Boogiepop and Others (2019)

Boogiepop wa Warawanai / ブギーポップは笑わない

Rezensionen – Boogiepop and Others

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Anime „Boogiepop and Others“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: AHtyxa#1
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Ein kleines Paradoxon als Einstieg: Ist Boogiepop sehenswert? Ja. Denjenigen, denen diese Aussage als Anreiz reicht, möchte ich aber von der Serie abraten. Ihr könnt euch das Lesen sparen und euch stattdessen anderen Werken zuwenden. Ich wünsche angenehmen Zeitvertreib.

Alle anderen bitte ich dagegen um einige Minuten ihrer Lebenszeit. Entscheiden könnt ihr nach dem Lesen immer noch.


Disclaimer:
Ich habe weder die Light Novels gelesen, noch die alte Boogiepop Serie aus dem Jahr 2000 gesehen. Ich kann an dieser Stelle also nur diese Serie für sich bewerten, ohne Vergleichswerte.

Aus eigener Erfahrung weiß ich am besten, dass Anime-Umsetzungen i.d.R. seichter oder bruchstückhafter als ihre LN Vorlagen ausfallen. Auch hier hat man teils das Gefühl, das Dinge (z.B. Towa-Org., Aliens?, Homunculi) als selbstverständlicher Bestandteil präsentiert werden, als müsste man es bereits kennen. Diese Elemente werden aber im Verlauf der Serie fürs Verständnis ausreichend erläutert und sind deshalb nicht weiter störend.


Allgemeines zur Serie:
Wie kommt die bescheidene Bewertung zustande? In der Vergangenheit wurden solide umgesetzte, anspruchsvolle Animes, wie Ergo Proxy, Texhnolyze, Serial Experiments Lain, Paranoia Agent usw. stets hoch bewertet.

Nun hat Boogiepop nicht denselben Anspruchslevel, gehört aber zweifelsohne zur selben Kaste. Wer sich einfach nur berieseln lassen will, ist hier falsch. Die Serie fordert zum aktiven Zuschauen und Mitdenken auf. Es ist Jahre her, dass ich aus Sorge etwas zu übersehen, Notizblock und Stift gezuckt habe. Das war eine erfrischende Abwechslung!

Erst durch Boogiepop ist mir aufgefallen, wie stark sich der Trend in letzter Zeit auf bunte und kurzweilige Animes verlagert hat. Werke wie Attack on Titan oder Tokyo Ghoul zählen hier nicht als Gegenargument. Gore =/= Anspruch. Lässt man die Gewalt weg, bleibt ein 0815 Fighting Shounen zurück.

Während z.B. unser blauer, schleimiger Freund durch unbalancierte OP-Skills, mal eben, für „Friede, Freude, Eierkuchen“ unter den Isekai-Monstern sorgt und politische, sowie wirtschaftliche Bande knüpft (als Leser von Overlord musste ich angesichts der Oberflächlichkeit immer wieder schmunzeln) und damit die Season dominiert, bewegt sich Boogiepop im unteren Durchschnitt. Irgendwie schade.

Zugegeben, Boogiepop hat keinen hohen Unterhaltungswert, wie seine Popcorn-Konkurrenz. Der Anime hatte auch nicht viel, was mich besonders stark begeistert oder gar vom Stuhl gehauen hat, aber seine große Stärke ist, dass er keine Schwächen hat. Er ist in allen seinen Bestandteilen und insgesamt grundsolide und harmonisch!

Nun komme ich endlich auf eben diese Bestandteile zu sprechen.


Erzählstruktur:
Boogiepop hat keine chronologische Geschichte von Folge 1 bis 18, ist aber auch nicht streng episodisch. Die Serie besteht aus 4 in sich geschlossenen Handlungsbögen, die clever durch die Charaktere und deren Entwicklung verknüpft sind.

Es empfiehlt sich, die Handlungsbögen jeweils am Stück zu schauen. Wer sich also zunächst einen Eindruck von der Serie verschaffen will, sollte zumindest die ersten 3 Folgen sehen und erst dann eine Entscheidung fällen.
Die Erzählstruktur innerhalb der einzelnen „Arcs“ ist ebenfalls nicht linear und erfordert, wie gesagt, Aufmerksamkeit des Zuschauers.

Es gibt viele durchdachte Werke, z.B. die oben Erwähnten, die dem Zuschauer Interpretationsarbeit abverlangen. Gleichzeitig gibt es Animes, die den Zuschauer mit Plot holes und logischen Fehlern bombardieren, durch offene Fragen und unnötige Metaphern bewusst in die Irre führen und ihn am Ende völlig ratlos stehen lassen. Sie tun nur einen auf „Mind*ck“.

Hier erreicht Boogiepop eine tolle Balance. Zunächst wird eine Handlung mit vielen Fragen ausgeworfen und dem Zuschauer wird die Möglichkeit gegeben, an dem Puzzle mit zu rätseln. Im Verlauf schließen sich die Lücken und es entsteht ein vollständiges und klares Bild der Ereignisse. D.h., auch ohne Notizblock schaut man am Ende nicht blöd aus der Wäsche und kann die Sache recht locker angehen.

Bezüglich der Story selbst brauche ich nicht viel zu sagen. Sie ist gut. Die spoilerfreie Beschreibung oberhalb ist als Einleitung ausreichend. Die Urban Legend / Mystery Geschichte hat einen eher realistischen und reifen Charakter. Auf den Grund komme ich später zu sprechen.


Sound:
Ich lege allgemein keinen großen Wert auf die Intros und Outros. Mehr als „ganz gut“ kann ich hier leider nicht sagen.

Dafür ist die Musikalische Untermalung durchaus gelungen. Sie wird zum Wohl der Atmosphäre sparsam benutzt und hat in den richtigen Momenten umso mehr Wirkung.

Die Synchronsprecher (Japanisch) haben durchwegs gute Arbeit geleistet und man bekommt zur Abwechslung realistische, alltägliche Stimmen zu hören, anstelle vom piepsigen Idol-Gekreische. Auch das trägt positiv zum Gesamtbild bei.

Besonders überrascht hat mich aber die Kulissenvertonung. Aufgefallen ist es mir recht spät, bei einer bestimmten Szene. Die Kamera schwenkt an einem Veranstaltungsassistenten vorbei. Man hört seine eigentliche Stimme und wie diese, mit einem Versatz von wenigen Millisekunden, durch seine verstärkte, leicht verzerrte Stimme aus dem Megafon überlappt wird. Es klingt unglaublich realistisch. Dabei ist die Szene kurz und hat keine besondere Bedeutung, aber sie zeigt als Beispiel ganz klar, auf welchem Niveau hier durchgehend gearbeitet wurde.

Bild:
Animationen von Mad House haben selten enttäuscht und machen es auch bei Boogiepop nicht. Natürlich sprechen wir nicht über einen Kinofilm und schon gar nicht über Makoto Shinkai, aber das erfahrene Studio zeigt, wieder mal, wie eine gewissenhaft produzierte Fernsehserie aussehen kann und sollte.

Charaktere:
Sie sind die Leistungsträger von Boogiepop und machen die Geschichte aus. Natürlich wird nicht jeder einzelne Charakter genauestens durchleuchtet und nicht alle sind gleich interessant. Jedoch wird jeder Charakter genau in dem, für ihn notwendigen Umfang präsentiert, tritt rechtzeitig auf den Plan und bekommt auch die Möglichkeit, sich unterschiedlich zu entwickeln.

Das klingt zunächst seltsam, wenn man bedenkt, wie wenig man z.B. von Touka (aka Boogiepop) zu sehen bekommt. Das Liegt aber daran, dass Touka eben nur ein durchschnittliches, uninteressantes Mädchen ist. Es ist Boogiepop, um die (den?) es geht und der Kontrast in Charakterstärke macht es umso deutlicher. So bekommen auch andere Charaktere ihre eigenen, angemessenen Herangehensweisen. Schließlich heißt der Anime nicht umsonst Boogiepop and the Others. Die Rollen der Anderen sind hier ebenso wichtig.

Man erfährt die Geschichte abwechselnd aus den perspektiven dieser Charaktere. So bekommt man nicht nur ein umfangreicheres Gesamtbild, sondern auch einen besseren Einblick in die einzelnen Persönlichkeiten, Ihre Beweggründe und kann Ihre Entwicklung beobachten. Das betrifft nicht nur die Protagonisten.

Besonders gefallen hat mir, dass es bis auf wenige Statisten, keine Stereotypen gibt. Kaum zu glauben, aber jede relevante Person in diesem Anime ist genau das (eine Person)! Die Geschichte kann überzeugen, weil die Beteiligten (fast immer) entsprechend ihrem individuellen Hintergrund agieren. Sie haben unterschiedliches Wissen, Vorlieben, Beweggründe, Ziele, sowie positive und negative Charakterzüge. Auch die Antagonisten wirken dadurch wesentlich überzeugender. Es sind keine bösen Bösewichte, die Böses tun, weil sie böse sind.

Auch trägt zum Realismus und dem Reifen Bild bei, dass hier nicht idealisiert wird. Die Jugendlichen verhalten sich ihrem Alter und Umfeld entsprechend. Auch Dinge wie Lästereien, Drogen und Sex gehören dazu. Gleichzeitig wird hier aber nicht über die Stränge geschlagen. Während z.B. in Scum’s Wisch jeder aus der Haut fährt um sich möglichst widerwärtig zu präsentieren und man nur noch angesichts der Absurdität die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, entsteht bei Boogiepop ein glaubwürdiges und vielfältiges Bild.

Das Ganze funktioniert großartig und passt zu der Grundidee der Serie, dass jeder einzelne Mensch jederzeit zu einer Gefahr, zu einem „Feind der Welt“ werden kann, wenn die Umstände ihn dazu verleiten. Oder wie der Joker in etwa sagte: „Es braucht nur einen schlechten Tag. Mehr ist nicht nötig, damit ein normaler Mensch in die Tiefen des Wahnsinns stürzt.“


Fazit:
Ich persönlich habe Boogiepop and the Others sehr genossen und möchte es euch, ungeachtet der eher niedrigen Wertung, weiterempfehlen. Wer sich jedoch für seine Entscheidung nur auf meinen ersten Absatz und/oder dieses Fazit beruft, der sollte es vielleicht lieber lassen.

Die Serie folgt nicht dem Trend, weil sie keine kurzweilige Unterhaltung, sondern Anspruch im angemessenen Umfang bietet. Wer also mental auf bündige Informationsmengen, wie memes und 140-Zeichen Tweets, getrimmt ist, wird hier schnell die Lust verlieren.

Wer aber kein Problem hat, aus Neugier eine ewig lange Rezension (etwas Selbstkritik xD) zu lesen, der wird auch seinen Spaß daran haben, seine grauen Zellen laufen zu lassen, während er/sie Boogiepop schaut.
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