Made in Abyss: Seelen der Finsternis (2020)

Gekijouban Made in Abyss: Fukaki Tamashii no Reimei / 劇場版メイドインアビス 深き魂の黎明

Rezensionen – Made in Abyss: Seelen der Finsternis

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Anime „Made in Abyss: Seelen der Finsternis“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: Asane
Redakteur
#1
Eine hohe Bewertung und dennoch eine Enttäuschung. Wie geht das zusammen?

Dieser dritte Abyss-Film konnte die hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllen. Die Gründe dafür sind recht unterschiedlich. Das liegt an der Summe vieler Einzelheiten, aber auch an der ganzen großen Linie, denn man hat sich dazu entschlossen, aus »Made in Abyss« einen Actionstreifen zu machen.
Das funktioniert deshalb nicht so richtig, weil die Welt des Abyss in ihrer Eigenartigkeit und Einzigartigkeit recht seltsamen Regeln folgt, an die sich der Mensch, der in dieser Welt überleben will, anpassen muss. Die Logik einer Action-zentrierten Welt, in der sich gekloppt wird bis zum Umfallen, steht dem aber entgegen. Mal ganz davon abgesehen, dass während dem Gekloppe immer wieder twists eingebaut werden, deren dürftige Erklärung irgendwie kurz mal nachgeschoben wird.
Verschärfend kommt hinzu, daß man haufenweise sattsam bekannte Tropen eingebaut hat, die einem Shounen vielleicht gut zu Gesicht stehen, bei einem Werk wie »Made in Abyss« aber ziemlich unnötig und aufgesetzt wirken, da sie die schön austarierte Harmonie von Story und Atmosphäre torpedieren. Das fängt schon eine Stufe früher an: bei Ozen, wo man sich nicht zu schade war, dieses ganze abgeklärte wie unterkühlte Mastermind-Getue aufzufahren, das vermutlich irgendwie cool sein soll.
Das setzt sich nun fort bei Bondrewd. Allein schon dieses aufgeblasene Gerede und dieses standesdünkelhafte Posieren eines Möchtegern-Adligen, der wie bei jedem 08/15-Bösewicht dieser Couleur alle Aktionen des Gegners mit einem aufgesetzt gönnerhaften "subarashii, subarashii!" kommentiert ("wundervoll!"), und das in einer vor Würde und Gravität strotzenden Bariton-Stimmlage, – das treibt einem schon die Galle hoch und man fragt sich unvermittelt, ob man diesen Film den eigenen Freunden wirklich vorsetzen kann …

In unserer kleinen Heldentruppe sieht's derweil nicht viel besser aus. Anfänglich setzt man seitens der Regie die Linie der Serie fort, aber sobald es hart auf hart kommt, geschieht mit der inneren (vor allem charakterlichen) Logik das gleiche wie mit Mitty, als sie von der Sechsten heraufgezogen wird.

1. Exkurs:

Die Kommentare zur Serie sind voll von Bedenken, ob das mit Kindern in diesem Alter (so um die 12) wirklich funktionieren kann. Meiner Meinung nach kann es. Und zwar recht gut. Beispiele dafür gibt es ja reichlich, in Film und Literatur – und natürlich müssen die äußeren Verhältnisse diesen Umständen ein wenig angepasst werden, damit das auch halbwegs plausibel bleibt. Tut es auch. Die Gefahren, denen Riko und Reg ausgesetzt werden, sind immer so zugeschnitten, daß sie das alleine bewältigen können. Dafür sorgt die Dramaturgie in Form von Ozen, die einiges an Hintergrundinformationen beisteuert, darüber hinaus die Kurzen auch einem mehrtägigen Survival-Test unterzieht, – und späterhin Nanachi, ohne die die Serie auf der vierten Ebene zu Ende wäre. Einer allein würde allerdings nie sehr lange überleben, sie brauchen sich beide. Erst in der Kombination ihrer Fähigkeiten gelingt es ihnen, mit den Herausforderungen hier unten klarzukommen. Teamwork, das große japanische Thema!

Mit den Actionsequenzen, die wir hier sehen, funktioniert das meiner Meinung nach nicht mehr. Hier ist eine Grenze der Handlungslogik (und der der Charaktere dazu) überschritten, wo es dann im ganzen gesehen verdammt viel Zufall und Dusel braucht, daß sie am Ende nicht auf die Fresse fliegen.

Vor allem das, was mit Reg passiert sein soll, streift die Grenze des Zumutbaren; aber auch die kleine Prushka erfüllt viel zu viele Kindchen-Topoi im Bösewicht-Umfeld, was den Film noch ein Stückchen weiter in den zähen Morast des Unglaubwürdigen zieht. Vor allem, weil die Erklärungen gegen Ende des Films mehr Fragezeichen als Antworten zurücklassen.

Als kleines Intermezzo mal kurz wieder zum Positiven: Das Zusammenspiel der Charaktere und der Humor: unschlagbar. Besonders was Nanachi betrifft, die man gleich zu Beginn genervt vor sich hin ächzend beim Abstieg bewundern kann. Warum, klärt die nachfolgende Einstellung mit Reg & Riko. Diese subtilen Dinge sind es, die ich an »Made in Abyss« so schätze. Genauso auch beim zweiten großen japanischen Thema: kochen. Unbekannte Kreaturen erlegen und auseinandernehmen, um auszuprobieren, was man damit so machen kann. Immer schön in der Balance von ekelhaften Details und faszinierender Neugier.

Was ich auch besonders schätze und auch hier präsent ist: wie immer mal wieder, ebenfalls subtil und nie pädagogisch, Bezüge zu unserer Gegenwart hergestellt werden. Wie bei den Blumen dieser Wiese in der vierten Ebene (die Blumen haben ziemlich verschiedene Namen, je nach Übersetzung), die ein vollendetes Bild der Ruhe und des Friedens abgeben – und doch bei genauerem Hinsehen durchsetzt sind von Parasiten, die es hier eigentlich gar nicht geben dürfte …
Der Gegenwartsbezug ist überdeutlich, nicht nur unsere Welt betreffend, sondern auch die der Inselstadt, in der diese Blumen ebenfalls zu finden sind.

So streift denn das ungleiche Trio durch die Winterwelt der Fünften, die der Zuschauer schon aus den Nanachi-Rückblenden kennt, und gelangt zu diesem Versuchslabordieser Forschungsstation von Bondrewd, das dieser auf dem einzig möglichen Zugang zur sechsten Ebene errichtet hat – und man fragt sich unwillkürlich, wie in aller Welt die Leute das Material dort hinuntergeschafft haben und all das aufgebaut haben sollen in 10 oder 11 Kilometern Tiefe. Dann tritt der Meister selber auf den Plan und mit ihm die Probleme des ganzen Genres, in das man gerade eben gewechselt ist.

Zu den kleineren, eher vernachlässigbaren Umständen, die mir die Freude an dem Film etwas versaut haben, gehören auch gewisse Späßchen sexueller Natur, die schon in den Kommentaren zur Serie ausgiebig gewürdigt worden sind. Daher kurz mal ein

2. Exkurs:

So richtig pralle find ich diese ständigen sexuellen Anspielungen in der Serie auch nicht. Allerdings aus ziemlich anderen Gründen als bei den meisten. Und ich sehe darin auch keinen Fanservice – Loli geht anders.

Die Nacktheiten, die einem begegnen und die immer wieder als running gag auftauchen, stören mich nicht eigentlich, aber ich finde sie ermüdend, weil man solche Witzchen ein oder auch zwei Mal bringen kann, dann ist aber auch gut. Und den Fan, den man hier damit bedienen will, den möchte ich erst mal sehen!
Die zur Strafe nackt aufgehängte Riko ist vielleicht 0,3 Sekunden lang zu sehen. Davon abgesehen hat diese Art der Strafe in der Welt des Abyss Methode, denn auch in der Ozen-Szene ist die Rede davon (Marulk betreffend).

Nein, was mir gehörig gegen den Strich geht, ist nicht das, was man mit Riko veranstaltet – sondern mit Reg! Dieser ochinchin-Gag (ein Roboter mit Pimmelchen?) ist schon beim zweiten Mal nicht mehr lustig; und daß Habo dabei recht übergriffig in Regs Hose schaut, halte ich für weitaus indiskutabler als alles, was mit Riko passiert. Davon ist aber nirgends zu lesen; und seltsamerweise geht das Publikum auf den englischsprachigen Animeseiten im ganzen betrachtet weitaus gelassener damit um, als das hier auf Anisearch geschieht.
Im übrigen sind solche Momente auf sehr unschuldige Art eingeflochten. Beide (Riko und Reg) sind sich ihrer Sexualität noch nicht bewusst, und auch das etwas verstörte Betrachten von Rikos vollgesiffter Hose dürfte mehr mit einer Mischung aus Irritation und Bestürzung zu tun haben (aufgrund des Giftangriffs vollgesaut mit Blut und Urin) als mit irgendwelchen sexuellen Fantasien auf Seiten von Reg.
Daß im Film selber dann noch zwei, drei Mal die Sprache darauf kommt, unter welchen speziellen Umständen Regs ochinchin plötzlich größer wird – das hätt's wahrhaftig trotzdem nicht gebraucht.

Was zu den feineren Seiten von »Made in Abyss« gehört, sind indirekte Implikationen, auch sexuelle, und die gern auf metaphorischer bis psychologischer Ebene. Und weil gerade eben ausführlich von Regs kleinem Freund die Rede war: da er nicht nur Roboter ist, sondern auch menschliche Eigenschaften hat, und in dieser Beziehung etwa im gleichen "Alter" ist wie Riko, kurz vor der sexuellen Erweckung, scheint es kein Zufall zu sein, wenn das Abfeuern seines "Incinerators" wie eine metaphorische Versinnbildlichung des sexuellen Akts wirkt. Vor allem, da nur wenige Minuten nach diesem "Abfeuern" der Kerl unwillkürlich für zwei Stunden in tiefen Schlaf verfällt. – So manche Frau wird dieses Phänomen bestätigen können …


Wie auch immer: nachdem nun alle Hindernisse, die sich der kleinen Truppe in den Weg gestellt haben, überwunden sind, bleibt die Hoffung, daß mit der Erkundung der sechsten Ebene »Made in Abyss« wieder zur alten Stärke zurückfindet und nicht mehr so krachmacherisch auf den Putz hauen muss, wie das in der zweiten Hälfte des Films der Fall war. Denn in allen künstlerischen Bereichen, visuell wie musikalisch, bewegt sich der Anime auf gewohnt hohem Niveau.
Beitrag wurde zuletzt am 14.07.2022 01:47 geändert.
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