Encouragement of Climb: Erinnerungsgeschenk (2017)

»Omoide Present« vereint zwei einzelne OVAs und handelt eigentlich mehr von "Omoide" als von "Present". Nämlich den Erinnerungen an verschiedene Begebenheiten aus jüngerer, aber teils auch aus etwas fernerer Vergangenheit, die die Wandermädchen miteinander teilen und die sie als Gruppe zusammenhält.

Optisch ist daher alles auf dem hohen Niveau der 2. und 3. Staffel, man bleibt auch weiterhin einer angenehm natürlichen 2D-Technik verpflichtet, und baut nur an wenigen Stellen CGI ein (bei Fließgewässern oder dem vorbeifahrenden Bus zu Beginn, z.B.), das sich aber durchweg sehr harmonisch einfügt. Nur das Schatzkästlein ganz am Schluss wollte man in 3D realisieren, was qualitativ deutlich abfällt und daher auch die irritierende Frage aufwirft, ob das wirklich nötig war.
Musikalischerseits gibt man sich sparsam wie immer, wählt durchweg leichte, passende Musik, die einen sehr guten, stimmigen Eindruck macht, auch wenn sie sich nicht nachhaltig im Ohr festsetzt.

Auch sonst wird die gemächliche, stark Iyashikei-lastige Linie der Staffeln beibehalten, was den Wohlfühlfaktor entschieden anhebt, und die Quote an neckischen Späßchen, die bei den Staffeln recht oft irgendwo zwischen dämlich und peinlich lagen, wird deutlich reduziert.

Als erstes widmet sich die OVA einem speziellen Tag im Leben von Kokona, dem 31. August, dem traditionell letzten Tag der Sommerferien also. Wegen eines Geschäftstermins wird sie von ihrer Mutter versetzt, und so muss der geplante gemeinsame Ausflug leider ins Wasser fallen. Kokona ist zwar eher still und bescheiden, aber auch nicht gerade das Kind, das in solch einer Situation anfängt Trübsal zu blasen.
Also macht sich sie alleine auf in die nähere Umgebung und wandelt auf den Pfaden ihrer Kindheit, die immer noch prall gefüllt sind mit Erinnerungen an Früheres, vor allem an gemeinsame Unternehmungen mit ihrer Mutter. Diese Verschneidungen mit Bildern aus alten Tagen visualisiert auch der Anime, der somit den Zuschauer unmittelbar an der Gefühlswelt von Kokona teilhaben lässt. Die Standard-Trope bei solcher Art Animes "Kleines Kind hat sich verlaufen und kann seine Mutti nicht wiederfinden" darf natürlich auch hier nicht fehlen und schlägt wie selbstverständlich die Brücke zurück zu ähnlichen Erfahrungen der eigenen Kindheit.

Im zweiten Teil erzählt uns Kaede etwas über ihr Verhältnis zu Aoi und wie sie die neue Freundin als Charakter wahrgenommen hat. Aber nicht sehr lang, leider, denn sehr bald schwenkt der Fokus um zu Hinata & Aoi, die ihre gemeinsamen Erinnerungen via Fotoalbum durchgehen. Sie solle ja nichts anfassen, während sie kurz weg ist, schärft Aoi ihrer Freundin ein – dabei ist die Frage nur, was alles sie genau nicht anfassen soll.
Natürlich ist auch das, wie so vieles in »Yama no Susume« ein oft gesehenes Klischee, und dennoch passt es hier ganz vorzüglich zur Situation wie zu den Charakteren, so daß ein eigentlich fälliger Facepalm hier ausbleibt.
Die Nostalgiewelle, die die beiden lostreten, schwappt zurück in die gemeinsame Grundschulzeit, bis sie an dem schmerzhaften Punkt bricht, als Hinata wegziehen musste.
Hier gesellt sich zu "Omoide" das "Present", da sich die Mädchen ein Abschiedsgeschenk gebastelt hatten, und nur Hinata ihres nicht mehr finden kann – während Aoi das Geschenk ihrer Freundin immer bewahrt hat, wie Hinatas Neugierde erfahren musste. Diese Tragödie zieht sich für fast 10 Minuten durch den Rest der OVA und erfährt interessante Abstecher und Abzweigungen zu typischen Papa-Erfahrungen und den heiligen Versprechungen kleiner Kinder. Natürlich ist am Ende trotzdem alles gut bei den beiden Unzertrennlichen.

Diese beiden Präsente sind zwar Konokas 31. August und Hinatas 28. Oktober gewidmet, aber sie sind natürlich genauso gut ein Geschenk an den Zuschauer, der zu dieser genialen Serie, die sich wie ein Zwitter aus »Non non Biyori« und »Yuru Camp« anfühlt, einen Nachschlag erhält, der sich wohltuend auf die Seele legt und den alltäglichen Ärger der Arbeitswelt weit, weit wegschiebt. Der Kauf des Animes müsste eigentlich von der Krankenkasse bezuschusst werden.