AsaneRedakteur
#1Es ist verdammt noch mal schwer, etwas Vernünftiges über »Yagate« auf die Reihe zu kriegen. Etwas, das halbwegs sinnfällig und geradlinig die wesentlichen Punkte anspricht und von Wendepunkt zu Wendepunkt führt, ohne daß man sich dabei zwischenzeitlich irgendwo verheddert oder gar den Faden verliert.
Daher gibt's das hier auch nicht. Ein Säckchen bunt schillernder Murmeln ist mir zu Boden gefallen und ich werde sie hier einzeln auflesen. Wenn das am Ende dann noch Sinn ergibt: auch recht, Glück gehabt.
Im Vergleich zu anderen Serien mit diesem Setting ist hier alles sehr normal. Die Leute sind zurechnungsfähig, es gibt kein overacting, alles bewegt sich in ruhigen Bahnen, fast schon zu ruhig und zu gesetzt angesichts des Alters der handelnden Personen; es gibt keine Comedy und absolut kein ecchi, aber feinen, wohlgeformten Humor. Natürlich gibt es auch komische Momente, aber diese Komik wird nicht gesucht, sie wird gefunden.
Rein äußerlich ist die Sache sehr einfach: eine Horde Mädchen, die um die beiden gegensätzlichen Pole Yuu und Touko kreisen, unternimmt Unternehmungen, sie vergnügen sich, machen Sachen, die man in dem Alter eben macht, organisieren sich im Schülerrat und spielen echtes Leben, wie Tierbabys, die sich spielerisch ineinander verbeißen. Und der glückliche Zuschauer ist glücklich damit, ihnen dabei zusehen zu dürfen.
Innerlich ist das schon anders. Hier geht es um Gefühle, wie man sie in diesem Alter füreinander empfindet. Um prägende Vergangenheit, vage Zukunft und eine unsichere, verhedderte Gegenwart. Wer schon mal in eine Brombeerhecke getreten ist, kennt das. Es ist zwar kompliziert, und anfangs meint auch man noch, den Überblick und die Situation unter Kontrolle zu haben; aber mit jeder Folge wird eine leicht andere Richtung eingeschlagen, aus einem einfachen Muster wird ein komplexes Gebilde wie wenn man ein Kaleidoskop vor die Augen hält und daran dreht.
Und das wirklich Bewunderswerte bei diesem Anime besteht hauptsächlich darin, daß dies alles sehr leise und bedächtig in Szene gesetzt ist, mit wunderbaren, symbolreichen Bildern eingefangen und mit ruhiger, klassisch orientierter Musik abgeschmeckt, die in guten Momenten unwillkürlich unter die Haut geht. Darüber hinaus sind die Gefühlswelten der Charaktere jederzeit nachvollziehbar und, in all ihrer Widersprüchlichkeit (oft nur scheinbaren) , angemessen und angenehm "normal" umgesetzt. Angenehm deswegen, weil über alle 13 Folgen hinweg auf alle zu erwartenden Klischees wie auch auf ein kitschiges Abgleiten ins Melodramatische verzichtet wird. Was angesichts der Thematik schonmal eine respektable Leistung ist.
Die hier versammelten Personen entsprechen eigentlich durchweg gängigen Charaktertypen. Eigentlich und auf den ersten Blick. Mit dem entscheidenden Unterschied, daß von den Protagonisten kaum jemand sich diesem Typus entsprechend verhält. In beliebiger Reigenfolge:
Koyomi ist nicht nur mein spezieller Liebling dieser Gruppe, sie ist auch das Mauerblümchen in Yuus Klasse. Leise, klein, unauffällig und mit literarischem Talent, hat sie ein untrügliches Gespür für Menschen und deren Psychologie entwickelt, und sie bringt dieses Gespür zu voller Entfaltung in ihrem Bühnenstück, das auf geniale Weise die innere Zerrissenheit von Touko thematisiert.
Touko ist das Opfer ihrer selbst, indem sie meint, eine Rolle, die ihr aufgrund eines tragischen Umstands vor sieben Jahren aufgedrängt worden ist, annehmen und ausleben zu müssen. Ihr freundliches Wesen und ihre guten Umgangsformen führen dazu, daß sie überall sehr beliebt ist, obgleich ihre Schönheit sowie ihre innere Gelassenheit und die Würde, die sie ausstrahlt, ihr eine Aura der Unnahbarkeit verleihen. Eine typische Ojousama aus gutem Hause, wie es scheint. Und dennoch ist sie weit entfernt von jeder Seitokaichou-Arroganz; sie ist im Innersten verletzlich und unsicher, was sie aber keinem zu zeigen wagt. Außer:
Yuu. Zu der sich sie unerklärlicherweise hingezogen fühlt. Wollte man eine Charakterisierung aller Facetten von Yuus Persönlichkeit wagen, würde das ins Uferlose gehen. Die ein Jahr Jüngere zeigt bei aller Unsicherheit eine erstaunlich reife Auffassungsgabe. Sowie die Fähigkeit, Dinge direkt anzusprechen und auf den Punkt zu bringen, womit sie nicht nur das ideale Ziel für Toukos Liebe abgibt (im Sinne von Ai, später auch Koi), sondern womit sie auch
Sayaka in Erstaunen versetzt. Als bisherige Vertraute von Touko fühlt diese sich natürlich irgendwo zwischen zurückgesetzt und hintergangen, was aber eher Irritationen als Eifersucht nach sich zieht. Das kulminiert in jener Szene, wo Yuu(!) sich mit Sayaka ausspricht (und nicht umgekehrt!) und zu diesem Zweck mit ihr den nächsten McDonald's entert. Sehr zur Freude auch des Zuschauers, der nun miterleben darf, wie die zweite "Ojousama" des Schülerrats sich in dieser für sie ungewohnten plebejischen Umgebung schlägt. Ziemlich gut, übrigens.
Es ist, wie eingangs angedeutet, nicht ganz einfach, schriftlich zu vermitteln, worin allgemein gesprochen der ganz eigene Zauber dieser Serie liegt und worin im einzelnen die Qualitäten von Yuu liegen, daß Touko dermaßen einen Narren an ihr gefressen hat. Sie, die Ältere, hat hier die Seele gefunden, der sie sich vorbehaltlos anvertrauen kann.
Denn im Grunde verhält sich Touko in Yuus Gegenwart wie ein kleines Kind, sobald die beiden miteinander allein sind; nicht Senpai ist die Erwachsenere, sondern Yuu, die jüngere. Das zeigt sich in dieser genialen 5. Folge, als die beiden auf Yuus Zimmer sind. Und gleichzeitig gibt das ein schönes Beispiel von der Sorte Humor, den der Zuschauer hier erfährt. In Kontrast zu der immer etwas reserviert wirkenden Yuu benimmt sich Senpai fast wie ein schüchterner Junge, der zum ersten Mal ganz animetypisch ein Mädchenzimmer betritt, gleichzeitig angespannt und gelöst. Die leichtfüßige BGM kommt zur Ruhe und spinnt diese Stimmung in gemächlich nachschwingenden Klangfolgen fort, immer sehr streicherbetont. Touko schaut sich um, getrieben von schüchterner Neugier, obwohl sie genau weiß, daß sich sowas nicht gehört. Entsprechend peinlich ist ihr das Ganze – und dennoch ist die Versuchung einfach unwiderstehlich, mal kurz an Yuus Bett zu schnüffeln, als diese gerade weg ist, um was zu essen zu holen. Das ist auch deswegen so unglaublich goldig, weil hier die üblichen ausgelatschten Topoi von RomComs leichtfüßig paraphrasiert und mit sanftem Humor ausgebreitet werden.
Auf verschiedenen Ebenen wird natürlich auch angedeutet, daß das nicht ganz normal ist, was die beiden da treiben. Was nach gesellschaftlicher Norm akzeptabel ist, ist die eine Sache. Wie man als eine Person, die in der Öffentlichkeit steht (wie Youko im Schülerrat), privat damit umgehen will, eine andere. Dieses Thema wird auch einigemale gestreift, recht dezent (ohne dabei eine offensichtliche dramaturgische Agenda zu verfolgen – und schon gar keine moralische!), wie von ungefähr und aus ganz verschiedenen Blickwinkeln. Gern in der Verkleidung eines kleinen Späßchens wie bei Toukos Vater oder Yuus Eltern, als der neckische Spruch kommt, sie wird doch wohl nicht deine Freundin ("kanojo") sein! (Masaka! ~ kann ja gar nicht sein…)
Aber auch Sayakas Hintergrundgeschichte baut darauf auf, und es kommt späterhin zu einem wunderschön ausgetragenen Konflikt sowie zu dem unerwarteten Einblick, wie die beiden Erwachsenen, nämlich Miyako und "Riko-sensei" eine solche Verbindung vor- und ausleben.
Auch das ist ein großartiger Zug an »Yagate«: diese Ausgewogenheit zwischen Zeigen und Sprechen. Blicke sagen in diesem Anime mehr als 1000 Worte. Vieles wird in stummen Bildern einfach nur eingefangen und sozusagen dem Zuschauer vor die Füße geworfen; und ein Großteil des Textes, der nun mal nötig ist, um das ganze emotionale Kuddelmuddel zu bewältigen, findet in Form von inneren Monologen statt. Praktisch von allen Personen, auf die's ankommt, hauptsächlich aber von Seiten Yuus. Viele Szenen leben von dem Nicht-Ausgesprochenen, das Yuu gerade durch den Kopf geht, oft zeitgleich zur äußeren Handlung. Und gern mal aus wechselseitiger Perspektive, z.B. der von Touko.
Denn erst allmählich enthüllt sich (für Yuu wie für den Zuschauer), wie sehr Touko gefangen ist in der Vorstellung eines auf ihr lastenden Ideals, von dem sie sich nicht befreien kann und das sie nach außen hin aufrecht erhalten will. Auch um weniger angreifbar zu sein. Sich so zu geben, wie sie wirklich ist, das unbeschwerte Kind in ihr zu zeigen, das nur es selbst sein will und in ihr gefangen ist, weggeschlossen, verdrängt, seit sie von anderen in diese Rolle gedrängt wurde, die sie nicht wirklich wollte – das kann sie nur, wenn sie mit Yuu zusammen ist.
Und noch ein gern genommener Anime-Topos wird hier virtuos bedient: Der Transfer von Toukos innerer, komplizierter Welt in ein Bühnenstück, das zum Schulfest aufgeführt werden soll. Eine Konstellation, die emotionale Hochdramatik verspricht, man kennt das ja zur Genüge. Einen solchen Höhepunkt verweigert der Anime glücklicherweise. Unter anderem auch, weil Koyomi das Sensorium hat, den Menschen ins Herz zu blicken und die verbogenen Persönlichkeitsplitter der Protagonistin zielsicher aufzuspüren.
Es ist nicht nur die Romanze, die "einen fast dahinschmelzen" [OPYoshi] lässt, es sind die feinen, verästelten und teils widersprüchlichen Persönlichkeiten und ihre etwas komplizierten Beziehungen zueinander. Wer »Maria-sama ga miteru« schon gesehen hat, dem sei auch dieser Anime wärmstens ans Herz gelegt!
Daher gibt's das hier auch nicht. Ein Säckchen bunt schillernder Murmeln ist mir zu Boden gefallen und ich werde sie hier einzeln auflesen. Wenn das am Ende dann noch Sinn ergibt: auch recht, Glück gehabt.
Im Vergleich zu anderen Serien mit diesem Setting ist hier alles sehr normal. Die Leute sind zurechnungsfähig, es gibt kein overacting, alles bewegt sich in ruhigen Bahnen, fast schon zu ruhig und zu gesetzt angesichts des Alters der handelnden Personen; es gibt keine Comedy und absolut kein ecchi, aber feinen, wohlgeformten Humor. Natürlich gibt es auch komische Momente, aber diese Komik wird nicht gesucht, sie wird gefunden.
Rein äußerlich ist die Sache sehr einfach: eine Horde Mädchen, die um die beiden gegensätzlichen Pole Yuu und Touko kreisen, unternimmt Unternehmungen, sie vergnügen sich, machen Sachen, die man in dem Alter eben macht, organisieren sich im Schülerrat und spielen echtes Leben, wie Tierbabys, die sich spielerisch ineinander verbeißen. Und der glückliche Zuschauer ist glücklich damit, ihnen dabei zusehen zu dürfen.
Innerlich ist das schon anders. Hier geht es um Gefühle, wie man sie in diesem Alter füreinander empfindet. Um prägende Vergangenheit, vage Zukunft und eine unsichere, verhedderte Gegenwart. Wer schon mal in eine Brombeerhecke getreten ist, kennt das. Es ist zwar kompliziert, und anfangs meint auch man noch, den Überblick und die Situation unter Kontrolle zu haben; aber mit jeder Folge wird eine leicht andere Richtung eingeschlagen, aus einem einfachen Muster wird ein komplexes Gebilde wie wenn man ein Kaleidoskop vor die Augen hält und daran dreht.
Und das wirklich Bewunderswerte bei diesem Anime besteht hauptsächlich darin, daß dies alles sehr leise und bedächtig in Szene gesetzt ist, mit wunderbaren, symbolreichen Bildern eingefangen und mit ruhiger, klassisch orientierter Musik abgeschmeckt, die in guten Momenten unwillkürlich unter die Haut geht. Darüber hinaus sind die Gefühlswelten der Charaktere jederzeit nachvollziehbar und, in all ihrer Widersprüchlichkeit (oft nur scheinbaren) , angemessen und angenehm "normal" umgesetzt. Angenehm deswegen, weil über alle 13 Folgen hinweg auf alle zu erwartenden Klischees wie auch auf ein kitschiges Abgleiten ins Melodramatische verzichtet wird. Was angesichts der Thematik schonmal eine respektable Leistung ist.
Die hier versammelten Personen entsprechen eigentlich durchweg gängigen Charaktertypen. Eigentlich und auf den ersten Blick. Mit dem entscheidenden Unterschied, daß von den Protagonisten kaum jemand sich diesem Typus entsprechend verhält. In beliebiger Reigenfolge:
Koyomi ist nicht nur mein spezieller Liebling dieser Gruppe, sie ist auch das Mauerblümchen in Yuus Klasse. Leise, klein, unauffällig und mit literarischem Talent, hat sie ein untrügliches Gespür für Menschen und deren Psychologie entwickelt, und sie bringt dieses Gespür zu voller Entfaltung in ihrem Bühnenstück, das auf geniale Weise die innere Zerrissenheit von Touko thematisiert.
Touko ist das Opfer ihrer selbst, indem sie meint, eine Rolle, die ihr aufgrund eines tragischen Umstands vor sieben Jahren aufgedrängt worden ist, annehmen und ausleben zu müssen. Ihr freundliches Wesen und ihre guten Umgangsformen führen dazu, daß sie überall sehr beliebt ist, obgleich ihre Schönheit sowie ihre innere Gelassenheit und die Würde, die sie ausstrahlt, ihr eine Aura der Unnahbarkeit verleihen. Eine typische Ojousama aus gutem Hause, wie es scheint. Und dennoch ist sie weit entfernt von jeder Seitokaichou-Arroganz; sie ist im Innersten verletzlich und unsicher, was sie aber keinem zu zeigen wagt. Außer:
Yuu. Zu der sich sie unerklärlicherweise hingezogen fühlt. Wollte man eine Charakterisierung aller Facetten von Yuus Persönlichkeit wagen, würde das ins Uferlose gehen. Die ein Jahr Jüngere zeigt bei aller Unsicherheit eine erstaunlich reife Auffassungsgabe. Sowie die Fähigkeit, Dinge direkt anzusprechen und auf den Punkt zu bringen, womit sie nicht nur das ideale Ziel für Toukos Liebe abgibt (im Sinne von Ai, später auch Koi), sondern womit sie auch
Sayaka in Erstaunen versetzt. Als bisherige Vertraute von Touko fühlt diese sich natürlich irgendwo zwischen zurückgesetzt und hintergangen, was aber eher Irritationen als Eifersucht nach sich zieht. Das kulminiert in jener Szene, wo Yuu(!) sich mit Sayaka ausspricht (und nicht umgekehrt!) und zu diesem Zweck mit ihr den nächsten McDonald's entert. Sehr zur Freude auch des Zuschauers, der nun miterleben darf, wie die zweite "Ojousama" des Schülerrats sich in dieser für sie ungewohnten plebejischen Umgebung schlägt. Ziemlich gut, übrigens.
Es ist, wie eingangs angedeutet, nicht ganz einfach, schriftlich zu vermitteln, worin allgemein gesprochen der ganz eigene Zauber dieser Serie liegt und worin im einzelnen die Qualitäten von Yuu liegen, daß Touko dermaßen einen Narren an ihr gefressen hat. Sie, die Ältere, hat hier die Seele gefunden, der sie sich vorbehaltlos anvertrauen kann.
Denn im Grunde verhält sich Touko in Yuus Gegenwart wie ein kleines Kind, sobald die beiden miteinander allein sind; nicht Senpai ist die Erwachsenere, sondern Yuu, die jüngere. Das zeigt sich in dieser genialen 5. Folge, als die beiden auf Yuus Zimmer sind. Und gleichzeitig gibt das ein schönes Beispiel von der Sorte Humor, den der Zuschauer hier erfährt. In Kontrast zu der immer etwas reserviert wirkenden Yuu benimmt sich Senpai fast wie ein schüchterner Junge, der zum ersten Mal ganz animetypisch ein Mädchenzimmer betritt, gleichzeitig angespannt und gelöst. Die leichtfüßige BGM kommt zur Ruhe und spinnt diese Stimmung in gemächlich nachschwingenden Klangfolgen fort, immer sehr streicherbetont. Touko schaut sich um, getrieben von schüchterner Neugier, obwohl sie genau weiß, daß sich sowas nicht gehört. Entsprechend peinlich ist ihr das Ganze – und dennoch ist die Versuchung einfach unwiderstehlich, mal kurz an Yuus Bett zu schnüffeln, als diese gerade weg ist, um was zu essen zu holen. Das ist auch deswegen so unglaublich goldig, weil hier die üblichen ausgelatschten Topoi von RomComs leichtfüßig paraphrasiert und mit sanftem Humor ausgebreitet werden.
Auf verschiedenen Ebenen wird natürlich auch angedeutet, daß das nicht ganz normal ist, was die beiden da treiben. Was nach gesellschaftlicher Norm akzeptabel ist, ist die eine Sache. Wie man als eine Person, die in der Öffentlichkeit steht (wie Youko im Schülerrat), privat damit umgehen will, eine andere. Dieses Thema wird auch einigemale gestreift, recht dezent (ohne dabei eine offensichtliche dramaturgische Agenda zu verfolgen – und schon gar keine moralische!), wie von ungefähr und aus ganz verschiedenen Blickwinkeln. Gern in der Verkleidung eines kleinen Späßchens wie bei Toukos Vater oder Yuus Eltern, als der neckische Spruch kommt, sie wird doch wohl nicht deine Freundin ("kanojo") sein! (Masaka! ~ kann ja gar nicht sein…)
Aber auch Sayakas Hintergrundgeschichte baut darauf auf, und es kommt späterhin zu einem wunderschön ausgetragenen Konflikt sowie zu dem unerwarteten Einblick, wie die beiden Erwachsenen, nämlich Miyako und "Riko-sensei" eine solche Verbindung vor- und ausleben.
Auch das ist ein großartiger Zug an »Yagate«: diese Ausgewogenheit zwischen Zeigen und Sprechen. Blicke sagen in diesem Anime mehr als 1000 Worte. Vieles wird in stummen Bildern einfach nur eingefangen und sozusagen dem Zuschauer vor die Füße geworfen; und ein Großteil des Textes, der nun mal nötig ist, um das ganze emotionale Kuddelmuddel zu bewältigen, findet in Form von inneren Monologen statt. Praktisch von allen Personen, auf die's ankommt, hauptsächlich aber von Seiten Yuus. Viele Szenen leben von dem Nicht-Ausgesprochenen, das Yuu gerade durch den Kopf geht, oft zeitgleich zur äußeren Handlung. Und gern mal aus wechselseitiger Perspektive, z.B. der von Touko.
Denn erst allmählich enthüllt sich (für Yuu wie für den Zuschauer), wie sehr Touko gefangen ist in der Vorstellung eines auf ihr lastenden Ideals, von dem sie sich nicht befreien kann und das sie nach außen hin aufrecht erhalten will. Auch um weniger angreifbar zu sein. Sich so zu geben, wie sie wirklich ist, das unbeschwerte Kind in ihr zu zeigen, das nur es selbst sein will und in ihr gefangen ist, weggeschlossen, verdrängt, seit sie von anderen in diese Rolle gedrängt wurde, die sie nicht wirklich wollte – das kann sie nur, wenn sie mit Yuu zusammen ist.
Und noch ein gern genommener Anime-Topos wird hier virtuos bedient: Der Transfer von Toukos innerer, komplizierter Welt in ein Bühnenstück, das zum Schulfest aufgeführt werden soll. Eine Konstellation, die emotionale Hochdramatik verspricht, man kennt das ja zur Genüge. Einen solchen Höhepunkt verweigert der Anime glücklicherweise. Unter anderem auch, weil Koyomi das Sensorium hat, den Menschen ins Herz zu blicken und die verbogenen Persönlichkeitsplitter der Protagonistin zielsicher aufzuspüren.
Es ist nicht nur die Romanze, die "einen fast dahinschmelzen" [OPYoshi] lässt, es sind die feinen, verästelten und teils widersprüchlichen Persönlichkeiten und ihre etwas komplizierten Beziehungen zueinander. Wer »Maria-sama ga miteru« schon gesehen hat, dem sei auch dieser Anime wärmstens ans Herz gelegt!
Beitrag wurde zuletzt am 23.06.2023 22:57 geändert.
Kommentare
Btw. war ich einfach nur fasziniert wie detailreich doch Holz sein kann seit ich diesen Anime gesehen habe. Keine Ahnung egal ob das Haus des Schülerrats oder das Café von Miyako. Ich konnte einfach meine Augen von diesen vielen kleinen Details nicht abwenden. Mal ganz zu schweigen vom Opening, dass gefühlt ein Kunstwerk für sich ist mit jeder neuen Szene. AHH ich kann nicht aufhören zu schwärmen. Für mich ganz definitiv Meisterwerk ohne auch nur einen einzigen Abstrich.
Also frage ich mich warum. Und da ist mir aufgefallen, dass man Koito Yuu doch etwas anders schreiben könnte:
Koi to Yuu
Wörtlich übersetzt:
Liebe und Yuu
was die Grundidee des Werks perfekt zeigt. Es geht darum wie Yuu Liebe entwickelt. Wenn man Touko mit einem Jungen ausgetauscht hätte, hätte die Geschichte ungefähr genauso stattfinden können. Aber Yuu ist als Charakter unersetzlich und es würde auch alles ändern, wenn sie ein Junge wäre, jedenfalls sagt das mein Gefühl.
Also Liebe und Yuu, ein wirklich guter Name für sie.