RabiatorV.I.P.
#1So, dann schreibe ich also hier mal einen Beitrag zu "Episode 1" - genauer genommen zu Asanes Rezension. Da es kein explizites Diskussionsforum gibt, man diesen Strang hier aber zum Diskutieren nutzen darf (siehe Info-Text), passt's m. E. hier am besten. Wer sich das Folgende durchlesen will, ist gut beraten, Asanes Text vorher zu lesen, weil ich Bezug darauf nehmen werde. Und ich packe den ganzen Quark mal in einen Spoilerbalken, weil ich vermutlich Teile des Films spoilern werden muss...
Ich kann Dir aber versichern, dass Reg (wie du evtl. auch schon vermutet hast), ein wesentlich vielschichtigerer Charakter ist, als wir ihn bisher im Anime kennengelernt haben. Diese schwarze Wutgestalt, die wir im Kampf mit Bondrewd beobachten konnten, hat eine storydefinierende Grundlage - und in dieser Form ist er tatsächlich Bondrewd mit all seinen Artefakten fast ebenbürtig. Aber eben auch nur fast - ohne das Team und den Plan wäre er am Ende eingegangen. Bondaddy ist tatsächlich die stärkste Entität im Kampf, die R²N bis dahin getroffen haben. Es ist seine Entscheidung, Probleme im Kampf zu lösen, wenn er nicht vorankommt - weil er sich 1.) fast sicher sein kann, dass er gewinnt und 2.) nicht wirklich sterben kann. Er war sich zu selbstsicher. Nein - das war kein Zufall, dass R²N das zweimal gewonnen haben.
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Ich kann übrigens versichern, dass die sechste Schicht komplett verschieden sein wird. Und zwar nicht nur deswegen, weil da kein Bondrewd-Typus auftauchen wird (das sollte keine Überraschung mehr sein), sondern weil die Story dort so abgefahren anders ausfallen wird, dass wir hinsichtlich der verwendeten Tropen mitunter komplettes Neuland betreten werden. Wenn du mich fragst: 6 ist der bislang am besten erzählte Arc.
Asane [...] denn man hat sich dazu entschlossen, aus »Made in Abyss« einen Actionstreifen zu machen. Das funktioniert deshalb nicht so richtig, weil die Welt des Abyss in ihrer Eigenartigkeit und Einzigartigkeit recht seltsamen Regeln folgt, an die sich der Mensch, der in dieser Welt überleben will, anpassen muss.
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Verschärfend kommt hinzu, daß man haufenweise sattsam bekannte Tropen eingebaut hat, die einem Shounen vielleicht gut zu Gesicht stehen, bei einem Werk wie »Made in Abyss« aber ziemlich unnötig und aufgesetzt wirken, da sie die schön austarierte Harmonie von Story und Atmosphäre torpedieren.
Ich sehe darin gerade eine Stärke des Films. In Bezug auf das Gesamtwerk haben wir hier erstmalig einen Gegenspieler, der weite Teile einer ganzen Tiefenschicht beherrscht, weil er die wissenschaftlichen und technischen Voraussetzungen dafür besitzt, einen langanhaltenden Status Quo durchzusetzen. Man kommt an ihm nicht vorbei, ohne mit ihm zu interagieren - und wenn man seine Wünsche nicht erfüllt, nimmt er sich das, was er braucht. Mit Gewalt und ohne weiter zu verhandeln. Gleichzeitig verkauft er aber alles, was er tut, als noblen Dienst an der Menschheit; für die Erkenntnisgewinnung und das Vorankommen der Menschheit im Abyss solle doch bitte "das Wohl der Allgemeinheit" beachtet werden. Die Opfer einiger weniger "entbehrlicher" Menschen(kinder) mit der falschen Herkunft sind es seiner Meinung nach wert, die Massen voranzubringen. Dafür gebührt ihm eigentlich ein Albright-Award, finde ich. Das ist m. E. ein gar nicht mal so subtiler Bezug zur Gegenwart. Und tatsächlich finden sich auf Reddit genügend Benutzer, die ihn wegen seiner Beteuerungen in vollem Ernst verteidigen, und nicht nur wegen der Kraft der daraus entstehenden "Meme" ...[...]
Verschärfend kommt hinzu, daß man haufenweise sattsam bekannte Tropen eingebaut hat, die einem Shounen vielleicht gut zu Gesicht stehen, bei einem Werk wie »Made in Abyss« aber ziemlich unnötig und aufgesetzt wirken, da sie die schön austarierte Harmonie von Story und Atmosphäre torpedieren.
Mit den Actionsequenzen, die wir hier sehen, funktioniert das meiner Meinung nach nicht mehr. Hier ist eine Grenze der Handlungslogik (und der der Charaktere dazu) überschritten, wo es dann im ganzen gesehen verdammt viel Zufall und Dusel braucht, daß sie am Ende nicht auf die Fresse fliegen.
Ich habe das in der Anime-Serie auch mal angesprochen, als Riko in diesem riesigen, nach Obstgrütze riechenden Ding gefangen war und sich freisäbeln konnte, weil das Viech keine richtige Magensäure hatte. (Diese Szene gibt es übrigens im Manga nicht.)Ich kann Dir aber versichern, dass Reg (wie du evtl. auch schon vermutet hast), ein wesentlich vielschichtigerer Charakter ist, als wir ihn bisher im Anime kennengelernt haben. Diese schwarze Wutgestalt, die wir im Kampf mit Bondrewd beobachten konnten, hat eine storydefinierende Grundlage - und in dieser Form ist er tatsächlich Bondrewd mit all seinen Artefakten fast ebenbürtig. Aber eben auch nur fast - ohne das Team und den Plan wäre er am Ende eingegangen. Bondaddy ist tatsächlich die stärkste Entität im Kampf, die R²N bis dahin getroffen haben. Es ist seine Entscheidung, Probleme im Kampf zu lösen, wenn er nicht vorankommt - weil er sich 1.) fast sicher sein kann, dass er gewinnt und 2.) nicht wirklich sterben kann. Er war sich zu selbstsicher. Nein - das war kein Zufall, dass R²N das zweimal gewonnen haben.
... aber auch die kleine Prushka erfüllt viel zu viele Kindchen-Topoi im Bösewicht-Umfeld, was den Film noch ein Stückchen weiter in den Morast des Unglaubwürdigen zieht.
Wenn man sich ein bisschen mit Literatur über Psychopathen beschäftigt (z. B. Lobaczewski), erfährt man, dass erfolgreiche Psychopathen oftmals bestens funktionierende Familien unterhalten, und das nicht nur nach außen hin. Die Kinder sind davon vollkommen überzeugt, liebende Eltern zu haben. In's Zweifeln kommen sie erst später, häufig erst als Erwachsene, wenn die Ziele des psychopathischen Elternteils nicht mehr mit ihren eigenen übereinstimmen, weil es immer nur darum ging, Gefühle und Empathie für die Außenwirkung der Psychopathen zu emulieren. Auch Prushka hat keine Ahnung, wer ihr Vater wirklich ist, weil er ihr gegenüber tatsächlich der beste Vater der Welt ist. Erst ganz am Ende merkt sie, dass etwas nicht stimmt, aber auch da tut sie es noch als Missverständnis ab. Bondrewd dagegen - und daran lässt die Geschichte keinen Zweifel - hat Prushka einzig und allein wegen der Statuserhöhung herangezogen, die er durch die Prushkas "Kartusche" erhält, ganz wie bei Nanachi und Mitty. Die Rückkehr von der Sechsten kriegt er auch mit Kartuschen von Kindern, die ihn nicht lieben...So richtig pralle find ich diese ständigen sexuellen Anspielungen in der Serie auch nicht.
Interessant, dass dich fast die gleichen Dinge gestört haben wie mich. Allerdings möchte ich bei einer Szene nicht mitgehen - die Badeszene bei Nanachis Teich finde ich urkomisch. Nicht nur, dass Reg überhaupt keine Ahnung hat, dass er unfreiwillig 'nen Steifen hat; sobald Riko es bemerkt, wird er knallrot und möchte sich am liebsten "in sich selbst zurückziehen". Er taucht sofort weg und reagiert damit wie ein echter Gentleman, der ungewollt zu tief in die Privatsphäre einer Frau eingedrungen ist. Und dass, obwohl Riko offensichtlich keinen Plan hat, warum das da gerade passiert ist. In diesem kann Reg sogar als Vorbild für pubertierende dienen ...***
Ich kann übrigens versichern, dass die sechste Schicht komplett verschieden sein wird. Und zwar nicht nur deswegen, weil da kein Bondrewd-Typus auftauchen wird (das sollte keine Überraschung mehr sein), sondern weil die Story dort so abgefahren anders ausfallen wird, dass wir hinsichtlich der verwendeten Tropen mitunter komplettes Neuland betreten werden. Wenn du mich fragst: 6 ist der bislang am besten erzählte Arc.
Kommentare (4)
PS: gibt's diese berühmte Tiefenkarte irgend wo in groß?
Den Manga leg ich mir aber erst zu, wenn ich die Staffel gesehen habe, die nächstes Jahr erscheinen soll.