AcurosV.I.P.
#1Ehrlich gesagt: Diesem Anime eine Rezension zu verpassen, ist aufgrund der Beschreibung oben gar nicht mal zwingend nötig – mich hat sie zum Anschauen motiviert. Aber andererseits … in den Top 30 zum Zeitpunkt des Verfassen und dennoch rezensionslos? Das kann ich dann doch nicht so stehen lassen.
Wie auch immer: Ich mag normalerweise keine Anime-Filme, weil sie meist einfach zu kurz sind. Selbst ein 12-Folgen-Anime hat locker die doppelte, zuweilen dreifache Zeit. Kimi no Suizou o Tabetai macht seine Sache nicht nur in diesem Rahmen, sondern auch darüber hinaus sehr gut. Zum Beispiel lässt schon die erste Szene kein Zweifel daran, wie die Sache ausgeht. Es mag komisch klingen, aber ich fand’s gut so. Damit entfällt das lästige Bangen, das aufgrund der Inszenierung auch einfach gestört hätte.
Wenn die Zeit eines Animes knapp bemessen ist, kann die übermäßige Behandlung von Nicht-Hauptfiguren und zu vielen Nebensträngen quasi tödlich sein. Ergo hat man das hier fast komplett verworfen und bis auf eine Ausnahme nimmt der Film davon auch keinen Schaden. Stattdessen wird sich von Anfang an vorrangig auf die zwei Hauptfiguren und deren Miteinander konzentriert.
Wenn die Zeit eines Menschen knapp bemessen ist, kann er es sich nicht leisten, den Rest seines Lebens mit Trübsal zu verbringen. So jedenfalls das Motto von Sakura, die natürlich kein blanke Frohnatur ist, sondern sich fortwährend gegen die Verzweiflung, die Depression, die Hoffnungslosigkeit, die eine nicht heilbare und demnächst tödliche Krankheit mit sich bringen kann (und es meist auch tut), zur Wehr setzt. Neben der schönen Inszenierung ist die größte Stärke des Films der Kontrast zwischen ihrer (streng genommen aufgesetzten) Fröhlichkeit und dieser ängstlich-traurigen Seite, die immer mal wieder zum Vorschein kommt, aber nie überzogen dramatisch ist.
Haruki, das männliche Gegenstück, ist ein komplizierter und introvertierter Mensch, der durch blanken Zufall Sakuras Notizbuch findet und dadurch von ihrer Krankheit erfährt. Weil er aber der so ziemlich einzige Mensch ist, der sie deswegen trotzdem neutral (zunächst sogar regelrecht desinteressiert) behandelt, findet Sakura gewissermaßen schnell Gefallen an ihm.
Die daraus resultierenden gemeinsamen Erlebnisse sind das Herzstück des Animes. Und weil diese einfach überwiegend schön dargestellt sind, braucht der Film auch gar nicht mehr. Er bleibt bis auf ein paar Dramaeinschübe angenehm bodenständig - und selbst diese Einschübe wirken nicht fehlplatziert.
Aufgrund von Sakuras Situation und der eher kurzen Zeitspanne im Film findet keine wirkliche Charakterentwicklung bei ihr statt (oder nur unscheinbar). Dafür erhält man sukzessive Einblicke in ihre Gefühlswert. Das allein genügt, um aus ihren die interessante und vor allem sehr liebenswerte Figur zu machen, die nicht nur zum Spaß in meine Favoritenliste aufgenommen wurde.
Haruki wiederum hätte mehr Zeit gebraucht. Eben weil er (zunächst) so unnahbar ist, fällt jeder Mangel an Hintergrundgeschichte umso mehr auf. Keine Frage – auch er ist ein Sympathieträger und entwickelt sich durch die Erlebnisse weiter. Und weil er auch der passive Part ist, war es für mich etwas schwieriger, mich in die Figur reinzuversetzen. Das allerdings ist wirklich nur Jammern auf hohem Niveau. Im großen Kosmos der Animefiguren finde ich ihn immer noch deutlich besser als zahlreiche andere Vertreter.
Vor allem waren es die überwiegend harmonische Wechselwirkung der zwei Charakter, die mich so eingenommen hat.
Die restlichen Figuren sind natürlich bzw. zum Glück nur Mittel zum Zweck, lediglich bei Sakuras Freundin, Kyouko, verpatzt das Werk ein bisschen: Sie taucht immer mal wieder auf, ist nicht gänzlich irrelevant, hat aber dennoch keine Chance aus dem bei mir schnell etablierten Schmollzicken-Image herauszukommen. Gut, in der letzten Szene ist das anders, aber die Änderung dahin erlebt man als Zuschauer leider nicht.
Zu den technischen Seiten:
- Bei den Synchronsprechern liefert die Sprecherin (zuletzt Gilda aus Yakusoku no Neverland) von Sakura den wohl besten Job ab, sie bringt die Figur ziemlich gut rüber. Ähnlich passend ist der Sprecher von Haruki – zumindest das Reservierte und Verschlossene kommt relativ gut rüber. Der Sprecherin von Kyouko muss man vermutlich Mitleid aussprechen – sie kann definitiv mehr (z. B. Patema aus Sakasama no Patema oder Harumi aus Citrus), hat dazu aber zu wenig Gelegenheit. Der Rest ist nicht wirklich erwähnenswert, aber dafür sind auch keine Ausfälle zu verzeichnen.
- Den Zeichenstil bei den Figuren würde ich nur als OK bezeichnen, er bekommt aber einen Pluspunkt dafür, dass man zur Abwechslung mal keine Anime-Glubschaugen zu sehen bekommt. Die Hintergründe sind nicht nur detailliert (gut, sollte man von einem 2018er-Film erwarten können), sondern in Kombination mit den Lichteffekten auch einfach schön. Die Animation ist in dem Genre eher weniger relevant, aber zumindest mir anspruchsloser Seele ist nix Negatives in Gedanken geblieben.
- Der Soundtrack (immerhin gut 30 Lieder, eins davon fast 7 Minuten) ist so eine Sache: Sowohl Titellied als auch Abspannlied sind vom gleichen Künstler und bewegen sich irgendwo zwischen J-Pop und J-Rock. Während der Abspann stimmungsmäßig noch geht, finde ich das Titellied da nicht wirklich passend. Aber egal - die eigentliche Filmlieder sind überwiegend im eher melancholisch-schönen Bereich, auch wenn es ein paar gibt, die mehr zum Positiven tendieren. Auffallend ist, dass der Pianoklang ziemlich überwiegt, Streicher sind schon nicht mehr so oft zu hören. Auch wenn ich mir die Lieder jetzt nicht wiederholt anhören würde, kann ich den Soundtrack als gelungen bezeichnen, unterstreicht er die Stimmung mehr als nur passend und trägt auch nicht zu dick auf. Und das ist schließlich die Hauptsache. Falls jemand eine Kostprobe haben möchte, dann verweise ich einfach mal auf dieses Lied hier – wenn ich so darüber nachdenke, beschreibt es den Film klanglich ziemlich passend.
Fazit:
Wirklich schöner Film, den sich nicht nur Fans von eher stillem bzw. bodenständigem Drama postwendend zu Gemüte führen sollten. Eines der Anime-Highlights der letzten Zeit.
Wie auch immer: Ich mag normalerweise keine Anime-Filme, weil sie meist einfach zu kurz sind. Selbst ein 12-Folgen-Anime hat locker die doppelte, zuweilen dreifache Zeit. Kimi no Suizou o Tabetai macht seine Sache nicht nur in diesem Rahmen, sondern auch darüber hinaus sehr gut. Zum Beispiel lässt schon die erste Szene kein Zweifel daran, wie die Sache ausgeht. Es mag komisch klingen, aber ich fand’s gut so. Damit entfällt das lästige Bangen, das aufgrund der Inszenierung auch einfach gestört hätte.
Wenn die Zeit eines Animes knapp bemessen ist, kann die übermäßige Behandlung von Nicht-Hauptfiguren und zu vielen Nebensträngen quasi tödlich sein. Ergo hat man das hier fast komplett verworfen und bis auf eine Ausnahme nimmt der Film davon auch keinen Schaden. Stattdessen wird sich von Anfang an vorrangig auf die zwei Hauptfiguren und deren Miteinander konzentriert.
Wenn die Zeit eines Menschen knapp bemessen ist, kann er es sich nicht leisten, den Rest seines Lebens mit Trübsal zu verbringen. So jedenfalls das Motto von Sakura, die natürlich kein blanke Frohnatur ist, sondern sich fortwährend gegen die Verzweiflung, die Depression, die Hoffnungslosigkeit, die eine nicht heilbare und demnächst tödliche Krankheit mit sich bringen kann (und es meist auch tut), zur Wehr setzt. Neben der schönen Inszenierung ist die größte Stärke des Films der Kontrast zwischen ihrer (streng genommen aufgesetzten) Fröhlichkeit und dieser ängstlich-traurigen Seite, die immer mal wieder zum Vorschein kommt, aber nie überzogen dramatisch ist.
Haruki, das männliche Gegenstück, ist ein komplizierter und introvertierter Mensch, der durch blanken Zufall Sakuras Notizbuch findet und dadurch von ihrer Krankheit erfährt. Weil er aber der so ziemlich einzige Mensch ist, der sie deswegen trotzdem neutral (zunächst sogar regelrecht desinteressiert) behandelt, findet Sakura gewissermaßen schnell Gefallen an ihm.
Die daraus resultierenden gemeinsamen Erlebnisse sind das Herzstück des Animes. Und weil diese einfach überwiegend schön dargestellt sind, braucht der Film auch gar nicht mehr. Er bleibt bis auf ein paar Dramaeinschübe angenehm bodenständig - und selbst diese Einschübe wirken nicht fehlplatziert.
Aufgrund von Sakuras Situation und der eher kurzen Zeitspanne im Film findet keine wirkliche Charakterentwicklung bei ihr statt (oder nur unscheinbar). Dafür erhält man sukzessive Einblicke in ihre Gefühlswert. Das allein genügt, um aus ihren die interessante und vor allem sehr liebenswerte Figur zu machen, die nicht nur zum Spaß in meine Favoritenliste aufgenommen wurde.
Haruki wiederum hätte mehr Zeit gebraucht. Eben weil er (zunächst) so unnahbar ist, fällt jeder Mangel an Hintergrundgeschichte umso mehr auf. Keine Frage – auch er ist ein Sympathieträger und entwickelt sich durch die Erlebnisse weiter. Und weil er auch der passive Part ist, war es für mich etwas schwieriger, mich in die Figur reinzuversetzen. Das allerdings ist wirklich nur Jammern auf hohem Niveau. Im großen Kosmos der Animefiguren finde ich ihn immer noch deutlich besser als zahlreiche andere Vertreter.
Vor allem waren es die überwiegend harmonische Wechselwirkung der zwei Charakter, die mich so eingenommen hat.
Die restlichen Figuren sind natürlich bzw. zum Glück nur Mittel zum Zweck, lediglich bei Sakuras Freundin, Kyouko, verpatzt das Werk ein bisschen: Sie taucht immer mal wieder auf, ist nicht gänzlich irrelevant, hat aber dennoch keine Chance aus dem bei mir schnell etablierten Schmollzicken-Image herauszukommen. Gut, in der letzten Szene ist das anders, aber die Änderung dahin erlebt man als Zuschauer leider nicht.
Zu den technischen Seiten:
- Bei den Synchronsprechern liefert die Sprecherin (zuletzt Gilda aus Yakusoku no Neverland) von Sakura den wohl besten Job ab, sie bringt die Figur ziemlich gut rüber. Ähnlich passend ist der Sprecher von Haruki – zumindest das Reservierte und Verschlossene kommt relativ gut rüber. Der Sprecherin von Kyouko muss man vermutlich Mitleid aussprechen – sie kann definitiv mehr (z. B. Patema aus Sakasama no Patema oder Harumi aus Citrus), hat dazu aber zu wenig Gelegenheit. Der Rest ist nicht wirklich erwähnenswert, aber dafür sind auch keine Ausfälle zu verzeichnen.
- Den Zeichenstil bei den Figuren würde ich nur als OK bezeichnen, er bekommt aber einen Pluspunkt dafür, dass man zur Abwechslung mal keine Anime-Glubschaugen zu sehen bekommt. Die Hintergründe sind nicht nur detailliert (gut, sollte man von einem 2018er-Film erwarten können), sondern in Kombination mit den Lichteffekten auch einfach schön. Die Animation ist in dem Genre eher weniger relevant, aber zumindest mir anspruchsloser Seele ist nix Negatives in Gedanken geblieben.
- Der Soundtrack (immerhin gut 30 Lieder, eins davon fast 7 Minuten) ist so eine Sache: Sowohl Titellied als auch Abspannlied sind vom gleichen Künstler und bewegen sich irgendwo zwischen J-Pop und J-Rock. Während der Abspann stimmungsmäßig noch geht, finde ich das Titellied da nicht wirklich passend. Aber egal - die eigentliche Filmlieder sind überwiegend im eher melancholisch-schönen Bereich, auch wenn es ein paar gibt, die mehr zum Positiven tendieren. Auffallend ist, dass der Pianoklang ziemlich überwiegt, Streicher sind schon nicht mehr so oft zu hören. Auch wenn ich mir die Lieder jetzt nicht wiederholt anhören würde, kann ich den Soundtrack als gelungen bezeichnen, unterstreicht er die Stimmung mehr als nur passend und trägt auch nicht zu dick auf. Und das ist schließlich die Hauptsache. Falls jemand eine Kostprobe haben möchte, dann verweise ich einfach mal auf dieses Lied hier – wenn ich so darüber nachdenke, beschreibt es den Film klanglich ziemlich passend.
Fazit:
Wirklich schöner Film, den sich nicht nur Fans von eher stillem bzw. bodenständigem Drama postwendend zu Gemüte führen sollten. Eines der Anime-Highlights der letzten Zeit.
Update-Historie:
28.05.2019 Rechtschreibfehler + Doppelte Formulierung korrigiert
22.08.2020 Tippfehler entdeckt und liquidiert
22.10.2020 Charakterverlinkung, außerdem *wieder* Tipp- und Kommafehler entdeckt und … ich will einen privaten Korrekturleser :(
28.05.2019 Rechtschreibfehler + Doppelte Formulierung korrigiert
22.08.2020 Tippfehler entdeckt und liquidiert
22.10.2020 Charakterverlinkung, außerdem *wieder* Tipp- und Kommafehler entdeckt und … ich will einen privaten Korrekturleser :(
Beitrag wurde zuletzt am 22.10.2020 22:28 geändert.