AodhanV.I.P.
#1Das auffälligste Merkmal von Houseki no Kuni ist sicherlich die Welt, in der die Geschichte spielt, denn sie wird diesmal nicht von Menschen, sondern von humanoiden geschlechtslosen Edelsteinen bevölkert. Ich leg zwar eigentlich gar keinen so großen Wert auf das Außergewöhnliche und die exotische Welt ist auch nicht der Hauptgrund, warum mir der Anime so gut gefällt, aber ein Pluspunkt ist sie natürlich trotzdem. Genauso wie die CGI-Animationen, die bei dieser Serie so gut sind, dass ich manchmal schon fast vergessen hab, dass ich gerade einen CGi-Anime schaue. Wobei ich ich auch sonst kein großes Problem mit CGI hab. Die Kampfszenen sind jedenfalls spektakulärer und dynamischer, als es die aus gezeichneten TV-Serien je sein könnten. Gut gefallen hat mir der Anime allerdings aus anderen Gründen. Die Figuren sind alle sehr sympathisch, allen voran die Hauptfigur Phos, und die Handlung hat mich von Anfang bis Ende immer gut unterhalten. Sie ist mal heiter, mal etwas melancholisch, wenn sie sich um Phos' Entwicklung dreht, aber sie kann auch spannend und geheimnisvoll sein, wenn gerade die Mondbewohner im Mittelpunkt stehen. Zu guter Letzt ist Houseki no Kuni eine der wenigen Adaptionen, die ihre Vorlage sogar ein bisschen übertreffen, der Anime profitiert ungemein von den Animtaionen und er wird ein Stück weit "klarer" erzählt als der Manga.
Kommentare
Ich für meinen Teil unterstütze auf jeden Fall keine gegenderten Bücher, DVDs oder BluRays und kann auch nur jedem empfehlen, der ebenfalls nicht angegendert möchte, „Das Land der Juwelen“ und ähnliche Machwerke nicht zu kaufen, dann wird sich diese Unart mit diesen Fantasiewortkonstruktionen von selbst erledigen, wenn den Publishern das Geld für solche Spielereien ausgeht.
Mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen.
Aber davon mal abgesehen gibt es keinen Präzedenzfall für diese Situation. Wir kennen keine andere humanoide Spezies, geschweige denn eine, die geschlechtslos ist. Die Figuren aus Houseki no Kuni sind keine Edelsteine oder Juwelen, sondern eine eigene, empfindungsfähige Spezies und wir sprechen nicht über unspezifische Gruppen, sondern über einzelne Individuen, deren Geschlecht bekannt ist. Es ist eben nur "kein Geschlecht". Hier halte ich es für sinnvoll, diese Geschlechtslosigkeit auch sprachlich auszudrücken. Ich würde bei einer einzelnen Person mit bekanntem Geschlecht nicht das generische Maskulinum benutzen, es sei denn, die Person ist ein Mann natürlich.
Zum einen:
Ein beträchtlicher Teil der generischen Formen (in der Regel mask.) ist auf sog. Nomen agentis zurückzuführen. Diese tragen meist das Suffix "-er" und sind gramm. männlich. Das ist einfach so. Genauso wie z.B. Abstrakta auf -heit und -keit weiblich sind. Durchgängig! Und da regt sich ja auch keiner(!) auf. Außerdem zeichnen sich solche generischen Formen dadurch aus, dass sie movierbar sind, d.h. dass eine spezifisch weibliche Form ableitbar ist: "-in". Und das übrigens schon seit über 1000 Jahren. Wäre Sprache ein Resultat gesellschaftlicher (Macht-)Verhältnisse, gäbe es das nicht. Eher könnte(!) man argumentieren, die (patriarchalischen) Machtverhältnisse haben zur Ausbildung einer weibl. Movierung geführt. Wenn man diese abschaffen würde, gäbe es keine Sonderstellung, und man könnte die "männliche" Form für alles und jedes benutzen. Etwa so wie in England. Oder damals in der DDR.
Es gibt auch ein generisches Femininum, aber das ist recht selten. Spontan und ungegoogelt fallen mir "Hexe" und "Witwe" ein. Mit der männl. Movierung wird daraus "Hexer" und "Witwer". (Aber googel doch mal spaßeshalber nach "Hexerin"…)
D.h. bei Nomen agentis ist die männliche Form der Default, nicht weil sie soziale Realität abbildet, sondern weil das einem gramm. Gesetz folgt. Wenn man in älteren Quellen liest (also älter als 5 Jahre): "Obertupfingen hat 365 Einwohner", dann sind das nicht nur Männlein und Weiblein, sondern auch alles, was gendermäßig dazwischen oder daneben liegt, Hauptsache es ist Mensch. D.h. auch, mit der zunehmenden und strikten Spezifizierung in m/w ist die Sprache paradoxerweise ungenauer und unflexibler geworden.
Ein schönes Stichwort: irgendwann im Althochdeutschen fand die Trennung von "Mann" und "Mensch" statt. "man" hat aber schon immer auch "Mensch" bedeutet, wie im Indefinitpronomen "man" heute oder "man" im Englischen. Daher gilt sowas wie "Mannschaft" absolut geschlechtsunabhängig. "Kaufmann", "Landsmann" und "Seemann" ebenso, völlig entgegen der historischen Realität, dass Seefahrer in der Regel Männer waren. Man erkennt es an den abgeleiteten Formen: es heißt "kaufmännisch" und nicht "kaufmännlich". Und derPlural? "Kaufleute", "Landsleute", "Seeleute".
Zum anderen:
Sprache ist zwar logisch, bis zu einem gewissen Maß, aber vor allem an der Praxis orientiert. Einerseits schaut man auf Sprachökonomie und lässt weg, was für das Verständnis entbehrlich ist, andererseits ist sie redundant veranlagt, nicht nur semantisch (dem Sinngehalt einer Aussage nach), sondern auch grammatisch. Warum sollte man also immer Doppelformen nennen, wenn mit einer einzigen Form alle gemeint sind?
Kurz: warum sollten Frauen nicht auch Bäcker, Lehrer, Bademeister sein können, wenn es nicht auf die Person (Geschlecht), sondern auf die Tätigkeit (Amt/Funktion) ankommt? Die Sprache hat da wunderliche Konstruktionen: bei den Bienen gibt es den Weisel (mask.), der als das einzig geschlechtsreife weibliche Exemplar männlichen Genus ist, und die Drohne (fem.), womit die männlichen Exemplare bezeichnet werden.
Manche argumentieren ja, es gebe beim generischen Maskulinum gar keine spez. männliche Wortform, sondern nur eine neutrale, die eben unglücklicherweise (und vielleicht auch zufällig) grammatisch männlich ist. Eine spez. männl. wäre also "Bäckerer", "Lehrerer" und "Bademeisterer".
Vielleicht ist man schon viel früher auf ähnliche Gedanken gekommen, denn viele Familiennamen im Alemannischen lauten "Riesterer", "Ketterer", "Schladerer" usw.
Aber das hat jetzt mit den Thema "genderunabhängig formulieren" nicht mehr viel zu tun. Bis vor 20 Jahren war das noch eher möglich, weil man nicht bei jedem männlichen Wort an Pipimann gedacht hat, da gab es noch sowas wie Kontext, aus dem man sich den Sinn erschließen konnte. Heute ist das schwieriger, weil die Zuordnungen Endung - Geschlecht festgefügter sind und man auf die Fähigkeit zu sinnentnehmdem Lesen nicht mehr vertrauen kann. Wenn man also Konstruktionen braucht wie "-xier", so ganz im Stil von Lann Hornscheidt, so sind die Leute selber in die Falle getappt, die sie anderen gestellt haben.
Leider ist diese ganze Debatte mehr von Gefühlen diktiert ("mitgemeint") als von wissenschaftlicher Erkenntnis, und gegen Gefühle kann man (Mann) bekanntlich nur ganz schlecht an-argumentierten. Das war so etwa auch der Grund, warum ich vor knapp 30 Jahren auch Luise Pusch und Senta Trömel-Plötz gelesen habe.
tl;rd (oder lr;ks): Die Annahme einer Spiegelung gesellschaftlicher Verhältnisse in die Sprache ist verführerisch naheliegend, die Faktenlage gibt das aber nicht her und die Realität ist, wie immer, weit komplexer, als dass sie einfache Antworten rechtfertigte. Denn solche Antworten sind nicht nur angenehm einfach, sondern meist auch unangenehm falsch.