Obwohl dies ein Film von Meisterregisseur Hayao Miyazaki ist und Totoro zum Aushängeschild von Studio Ghibli wurde, war ich bei diesem Film erst skeptisch. Wenn ich Bilder von ihm gesehen habe, dachte ich mir immer: „Hm, das sieht ja ziemlich langweilig aus.“
Letztendlich hat mich der Film aber doch sehr positiv überrascht. Ein sehr niedliches und auch berührendes Werk!
StoryMei und Satsuki, deren Mutter in einem Krankenhaus behandelt wird, ziehen mit ihrem Vater in ein Haus aufs Land.
Nachdem die beiden Schwestern dieses erkundet haben, treffen sie auf den freundlichen Waldgeist Totoro und auch auf ein Wesen, das eine Mischung aus Katze und Bus ist.
Als die Mutter von Mei und Satsuki eigentlich aus dem Krankenhaus entlassen werden soll, erhält die Familie ein Telegramm: Die Mutter muss doch vorerst im Krankenhaus bleiben. Aufgrund dessen streiten sich die Schwestern- und dann ist Mei auf einmal verschwunden!
Kann Totoro der verzweifelten Satsuki helfen?
Die Story an sich ist ziemlich einfach. So gibt es zum Beispiel keinen Bösewicht und der Film ist insgesamt ziemlich ruhig. Auch wenn geisterhafte Wesen vorkommen, hat man hier überwiegend die Stimmung eines Alltagsdramas.
Doch ich muss sagen: Nach einem etwas zähen Beginn, in dem man hauptsächlich sieht, wie Mei und Satsuki das Haus und dessen Umgebung erkunden, hat mir der Film sehr gut gefallen. Die ganze Stimmung ist friedlich und lieb. Die Neugier und Begeisterungsfähigkeit der Schwestern werden auch sehr authentisch dargestellt, sodass ich immer mal wieder schmunzeln musste.
Als die Kinder die schlechte Nachricht bekamen, dass ihre geliebte Mutter das Krankenhaus doch nicht verlassen kann, habe ich auch sehr mit ihnen mitgelitten. Ich konnte sowohl Satsukis Traurigkeit als auch Mei, die dies einfach nicht wahrhaben wollte, sehr gut verstehen. Wer jemals mitbekommen hat, wie ein geliebtes Familienmitglied gegen eine Krankheit kämpfen musste, kann sicher nachempfinden, wie es den Schwestern in dem Augenblick geht.
Für mich war „Mein Nachbar Totoro“ insgesamt weniger ein Film über Geisterwesen als eine Ode an die Kindheit, die Familie und die Natur.
CharaktereDer Waldgeist Totoro kommt zwar im Titel vor, hat aber überraschenderweise gar nicht mal so viel Screentime. Er ist nur um die 15 Minuten zu sehen. Die Schwestern Satsuki und Mei stehen ganz klar im Mittelpunkt.
Mir gefiel der Kontrast zwischen der älteren Satsuki, die hier die Rolle der „Vernünftigen“ übernimmt und der noch sehr kleinen Mei. Letztere wird von vielen als nervig empfunden und irgendwo ist sie das auch, aber das macht sie glaubwürdig. Sie ist teilweise quengelig, dickköpfig und bei Weitem noch nicht so vernünftig wie ihre große Schwester, aber das kann man von einem 4-jährigen Mädchen auch nicht erwarten.
Ich fand die Beziehung zwischen den beiden Schwestern herzerwärmend. Während man in vielen Filmen und Serien Geschwister sieht, die sich ständig zanken, verstehen sich Satsuki und Mei sehr gut. Ich fand zum Beispiel eine Szene sehr putzig, bei der Mei zu Satsuki in die Schule kam. Es gibt zwar auch eine Streitszene mit den beiden, aber da sie gerade eine schlechte Nachricht bekommen haben, kann man das verstehen. Und wenn man sieht, wie verzweifelt Satsuki am Ende nach ihrer kleinen Schwester sucht, berührt einen das sehr.
Ebenso hat es mich sehr berührt, als Satsuki Mei wiederfand und Mei sagte, dass es ihr leidtut.
Eine kleine Notiz am Rande: In der deutschen Version wird Satsuki Saki genannt.
ZeichenstilDie Natur ist hier- typisch Ghibli- sehr liebevoll und detailreich gezeichnet worden. Die ländliche Umgebung verleiht dem Film eine friedliche, liebe Atmosphäre. Allein das Grün in diesem Film ist einfach herrlich anzuschauen! Auch das Haus, in dem die Familie wohnt, ist schön gezeichnet.
Totoro finde ich persönlich jetzt nicht wahnsinnig niedlich und wenn er breit lächelt, sieht er sogar recht gruselig aus. Durch seine rundliche Körperform und sein weiches Fell wirkt er dann aber doch irgendwo knuffig.
Den Katzenbus fand ich vom Design her sehr originell, obwohl auch dieser durch das breite Grinsen etwas unheimlich wirkt.
Insgesamt waren die Geisterwesen nicht hundertprozentig mein Fall, aber das ist eben Geschmackssache.
Die Menschen sind vom Design her angenehm, wenn auch nicht spektakulär. Aber das finde ich gut. Die Leute sind keine umwerfenden Schönheiten, sondern einfach normale Leute mit Ecken und Kanten.
MusikDie Musik von Joe Hisaishi untermalt den Film wunderbar und vor allem das Stück „Kaze no Toori Michi“ kann ich nur als wunderschön beschreiben. Auch das Ending „Tonari no Totoro“ (gesungen von Azumi Inoue) ist einfach süß und ein echter Ohrwurm.
An der musikalischen Untermalung habe ich nichts auszusetzen, sie ist einfach super!
FazitIch war ja, wie gesagt, „Mein Nachbar Totoro“ gegenüber recht skeptisch.
Aber mir hat der Film dank seiner lieben, unschuldigen Stimmung und seinen vielen rührenden Momenten sehr gut gefallen und nun kann ich absolut verstehen, warum dies so ein Klassiker ist.
Nichts für Leute, die eine große Abneigung gegenüber ruhigen Filmen haben. Ansonsten kann ich „Mein Nachbar Totoro“ absolut empfehlen, selbst Leuten, die sonst nichts mit Anime anfangen können.