PilopV.I.P.
#1Endzeit Slice of Life. Das de facto Genre dieser Serie ist ja fast schon ein Widerspruch in sich und doch funktioniert diese Mischung, da man dabei schlicht den richtigen Ton trifft.
"The night of humanity... May it be a peaceful age“. Zwar kann ich leider nicht sagen, dass Shoujo Shuumatsu Ryokou an diese Serie herankommt, aber es kam mir dabei doch dieses Zitat aus Yokohama Kaidashi Kikou in den Sinn. Auch wenn diese beiden Titel unterschiedlich gelagert sind, gleichen sie sich doch in vielen Elementen, allen voran, dass sie vom Ende der Menschheit handeln, gleichzeitig aber trotzdem keine tragischen, depressiven Geschichten darstellen. Es hat eher den Charakter eines ruhigen Ausklingens Menschheit. Im Vergleich zu YKK ist dieser Anime hier aber zweifellos der mit der weit dystopischeren Note. Die moderne menschliche Zivilisation ist bereits zu Ende gegangen und zwei einsame Mädchen durchstreifen in der Suche nach Nahrung und eventuellen anderen Menschen die verlassenen Ruinen einer mehrschichtigen, endlosen Mega-Stadt, in der es weder Menschen, noch Tiere, noch Pflanzen gibt. Wenn man es so beschreibt liest es sich sehr wohl wie eine tragische Geschichte und es ist nun der Kunstgriff dieser Serie es anders wirken zu lassen. Diese andere, an sich nicht dramatische Sichtweise auf diese Situation wird davon getragen, dass Chito und Yuuri wenig anderes kennen. Die Ruinen der menschlichen Zivilisation, die sie durchstreifen, können sie nicht mit Trauer und Wehmut erfüllen, da sie diese Zivilisation selbst nie gekannt haben. Die Überreste vergangener Bauten und Technologien sind ihnen meist fremd und nur fallweise verschwenden sie Gedanken daran. Gerade diese Situationen, in denen sich die beiden mit ihrer Situationen und ihrer Umgebung beschäftigen und versuchen sie zu interpretieren, zählen dann aber zu den stärksten dieser Serie. Hier kommt dann durchaus auch eine Prise Philosophie ins Spiel, die neben den Fragen des menschlichen Miteinanders auch Außenseiterperspektiven auf Aspekte unserer menschlichen Zivilisation zeigen. Angereichert wird das Ganze dann noch durch spärlich eingesetzte phantastischere Elemente, die sich aber gut in dieses Setting einfügen.
Wären die Serie nun immer so, wie in ihren stärksten Szenen, wäre sie ein echter Spitzentitel, nur ist dem dann leider halt nicht so. Sie ist auch gefüllt mit normalen Reise- und Abenteuerszenen, die stärker auf die beiden Figuren gestützt sind und gerade hier zeigt sich dann schon auch, dass Chito und Yuuri ausgefeilter sein könnten. Zu große Denker dürfen sie zwar per se nicht sein, da das wohl zwangsläufig in Depressionen enden müsste, aber ein wenig mehr Nachdenklichkeit wäre wohl trotzdem nicht fehl am Platz gewesen. Gerade Yuuri ist mir in ihrer völligen Unbekümmertheit schon zu einfach gestrickt. Letztendlich ist hier also vielleicht am Ende der Widerspruch zwischen dystopischen Setting und positiver Stimmung doch etwas zu groß, um ihn ohne größere Anstrengungen vollends überwinden zu können.
Kommentare
Allerdings ist die deutsche Synchronisation unzumutbar.
Allerdings spiele ich jetzt mal Klugscheißer und frage mich, was ein deutsches Kettenkrad aus dem zweiten Weltkrieg vom Typ HK101 von NSU sowie ein Motorflugzeug und anscheinend Fossilbrennstoff-Tanksäulen in einem Anime zu Suchen haben, der in der Zukunft spielt. :-)
Wobei in der Hinsicht auch arg idealisiert wurde, es leben so gut wie keine weiteren Menschen mehr, während der Planet allgemein tot zu sein scheint. Eher früher als spät wird es ihnen dann genauso ergehen, und trotzdem sorgen sie sich kaum um ihre Lage. Im Vordergrund steht also weniger die Möglichkeit aus einer misslichen Lage noch etwas positives zu gewinnen, sondern tatsächlich die letzte Reise zweier Freundinnen. Durch den heiteren Inhalt wirkt das alles bloß nicht so dramatisch.