkt anschließend einen Ouzo (oder Sake, oder etwas Vergleichbares). Derjenige, der die meisten Folgen noch mitkriegt, hat gewonnen. Ich jedenfalls würde es nicht mal bis zum Anfang der 4. Ep. schaffen.
* natürlich geht das auch original japanisch mit 正
* natürlich geht das auch original japanisch mit 正
Um die Sache etwas abzukürzen, möchte ich noch auf diejenigen Szenen zu sprechen kommen, die in meiner Wahrnehmung zu den Highlights gehören, und das sind im wesentlichen zwei:
Als erstes die große Einkaufsszene in Folge 8. Wie hier einzelne Erzähl- und Handlungsstränge miteinander verwoben sind, das ist schon vom Skript her ein kleines Meisterwerk. Außerdem kommt hier die kleine Yuuna (die Tochter der Stalkerin) zu ihrem ersten großen Auftritt und bringt hier eine grandiose kawaii-Show auf die Bretter, die sich gewaschen hat. (Andere sehen das wohl ähnlich, denn Youtube ist voll davon!)
Die Besonderheit dabei liegt in der Vorbereitung dieses Auftritts durch einen kleine, feine Szene, die absolut unauffällig im Epilog der Folge zuvor versteckt ist: "Peng!"
Zum zweiten: mag sein, dass die Schultheateraufführung der letzten Folge etwas zu lang geraten ist. Aber sie ist künstlerisch auf beeindruckende Weise realisiert. Denn da nun im Anime eine Theateraufführung zu sehen ist, und eben diese Aufführung wiederum als Anime-Szene paraphrasiert wird, hat man nun gewissermaßen zwei Animes in einem. Den auf der realen Ebene und den, der das trockene Bühnengeschehen in eine virtuelle Phantasiewelt projiziert. So kommt zusammen, was zusammengehört.
Fazit: Für meinen Geschmack (und es ist in erster Linie eine Geschmacksfrage) dominieren diejenigen Elemente zu sehr, die auf Typisierung und andere bewährte Vorgehensweisen setzen. Es wäre auch anders gegangen, wie z.B. der Beginn der Serie zeigt, der gekonnt den vorherrschenden Ton einer leichten, anspruchslosen, wohligen Comedy-Serie anschlägt, jedoch sich zu oft mit Rückgriffen aufs allzu Klischeehafte begnügt.
Und was die allgemeine psychische Disposition von Miyako angeht:
Ich tu mich herzlich schwer, bei dem Mädel da irgendwas pedo-mäßiges zu identifizieren. Sensibilisierung und "awareness" schön und gut, aber für mehr als eine hemmungslose Obsession für alles, was kawaii ist, reicht das in meinen Augen nicht. Auch wenn die kleine Hana für Miyako die Inkarnation von kawaii ist und sie sich gefallen lassen muss, über die Maßen und generell ungefragt geknuddelt zu werden.
Aber natürlich: auch hier wäre weniger mehr gewesen, speziell in Hinsicht auf allgemeine Glaubwürdigkeit.Lieblingscharakter: überraschenderweise Chizuru, die Mutter von Miyako. Was will mir das jetzt sagen?
[Edit: zu blöd für einen anständigen Genitiv]
Beitrag wurde zuletzt am 05.06.2020 11:53 geändert.
Kommentare
Hin und wieder kann man sich sicherlich sowas geben, zumal sie nicht wirklich weh tut. Natürlich nur in Maßen.
Was die Hauptfigur Miyako anbelangt so ist ihr Verhalten natürlich befremdlich. Wäre sie ein Mann hätte die Serie sicherlich für mehr Wirbel und Aufruhr gesorgt. Bleibt abzuwarten wie sich das ganze entwickelt. Ich bleib auf jeden Fall dran.
Edit: Was ich mich auch noch gefragt hatte ist, was Miyako sonst noch so in ihrem Leben macht. Laut Beschreibung aus anderen Quellen soll sie Studentin sein. Nur davon sieht man kaum etwas. Wenn man mir gesagt hätte, dass sie ein NEET ist, dass es sich irgendwie gut gehen lässt und hin und wieder was süßes backt und Cosplay-Klamotten näht hätte ich das eher geglaubt.
Ich möchte nicht, dass Lolicon-Yuri-Anime zur Norm werden … Ich hab kein Problem mit Altersunterschieden bei Yuri, aber nicht, wenn die Jüngere die Pubertät noch nicht erreicht hat. Happy Sugar Life war eine Ausnahme, weil das Alter nicht wichtig war. Muskel-Maid hatte eine „wunderschöne“ Hauptdarstellerin und ein ebenso tolles Babe in Episode 6 eingeführt. Wataten mag überraschend gut werden, aber ich habe keine Lust eine weitere Lolicon-Yuri-Show anzusehen, nachdem ich mit Muskel-Maid fertig bin.
Informationen zum Voice-Cast gibt es unter diesem Link: ANN.
Die Geschichte des 4-Panel Gag-Manga handelt von Miyako Hoshino, einer schüchternen College-Studentin und Otaku. Miyakos jüngere Schwester Hinata, eine Fünftklässlerin, hat eine Klassenkameradin und Freundin namens Hana. Bei ihrer ersten Begegnung verliebt sich Miyako auf den ersten Blick in Hana.
Vom Look (Offizielle Website) her könnte es etwas Ähnliches wie Ichigo Mashimaro werden. Vielleicht ist die Hauptdarstellerin ein Lolicon, vielleicht auch nicht. Wenn sie es ist, dann vermute kein Hardcore-Lolicon wie Haruka aus Kanamemo. Wie auch immer, ich bin mir 100% sicher, dass das es besser wird als Happy Sugar Life.