AsaneRedakteur
#1Mit dem neuen Schuljahr kommen neue Schüler von verschiedenen Mittelschulen an die Kitauchi-Oberschule, und auch der Blasmusik-Club steht vor einschneidenden Veränderungen. Neulinge kommen in überraschender Zahl und wollen in den Club integriert sein, und da natürlich die vorige 3. Klasse von der Schule gegangen ist und mit ihr viele tragende Kräfte, die das Orchester bisher geprägt haben, muss sich nun eine neue Generation bewähren, und die sieht sich im folgenden vor ungewohnte Aufgaben gestellt.
Wieder einmal kommt es in der ersten Sitzung zu der bekannten Frage: wollen wir einfach nur so spielen und Spaß haben, oder wollen wir an den Nationalen Meisterschaften teilnehmen? Japan wäre nicht Japan und Anime nicht Anime, wenn die überwiegende Mehrheit sich nicht für letzteres entscheiden würde …
Natürlich bringen die Neulinge (wie immer im Ganbatte-Genre) ihre eigenen Probleme und Sichtweisen mit, teils mit dem fast schon üblichen Mittelschul-Trauma, und gerade in diesem Bereich sieht sich Kumiko vor überraschende Herausforderungen gestellt, mit denen sie erst noch ein wenig fremdelt. Mehr als einmal stellt sie sich die Frage, was hätte Asuka an meiner Stelle gemacht?
(So nebenbei: Gegen Ende des Films, als die Senpais zum Abschlusskonzert kommen, hab ich echt im ersten Augenblick gedacht, Asuka sei schwanger. War wohl doch eine optische Täuschung.)
Nationale Meisterschaften plus Neueingliederung. Das ist der Themenkomplex, um den es hier geht. So weit, so bekannt. Blöderweise ist das eine Konstellation, die lautstark nach Serie schreit; all das in einem einzigen Film abzudecken, scheint etwas gewagt.
Und das ist es, was zuerst auffällt: Der Film geht an allen Ecken und Enden Kompromisse ein. Will beides unter einen Hut bringen und schafft doch keines von beiden so wirklich. Aus dem ganzen Kosmos von Euphonium ist dies der deutlich schwächste Teil unter den großen Beiträgen (OVAs und Specials also mal außen vor). Ich war gewarnt, wollte es aber nicht so recht glauben.
Die künstlerische Präsentation ist wie immer. Am oberen Rand der Niveau-Skala, bestechend in der Optik und – wie immer und wie von KyoAni gewohnt – mit einer emotionalen Tiefe, die ihresgleichen sucht. Das ist ja überhaupt eine der größten Stärken von Euphonium: die Schaffung und Ausleuchtung von (für Anime-Verhältnisse) glaubwürdigen, realen Charakteren, die von Seiten des Zuschauers ein erhebliches Identifikationspotential bieten. Das ist auch hier nicht anders, und diese Qualität ist es, die den Film zusammenhält.
Musik und Wettbewerb, das ist eine Kombination, die nicht sehr glücklich ist, diese Aspekte beißen sich. Jeder Künstler weiß das, jeder erkennt, daß künstlerische Werke bzw. deren Präsentation alles andere als objektiv bewertet werden können; anders als im Sport, wo man messbare, objektivierbare Ergebnisse hat. Sobald die musikalischen Wettbewerber eine vergleichbar (hohe) Qualifikation haben, ist es etwas kaum Messbares, was über Sieg oder Niederlage entscheidet. Jeder weiß das eigentlich, – aber gewinnen will man halt schon auch …
Nicht daß es unmöglich sei, ein nachvollziehbares Werturteil zu fällen, oder daß vielleicht doch nur das Ansehen der Schule oder die schönere Nase eines Mädchens den Ausschlag gäbe oder sonstwie Schmu im Spiel wäre (gibt es natürlich vereinzelt auch) – aber es ist bei so was gern auch eine Portion Bauchgefühl dabei. Das ist es, was Kumiko am Ende meint, wenn sie sagt, es sei ihre beste Vorstellung bisher gewesen, und ob's zum "Sieg" reicht oder nicht, sei nicht so dermaßen wichtig. – Sie, die zusammen mit Reina schon so manches durchgemacht hat in dieser Hinsicht.
Was auch schön ist (und bemerkenswert): das relativ ausgedehnte Musikstück, mit dem sich das Orchester in den Contest schmeißt, wird ausführlich wiedergegeben. Mit einigem Schickschnack der Regie, speziell der Kameraführung, die man eher aus dem Doku- oder Infotainmentbereich kennt und was ein wenig den Eindruck von Ganbatte light vermittelt. Man wundert sich schon gar nicht mehr, daß es trotz perfektem Vortrag Sieger und Verlierer gibt, denn alle Stücke sind natürlich von Profis eingespielt worden, also auf entsprechend hohem Niveau. Diese Diskrepanz allerdings ist schon längst Standard in Musik-Ganbatte und die Ausnahmen sind dünn gesät.
Da man sich dazu entschieden hat, den Vortrag nicht zu vernachlässigen, muss der andere Part darunter leiden. Für den Zuschauer etwas anstrengend. Er darf sich unter mehr als einem halben Dutzend Neulingen orientieren, die alle ihre Stärken und Schwächen mitbringen, gerade charakterlich, was natürlich für ziemliches Konfliktpotential sorgt. Infolgedessen knirscht es im Gebälk des gemeinschaftlichen Zusammenhalts, fast von Anfang an, und es scheppert auch einige Male gehörig – und die arme Kumiko ist wahrlich nicht zu beneiden, die all das zu schlichten und all diese Sensibelchen und kleinen Egos zu moderieren hat.
Dies hätte der interessanteste Part von »Chikai no Finale« sein können und seine größte Stärke, hätte man ihm ein Format spendiert, das genügend Auslauf bietet, um diesen Entwicklungen Raum zu geben, sei's als vierstündigen Film (meine Kondition hält das aus!) oder eben als Serie.
So ist es wirklich schade um die Potentialverschwendung, die man hier in Kauf nehmen muss. Dennoch hat man hier einen sehenswerten Film auf allseits hohem Niveau, bei dem es Spaß macht, die Charaktere zu beobachten und ihre feingesponnenen Entwicklungen zu verfolgen. Verkaufen wir diese dramaturische Schwäche doch einfach mal als erhöhtes Rewatch-Potential.
Wieder einmal kommt es in der ersten Sitzung zu der bekannten Frage: wollen wir einfach nur so spielen und Spaß haben, oder wollen wir an den Nationalen Meisterschaften teilnehmen? Japan wäre nicht Japan und Anime nicht Anime, wenn die überwiegende Mehrheit sich nicht für letzteres entscheiden würde …
Natürlich bringen die Neulinge (wie immer im Ganbatte-Genre) ihre eigenen Probleme und Sichtweisen mit, teils mit dem fast schon üblichen Mittelschul-Trauma, und gerade in diesem Bereich sieht sich Kumiko vor überraschende Herausforderungen gestellt, mit denen sie erst noch ein wenig fremdelt. Mehr als einmal stellt sie sich die Frage, was hätte Asuka an meiner Stelle gemacht?
(So nebenbei: Gegen Ende des Films, als die Senpais zum Abschlusskonzert kommen, hab ich echt im ersten Augenblick gedacht, Asuka sei schwanger. War wohl doch eine optische Täuschung.)
Nationale Meisterschaften plus Neueingliederung. Das ist der Themenkomplex, um den es hier geht. So weit, so bekannt. Blöderweise ist das eine Konstellation, die lautstark nach Serie schreit; all das in einem einzigen Film abzudecken, scheint etwas gewagt.
Und das ist es, was zuerst auffällt: Der Film geht an allen Ecken und Enden Kompromisse ein. Will beides unter einen Hut bringen und schafft doch keines von beiden so wirklich. Aus dem ganzen Kosmos von Euphonium ist dies der deutlich schwächste Teil unter den großen Beiträgen (OVAs und Specials also mal außen vor). Ich war gewarnt, wollte es aber nicht so recht glauben.
Die künstlerische Präsentation ist wie immer. Am oberen Rand der Niveau-Skala, bestechend in der Optik und – wie immer und wie von KyoAni gewohnt – mit einer emotionalen Tiefe, die ihresgleichen sucht. Das ist ja überhaupt eine der größten Stärken von Euphonium: die Schaffung und Ausleuchtung von (für Anime-Verhältnisse) glaubwürdigen, realen Charakteren, die von Seiten des Zuschauers ein erhebliches Identifikationspotential bieten. Das ist auch hier nicht anders, und diese Qualität ist es, die den Film zusammenhält.
Musik und Wettbewerb, das ist eine Kombination, die nicht sehr glücklich ist, diese Aspekte beißen sich. Jeder Künstler weiß das, jeder erkennt, daß künstlerische Werke bzw. deren Präsentation alles andere als objektiv bewertet werden können; anders als im Sport, wo man messbare, objektivierbare Ergebnisse hat. Sobald die musikalischen Wettbewerber eine vergleichbar (hohe) Qualifikation haben, ist es etwas kaum Messbares, was über Sieg oder Niederlage entscheidet. Jeder weiß das eigentlich, – aber gewinnen will man halt schon auch …
Nicht daß es unmöglich sei, ein nachvollziehbares Werturteil zu fällen, oder daß vielleicht doch nur das Ansehen der Schule oder die schönere Nase eines Mädchens den Ausschlag gäbe oder sonstwie Schmu im Spiel wäre (gibt es natürlich vereinzelt auch) – aber es ist bei so was gern auch eine Portion Bauchgefühl dabei. Das ist es, was Kumiko am Ende meint, wenn sie sagt, es sei ihre beste Vorstellung bisher gewesen, und ob's zum "Sieg" reicht oder nicht, sei nicht so dermaßen wichtig. – Sie, die zusammen mit Reina schon so manches durchgemacht hat in dieser Hinsicht.
Was auch schön ist (und bemerkenswert): das relativ ausgedehnte Musikstück, mit dem sich das Orchester in den Contest schmeißt, wird ausführlich wiedergegeben. Mit einigem Schickschnack der Regie, speziell der Kameraführung, die man eher aus dem Doku- oder Infotainmentbereich kennt und was ein wenig den Eindruck von Ganbatte light vermittelt. Man wundert sich schon gar nicht mehr, daß es trotz perfektem Vortrag Sieger und Verlierer gibt, denn alle Stücke sind natürlich von Profis eingespielt worden, also auf entsprechend hohem Niveau. Diese Diskrepanz allerdings ist schon längst Standard in Musik-Ganbatte und die Ausnahmen sind dünn gesät.
Da man sich dazu entschieden hat, den Vortrag nicht zu vernachlässigen, muss der andere Part darunter leiden. Für den Zuschauer etwas anstrengend. Er darf sich unter mehr als einem halben Dutzend Neulingen orientieren, die alle ihre Stärken und Schwächen mitbringen, gerade charakterlich, was natürlich für ziemliches Konfliktpotential sorgt. Infolgedessen knirscht es im Gebälk des gemeinschaftlichen Zusammenhalts, fast von Anfang an, und es scheppert auch einige Male gehörig – und die arme Kumiko ist wahrlich nicht zu beneiden, die all das zu schlichten und all diese Sensibelchen und kleinen Egos zu moderieren hat.
Dies hätte der interessanteste Part von »Chikai no Finale« sein können und seine größte Stärke, hätte man ihm ein Format spendiert, das genügend Auslauf bietet, um diesen Entwicklungen Raum zu geben, sei's als vierstündigen Film (meine Kondition hält das aus!) oder eben als Serie.
So ist es wirklich schade um die Potentialverschwendung, die man hier in Kauf nehmen muss. Dennoch hat man hier einen sehenswerten Film auf allseits hohem Niveau, bei dem es Spaß macht, die Charaktere zu beobachten und ihre feingesponnenen Entwicklungen zu verfolgen. Verkaufen wir diese dramaturische Schwäche doch einfach mal als erhöhtes Rewatch-Potential.
Beitrag wurde zuletzt am 01.03.2024 20:48 geändert.
Kommentare
Immerhin hat dieser Film sich wieder etwas besser angefühlt und man führt die Handlung der Serie sinngemäß fort. Leider rast man viel zu sehr durch das gesamte Jahr, springt zum Festival und zum Wettbewerb und endet letztendlich ohne ein zufrieden stellendes Ergebnis. In Anbetracht eines weiteren Filmes und dritten Staffel, aber irgendwie abzusehen. Letztendlich hat mir der Film aber auch gefallen, weil man eben den Fokus auf den Wettbewerb gelegt hat, auch, wenn einige Charakterentwicklungen besser hätten behandelt werden können. Auch, wenn der Titel dick mit "Finale" wirbt, das echt steht uns noch bevor und als kleines Aperitif reicht der Film voll und ganz.
Der Film ist trotzdem großartig aber kann mit den beiden ersten Staffeln und Liz nicht richtig mithalten.
Bleibt nur abzuwarten und zu hoffen auf die Dritte und wohl letzte Staffel.
Ah und unbedingt auf die Aftercredits Szenen warten um die neue Präsidentin zu erleben 😉
Am Ende war für mich allerdings das beste, dass wir nochmal Asuka und ihr Wunderticket erleben durften.
Ich liebe Eupho mit ganzem Herzen, kann aber nicht anders als nicht vollkommen zufrieden zu sein mit dem Film. Ich weiß nicht genau was fehlt, aber der Film war nicht was ich erwartet hatte. Generell ist das nichts schlechtes, hier aber schon. Die Charaktere um Kumiko und sie selbst haben nicht genug Entwicklung bekommen. Sie hätten alle mehr Zeit gebraucht. Eine Szene die viel Zeit bekommen hat hingegen war die Aufführung am Ende. Klar sie klingt echt schön, ist aber ultimativ langweilig päsentiert und trägt nichts bei als, schaut wir hatten eine Aufführung. Die Beziehung zwischen Kumiko und Tsukamoto war nicht mal so schlecht wie ich immer dacht das sie sein würde, aber irgendwie war es auch nicht wirklich die Kumiko die wir kennen, die mit ihm am Fest rumrennt und rumalbert. Es konnte einfach nicht gut gehen. Und so wie es jetzt im Film behandelt wurde bin ich weder in die eine Richtung noch in die andere Zufrieden. Weder sind die beiden in einer zufriedenstellenden Art zusammengekommen, noch hat Kumiko ihm einen richtigen Korb verpasst. Ich mochte das meiste, vor allem die Szene rund um die Audition. Aber ich hab auch Probleme mit vielem.
Alles in allem sehr gespalten, ich gebe ihm aber immer noch 8/10, wegen Asukas Wunderticket. XD
Man hätte viel mehr erreichen können. Neben der Serie und Liz schaut Chikai no Finale leider eher schwach aus.