Forest of Piano (2018)

Piano no Mori / ピアノの森

Rezensionen – Forest of Piano

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Anime „Forest of Piano“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: Asane
Redakteur
#1
So vielversprechend das auf dem Bild aussah, so herb war am Ende die Enttäuschung.

Und zwar auf allen Ebenen. Ich habe eigentlich keinen Plan, womit ich jetzt anfangen soll. Vielleicht von vorne: Zu Beginn sieht man das Ende - Kai auf dem Chopin-Wettbewerb in Warschau. Und das war jetzt tatsächlich das erste Mal, dass ich von CG seekrank geworden bin. (pun intended)

Einerseits existiert offenbar das Bedürfnis, per CG Perfektion schlechthin zu erreichen (ungeachtet des Umstands, dass die Wirkung von Anime im kontrolliert Un-Perfekten liegt), andererseits ist das Charakterdesign darauf angelegt, den Einsatz von CG per Vereinfachung im größeren Stil zu ermöglichen, indem man fast alles weglässt, was Tiefenwirkung suggerieren könnte. die Gesichter sind plan und einfarbig, meist ohne Schattierung, Gesichtszüge reduziert, Haare wirken wie aufgeklebte Papierstreifen. Etwa so, wie wir sie schon damals in der 5. Klasse gebastelt haben.
Die optische Wirkung des Resultats ist kaum anders wie damals bei "Utena" - und das ist 20 Jahre her! Und vor allem beißt sich dies immer mal wieder ganz gewaltig mit den fotorealistischen Hintergründen.

Aber das muss noch lange nichts über den Inhalt aussagen, denn bekanntlich stirbt ja die Hoffnung zuletzt. - Und sie ist gestorben. Spätestens als klar war, dass praktisch alle Ganbatte-Tropen, die sich in den musikalischen Bereich transferieren lassen, in diesem Anime auch verbastelt werden. Für jemanden, der geneigt ist, Musik ernst zu nehmen, die schiere Katastrophe. Sicher, der etwa 10 Jahre ältere Film ist weißgott nicht frei davon, aber da wird das weitaus anständiger umgesetzt. Insbesondere, was die optische Präsentation angeht.
Lustig vor allem:
Diese ewig introspektivischen monologischen Gedankengänge - gleich, ob Interpret oder Zuschauer - die herzlich wenig mit der aktuell erklingenden Musik zu tun haben. Das fängt natürlich an beim obligatorischen "Kai, kikoeru ka?" und erstreckt sich bis zu den Auslassungen der Kritiker à la "so hat man das noch nie gehört!" (doch, hat man: speziell wenn immer die gleiche Aufnahme eingespielt wird), oder "er kann kleine Fehler gut vertuschen" (Aufnahme ist wie immer absolut fehlerfrei).

[Kleines Highlight für Mozart-Kenner: weil die Stücke zu lang sind, um sie komplett in eine Folge einzubauen, wird nur die erste Hälfte ("Exposition") genommen und das dem Publikum als Schluss des Stückes verkauft. Mehrere Male. Super! Stück beginnt also in F-Dur, endet aber in C-Dur (Seitensatztonart). Wirklich? Nein, Leute. Im Leben nicht!]

Mal ganz davon ab, dass es im Echten Leben nicht darauf ankommt, "deinen Stil" zu finden, sondern zuallererst das Stück zu verstehen, vor allem und insbesondere analytisch, und dem dann gerecht zu werden - und zwar dem Stück selber, nicht dem Autor - insofern sind all diese Fragen der Art "was will uns der Autor damit sagen" komplett irrelevant.

Und damit mal kurz zu einem anderen Aspekt, wofür der Anime aber nix kann: die Übersetzung.
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass dieser Anime direkt aus dem Englischen übersetzt worden ist. Ein Indiz von mehreren: viele Vergangenheitsformen sind falsch gewählt. Es sieht aus, als sei da, wo im Englischen ein einfaches past tense steht, dies einfach als deutsches Imperfekt übersetzt worden. Und das ist dann in vielen Fällen einfach falsch.
Es ist auch keine Schande, wenn man sich mit der Fachterminologie nicht auskennt - aber informieren sollte man vorher sich wenigstens. Und nein: es ist keine gute Idee "kyoku ( 曲 )" mit "Lied" zu übersetzen, wenn ein (Klavier/Orchester)-Stück gemeint ist. Genauso "gakufu ( 楽譜 )" mit "Partitur" bei Klavierstücken; einfach "Noten" ist völlig ok.

Kurz zum Inhalt:
Da ich den Manga nicht kenne, kann ich nur Vergleiche zur Filmversion anstellen. Die ersten vier Folgen der Serie umfassen ungefähr das, was im Film abgehandelt wird. Wobei im Vergleich zum Film die Serie deutlich schlechter abschneidet. Denn im Film werden die Charaktere besser vertieft, erhalten generell mehr Profil und "charakterliche Tiefe" (in Ermangelung eines besseren Ausdrucks), wirken nicht so blass wie in der Serie.
Sieht man beispielsweise sehr schön bei der Konstellation Takako-Wendy-Kai, da kommt die Toilettenprinzessin (benjo-hime - 便所姫 )" einfach viel besser zur Geltung.

Um den Fokus auf den Chopin-Wettbewerb legen zu können, der hier drei (oder vier?) Folgen umfasst, werden andere Stationen im künstlerischen Lebenslauf nur kurz angerissen. Das wäre recht gut verschmerzbar, wenn einige Abschnitte nicht so disparat nebeneinander liegen würden - als würde man Seiten eines Buches nur kurz überfliegen. Denn so fällt es etwas schwer, als Zuschauer den rechten Draht zu den Charakteren zu kriegen.

Am beeindruckendsten fand ich überhaupt die eher stillen Szenen, in denen irgendwer über irgendwas nachgrübelt oder die einfach die Atmosphäre vertiefen. Wie auch den Umstand, dass da im Wald ein Klavier steht, das auf magische Weise nur der Person "antwortet", die das gewisse Etwas hat, - ohne dass irgendjemand sich über diese Seltsamkeit auch nur wundern würde. Zudem hätte ich ab Mitte der Serie erwartet, dass
Ajino und Reiko endlich mal zusammenkommen. Nun gut. Nächste Staffel vielleicht.

Wer also einen schönen, ans Herz gehenden Musik-zentrierten Ganbatte-Anime anschauen möchte, sollte
diese Serie besser ignorieren und stattdessen "Hibike! Euphonium" wählen. Dort sind wenigstens die Inkonsistenzen nicht so heftig.

Ach ja, fast vergessen:
Lieblingscharakter? Eindeutig Takako. Das Mädel hat einfach was, was schwer in Worte zu fassen ist.
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Avatar: OPYoshi
Moderator
#2
  • Handlung
  • Animation
  • Charaktere
  • Musik
  • Drama
Diese Rezension beinhaltet die komplette Geschichte der ersten und zweiten Staffel.

Kai Ichinose wohnt im Vergnügungsviertel der Stadt und sein Benehmen ist sehr rüpelhaft. Umso erstaunlicher, dass er ein großes musikalisches Talent hat. Er freundet sich mit Shuuhei Amamiya an, der strikten Pianounterricht bekommt, und lernt das Piano kennen.
Mit einem Piano im Wald und im Herzen kämpft er sich durch die Welt der Pianisten.

Wenn etwas direkt auffällt, dann ist es wohl die sehr einfach Animation und Darstellung der bewegenden Objekten. Gerade in der zweiten Staffel werden die Konturen stark zurückgefahren und das ganze Design wirkt eher schnell hin geklatscht als mit Liebe gestaltet. Immer häufiger vermisst man besondere Features oder etwas herausstehendes. Selbst die Kleidung hängt bei Menschen wie ein blankes Stück Stoff am Leib.
In der ersten Staffel haben die Macher die Szenen am Piano mit CGI eingefügt und gerade die Finger haben dadurch eine sehr schöne Dynamik bekommen. Das Konzept haben die leider nicht bis zum Schluss gehalten. Später wurden die Szenen mit einem ominösen Schneesturm oder Lichtschleier und Standbilder untermalt.
Hervorzuheben sind die Hintergründe. Die sind nämlich sehr detailreich und gut nach dem Realen gestaltet.

Über den Cast sich richtig auszulassen ist nicht ganz so einfach. Im Grunde sind die einzelnen Charaktere ja nett gemacht, aber die sind nichts besonderes. Kai, der sich als Mensch durch eigene Kraft hocharbeiten muss, und Shuuhei, der schon oben ist, kennt man ja schon. Und auch der Nebencast wirkt nicht besonders und bringt auch wenig Unterstützung, von den ganzen Rivalen ganz zu schweigen.
Etwas Schwung bringt zwar Takako in die Serie mit ihren komischen Eigenheiten, hat aber nur wenig Screentime und fällt im Laufe der Serie immer weiter unter den Tisch.

Wie es sich bei dem Thema gehört, besticht die musikalische Untermalung aus vielen Pianostücken von berühmten Komponisten, allen voran Chopin, der indirekt auch eine große Rolle spielt. Es ist auch nett gedacht, den jeweiligen Titel des Stückes einzublenden, welches gerade gespielt wird. Bei den ganzen Zahlen, die einen um die Ohren gehauen werden, kann man die sich zwar nicht merken, aber abschreiben. Viele Stücke werden auch länger angespielt und werden selten zwischendurch abgebrochen.
Schöne Arrangements bieten auch die beiden Endings. Es hat zwar mal mehr, mal weniger geklappt, die Lieder und Gesang an einem Piano anzupassen, können aber trotzdem durch einfach Klänge gut überzeugen.



Jahre nach dem Film, der nur den Prologue wiedergibt, kam jetzt die Serie, die die ganze Mangareihe adaptiert. Gerade der Gegenwartspart zeigt, was die Serie kann, aber leider auch, was sie nicht kann. Es bleibt eine schöne Geschichte, über Freund, die auch Rivalen sind, verliert leider zum Schluss aber die Übersicht über das Konzept und verrennt sich dann in einer Art Vergangenheitsbewältigung. Schade auch, dass zum Schluss andere Ziele gesteckt und erreicht wurden, als man am Anfang versuch hat anzudeuten. Hätte der ganzen Geschichte auch etwas den Kitsch nehmen können und sicherlich auch etwas die Realitätsnähe wahren können.
Ein weiteres Problem der Serie ist die ständig immer weiter schwächelnde Qualität der Animationen. Man hat zwar generell den Fokus auf andere Werte gelegt, aber es wirkte immer weiter, als wolle man Geld sparen oder schlimmeres. Während des Contests wurden andere stilistische Mittel verwendet, können aber nur die sehr einfachen Animationen unterstreichen und wirken mehr gewollt als gekonnt.
Wenn sich etwas konstant gehalten hat, dann auf jeden Fall die Musik. Es werden viele bekannte klassische Stücke gespielt und nicht selten im Vordergrund. Da merkt man den eigentlichen Schwerpunkt der Serie und auch, dass die Produktion nicht so Low Budget ist, wie sie auf dem ersten Blick wirkt. Nimmt man dann noch die sehr schönen gestalteten Hintergründe dazu, hat man zu dem akustischen, auch einige optische Highlights.

Wer sich den Film angeschaut hat, hat mit den beiden Staffeln die Möglichkeit, sich die ganze Geschichte anzugucken. Leider läuft die nicht ganz rund, bringt die Sache aber zu einem festen Abschluss. Sollte man sich für Piano no Mori entscheiden, sollte man auch im Hinterkopf behalten, dass die Animationen eher unterer Durchschnitt sind, aber musikalisch ganz gut punkten kann.
Man kann die Serie nicht mit anderen großen musikalischen Dramen wie Shigatsu wa Kimi no Uso vergleichen. Die Elemente sind hier einfach zu schwach ausgeprägt. Insgesamt hat man aber eine nette Serie, die man vielleicht nicht unbedingt für zwischendurch gucken kann, aber durch die leichte Art sich zumindest gut berieseln lassen kann.
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